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Ist Martin Heidegger gescheitert? Eine Einführung in die Daseinsanalyse aus 'Sein und Zeit'

AutorKristina Trompetter
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783956846977
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Im Jahr 1927 erscheint das Hauptwerk Martin Heideggers unter dem Titel 'Sein und Zeit' mit dem Ziel, die Frage nach dem Sinn von Sein erneut zu stellen - ein beachtliches Vorhaben, das, so könnte man meinen, offensichtlich gescheitert ist. 'Sein und Zeit' blieb Fragment und die Seinsfrage demnach unbeantwortet, dennoch bleibt es eines der meist diskutierten philosophischen Werke des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit gibt vor dem Hintergrund der Seinsfrage zunächst einen Überblick über das Werk, indem sie sich dessen philosophischen Kontext sowie dem entsprechenden Aufbau und der Methode widmet. Im Anschluss wird die vorbereitende Analyse Heideggers fokussiert - nämlich jene des Daseins. Durch die Freilegung menschlicher Existenzialen, wie beispielsweise jenen der Geworfenheit, des Seins zum Tode oder auch der Jemeinigkeit, offenbart sich eine philosophische Welt, deren besondere Perspektive auf menschliche Existenz sowie die Stellung desselbigen innerhalb seiner Welt zu weitreichenden Konsequenzen führt - auch außerhalb des philosophischen Gebiets. Heideggers Konzeption des Daseins stellt in der Folge besondere Anforderungen an jene Wissenschaften, deren Beschäftigung sich mit Fokus auf den Menschen vollziehen; diese werden exemplarisch im Feld soziologischer Forschung aufgezeigt und diskutiert - letztlich schließt sich so der Kreis und die Frage nach dem Scheitern Heideggers transformiert sich zur Frage nach dem Sein der Soziologie.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Die Jemeinigkeit der Existenz: 'Das Sein selbst, zu dem das Dasein sich so oder so verhalten kann und immer irgendwie verhält, nennen wir Existenz' (Heidegger 2006: 12). An dieser Stelle wird besonders deutlich, was es genau ist, dass Dasein von anderem Seienden, beispielsweise von einem Stein oder einem Tisch, unterscheidet. Dasein ist nur im Vollzug, was es, wie an späterer Stelle noch deutlich werden wird, maßgeblich von Dingen unterscheidet, die in der Seinsweise bloßer Zuhandenheit oder Vorhandenheit bestehen. Das existierende Dasein verhält sich demnach zu sich, zu anderen Menschen und den Dingen in seiner Welt - es verhält sich zu Seiendem und dem Sein, das diesem zugrunde liegt. Dieser dem Dasein eigenen Seinsweise der Existenz mutet jedoch zuletzt auch ein Moment der Pflicht, ein Aspekt des Nicht-anders-Könnens an. Diesen beschreibt Helmuth Plessner, ein Hauptvertreter der philosophischen Anthropologie, treffenderweise wie folgt: Der Mensch 'muß [...]sich zu dem, was er schon ist, erst machen' (Plessner 2009: 16). Dem Dasein ist demnach seine Existenz auferlegt; der Mensch existiert solange er ist zwangsläufig und ganz gleich dessen, wie er seine Existenz im Konkreten füllt. Es ist an ihm sein Leben zu füllen und zu führen, denn dies verlangt ihm die Seinsweise des Existierens notwendigerweise ab. Da die Existenz die Möglichkeiten des Daseins in seinem eigensten Seinkönnen beschreibt, kann Heidegger auch sagen, dass Dasein 'seinem eigenen Sein überantwortet' ist (Heidegger 2006: 42). Dem Menschen ist es demnach in seiner Existenz aufgetragen zu wählen und zu verwerfen, denn die Entscheidung für eine Möglichkeit bedeutet in zweiter Instanz nichts