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E-Book

Schöne Locken

Das Handbbuch

AutorLorraine Massey
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783864158056
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Locken an die Macht! Welcher Lockenkopf kennt das nicht: Das Glätteisen verliert ständig den Kampf gegen die Naturwellen, Haar- und Stylingprodukte versagen und insgeheim wünscht man sich einfach nur glatte, unkomplizierte und immer gut aussehende Haare. Solche und ähnlich klingende Geschichten kennt Lorraine Massey zur Genüge und genau um diese Haare kümmert sie sich in Schöne Locken. Um die natürliche Lockenpracht voll zu entfalten, ist es wichtig auf bestimmte Stylingprodukte zu verzichten, denn sie entziehen den Haaren natürliche Öle und trocknen sie aus. Das von Massey entwickelte Pflegeprogramm kommt ohne Glätteisen, Föhn, Kamm und Handtuch aus und bietet stattdessen Rezepte für selbstgemachte Haarpflege und Stylingprodukte. Mit den Tipps und Hinweisen gehört der Bad Hair Day der Vergangenheit an!

Lockenspezialistin Lorraine Massey hat mehrere stilvolle Salons in New York und Kalifornien und schneidet mittlerweile für einen guten Zweck.

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Leseprobe

KAPITEL 1


Girls and Curls


Nicht deine Haare, sondern deine Wahrnehmung braucht eine Korrektur.

Da du dieses Buch gekauft oder geschenkt bekommen hast, kann es gut sein, dass du zum Klub der Curly Girls gehörst – Frauen, die die meiste Zeit ihres Lebens gegen ihre Locken angekämpft haben, indem sie sie glatt- und plattgeföhnt, unter Hüten versteckt, straff zurückgekämmt, mit Gummibändern zu einem Pferdeschwanz gebändigt und mit Haarkämmen und straff geflochtenen Gretchenzöpfen unterdrückt oder sie mit Gewalt geglättet haben. Je nachdem, in welcher Generation du geboren wurdest, hast du wahrscheinlich chemische Substanzen zum Dauerglätten, Heißluftföhns, Glätteisen oder gigantische Lockenwickler verwendet. Ich kenne mich mit all dem aus.

Meine Geschwister machten sich über meine Haare lustig.

In Leicester, England – dem Ort, in dem ich geboren wurde – machte man sich eher über Locken lustig, als sie zu akzeptieren. Ich hasste meine Haare von dem Moment an, in dem ich groß genug war, um mich im Spiegel zu betrachten und zu sehen, dass ich – anders als meine sechs Geschwister, deren Haare ordentlich glatt waren – Korkenzieherlocken hatte, die wild von meinem Kopf abstanden und mich aussehen ließen, als hätte ich nach dem Haare waschen den Finger in die Steckdose gesteckt. Jahrelang war ich sicher, dass man mich im Krankenhaus vertauscht und versehentlich den falschen Eltern übergeben hatte. Zu meinem dritten Geburtstag wünschte ich mir von meiner Mutter eine Perücke mit glatten Haaren und ein Strohröckchen, damit ich so tun könne, als sei ich eine polynesische Hula-Tänzerin. Das war ein merkwürdiger Geburtstagswunsch für ein Kleinkind, das in einem armen Industrieort in den britischen West Midlands lebte. Als ich vier war, sah ich im Fernsehen Rockstars und Schauspielerinnen, die ihre lange, dicke, glatte Haarmähne hin und her warfen. Ach, könnten meine Haare doch auch so schön schwingen, dachte ich und zog mir den Pullover halb über den Kopf, so dass er mir den Rücken hinabhing. Schaut mal, ich habe auch glatte Haare.

Inzwischen weiß ich, dass ich nicht alleine war. In diesem Buch wirst du die persönlichen Geschichten einer ganzen Welt an schönen Locken finden, die ebenfalls eine lange Phase der Selbstverleugnung und der Verzweiflung über ihre Haare durchmachten. Wir alle fürchteten Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit, wenn sich unsere Haare trotz aller Bemühungen zu einer wilden Krause aufbauschten. Wir wurden von den anderen Schulkindern gehänselt (»Hey, Putzschwamm, wo haste denn die geile Perücke her?« oder »Setz dich nach hinten. Deine Haare versperren mir die Sicht auf die Tafel!«) und sie gaben uns das Gefühl, aufgrund unserer Locken seien wir weniger wert als andere.

Als ich älter wurde, entwickelte ich in Bezug auf meine Locken eine Opfermentalität und glaubte, das kapriziöse Universum habe mir einen perversen Streich gespielt. Das Ganze sei ein genetischer Fehler, den die Götter der Schönheit in meine DNA eingepflanzt hätten. In meiner Wahrnehmung war das eine simple Gleichung: Glatt ist schön, gelockt ist hässlich. Ein Soziologe könnte in der Vorliebe vieler Menschen für glatte Haare eine subtile Form von Rassismus entdecken. Die meisten von uns wurden von Schönheitsklischees beeinflusst, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschten – dem weißen angelsächsischen Look mit glatten blonden Haaren und blasser Hautfarbe. Kinder durften Locken haben, solange sie golden waren, aber wenn sie älter wurden, hatten sie herauszuwachsen und glatten Haaren Platz zu machen. Abends ging ich immer mit Riesenlockenwicklern ins Bett, auf die ich meine Haare straff aufgewickelt – oder besser gesagt, fest gezurrt – hatte. (Das machte ich sogar, wenn ich bei einer Freundin übernachtete!) Und dann lag ich die ganze Nacht regungslos, damit sich ja kein Lockenwickler löste und die Locken sadistischerweise wieder fröhlich in ihre ursprüngliche Ringelform zurücksprangen.

