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E-Book

Aktiengewinne mit Neuemissionen und Fusionen

AutorRobert Islinger
VerlagRedline Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783864148378
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Der Börsengang der Deutschen Telekom 1996 hat einen Boom ausgelöst, der sich immer weiter verstärkt. Dieser Boom wird abgesehen von der steigenden Nachfrage nach Aktien vor allem von zwei Faktoren getragen: Von der beispiellosen Fusionswelle, die über Europa und Amerika rollt, und von dem ebenfalls historisch einzigartigen Run junger Unternehmen an die Börse. Große Fusionen bringen die Kurse in Bewegung und spektakuläre Neuemissionen entzünden die Phantasie der Geldanleger. Spätestens mit dem Börsengang der Siemens-Tochter Infineon ist das Zeichnen von Aktien zum Volkssport geworden. Dabei verlassen sich immer weniger Anleger auf Fonds, sondern wollen selbst unmittelbar und gezielt agieren. Aber nicht jede Fusion gelingt und nicht jede Neuemission wird ein Erfolg! Dieses Buch hilft Anlegern die entscheidenden Informationsquellen zu finden, die einzuschätzen helfen, in welchen Branchen und bei welchen Firmen Fusionen anstehen, wann der richtige Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg ist und welche Neuemissionen vielversprechend sind.

Robert Islinger, Diplom-Volkswirt, war Wirtschaftsredakteur bei einer Tageszeitung. Seit 1990 ist er freier Journalist und beschäftigt sich vorwiegend mit Verbraucherthemen, Geldanlage, Wirtschafts-, Währungs-, Finanz- und Entwicklungspolitik. Er ist Referent und Autor der Titel 'Ratgeber Euro', 'Einkaufen ohne Geld' und 'Das 1 x 1 der Geldanlage.' Er lebt in Passau.

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Leseprobe

B. Geld verdienen mit Neuemissionen

1. Ein Blick zurück

Genau wie Fusionen sind auch Neuemissionen kein Phänomen unserer Tage. Börsengänge gibt es logischerweise, seit es Börsen gibt. Neu aber ist auch hier die lawinenartige Zunahme. Noch in den achtziger Jahren wurde in Deutschland jede Ankündigung eines going public, wie es im Fachjargon heißt, in den Medien als Sensation gefeiert. Klangvolle Namen wie Porsche, Nixdorf, Puma oder Boss bereicherten den Kurszettel. Trotzdem wurden die Deutschen weiterhin ihrem Ruf als Aktienmuffel gerecht. Nur fünf oder sechs Prozent der Bundesbürger riskierten es, einen Teil ihres Geldes in Unternehmensbeteiligungen zu stecken.

Mit dieser mageren Quote lag die Bundesrepublik ziemlich am Ende aller westlichen Industrieländer. Bis einschließlich 1997 wagten sich pro Jahr nie mehr als rund zwei Dutzend Firmen aufs glatte Börsenparkett. Allein 1998 waren es bereits 77 Unternehmen, und 1999 schnellte die Zahl auf über 180 hoch. Und die Tendenz zeigt weiter nach oben. Für 2000 erwarteten im Frühjahr die meisten Experten mindestens 220, vielleicht sogar 300 Neuemissionen. Wer heute den Wirtschaftsteil einer überregionalen Tageszeitung aufschlägt, findet an einem einzigen Tag nicht selten fünf oder sechs Porträts neuer Börsenaspiranten.

Woher rührt dieser Boom? Bis Mitte der neunziger Jahre gingen fast ausschließlich Unternehmen aus traditionellen Branchen wie Bau, Konsum oder Maschinenbau an den Aktienmarkt. Meist handelte es sich um Firmen, die seit langem bestanden und jetzt in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden. Die heutigen Börsenneulinge kommen aus Wachstumsbranchen wie Internet, Telekommunikation, Unterhaltung und Biotechnologie. Meist handelt es sich um junge, innovative und vergleichsweise kleine Unternehmen. Im Frühjahr 1997 bekamen sie mit dem Neuen Markt in Frankfurt ein eigenes Börsensegment. Drei Jahre später wurden dort bereits über 250 Aktien notiert. Bei einigen von ihnen ließen sich Traumgewinne erzielen, an die zuvor kein Anleger zu denken wagte.

