ERWACHEN
Tageslicht bricht an,
der Verstand ist besänftigt,
still, in Frieden,
ohne Bewegung.
Kein Kiesel fällt in seinen Teich,
kein sich ausdehnendes Kräuseln.
Ein sanft spiegelnder See,
unberührt von Gedanken.
Gelassenheit steht beobachtend am Ufer.
Die Sonne erscheint.
Strahlen puren Lichts
verschlingen die Landschaft des Verstandes,
und in dieser verschwundenen Landschaft
singen Vögel für die ganze Menschheit.
„Erwachen“ wurde von Robert eigenhändig
im November 1994 geschrieben
SPIRITUELLES ERWACHEN
Vergiss nie den Grund, warum du hier bist. Die Wahrheit ist: In der Absoluten Realität gibt es keine Absicht. Das Universum beabsichtigt nichts mit seiner Existenz. In der Absoluten Realität gibt es keine Absicht für deine Existenz. Aber solange du glaubst, dass du der Körper oder der Verstand bist, solange muss es deine Absicht sein, absichtslos zu werden. Benutze deine Energie dafür, Nichts zu werden. Aber glaube nicht, Nichts zu sein, solange du es nicht wirklich bist.
Sei ehrlich mit dir selbst. Wo du wirklich stehst, erkennst du daran, wie du auf alltägliche Lebenssituationen reagierst. Die Art, wie du auf missliche Lebenslagen reagierst, wird dir zeigen, woran du bist. Das Leben wird dir einige davon präsentieren, und es ist an dir, die Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen: Dich nie zu fürchten, nie zu glauben, etwas sei falsch, immer zu wissen, dass du nicht allein bist, auch wenn du glaubst, du seist der Körper.
Reines Gewahrsein ist immer mit dir. Es wartet auf dein Erkennen, dein Verstehen, dass du nicht der Körper bist, dass du Geist bist, genannt Atman, Brahman, Absolute Realität. Das bist du wirklich. Das ist deine wahre Natur.
Ihr habt mich schon oft über Liebe, Mitgefühl und Demut sprechen hören. Es ist sehr wichtig, diese drei Eigenschaften zu verstehen. Sie müssen gehegt und entwickelt werden. Wenn ihr versteht, was Liebe, Mitgefühl und Demut wirklich sind, dann werdet ihr zur lebendigen Verkörperung der Wahrheit und das Selbst wird euer Ego ins Zentrum des Herzens holen und ihr seid frei.
Wenn ich über all diese Dinge spreche, beziehe ich mich auf meine eigenen Erfahrungen. Deshalb nehmt das, was ich euch sage, nicht einfach so hin, zumal ich euch immer wieder rate, nicht ein Wort von dem zu glauben, was ich sage. Es hört sich an wie ein Widerspruch, ist es aber nicht. Ihr sollt nichts glauben, was ich euch erzähle, doch zugleich sollt ihr über alles reflektieren und darüber nachdenken. Versucht zur lebendigen Verkörperung der höchsten Wahrheit zu werden.
Als mir das spirituelle Erwachen passierte, war ich vierzehn Jahre alt. Dieser Körper saß in einem Klassenzimmer über einer Mathematik-Arbeit. Plötzlich fühlte ich, wie ich mich ausdehnte. Ich verließ nie meinen Körper, was beweist, dass der Körper nie existiert hatte. Ich fühlte, wie der Körper sich ausdehnte, und ein leuchtendes Licht schien aus meinem Herzen. Ich sah dieses Licht in allen Richtungen. Ich sah dieses Licht aus einer peripheren Perspektive, und das Licht war in Wirklichkeit ich Selbst. Da waren nicht mein Körper und das Licht, es gab nicht zwei. Da war dieses Licht, das heller und heller wurde wie das Licht von tausend Sonnen. Ich dachte, ich würde knusprig gebraten, aber leider nein!
Also, dieses brillante Licht, dessen Zentrum und auch dessen Begrenzung ich war, dehnte sich über das ganze Universum aus, und ich war fähig, die Planeten, die Sterne, die Galaxien als mich selbst zu fühlen. Dieses Licht schien so hell und es war so schön, es war Glückseligkeit, unaussprechlich, unbeschreiblich.
Nach einer Weile ließ das Licht nach, aber es entstand keine Dunkelheit. Da war ein Platz zwischen Licht und Dunkelheit, ein Platz jenseits des Lichts. Man könnte ihn leer nennen, aber es war nicht nur Leere. Es war dieses Reine Bewusstsein, von dem ich immer spreche. Ich war mir bewusst: ICH BIN DAS ICH BIN und war mir gleichzeitig des ganzen Universums bewusst. Da gab es keine Zeit, keinen Raum, da war einfach nur das ICH BIN.
Dann wurde alles sozusagen wieder normal. Ich war fähig zu fühlen und zu verstehen, dass alle Planeten, Galaxien, alle Menschen, Bäume, Blumen auf dieser Erde, einfach alles, Myriaden von Energie waren – und ich war in allem. Ich war die Blume. Ich war der Himmel. Ich war die Menschen. Das Ich war alles. Alles war das Ich. Das Wort „Ich“ umfasste das ganze Universum.
