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Intergenerationalisierung im Bildungskontext: Bedeutung und Folgen sozialer, familiärer und sozioökonomischer Einflussfaktoren für die Schulbiographie von Kindern und Jugendlichen

AutorMarek Peters
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783863418984
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Die politischen Agenden sind gefüllt mit Schlagworten wie 'Bildung, Gleichheit und Förderung', doch stehen diese oftmals der Realität persönlicher, ökonomischer oder sozialer Probleme gegenüber. Herkunftsbedingte Bildungsungleichheit und soziale Disparität sind in Deutschland eklatant präsent. Ein frühzeitiges Scheitern beim Zugang zu Bildung wirkt progressiv und negativ nachhaltig auf die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen ein und stellt somit einen Ausgangspunkt von sozialen Schieflagen und Unterschieden dar. Im vorliegenden Buch zeigt der Autor, was unter sozialer Ungleichheit verstanden wird, wie sie sich manifestiert und ob man sie abgrenzen bzw. einer bestimmten Bevölkerungsschicht zuordnen kann. Er untersucht, ob sich soziale Ungleichheit auch im Bildungssegment niederschlägt und ob bzw. inwiefern Bildung eine 'Klassenfrage' oder 'Frage der Herkunft' ist und sich eine generationsübergreifende Statusvererbung ergibt.

Der staatlich anerkannte Sozialpädagoge Marek Peters, 1977 in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) geboren, schloss das Studium der Sozialen Arbeit im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts ab. Durch Studienaufenthalte in Deutschland und dem