Es verstand sich daher von selbst, dass ich Friseurin werden würde. Ich verbrachte so viel Zeit mit meinen Haaren, dass ich mir genauso gut den Lebensunterhalt damit verdienen konnte, die Haare anderer Leute zu richten. Drei Jahre ging ich in England in die Lehre und anschließend lebte ich vier Jahre in Hongkong, wo ich von den spaghettiglatten Haaren meiner Kundinnen fasziniert war. Danach lebte ich in Japan; mein erstes japanisches Wort war masugo, was »gerade« bedeutet. Zu meiner Überraschung sah ich in Japan einige Lockenköpfe! (Was glaubst du wohl, woher die Technik »Japanese Straightening« – auch Thermal Reconditioning genannt – stammt?) Selbst als einige populäre TV-Sendungen und ihre superattraktiven weiblichen Stars langes, gewelltes Haar in Mode brachten, hielt ich meine Haare kurz. Einmal verpasste mir ein Friseur eine sogenannte Tunnelfrisur (siehe S. 100), aber trotz der Kürze wirkten meine Haare immer noch sehr voluminös. An jenem Abend ging ich auf eine Party. Ein Typ, auf den ich stand, sah mich an und sagte: »Deine Haare sehen aus wie ein Pavianarsch.«

Das war’s! Wie ein Drogensüchtiger, der ganz unten angekommen war, erkannte ich, dass ich nicht mehr länger gegen meine Locken ankämpfen konnte. Ich begann, sie wachsen zu lassen, und hörte auf, sie zu föhnen. Als meine Haare wuchsen, bildeten sich Spirallocken und dann Kringellocken. In der Zwischenzeit versuchte ich, so viel wie möglich über Locken zu lernen, aber ich wurde nicht fündig. Alle Haarakademien, die ich befragte, sagten, »Haare sind Haare. Wir behandeln Locken genauso wie glatte Haare.« Kein Wunder, dass so viele Friseure Locken weiterhin glätten. Ich stieß auf einige Haarmodelle mit gelockten Haaren, etwas, das ich seit meinem fünften Geburtstag gesucht hatte. (Damals träumte ich, eine Lockenfee würde mich auf der Straße anhalten und sagen: »Hör gut zu. Ich weiß genau, wie du deine Locken behandeln musst.« Natürlich ist das nie passiert.)

Ich begann, meine Haare regelmäßig mit Conditioner zu pflegen und experimentierte mit unterschiedlichen Produkten, wobei ich die Menge an Conditioner ständig steigerte.

Meine Lockenmähne in Hongkongs 100-prozentiger Luftfeuchtigkeit.

Ich ließ mein Haar ganz weich werden, damit sich die S-förmigen Locken, die meine Haare natürlicherweise bilden, ausformen konnten. Schließlich begannen mir Kringellöckchen zu wachsen, die sich zu dicken Korkenzieherlocken entwickelten, die mir spiralförmig über den Rücken fielen. Das war meine haarige Bestimmung – die Natur nahm endlich ihren Lauf. Vor kurzem sagte eine Freundin meiner 45-jährigen Kundin Miriam: »Endlich hast du die Haare, die du schon immer hättest haben sollen!« Genauso fühlte ich mich auch.

Ich entwickelte beinahe eine Weltanschauung über Locken. Ich betrachtete sie als eine Art arrangierte Ehe; etwas, das ich mir nicht selber ausgesucht hätte, aber das nun zu mir gehören würde, »bis der Tod uns scheidet«. (In der Tat enthält mein Testament ein Verbot, meine Haare für das Begräbnis zu glätten, und überdies genaue Instruktionen, wie meine Locken für das Begräbnis hergerichtet werden sollen.) Ich schwor, dass niemand je wieder meine Locken oder meine Wahrnehmung manipulieren würde.

Nun hatte sich zwar meine Einstellung verändert, aber leider nicht die meiner Umwelt. Glatte Haare waren immer noch der Goldstandard, vor allem in Beverly Hills, wo ich eine Anstellung in einem angesagten Salon gefunden hatte. Nach meiner ersten Arbeitswoche, als der Salonbesitzer aus dem Urlaub kam und mich zum ersten Mal sah, zeigte er mit dem Finger auf das neue Mädchen mit den politisch unkorrekten Locken und rief entsetzt: »Würde bitte irgendjemand diesem Mädchen sofort die Haare glattföhnen!« Wenige Augenblicke später verließ ich meinen Arbeitsplatz am Haarwaschbecken und ging durch die Tür. Ich drehte mich nicht einmal um.

Der Salon in Beverly Hills, der meine Locken als »politisch nicht korrekt« betrachtete.

Dann zog ich nach New York, wo ich zum ersten Mal im Leben in einer multikulturellen Umgebung lebte, in der es nur so vor Italienern, Latinos, Juden und Afroamerikanern wimmelte, deren Haare genauso wild gelockt waren wie meine. Ich fühlte mich nicht mehr als Außenseiterin. Meine Freunde werfen mir im Spaß vor, ich würde in einer »lockenzentrierten« Welt leben. Das mag stimmen, aber es stimmt auch, dass wir in einer Welt leben, in der das Klischee von der Überlegenheit glatter Haare tief verwurzelt ist. Vielleicht erklärt das, warum so viele von uns ihre Locken verleugnen, warum Kosmetikinstitute Stylisten immer noch beibringen, Locken in einer erzwungen eindimensionalen...

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