LIEBE, MITGEFÜHL UND DEMUT
Jetzt kommt der Punkt, auf den ich hinweisen möchte: Ich fühlte Liebe, Mitgefühl, Demut, alles zur gleichen Zeit. Es war wirklich unbeschreiblich. Es war nicht die Liebe, die ihr kennt. Denkt an jemanden, den ihr von ganzem Herzen liebt. Diese Liebe millionen-, trillionenfach multipliziert, das wird euch eine Idee geben, wovon ich spreche. Diese besondere Liebe ist wie nichts, was je auf der Erde existiert hat. Es gibt nichts, womit man sie vergleichen könnte. Sie ist jenseits von Dualität, von Konzepten, jenseits von Worten und Gedanken. Und da war das „Ich“, das ich war, das alles einschloss, da gab es keinen Platz mehr für irgendetwas anderes, denn es gab keinen Raum und keine Zeit. Da war nur das ICH BIN, immer anwesend, in sich selbst existierend. Diese Liebe für alles war die Liebe für das Selbst. Darum wird in den Schriften gesagt, du sollst deinen Bruder lieben und deine Schwester, du sollst alles und jeden lieben, unter allen Umständen.
Diese Liebe konnte nicht unterscheiden. Ich konnte nicht sagen: „Du bist gut, dich liebe ich. Du bist schlecht, dich liebe ich nicht.“ Alles war ich selbst. Ich erkannte: Ich bin der Mörder, ich bin der Heilige, ich bin das so genannte Böse und das so genannte Gute auf dieser Erde. Alles war das Selbst. Und es war alles ein Spiel. Alle Energiepartikel verwandelten sich von einem Ding zum anderen. Aber die Liebe änderte sich nie.
Ein anderes Wort für diese Liebe war Mitgefühl. Ich hatte dieses fabelhafte, phantastische Mitgefühl. Für alles! Denn alles war das Selbst, das ICH BIN. Es gab keine Unterscheidung. Es gab kein „Ich“, was ihr als „Ich“ bezeichnet. Es gab nur einen Ausdruck und der war Bewusstsein.
Natürlich verstand ich all diese Dinge zu dieser Zeit noch nicht. Ich hatte nicht diese Worte zur Verfügung, die ich jetzt benutze. Ich tue mein Bestes, um intelligent zu sprechen und Worte zu benutzen, um zu erklären, was geschehen ist, aber es geht nicht. Alle Spiele, die Menschen auf allen Planeten, überall im Universum spielen, all das ist in Wirklichkeit das Selbst. Es war alles das Selbst, und ich erkannte, dass nichts existierte außer dem Selbst. All diese Dinge, diese unzähligen Planeten, Galaxien, Menschen, Tiere, alle sind das Selbst. Noch einmal: Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben. Ich fühlte und wusste, dass diese Vielfältigkeit nicht existiert. Dinge existieren nicht. Nur das Selbst existiert, nur Bewusstsein, Reines Gewahrsein.
Und doch entstand zugleich die Schöpfung – dabei gibt es keine Schöpfung. Das können wir in unserer menschlichen Form nicht verstehen. Solange wir mit unserem Gehirn denken, bleibt es unbegreiflich. Denn wie könnten sie sich gleichzeitig gegenseitig erschaffen? Da fand Schöpfung statt, doch gleichzeitig gab es überhaupt keine Schöpfung! Hört sich an wie die Gedanken eines Verrückten. Und doch schien es normal. Es ist absolut nichts seltsam daran, nichts und alles zur gleichen Zeit zu sein.
Da war also dieses große Mitgefühl und weil ich alles war, galt dieses Mitgefühl auch allem. Nichts war ausgeschlossen, weil alles das Selbst war. Und dann war da diese phantastische Demut. Liebe, Mitgefühl und Demut haben alle die gleiche Bedeutung. Ich versuche es zu vereinfachen, um euch ein Stück weit verständlich zu machen, was vor sich ging. Da war die Demut, nichts zu verändern. Alles war in Ordnung genau so, wie es war. Planeten explodierten, neue Planeten wurden geboren. Sonnen verdampften, neue Sonnen wurden geboren. Von den Sonnen kamen die Planeten und es begann Leben auf den Planeten. All das fand gleichzeitig statt, alles zur selben Zeit. Und doch passierte absolut nichts.
Daher kam die Demut, dass alles richtig war. Es gab nichts, was ich ändern musste. Nichts, was ich korrigieren musste. Die an Krebs sterbenden Menschen waren am richtigen Platz – und niemand stirbt, und es gibt keinen Krebs. Kriege, die Unmenschlichkeit der Menschen untereinander, alles war Teil davon! Es kann keine Schöpfung geben, wenn es nicht das Gegenteil von gut gibt. Um eine Schöpfung zu haben, muss es Gegensätze geben. Es muss den guten und den schlechten Kerl geben. Ich war in der Lage, all diese Dinge zu verstehen.
Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass mein Lehrer mich rüttelte. Ich war der Letzte in der Klasse, alle anderen waren schon gegangen, die Glocke läutete, und ich hatte nicht einmal mit der Mathematik-Arbeit begonnen. Natürlich bekam ich eine dicke fette Null. Aber diese Gefühle und dieses Verstehen verließen mich nie mehr. Von diesem Zeitpunkt an veränderte sich mein ganzes Leben. Ich war nicht länger an der Schule...