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 6, Diskussion der Bildungschancen innerhalb der unteren Bevölkerungsschichtung: Ausgehend von der im letzten Kapitel getroffenen Positionierung ist ableitbar, dass die Schule ohne Abschluss zu verlassen oder keine Berufsausbildung abgeschlossen zu haben die Definitionen von 'Bildungsarmut' einschließt und VertreterInnen dieses Personenkreises den sog. 'Bildungsverlieren' zugeordnet werden (können), wenngleich dies bedauerlicher Weise einen zuschreibenden Charakter und eine gesellschaftliche Etikettierungscharakter darstellt. Das Vorhandensein von diesen 'Bildungsverlieren' überrascht, da die Bundesrepublik Deutschland als hochentwickeltes Industrieland und Sozialstaat sich am Leitbild eines sozialen Teilhaberechts orientiert und sich politischen Gemeinwesen versteht, d.h. sie setzt vorrangig Mittel zur Teilhabe in den Bereichen Arbeit, Kultur und Soziales ein, nach dem Grundsatz der Chancengleichheit und Wahrung eines sozialen Aufstiegs. Betrachtet man nunmehr die Einkommensschichtung in Kombination mit den Bildungszugängen, so muss mittlerweile festgestellt werden, dass innerhalb der unteren Einkommensschichten bei abnehmender sozialer Aufwärtsmobilität ein Trend von Bildungsfremde mit einhergeht. Dies führt z.B. dazu, dass Nachkommen aus Familien der sogenannten 'Arbeiterschichten' aufgrund ihrer sozialen Herkunft und der sozioökonomischen Einflussfaktoren geringere Förderchancen bei schulischen Problemen haben und somit Aufstiegschancen eventuell schon frühzeitig dezimiert sind, oder sogar verwehrt bleiben im ferneren biografischen Verlauf, der Schullaufbahn, Ausbildung und Beruf. Das Vorhandensein dieser prekären Konstellation von herkunftsbedingter Bildungsentfremdung wurde bereits diskutiert, dennoch soll dieser Aspekt von 'Bildungsverlierern' unter konkreter Betrachtung der unteren Bevölkerungsschicht hinterfragt werden. Die gesteigerte Wahrnehmung und Beschreibung des Vorhandenseins von Bildungsaspiration stützt sich insbesondere auf den Blick der Studierquoten, woraus man ableiten kann, dass die soziale Herkunft seit Jahrzehnten eine entscheidende und zunehmende Bedeutung für den Bildungserfolg hat. Belegt wird diese Aussage u.a. in der 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Vorliegen solcher Exklusionstendenzen lässt darauf schließen, dass herkunftsspezifische Ungleichheiten existieren und explizit die untere Bevölkerungsschicht trifft, was eine Werteverschiebung im Bereich der Chancen und Bildungszugänge bedeutet. Diese These wird u.a. durch Baumert/Maaz belegt, die festhalten: 'Herkunftsbedingte Ungleichheiten der Bildungsbeteiligung sind in Deutschland [...] relativ ausgeprägt und besonders früh sichtbar. In der Sozialstrukturforschung besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass soziale (und ethnische) Disparitäten vor allem an den [...] Gelenkstellen von Bildungskarrieren entstehen.' Unter bildungsbiografischer Betrachtungsweise und Berücksichtigung der HIS-Studienberechtigten-Befragung nach Isserstedt et al. (2007) ergibt sich eine Aggregation von randständigen Bildungspotentialen. Demzufolge persistieren Unterschicht- und Oberschicht-Abkömmlinge in auffälliger Weise nahe ihrer Bildungsherkunft und sozialen Schichtungen. Basierend auf diese Sachlage ist eine relativierte Bildungschance ableitbar, sofern man die Alterskohorten in ihrer Gesamtheit betrachtet. In der Verlängerung bedeutet dies etwa, dass z.B. nur etwa 60% der Unterschichtsemporkömmlinge studieren, wohingegen 85% der Oberschichtkinder einen Gegentrend markieren. Auffällig bei der Begutachtung der Bruttostudierquote ist, dass weniger als ein Viertel aller in Deutschland eingeschriebenen Studenten 'Arbeiterkinder' sind. Als ein Grund für diese geringe Beteiligung kann die familiäre Sozialisation und biografische Prägung dieser Gruppenangehörigen vermutet werden, da z.B. die Nutzenbewertung einer höheren Schulbildung und daraus resultierenden Eröffnung des Bildungsmarktes hin zum Studienabschluss mit nachfolgender akademischer Berufstätigkeit familienseitig als geringfügiger bedeutsam eingeschätzt wird und sich somit eine niedrigere Bildungsmotivation bzw. Wertevermittlungstendenz ergibt. Diese einsetzende intergenerationale Statusvererbung ist neben der elterlichen Bildungsaspiration auch durch das individuelle Nutzenkalkül (sog. 'Rational-Choice-Theorie') in den unteren Bevölkerungsgruppen erklärbar/geprägt. Im Zentrum dieser Theorie stehen Abwägungsprozesse zwischen Kostenfaktoren, Nutzen und der Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Wahl einer Bildungslaufbahn. Diese Dialektik impliziert aber auch im Umkehrschluss eine bildungs- und berufsseitige Chancendezimierung hervorgehender Kinder. Besonders problematisch und kritisch stellt sich dieser Aspekt vor dem Hintergrund der Bildungsinflation und -expansion dar, was eine Notwendigkeit der (ständigen) Erweiterung des geistig-kognitiven Horizont meint, da die Einstiegsqualifikationen in den modernen Berufsbildern aufgrund neuer technischer Entwicklungen, gewachsener wissenschaftlicher Erkenntnisse und anderen neuzeitlichen Anpassungen marktsegmentübergreifende (Vor-)Kenntnisse verlangt bzw. erwarten lässt. Von daher ist eine familiäre Förderung (finanziell, emotional, kognitiv) zur Vorbeugung von Bildungsexklusion der Kinder unabdingbar. Außerdem muss festgehalten werden, dass ein niedriger Schulabschluss (z.B. Abgangszeugnis oder Berufsreifezeugnis [ugs. 'Hauptschulabschluss']), eventuell sogar verbunden mit Ansiedlung im unteren Notenverteilungsbereich, die heutigen Einstellungsvoraussetzungen nicht dauerhaft erfüllt und den zu erwartenden Qualifikationsbeibringung für zukünftige Job-Profile nicht genügen wird. Das bedeutet, dass Schulabschlüsse inflationären Einflüssen unterliegen und sich daneben eine schulische/berufliche Vorprägung abzeichnet und der sog. 'soziale Fahrstuhleffekt' einsetzen kann. Wie bereits dargestellt haben Kinder aus bildungsfremden oder sozialschwächeren Elternhäusern zwar aufgrund des allgemeinbildenden Verschulungssystems und dem generellen Sozialstaatsprinzip eine tendenziell gleiche Ausgangslage der Wahl bzw. beim sukzessiven Durchlaufen der schulischen Bildungswege in Deutschland, dennoch steht ihnen bei rationaler Betrachtung diesbezüglich nur eine begrenzte Handlungsalternative bei einsetzenden Problemen und einer praktischen Umsetzung der Verschulung zur Verfügung. Dies wird unter anderem erkennbar, wenn man speziell die dann notwendige finanzielle Förderfähigkeit der Eltern betrachtet. Sie ist außer Frage bei Unterschichtsangehörigen grenzwertig bzw. bei einer Vielzahl der sozioökonomisch schlechter gestellten Familien aufgrund von Transferleistungsbezug, die sich durch definierte Regelsätze darstellen, nur schwer umsetzbar/tragbar oder langfristige Mehrbelastung durch schulische Mehraufwendungen, wie z.B. Schulbücher, Schulmaterialien, Bildungsreisen, Förderunterrichte und späteren Studienkosten nur bedingt perspektivisch konsolidierbar. Das Vorhandensein dieser eklatanten Bildungsbeeinflussung bestärkt somit die Annahme, dass traditionelle Rollenmuster erkennbar sind, ergo: soziale und ökonomische Ausgangslagen aktive Stellmotoren für die biografische Entwicklung und der darin inkludierten schulischen Bildung sind. Der daraus resultierend sinkende Zukunftsoptimismus ist daher nur ein Zeichen der individuellen Exklusionsempfindung bei/nach durchlebter Positionierung. Die Ursachen für das Vorhandensein von Bildungsverlierern im Kontext der Bildungsungleichheit innerhalb der meritokratischen Gesellschaft und daraus resultierende politische Konsequenzen sollen im nun angegliederten Subkapitel beleuchtet werden.
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