Eine besondere Zeit: das Alter des Hundes
Zusammen aufgewachsen und schon viel erlebt: Die beiden sind richtig dicke Freunde.
(Foto: Tierfotoagentur/ Richter)
So, wie es Spaß macht, einen jungen quirligen Hund zu sich zu nehmen, ist auch das Zusammenleben mit einem älteren Hund etwas ganz Besonderes. In den meisten Fällen kennt man sich schon länger, hat vielleicht viele Jahre miteinander verbracht und versteht sich ohne Worte. Aber auch wenn man sich entschließt, einem Senior ein neues Zuhause zu bieten, kann diese neue Begegnung eine besondere Qualität haben, wenn der Hund schon älter ist. Es ist erstaunlich, wie gelassen und über den Dingen stehend alte Hunde sein können, selbst wenn sie in ihrem bisherigen Leben weniger schöne Erfahrungen gemacht haben. Oft sind sie mit wenig zufrieden, freuen sich über den engen Kontakt mit Menschen und ein gemütliches Hundebett und brauchen nicht mehr das zu lernen, was einem bei einem jungen Hund bevorsteht.
Rasse und Größe beeinflussen neben anderen Faktoren die Lebenserwartung eines Hundes. Der Dackel auf diesem Foto ist aber noch jung und hat kein einziges graues Haar.
(Foto: Tierfotoagentur/ Richter)
Graue Schnauzen: Wann Hunde anfangen, alt zu werden
Wie bei uns Menschen beginnt das Älterwerden auch bei Hunden ganz unterschiedlich. Eine grauer werdende Schnauze kann, je nach Farbe des Hundes, auch schon in jüngeren Jahren auftreten. Bei Hunden spielen mehrere Faktoren eine Rolle: die durchschnittliche Lebenserwartung der Rasse, Gesundheit, Haltungsbedingungen und die individuelle körperliche und mentale Konstitution. Die Pflege des Hundes beeinflusst die Lebenserwartung ebenfalls positiv; hier ist vor allem auf ausgewogene Ernährung, die den Hund schlank bleiben lässt, ausreichende Bewegung, Zahnpflege und regelmäßige Kontrolle durch den Tierarzt zu achten.
Unterschiedlicher Zeitpunkt: Rasse und Größe
Hunde unterschiedlicher Rassen erreichen auch ein anderes durchschnittliches Lebensalter. Es gibt Rassen, die sehr alt werden können. So ist es nicht außergewöhnlich, wenn ein Pudel, Cocker oder Chihuahua 15 Jahre oder älter wird. Andere Rassen dagegen sterben für unser Gefühl oft viel zu jung. Immer wieder kommt es vor, dass zum Beispiel ein Irish Wolfhound, der Riese unter den Windhunden, oder auch eine Dogge nicht älter als sechs bis acht Jahre wird. Man kann generell sagen, dass größere Hunde ein geringeres Lebensalter erreichen als kleine. Dackel gehören beispielsweise zu den Rassen, die sehr alt werden können, auch Jack Russell Terrier erreichen manchmal sogar 17 Jahre und mehr. Labrador Retriever liegen mit einer Lebenserwartung von etwa zehn Jahren im Mittelfeld. Es gibt auch Ausnahmen: Golden Retriever und Airedaleterrier, die beide zu den größeren Hunderassen zählen, werden zuweilen bis zu 15 Jahre alt. Bei Mischlingen spielen die Rassen eine Rolle, die an diesem Mix beteiligt waren. Da aber bei Mischlingen eine ganz neue Gen-Zusammensetzung stattgefunden hat, ist davon auszugehen, dass negativ beeinflussende Faktoren wie Inzucht nicht mehr gegeben sind. Deshalb erreichen Mischlinge auch häufig ein höheres Lebensalter als die Rassen, denen sie ursprünglich entstammen.
Huskys gehören zu den Hunderassen, denen man ihr Alter nicht besonders ansieht. Auf dem Gespannfoto ist der Leithund vorn links (Schwarz-Weiß-Pinto) schon 11,5 Jahre alt. Dies war sein letztes Schlittenhunderennen, danach ging er in die wohlverdiente Rente. Seine Partnerin auf dem Foto ist genau 10 Jahre jünger. (Foto: Roppelt)
Neben Rasse und Größe trägt auch die Beanspruchung des Hundes zu seiner Lebenserwartung bei. Ein arbeitender Border Collie, dessen Rasse eigentlich mit 13 bis 15 Jahren eine recht hohe Lebenserwartung aufweist, kann bei starker Beanspruchung auch schon mit acht bis zehn Jahren verbraucht sein. Man muss hier aber abwägen, denn ein zu dicker Hund, der sein Leben lang auf der Couch faulenzt, wird erwartungsgemäß auch nicht alt.
Ein kleines Trostpflaster dafür, dass uns ein Hund nicht unser ganzes Leben lang begleiten kann, ist die Tatsache, dass die Lebenserwartung unserer Hunde insgesamt gestiegen ist. Dies ist sowohl einer besseren medizinischen Vorsorge und Behandlung als auch einer artgerechteren Ernährung zuzuschreiben.
Ist mein Hund alt?
