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'...to furnish yourself with the knowledge of such things as may be serviceable to your country and fit for your calling': Reisen als adlige Erziehungspraktik im England des 16. Jahrhunderts

AutorMelanie Büttner
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783956848650
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
'Your purpose is, being a Gentleman born, to furnish yourself with the knowledge of such things as may be serviceable to your country and fit for your calling.' Diesen mahnenden Ratschlag schrieb der englische Adlige Sir Philip Sidney an seinen, sich momentan auf seiner Kavalierstour durch Europa befindenden jüngeren Bruder Robert Sidney. Das Zitat illustriert eindringlich, welchem übergeordneten Zweck die Reise des Bruders dienen sollte und was auf ihr primär erlernt werden musste. Als Mitglied des Adelsstandes sollte der junge Robert Sidney durch und auf seiner Reise hauptsächlich für seine zukünftige Karriere bei Hofe ausgebildet werden. Um den für ihn von Geburt an vorgezeichneten Lebensweg erfolgreich beschreiten zu können, war es notwendig, die Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Höflings und Staatsmannes zu erwerben. Robert Sidney sollte seine Reise dazu nutzen, um sich auf sein 'calling', also seine Berufung, nämlich seinen zukünftigen Dienst am elisabethanischen Königshof, vorzubereiten und sich für diese Rolle 'passend' zu machen.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Sir Philip Sidneys Grand Tour - Erziehungs- und Bildungsinhalte: Am 25. Mai 1572 gewährte die englische Königin Elisabeth I. dem siebzehnjährigen Adligen Philip Sidney eine Lizenz, die es ihm erlaubte, für die Dauer von zwei Jahren England zu verlassen und den europäischen Kontinent zu bereisen. Diese Reise sollte, gemäß den Vorgaben der Tudor-Monarchin, dazu dienen, um den jungen Adligen in den Fremdsprachen der Länder des europäischen Festlandes zu schulen. Die Reise sollte dazu genutzt werden, um Philip Sidney für seine späteren diplomatischen oder administrativen Dienste am englischen Königshof auszubilden, indem er 'first hand experience of the workings and personnel of the great courts of Western Europe' sammelte. Die Lizenz der Königin enthielt darüber hinaus noch einen Passus, der es Sidney verbot, in Länder zu reisen, die mit England nicht im freundschaftlichen Bunde standen. Somit war Philip Sidney der Aufenthalt in katholisch regierten Ländern, wie z.B. Spanien und Mittel- und Süditalien untersagt und der Kontakt mit 'English-men in exile, who were usually perforce recusant Catholics' verboten. Sidneys erstes Reiseziel auf seiner Kavalierstour sollten dabei Paris und der Französische Königshof bilden. Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben seines Onkels Robert Dudley, Earl of Leicester, begab sich Sidney nun nach Frankreich. Dort sollte er auf Anraten Robert Dudleys vor Ort von Francis Walsingham, dem derzeitigen englischen Botschafter in Paris, mit Ratschlägen und tatkräftiger Unterstützung ausgestattet werden. Leicester zeichnet Philip Sidney in seinem Schreiben als einen in diplomatischen und höfischen Kontexten noch unerfahrenen jungen Mann, der im Gegensatz zu seiner Reisegesellschaft noch 'young, untravelled, and relatively inexperienced in court or official circles' war. Überdies illustriert das Empfehlungsschreiben das mächtige Verwandtschaftsgeflecht, welches Philip Sidney aufzuweisen hatte und das wahrscheinlich die Grundrichtung seiner Erziehungsreise auf dem europäischen Kontinent bestimmen würde: Auf der mütterlichen Seite galt Sidney zu dieser Zeit als einziger Erbe seines Onkels Robert Dudley, führender Staatsmann und langjähriger Favorit der englischen Königin, und dessen älteren Bruders Ambrose Dudley, dem Earl of Warwick. Sidneys Vater, Henry Sidney, hatte von 1565 bis 1571 als Lord Deputy of Ireland als Vertreter der englischen Königin Irland regiert. Als Person, die den wirkungsmächtigsten Einfluss auf die Erziehung Philip Sidneys während seines Grand Tours hatte, kann dabei der französische Diplomat und reformierte Theologe Hubert Languet gelten. 'Both practically and intellectually, Hubert Languet was the presiding influence over Sidney during his Grand Tour' konstatiert Kathrine Duncan-Jones. Laut Duncan-Jones sei in der älteren Forschungsliteratur unreflektiert die These aufgestellt worden, 'that Languet spontaneously decided to undertake the role of intellectual mentor to the promising and attractive young Englishman.' Diese These könne gemäß Duncan-Jones so nicht gehalten werden, da zu dieser Zeit in Sidneys Kreisen das Zustandekommen einer Freundschaft, ähnlich dem einer Heirat, 'rarely the product of unrehearsed impulse' gewesen sei. Eher könne die Wahl Hubert Languets als Tutor für den jungen Philip Sidney als ein gezieltes Einwirken von Sidneys Verwandtschaft auf dessen Ausbildungs- und Erziehungskurs gedeutet werden. Kathrine Duncan-Jones folgert daraus, dass es wahrscheinlicher gewesen sei, dass 'Walsingham, acting on the instructions of Leicester, set up the initial meeting between Languet and Sidney, either in Paris or in Frankfurt, on the understanding that Languet world take on his tutelage. He may even have been paid a retaining fee.' Mit Languet wurde Sidney nun ein Mentor zugeteilt, der an der Spitze des 'political and religious thought among continental Protestants' der Zeit stand. Im Folgenden soll nun mit Hilfer einer detaillierten Analyse des Briefwechsels zwischen Hubert Languet und Philip Sidney der Frage nachgegangen werden, welche Funktion das Phänomen Grand Tour für die Höflinge des elisabethanischen Königshofs einnahm und welches die spezifischen Erziehungs- und Bildungsinhalte der Reise Philip Sidneys darstellen. Dabei sollen die Ergebnisse des ersten Teils der Arbeit berücksichtig werden. Es soll, soweit dies möglich ist, abgeglichen werden, in welchem Verhältnis die Vorgaben der Normenkataloge zu den tatsächlichen Bildungsinhalten der Adelsreise standen und inwieweit Baldassare Castigliones Libro del Cortegiono überhaupt als eine Art Musterbuch Eingang in die praktische Erziehung des englischen Adels der Zeit gefunden hat.
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