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Kunsthandel im Informationszeitalter: Welche Rolle spielen Informationssysteme in Galerien?

AutorDaniel Wiegand
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl86 Seiten
ISBN9783959341035
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Der Kunstmarkt ist ein Markt, auf dem viele Mechanismen anders wirken als man es von der Industrie, dem Handwerk oder dem Dienstleistungssektor kennt. Kaufentscheidungen sind getrieben von Leidenschaft und Ästhetik. Die Entstehung von Preisen ist oft nicht nachvollziehbar und schon gar nicht vorhersehbar. Der Markt ist schwer zu durchschauen, Informationen zu Verkäufen sind aufgrund von sehr diskret behandelten Kunden-Galerie-Beziehungen kaum zu analysieren. Spätestens seit dem dramatischen Wachstum des Internets hat der Enthusiasmus für die elektronische Datenverarbeitung aber auch die Kunstbranche erreicht. Die Informationssysteme aus den großen Sektoren können allerdings nicht einfach im Kunstmarkt verwendet werden, denn die Anforderungen, die z. B. Galerien an moderne IT-Systeme stellen, haben Schwerpunkte, die teilweise erheblich abweichen. Dieses Buch nimmt sich dieser Problematik an und erörtert Schritt für Schritt, welche besonderen Anforderungen von Galerien und anderen Marktteilnehmern erfüllt werden müssen. Die bereits in Museen etablierte Museumsinformatik stellt hierbei die Ausgangsbasis dar. Inwieweit diese auch für die kommerzielle Nutzung verwendbar ist, zeigen die Ergebnisse einer Umfrage, die in verschiedenen Galerien durchgeführt wurde. Nach der Studie des vorliegenden Werkes können Sie folgende Fragen beantworten: •Was ist Museumsinformatik und wie ist der Stand der gegenwärtigen Forschung? •Welche spezielle Ontologie, Modellierungsstandards, Referenzmodelle und Datenbanken existieren im Bereich der Kunstwissenschaft und wie unterscheiden sich diese? •Welche Anwendungen existieren zur Sammlungsverwaltung in Museen? •Wie ist der Kunstmarkt strukturiert? Welche besonderen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten? •Was sind die konkreten Anforderungen an ein Informationssystem bei kommerziell betriebenen Galerien? •Inwieweit können diese Anforderungen mit vorhandenem Wissen erfüllt werden? Wo liegen die Schwierigkeiten?