Um feststellen zu können, ob auch Ihr Hund bereits in die Jahre gekommen ist, sollten Sie ihn im Alltag genau beobachten. Neben den grauen Haaren an der Schnauze und an anderen Stellen im Fell gibt es viele Zeichen, die darauf hindeuten können, dass Ihr Hund ein Senior wird. Wichtig ist aber immer, zuerst abzuklären, ob es sich nicht um ein Anzeichen für eine Krankheit handelt. Wenn dies ausgeschlossen werden kann, ist zu überlegen, wie man mit den veränderten Bedürfnissen des Hundes so umgehen kann, dass er sein Rentenalter glücklich und zufrieden erlebt.
Möglicherweise fällt Ihnen beim Spaziergang auf, dass Ihr Hund nicht mehr vor Ihnen hertrabt oder gar an der Leine zieht, sondern stattdessen langsam und ruhig neben oder hinter Ihnen läuft. Im Alter werden Hunde meistens etwas langsamer. Sie bewegen sich nicht mehr so schnell, und auch ihr Reaktionsvermögen lässt nach. Dies hat aber den unschätzbaren Vorteil, dass man gemütlicher spazieren gehen kann. Es kann sein, dass ein Hund, der früher jedem Blättchen hinterherjagte, sich jetzt nur noch für Kaninchen in Bewegung setzt, die kurz vor seiner Nase auftauchen. Alle anderen lässt er laufen und genießt stattdessen die warme Sonne auf seinem Fell. Es kann sein, dass er schon von der kleinen Spaziergehrunde genauso müde wird wie früher nach der großen, und danach in seinem Körbchen verschwindet, das er für die nächsten Stunden nicht mehr verlässt.
Es kann auch sein, dass Sie Ihren Hund rufen und er gar nicht auf Sie reagiert. Da das Hörvermögen wie beim Menschen im Alter nachlässt, hat Ihr Hund Sie vermutlich gar nicht gehört. Und vielleicht sieht er auch weniger gut, sodass er Sie erst einmal gar nicht wahrnimmt. Aber keine Angst, auch ein älterer Hund kann lernen, mit den neuen Gegebenheiten umzugehen. Er erreicht mit Ihrer Hilfe eine neue Kommunikationsroutine, die anders ist, aber erfahrungsgemäß funktioniert.
Wenn Sie Ihren Hund streicheln, kann es passieren, dass Sie auf oder unter seiner Haut einen Knubbel fühlen. Bitte geraten Sie nicht gleich in Panik, denn bei älteren Hunden kommt es häufig vor, dass sich am Körper relativ weiche Geschwülste bilden. Diese sind in den meisten Fällen gutartig und müssen daher auch nicht unbedingt operiert werden. Beobachten Sie aber bitte, ob diese Knubbel sich verändern, und lassen Sie sie regelmäßig beim Tierarzt kontrollieren.
Alte Hunde sind vielleicht beim Spazierengehen nicht mehr so schnell, aber meist treue und ruhige Begleiter. (Foto: Tierfotoagentur/ Fischer)
Auch ein bekanntes Verhalten Ihres Hundes kann sich verändern, wenn er älter wird. Es ist möglich, dass er Ängste, die er früher hatte, gänzlich ablegt, es kann aber auch sein, dass er plötzlich Angst vor Dingen hat, denen er früher sehr beherzt begegnet ist. Diese unterschiedliche Reaktionsweise kann mit der veränderten Sinneswahrnehmung des Hundes zusammenhängen, aber auch andere Gründe haben.
Kein Problem, sondern oft sehr rührend ist das Bedürfnis vieler alter Hunde, möglichst oft und möglichst nah bei ihrem Menschen zu sein. Geben Sie Ihrem Hund diese Nähe und räumen Sie dem Senior Privilegien ein, die Sie unter Umständen früher vielleicht gar nicht erlaubt hätten. Was spricht dagegen, dem alten Herrn oder der alten Dame ein warmes Plätzchen auf dem Sofa zu gönnen, ein Schaffell unter den Schreibtisch zu legen oder ein weiches Körbchen mit ins Büro zu nehmen?
So kann der Hund dabei sein, wird aber in der seinem Alter angemessenen Gelassenheit vermutlich nicht stören, sondern einfach nur still anwesend sein.
Auch das Älterwerden Ihres Hundes ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen verläuft. Nehmen Sie Rücksicht auf die kleinen Veränderungen und weichen Sie von Gewohnheiten ab, wenn Sie spüren, dass diese Ihrem Hund nicht mehr guttun. Womöglich verhilft der Hundesenior mit seinen veränderten Bedürfnissen auch Ihnen zu der ein oder anderen Pause in unserem doch oft sehr hektischen Alltag.
Dies kann dann so aussehen, dass Sie nicht mehr gemeinsam durch den Wald joggen, sondern eher auf einer Bank die Abendsonne genießen. Auch das ist Lebensqualität für Mensch und Hund.
Merkmale des Alters: Was sich im Rentenalter verändert
Der Körper des älteren Hundes verändert sich im Laufe der Zeit, und es treten je nach Rasse auch Verschleißerscheinungen auf, mit denen man als Hundebesitzer besonders sorgsam umgehen sollte. Wenn ein Hund keine Schmerzen hat, kann er oft im hohen Alter noch viele Dinge mitmachen, die er auch in jungen Jahren gern getan hat. Trotzdem ist es gerade im Alter wichtig, den Hund im Alltag zu beobachten, damit man ihn nicht überfordert. Ein alter Hund, der nach wie vor fröhlich ins Auto springt, sollte dies auch weiterhin tun dürfen. Wenn er aber wartet, bis man...