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Aufbruch ins Heilige Land: Die Logistik des Ersten Kreuzzugs

AutorJulian Hatzig
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl52 Seiten
ISBN9783955499730
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nicht damit, etwaige Kreuzzugstheorien und Definitionen näher zu beleuchten und auf verschiedene Kriegszüge anzuwenden. Ferner geht sie auch nicht auf die religiösen und kulturellen Auswirkungen der Kreuzzüge ein. Vielmehr soll ein Aspekt der Kreuzzüge näher beleuchtet werden, der in der bisherigen Kreuzzugsforschung überraschenderweise viel weniger Aufmerksamkeit erhalten hat, als ihm wohlmöglich gebührt. Dabei handelt es sich um die Logistik eines Kreuzzuges, welche für die Reise von existentieller Bedeutung war und trotz der vergleichsweise geringen Beachtung naturgemäß die Grundlage des gesamten Unterfangens bildete. In dieser Arbeit geht es demnach darum, diese logistischen Aspekte einer solchen Unternehmung genauer zu untersuchen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 4, Die zweite Welle des Ersten Kreuzzugs: 4.1, Vorbereitung auf die Reise: Es ist bereits im Vorfeld mehrfach erwähnt worden, dass es sich bei den Kreuzfahrerheeren, welche sich im Anschluss an den Volkskreuzzug auf den Weg nach Osten begaben, um weitaus besser organisierte Gruppen handelte. Die Ursachen dafür liegen bereits in der Vorbereitung der Reise, welche in der Folge thematisiert werden soll. Zunächst ist festzuhalten, dass die Teilnehmer der zweiten Welle des Kreuzzugs wesentlich mehr Vorbereitungszeit in Anspruch nahmen, als dies zuvor der Fall war. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Anzahl der Ritter auf dem Zug sehr viel höher war, als während des Volkskreuzzugs. Darüber hinaus unterstanden diese nun auch angesehenen Fürsten. Insgesamt bestand der Erste Kreuzzug zunächst aus fünf Heeren. Einem süd-, west-französischen Heer, unter Führung von Raimund von Toulouse, einem lothringischen, angeführt von Herzog Gottfried von Boullion und seinem Bruder Balduin, einem normannischen mit Herzog Robert II., Graf Stephan von Blois und Graf Robert II. von Flandern an der Spitze, einem französischen unter der Leitung von Hugo von Vermandois und schließlich einem Heer von süditalienischen Normannen unter dem Befehl von Bohemund von Tarent. Einen gemeinsamen Anführer sollte es weder zu Beginn, noch zum Ende des Kreuzzugs hin geben. Nun hatte jeder Ritter persönlich dafür Sorge zu tragen, dass er die Reise mit allen notwendigen Gütern antreten konnte. Es mussten somit im Vorfeld ausreichend Waffen, Bekleidung, Zelte, Zugtiere und Pferde besorgt werden. Hinzu kam, dass jeder Ritter sich um seine eigene Verpflegung und die seiner Helfer zu kümmern hatte. Da es sich jedoch nicht nur um eine vergleichsweise kurze Unternehmung innerhalb der eigenen Landesgrenzen, sondern um eine ca. 4.800 Kilometer lange Reise ins Heilige Land handelte, bedeutet dies, dass die Kreuzfahrer vor ihrer Abreise vor allem eines benötigten; ausreichende finanzielle Mittel. Man geht davon aus, dass der Kreuzzug einen Ritter ungefähr das Vierfache seines Jahreseinkommens gekostet haben könnte. Es stellt sich die Frage, wie die adligen Teilnehmer des Ersten Kreuzzugs sich das nötige Geld für die Unternehmung beschafft haben. Hierzu gab es sicherlich mehrere Möglichkeiten. Zum einen war es den Teilnehmern möglich, Güter zu verkaufen oder zu verpfänden. Auch mit dem Verkauf von Rechten, in Form von Verzichtserklärungen oder Zusicherungen, konnten Gelder generiert werden. Des Weiteren gab es für Grundbesitzer die Möglichkeit, Hypotheken aufzunehmen. Es kam im Vorfeld des Ersten Kreuzzugs sogar dazu, dass, um an Geld zu kommen, Juden bedrängt und erpresst wurden. Ein weitaus friedlicherer Weg war es, auf die Wohltätigkeit anderer Adliger zu hoffen. Dass es sich hierbei um eine durchaus gängige Methode zur Aufbesserung der finanziellen Mittel handelte, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass Papst Urban II. schon während seiner Rede in Clermont die reiche Bevölkerung dazu aufforderte, die Kreuzfahrer finanziell zu unterstützen. Eine weitere, und wahrscheinlich die drastischste Möglichkeit zur Erlangung von Geldern, war vermutlich die Veräußerung von Grundbesitz und Immobilien. Diese Form der Beschaffung von Finanzmitteln hatte schließlich auch direkte Auswirkungen auf die Familien der Kreuzfahrer. Für viele Kreuzfahrer war dies jedoch der einzige Weg, um die Reise adäquat finanzieren zu können. So musste zum Beispiel der bereits erwähnte Herzog Robert II. sein Herzogtum an seinen Bruder verpfänden. Gottfried von Boullion trennte sich sogar gänzlich von einem Teil seiner Lande, namentlich den nordfranzösischen Ortschaften Stenay und Mousay. Die aufgebesserten finanziellen Mittel waren für die Kreuzfahrer jedoch nicht nur im Vorfeld des Zugs von Bedeutung. Auch während der Reise waren sie darauf angewiesen, da sie unterwegs weiterhin Güter nachkaufen und Nahrungsmittel erstehen mussten. Am einfachsten war es wohl, diese mit Münzen zu bezahlen, jedoch erscheint es nahezu unmöglich, dass die Teilnehmer des Kreuzzugs all ihr Vermögen in Form von Bargeld mit sich führten. Das wäre transporttechnisch schlicht nicht zu bewältigen gewesen. Daher ist es wahrscheinlich, dass anstelle von Münzen auch Tauschgegenstände aus wertvollen Metallen sowie Besitztümer, aus deren Verkauf unterwegs Geldbeträge gewonnen werden konnten, mitgeführt wurden. Für die Logistik des ersten Kreuzzugs blieb Geld ein wichtiger Faktor. Vor Reisebeginn war zudem noch eine weitere Vorkehrung zu treffen. Es war vor Pilgerfahrten üblich, dass man sich um seinen Nachlass Gedanken machte. Sollte der Reisende auf seiner Unternehmung zu Tode kommen, war es wichtig, dass für die Ehefrau, minderjährige Kinder und abhängige Verwandte gesorgt war. Auch die Aufteilung von Gütern, Immobilien und Landbesitz war hierbei von Bedeutung. All diese Fragen mussten vor der Abreise in einem Testament festgehalten werden. Aufgrund der offensichtlichen Risiken, die der Kreuzzug in sich barg, gehörten diese Vorkehrungen demnach auch zu der Vorbereitung der Kreuzfahrer. Es wird deutlich, dass bereits die Vorbereitung der zweiten Kreuzfahrerheere einen Unterschied zum Volkskreuzzug darstellt. Diese diente vor allem dazu, die Logistik des Unterfangens, und somit auch die Reise selbst, finanziell einigermaßen abzusichern.
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