Ihre Papiere werden den Neulingen in den meisten Fällen buchstäblich aus den Händen gerissen, und zwar deshalb, weil der überaus erfolgreiche Börsengang der Telekom 1996 hierzulande eine neue Aktienkultur entstehen ließ. Eine bis dahin beispiellose Werbekampagne, getragen vor allem vom Schauspieler Manfred Krug (»Die Telekom geht an die Börse, ich geh’ mit!«) hat aus den Deutschen zwar kein Volk von Spekulanten gemacht, aber doch weite Bevölkerungskreise für diese Form der Geldanlage interessiert.

Und weil die Werbekampagne der Deutschen Telekom so erfolgreich gewesen ist, verwundert es nicht, dass sie zahlreiche Nachahmer gefunden hat. So räkelte sich etwa Verona Feldbusch im grellbunten Kleid für Telegate auf der Galerie der Frankfurter Börse. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis pries in schönstem Börsenchinesisch ihre Beteiligung TTL an, und Stefan Raab von Brainpool prügelte vor den Kameras auf einen Stoffdachs ein, um zu zeigen, dass er »den Dax schlagen kann«.

Solcherart Reklame ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber die Popularität der Aktienanlage hat sie jedenfalls gesteigert. Das Deutsche Aktieninstitut hat ermittelt, dass 1999 erstmals mehr als fünf Millionen Bundesbürger Aktien besaßen; das sind immerhin knapp acht Prozent der Deutschen über 14 Jahre. Da auch Aktienfonds immer beliebter werden, die ihre Kundengelder an der Börse investieren, fließt immer mehr Geld an die Wertpapiermärkte.

Eine weitere Studie, die im Februar 2000 veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass etwa 13 Millionen Bundesbürger, das ist jeder fünfte über 14 Jahren, in den nächsten zwei Jahren Aktien oder Anteile an Aktienfonds kaufen möchten. Der Liquiditätsstrom wird also nicht versiegen. Allmählich scheint es sich herumzusprechen, dass die Aktie im Langfristvergleich mit Abstand die ertragreichste Geldanlage ist und sich auch hervorragend für die Altersvorsorge eignet.

Einen – wahrscheinlich nur vorläufigen – Höhepunkt erreichte das Aktienfieber in Deutschland im Frühjahr 2000 mit dem Börsengang der Siemens-Tochter Infineon. Es war praktisch unmöglich, einen Bekannten zu treffen, der die Papiere nicht gezeichnet hatte. Selbst Leute, die nicht in der Lage waren, den Firmennamen korrekt zu buchstabieren, erteilten Kaufaufträge nicht nur für das eigene Wertpapierdepot, sondern »liehen« sich auch Konten von Opas und Tanten, um die Chance auf eine Zuteilung zu erhöhen. Denn es galt als absolut sicher, dass sich der Kurs gegenüber dem Ausgabepreis von 35 Euro am ersten Handelstag zumindest verdoppeln, wenn nicht verdreifachen würde.

Die Rechnung ging auf: Der Kurs verdoppelte sich tatsächlich. Kleiner Schönheitsfehler: Weil die Emission 33-fach überzeichnet war, wurden die Aktien verlost und nur jeder sechste Interessent bekam Infineon-Papiere. Bei denen, die leer ausgingen, war die Enttäuschung riesengroß. In den Tagen und Wochen danach entzündete sich eine überaus fruchtbare Diskussion über Gerechtigkeit bei den Zuteilungsverfahren. Wir werden später darauf zurückkommen.