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3, Der Kunstmarkt: 3.1, Globale Entwicklung: FREY gibt einen guten Überblick über die historische Entwicklung des Kunstmarktes von den Ursprüngen in der griechischen Antike bis zum Zweiten Weltkrieg. Dem interessierten Leser ist eine Studie von Freys Darstellung zu empfehlen, eine detaillierte Zusammenfassung würde aber den Rahmen dieses Dokumentes sprengen. Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Kunsthandels ist die Weiterentwicklung der Kunstschaffenden weg von der Rolle des auftragsbezogenen Handwerkers, hin zum freischaffenden, für einen anonymen Markt schöpferisch tätigen Künstler. Erst dieser Schritt machte die Entstehung des Berufsbildes des Kunsthändlers notwendig. Lange Zeit war Frankreich das Zentrum der Kunst und unangefochtene Nummer 1 im Kunsthandel. Frankreichs Marktanteile waren seit dem 19 Jhd. bis zu den 1950er Jahren für kein anderes Land erreichbar.17 Die beiden wichtigsten Vertriebskanäle waren zu diesem Zeitpunkt die Galerien und Auktionshäuser. Nach 1950 verlagerte sich der Schwerpunkt des Kunsthandels zunächst nach London. Gründe hierfür waren zum einen die Abwertung des französischen Francs, sowie verstärkte Aktivität durch die Auktionshäuser Sotheby's und Christies, die den Markt fast gänzlich beherrschten. Zeitgleich fasste Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder Fuß auf dem Kunstmarkt und trug mit Abhaltung der zweiten documenta 1959 in Kassel bedeutend zur Öffnung des europäischen Marktes für amerikanische Kunst bei. In den darauf folgenden Jahren entwickelten sich die Vereinigten Staaten zum bedeutendsten Markt für die Bildenden Künste und führten diesen gefolgt von Großbritannien an. Frankreich wurde auf Platz 3 verdrängt. Dieses Bild hatte bis 2007 Gültigkeit, als China Frankreich von seiner Position verdrängte und schließlich 2010 auch die USA und Großbritannien überholte. 'Die Umverteilung der Kräfte, die sich in den letzten Jahren vollzogen hat, ist eine Folge der wirtschaftlichen und kulturellen Umwälzungen innerhalb der demografischen Großstaaten in Asien.' In rasantem Tempo erlangte China somit den Spitzenplatz und versucht diesen gegenüber den USA zu halten. 3.2, Marktmechanismen: Die Vermarktung von Kunst hat ihre ganz eigenen Regeln und Traditionen, die kaum vergleichbar mit denen anderer wichtiger Märkte sind. Um im Kunstmarkt aktiv zu sein, ist es unerlässlich ein gutes Netzwerk aufzubauen, Geld zu investieren und als Käufer registriert zu werden. Erst dann gehört man zu einem elitären Kreis und wird mit Insiderinformationen belohnt. Oft herrscht aber eine Schwellenangst bei Käufern, die es zunächst zu überwinden gilt. Kunst ist ein Luxusgut, bei dem nur selten der Wert und die Kosten dessen Herstellung in einer kalkulierbaren Relation stehen. Preisbildende Merkmale sind vor allem die Einzigartigkeit, Besonderheit und Ästhetik des Werkes. Auch die Qualität oder der Name des Künstlers wirken in den Preisbildungsprozess mit ein. Vor allem der Aspekt der Ästhetik ist aber eine Größe, die nur sehr schwer bestimmbar ist , so dass die Preisbildung und -entwicklung nur mit großer Unsicherheit vorherbestimmt werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass die wirtschaftliche Entwicklung, vor allem für den Primärmarkt, nur schwer nachvollziehbar ist. Es sind nur wenige Berichte auffindbar, die helfen, diesen Teilmarkt strukturiert zu analysieren. Aus dem aktuellen TEFAF-Bericht geht hervor, dass der Kunstmarkt 2012 ein weltweites Gesamtvolumen von 43 Mrd. US-Dollar hatte (2011: 46 Mrd. US-Dollar), wobei ca. 70% innerhalb des Primärmarktes und 30% durch Auktionen umgesetzt wurden. Zum Sekundärmarkt existieren Preisdatenbanken und weitaus ausführlichere Berichte zu Auktionsergebnissen, dank derer zumindest dieser Teilmarkt etwas transparenter wird. Zum Primärmarkt zählen die erstmaligen Verkäufe von Werken, die entweder vom Künstler selbst oder von Galerien durchgeführt werden. Aus einer Umfrage bei Berliner Galerien geht hervor, dass 95% des Jahresumsatzes durch Verkäufe im Primärmarkt erzielt werden. Die wichtigsten Vertreter auf dem Sekundärmarkt sind die Aktionshäuser. Galerien und Auktionshäuser stehen somit nicht unbedingt in direkter Konkurrenz, wobei die Teilmärkte stellenweise ineinander übergehen. Abgeleitet aus Auktionsberichten lassen sich Kunstobjekte nach den Merkmalen Epochen (Alte Meister, 19. Jahrhundert, Moderne Kunst, Nachkriegskunst, Zeitgenössische Kunst), Medium (Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und Zeichnung) und Preiskategorie klassifizieren. Weiterführende Literatur zu Marktmechanismen im Kunsthandel ist reichlich vorhanden, kann aber an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Um nur einige zu nennen: ZWIRNER (2006), SCHÖSS (2007), WELLER (2010), ORMROD (1999), KLOPP (2013). Um die Funktionsweise von Galerien und deren Umgang mit Informationen zu verstehen, ist es aber wichtig, die oben aufgeführten Besonderheiten und Strukturen des Marktes zu verinnerlichen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Daniel Wiegand, Kunsthandel im Informationszeitalter: Welche Rolle spielen Informationssysteme in Galerien?1
I Inhaltsverzeichnis7
1. Einleitung13
2. Grundlagen15
2.1. Informationssystem15
2.2. Metadaten15
2.3. Ontologien16
2.4. Kunstbegriff16
3. Der Kunstmarkt18
3.1. Globale Entwicklung18
3.2. Marktmechanismen18
3.3. Akteure und Schauplätze20
3.3.1. Galerien20
3.3.2. Messen21
3.3.3. Auktionen22
3.4. Kunsthandel in Deutschland22
3.5. Zusammenfassung23
4. Museumsinformatik25
4.1. Begriffserklärung und Entstehung25
4.2. Institutionen26
4.2.1. J. Paul Getty Trust26
4.2.2. ICOM26
4.2.3. Collections Trust26
4.3. Dokumentationsstandards27
4.3.1. CDWA27
4.3.2. CIDOC CRM28
4.3.3. SPECTRUM31
4.4. Vorhandene Anwendungen31
4.4.1. Allgemeines31
4.4.2. CollectionSpace32
4.4.3. MuseumPlus34
4.4.4. artbutler35
4.4.5. Weitere Anwendungen36
5. Informationssysteme in Galerien37
5.1. Datenerhebung37
5.2. Ergebnisse der Datenerhebung38
5.2.1. Einordnung der Befragten im Markt38
5.2.2. Werke dokumentieren39
5.2.3. Werke präsentieren44
5.2.4. Informationen zu Künstlern49
5.3. Zusammenfassung der Anforderungen der Galerien50
6. Analyse der Ergebnisse53
6.1. Vergleich der Anforderungen mit den existierenden Standards53
6.2. Vergleich der Anforderungen mit den untersuchten Anwendungen53
7. Fazit55
V Anhang56
VI Literatur79

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