Einleitung (S. 7-8)

Rettungsdienst – Helden in Rot!

Der Rettungsdienst ist für die meisten schwererkrankten Patienten die erste Anlaufstelle. Die Mitarbeiter nehmen somit eine zentrale Rolle in der Versorgung enorm hilfsbedürftiger Menschen ein. Aus dieser Aufgabe wächst aber auch eine große Verantwortung, denn bei vielen Krankheitsbildern hängt das Schicksal der Patienten entscheidend von der Behandlung in den ersten Krankheitsstunden ab. Als Beispiele sind hier nicht nur die Schwerstverletztenversorgung beim Polytrauma oder die Behandlung eines akuten Koronarsyndroms zu nennen. Auch Symptome, die anfangs wenig dramatisch oder gar lebensbedrohlich erscheinen, können sich im Laufe des Rettungseinsatzes plötzlich zu lebensgefährlichen Krankheitsbildern entwickeln.

Es fällt in die Verantwortung des Rettungsassistenten und zukünftig auch des Notfallsanitäters, diese Situationen korrekt einzuschätzen und entsprechend professionell auf sie zu reagieren. Denn im Rettungsdienst tätig zu sein bedeutet viel mehr als nur den Transport von Erkrankten zum nächsten Arzt. Gerade wegen der unglaublich steilen Entwicklung, die der Beruf in den letzten Jahren durchlaufen hat, stellt die Arbeit im Rettungsdienst eine verantwortungsvolle Aufgabe dar, denn das Leben ihres Patienten hängt zu großen Teilen von Ihren Entscheidungen ab. Dabei ist es keinesfalls sinnvoll, sich jederzeit auf die Möglichkeit der Alarmierung des Notarztes zu verlassen, denn manchmal spiegelt das Meldebild die tatsächliche Situation vor Ort nicht wider, oder aber der Notarzt ist nicht abkömmlich. Auch die Arbeit in einer ländlichen Region führt oft dazu, dass Sie als Rettungspersonal eine längere Zeit überbrücken müssen, in der das Überleben Ihres Patienten gänzlich von Ihrer Kompetenz abhängt.

In den vielen Jahren unserer Arbeit mit Notfallpatienten haben wir festgestellt, dass es manchmal schwierig sein kann, in der Schule erlerntes Wissen in die Tat umzusetzen. Es ist etwas anderes, gepaukten Stoff in der Sicherheit des Klassenzimmers abzurufen, als dann tatsächlich vor einem Menschen zu stehen, der gerade einen schweren Autounfall hinter sich hat. Um dieser Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis gerecht zu werden, sind vor einigen Jahren die ersten medizinischen Spielebücher auf den Markt gekommen. Zuerst nur für Ärzte geschrieben, drängte sich nach einiger Zeit die Frage auf, ob nicht auch das Rettungsdienstfachpersonal von einem Spielebuch profitieren würde, in dem der Lernstoff in praktischen Übungen gefestigt und bestimmte Situationen bereits einmal «durchdacht» werden können, bevor das «echte Leben» zuschlägt. Wenn Sie im vorliegenden Buch eine Entscheidung treffen, die Ihren Patienten im richtigen Leben erheblichen Schaden zufügen würde, dann tun Sie das zwar hier auch, allerdings können Sie einfach wieder zurück auf Anfang gehen, und Ihr Patient bekommt wieder Luft (wenn auch schlecht).

Die Erfahrung hat gezeigt, dass medizinisches Personal in kritischen Situationen ruhiger und konzentrierter und somit letztlich auch besser arbeitet, wenn die Beteiligten eine gewisse Routine im Umgang mit dem Problem haben. Diese Erkenntnis ist nicht zuletzt der Grund, weshalb regelmäßig Schulungen, beispielsweise der kardiopulmonalen Reanimation, zum festen Bestandteil eines jeden Rettungsberufes gehören. Dieses Buch soll einen Beitrag zum situativen Lernen leisten. Es ersetzt damit keinesfalls Ihre Lehrbücher, sondern will als sinnvolle Ergänzung fungieren. Und letzten Endes soll es Ihnen einfach Spaß machen! Denn in langen Diensten, kann es, besonders auf Außenwachen, eine willkommene Abwechslung sein, sich spielerisch auf den Ernstfall vorzubereiten. Wir hoffen inständig, dass wir diesem Anspruch gerecht werden, und wünschen Ihnen nun viel Spaß bei den ersten Rettungsversuchen. Natürlich sind alle Namen von Patienten oder anderen Personen frei erfunden. Sollte es trotzdem zu Übereinstimmungen mit real existierenden Personen kommen, so ist das reiner Zufall.

Bitte denken Sie außerdem daran, dass die von uns vorgeschlagene Art, die Fälle zu lösen, keine absolute Wahrheit darstellt. Das Spannende an der Notfallmedizin, gerade an deren präklinischer Seite ist, dass man immer aus der Situation heraus entscheiden muss! So liegen einigen Entscheidungen nicht immer nur rein medizinische Fakten zu Grunde. Manchmal ist es auch die Situation, die uns zwingt, Dinge auf die eine oder andere Weise abzuarbeiten.