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Von Boltenhagen nach Ahlbeck - Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste

Geschichte und Geschichten für Zugezogene, Touristen und andere Neulinge

AutorRudi Czerwenka
VerlagEDITION digital
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl384 Seiten
ISBN9783956555459
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Die Texte für dieses Buch entstanden auf der Basis umfangreicher Recherchen im Auftrag des damaligen Gewerkschaftsverlages 'Tribüne' in der Zeit vor 1989 und sollten den Urlaubern das Land an der damals schon sehr beliebten Ostseeküste ein wenig näherbringen. Die Ereignisse der Wendezeit und der nachfolgenden Jahre verhinderten die Vollendung dieser Pläne. Inzwischen hat sich nicht nur das Profil der Feriengäste verändert. Dennoch hat der Autor die vor drei Jahrzehnten entstandenen Texte so gelassen und nicht aktualisiert. Sie bieten also nicht nur Informationen zur Geschichte und Einblicke in den Alltag der hier beheimateten Menschen. Sie wecken bestimmt bei manchem auch Erinnerungen. INHALT: I. Wismarer Land - Wiege Mecklenburgs II. Doberan - einst feudales Luxusbad, heute Kurort III. Rostock - alte, junge Stadt am Meer IV. Ribnitz - Land und Leute am Bodden V. Fischland, Darß und Zingst - eine Seefahrerheimat VI. Stralsund - Hansestadt mit Traditionen VII. Rügen und Hiddensee - Vielfalt einer Insellandschaft VIII. Greifswald - Kultur und Wissenschaft im Pommerland IX. Usedom - Ferienstrand und Urlaubsland Literaturverzeichnis Ortsverzeichnis Personenverzeichnis

Geboren am 4.4.1927 in Breslau, aufgewachsen im dörflichen Umfeld der Stadt, Abbruch der Schule in der 11. Klasse infolge Einberufung, Flakhelfer, Soldat, amerikanische Kriegsgefangenschaft, nach der Entlassung Kochlehre in Jena, Volkspolizist, Kurzausbildung zum Neulehrer, Einsatz in Mecklenburg, zuerst in Kröpelin, dann an der einklassigen Dorfschule Spoldershagen, schließlich in Bad Sülze. 1983 nach dem Tod der Ehefrau Aufgabe des Lehrerberufs, seitdem als freiberuflicher Schriftsteller und Journalist in Rostock, seit 2013 in Ahlbeck. (siehe Biographie "Viel erlebt - viel verpasst" , 2005). Erste journalistische Versuche ab 1955, Kontakte zum und nachfolgend Mitglied im Schriftstellerverband. Kinder- und Jugendbücher: Magellans Page Geheimnisvoller Strom Anker auf Seit Mitte der 1970er Jahre ausschließlich Arbeiten für Presse, Rundfunk, Theater und Fernsehen (7 Schwänke für DDR-Fernsehfunk). Durch den Wegfall sämtlicher Auftrag- und Arbeitgeber nach der Wende Rückkehr zum gedruckten Buch, Romane und Erzählungen zur Regionalgeschichte und - gegenwart: Die Hexe vom Fischland, Wo Kapitäne geboren wurden, Dorfschulmeister Franz Kuhlmann, Störtebekers Erben (Jugendbuch), Achterbahn, Waldschenke, Julias wilde Jahre, Unser täglich Brötchen u. a.

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Leseprobe
Über Hiddensee ist schon oft, ja mehr als genug geschrieben worden. Doch ohne das 'söte Länneken' wäre eine Darstellung unserer Ostseeküste nicht nur unvollständig, sondern auch tadelnswert. Vor hundert Jahren, als sich die meisten Küstenorte schon voll auf das Badewesen eingestellt hatten, zählte Hiddensee allerdings noch zu den unberührten Gebieten. Nur selten verirrte sich ein Fremder auf dieses Eiland. Inselpastor Arnold Gustavs, einer der besten Hiddenseekenner und -schilderer, erzählt von einem Mädchen, das sich bei Urlaubsende mit einem dankbaren 'Auf Wiedersehen' von seinem Quartierwirt verabschiedete. 'Ne, Fräulein', orakelte der Fischer traurig, 'Sei kamen nicht wedder.' - 'Aber warum denn nicht?' fragte es. 'Sei starben öwer Winter bestimmt an Rheumatismus.' Die Einwohner zeigten damals für die sonderbaren Gewohnheiten der Gäste kein Verständnis. Dass man sich waschen musste, war einzusehen. Aber doch nicht jeden Tag! Und dann noch am ganzen Körper! Und obendrein im freien Wasser anstatt in einer Pütt! Es war dagegen ratsam, an der rauen See immer warm angezogen zu sein, am besten auch im Sommer mit fester Segeltuchhose und schafwollenem Pullover. Aber daran hielten sich die Fremden ebenso wenig wie an die Vorschrift, sich nur in Strandhütten umzuziehen und dann in schicklicher Badebekleidung den Strand zu betreten. Im Gegenteil, sie lagen, spazierten oder sprangen auf dem damals noch breiten Sandstreifen an der Hucke bei Kloster nur dürftig oder überhaupt nicht bekleidet herum und hockten wie Affen hoch oben auf dem Kliff. Man ließ sie gewähren, denn sie brachten den Fischern zusätzliche Einnahmen und ordneten sich dem Inselleben und der Natur unter. Letzteres ist von den späteren Hiddenseegästen nicht immer zu vermelden. Die allerersten Fremden, die die Insel betraten, waren Zisterziensermönche, die hier 1296 ein Kloster erbauten. Sie unterhielten den 1306 von den Stralsundern auf dem Südende der Insel errichteten Leuchtturm, betrieben ansonsten aber nur Feldbau und Fischfang. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert verfiel das Kloster und wurde während des Dreißigjährigen Krieges völlig vernichtet. Der Dänenkönig Christian V. zerstörte aber nicht nur die klösterlichen Anlagen, er wollte auch die Eichen- und Buchenwälder, die damals die ganze Insel überzogen, für seinen Schiffbau nutzen. Das wiederum missfiel Wallenstein, Gegner der Protestantischen Union, und er ließ den Waldbestand niederbrennen. Solche und andere Gäste haben der Insel und ihren Bewohnern nichts als Schaden zugefügt; sie sind sicher mitschuldig an dem überlieferten Misstrauen, das die Hiddenseer den Fremden bis heute entgegenbringen.
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