Der wichtigste Handelsplatz für Newcomer ist der Neue Markt in Frankfurt. Er wurde geschaffen nach dem Vorbild der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq, die es schon fast dreißig Jahre gibt. Am Neuen Markt sind die Kursschwankungen in der Regel deutlich größer als bei den Standardwerten. Insgesamt aber zeigt der längerfristige Trend ähnlich wie beim Dax nach oben, in manchen Phasen sogar ziemlich steil. So stieg der Nemax-All-Share-Index, in dem alle Aktien des Neuen Marktes enthalten sind, von seinem Startwert von 1000 Punkten Ende 1997 nach heftigem Hin und Her bis zum Februar 1999 auf 4000 Punkte. Im Herbst sackte er noch einmal bis auf unter 3000 Zähler durch und startete dann einen atemberaubenden Höhenflug, der ihn bis März 2000 auf über 8000 Punkte nach oben trug, bevor er wieder ins Rutschen geriet.

Die mitunter extremen Ausschläge – 15 Prozent nach oben oder unten innerhalb weniger Handelstage sind keine Seltenheit – haben dem Neuen Markt das Image einer Spielhölle eingebracht. Der Vergleich ist insoweit richtig, als man eine Menge Geld gewinnen, aber auch verlieren kann. Allerdings sind Chancen und Risiken sehr viel besser abschätzbar als beim Roulette oder Siebzehn und Vier. Wer Neuemissionen zeichnet, fühlt sich auch häufig an Glücksspiele erinnert, weil es erstens schwierig ist, überhaupt an die Papiere zu kommen, und zweitens die Kurse manchmal raketenartig steigen, mitunter aber auch steil abrutschen.

Schauen wir zurück: Schon 1998 fielen die Kursgewinne der erfolgreichsten Börsenneulinge sehr erfreulich aus. Die zehn besten Debütanten (in Klammern der prozentuale Kursgewinn bis Ende 1998 gegenüber dem Emissionspreis) sind:

1) Infomatec (560)

2) Micrologica (451)

3) Kinowelt Medien (364)

4) Articon Informations System (343)

5) Edel Music (313)

6) Brokat (291)

7) GUB Unternehmensbeteiligungen (286)

8) Datadesign (239)

9) TDS Informationstechnik (212)

10) Teles (209)

Aber es gab natürlich auch Fehlstarts. Die zehn größten Flops unter den 77 Neulingen des Jahres 1998 (in Klammern prozentualer Kursrückgang gegenüber dem Emissionspreis bis Ende 1998) sind:

(1) A.S. Creation (– 64)

(2) Winkler + Dünnebier (– 47)

(3) Fritz Nols (– 36)

(4) Spütz (– 36)

(5) Euromicron (– 32)

(6) Curtis 1000 (– 31)

(7) Bonifatius (– 26)

(8) Porta Systems (– 25)

(9) Salzgitter (– 24)

(10) Kässbohrer (– 22)

Eine Analyse des Emissionsjahrgangs 1999 zeigt, dass am Jahresende die Kurse von rund 60 Prozent aller Neulinge höher lagen als der Emissionspreis. Die besten zehn legten zwischen 347 und 673 Prozent zu (in Klammern Kursplus bis Ende 1999):

1) VCL Film + Medien (673)

2) Pixelpark (653)

3) Intertainment (603)

4) RTV Family Entertainment (492)

5) Adva (488)

6) Emprise Management Consult. (465)

7) MWG Biotech (392)

8) Trintech (382)

9) Lipro Holding (374)

10) GFT (347)

Bei den zehn schlimmsten Flops 1999 gab es gegenüber dem Emissionspreis bis Jahresende Abschläge zwischen 81 und 44 Prozent:

(1) Artnet.com (– 81)

(2) German Brokers (– 63)

(3) Cash Medien (– 57)

(4) P&I Personal & Informatik (– 57)

(5) Trace Biotech (– 52)

(6) Brain Force Software (– 51)

(7) Wizcom (– 48)

(8) Fortunecity.com (– 47)

(9) Netlife (– 46)

(10) Metabox (– 44)

Im Frühjahr 2000 standen die Aspiranten für einen Börsengang zunächst weiter Schlange, bis sich im April und Mai das Klima für Technologieaktien spürbar eintrübte, so dass nicht wenige Firmen ihr Going Public zunächst verschoben,...

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