anderes, als die Entscheidung gegen eine (andere) Möglichkeit. Auf diese Art verhält sich Dasein zu seiner Existenz, in dieser Weise existiert der Mensch überhaupt. Hierin liegt auch die Ursache dafür, dass Dasein niemals 'als Fall und Exemplar einer Gattung von Seiendem als Vorhandenem' (Heidegger 2006: 42) beschrieben werden darf, denn Vorhandenheit ist es gerade nicht, die den Menschen in seinem Lebensvollzug auszeichnet. Durch diese ihm eigentümliche Seinsweise der Existenz ist es dem Menschen, im Unterschied zu anderem Seienden, in seinem Sein stets um dieses selbst bestellt. Der Mensch ist eben nicht schlichtweg als Vorhandenes, sondern er ist vielmehr in diesem Verhalten und der Beziehung zu seinem Sein. Vereinfacht gesagt: Dem Menschen geht es stets um etwas. Dasein ist in der Folge des Beschriebenen nicht einfach da, sondern in ihm ist Sein da, nämlich als Möglichkeiten sowie Verhalten zu den selbigen, als solches, um dessen Willen er ergreift und verwirft. Es erklärt sich nun der durch Heidegger geprägte Begriff der 'Jemeinigkeit' (Heidegger 2006: 42), welcher eben jenen Umstand meint, der Dasein als solches, dem es in seinem Sein stets um dieses selbst geht, dem es in seinem Handeln um sich selbst geht, beschreibt. Vor dem Hintergrund dieses Lebens, welches das je meinige ist, treffe ich meine Entscheidungen und ganz gleich wie diese auch ausfallen mögen, es sind die je von mir getroffenen. Die Möglichkeit des Wählens ist sozusagen die große Gemeinsamkeit allen Daseins aus welcher erst die jeweilige Einzigartigkeit resultieren kann, sie vereint das Dasein als solches und unterscheidet das einzelne Dasein gleichzeitig von anderem Dasein. Die Existenz in ihrer Jemeinigkeit ist Grundlage der Individualität, sie macht den Menschen zum Gestalter eines Werkes, das wir Leben nennen. Für die einzelnen Phänomene, welche durch Heidegger in der Folge herausgearbeitet werden, bedeutet dies, dass es sich bei ihnen 'um je mögliche Weisen zu sein [...]' handelt (Heidegger 2006: 42) und sie ebenso wenig wie die Existenz an sich als bloß vorhandene Eigenschaften verstanden werden dürfen. Vielmehr bestehen menschliche Eigenschaften ausschließlich in ihrem Vollzug, denn Dasein ist nur in der Bewegtheit seiner Existenz, die sich gewissermaßen aus dem Wählen und Ausschließen jener sich ihm offenbarenden Möglichkeiten ergibt (Steinmann 2010: 43). Dies betont Heidegger auch im Folgenden erneut und ausdrücklich: 'Dasein ist je seine Möglichkeit und es »hat« sie nicht nur noch eigenschaftlich als ein Vorhandenes' (Heidegger 2006: 42). Die konkret realisierten Möglichkeiten unterliegen dabei einem gewissermaßen zugrunde liegenden Verständnis, welches als das für jedes einzelne Dasein 'Existenzielle' formuliert wird (Heidegger 2006: 12). Diesem Verständnis ist nach Heidegger das 'existenziale' Verstehen gegenüberzustellen, welches auf die allgemeinen, der Existenz als solcher zugrunde liegenden Strukturen abzielt, wobei diese wiederum bereits auf Ebene des Existenziellen vorgezeichnet sind. Das Existenzielle jedes einzelnen individuellen Lebens lässt somit auf einer höheren Ebene der Abstraktion Rückschlüsse auf Existenzialien zu, welche dem Dasein als solchem zugrunde liegende Strukturen und Phänomene beschreiben. Man kann an dieser Stelle auch von einer Art Einbettung des Menschen sprechen, welche gewissermaßen den Rahmen für seine Existenzbewegungen sowie das damit verbundene Verhalten darstellt.
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