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Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi

16.3.1945 - 4.1.1947

AutorDevaraja Mudaliar
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783844876413
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Ein wertvolles Buch über Ramana Maharshi (1879-1950), den Weisen vom Berg Arunachala. Devaraja Mudaliar hat vom 16.3.1945 bis zum 4.1.1947 ein Ashram-Tagebuch geführt, in dem er die Gespräche mit Ramana Maharshi sowie die Ereignisse im Ashram dokumentiert hat. Es ist vergleichbar mit "Die Gespräche mit Ramana Maharshi", die Munagala Venkataramiah von 1935 bis 1939 aufgezeichnet hat, und überschneidet sich teilweise mit Nagammas "Briefe aus dem Ramanashram" (1945 bis 1950). Es ist neben den oben erwähnten Büchern eines der bedeutendsten Dokumente, die aus erster Hand ausführlich von Ramanas Lehre und seinem täglichen Leben in den späten Jahren berichten.

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Leseprobe

Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi


Devaraja Mudaliar

1945


16.3.1945 Vormittag


Besucher: »Soll ich mein Geschäft aufgeben und Bücher über Vedanta lesen?«

Bhagavan: »Wenn die Objekte ein unabhängiges Dasein haben, d.h. wenn sie irgendwo unabhängig von dir existieren, dann besteht die Möglichkeit, dass du dich von ihnen abwendest. Aber sie existieren nicht unabhängig von dir. Sie verdanken dir und deinen Gedanken ihr Dasein. Wohin also könntest du gehen, um ihnen zu entfliehen? Was die Lektüre von Büchern über Vedanta betrifft: du magst so viele von ihnen lesen wie du willst. Sie können dir nur sagen: ›Erkenne das Selbst in dir.‹ Das Selbst kann nicht in Büchern gefunden werden. Du musst es in dir finden.«

16.3.1945 Abend


Ein anderer Besucher stellte am Nachmittag eine ähnliche Frage.

Bhagavan erwiderte: »Wohin kannst du vor der Welt oder den Objekten fliehen? Sie sind wie der Schatten eines Menschen. Er kann ihm nicht entkommen. Es gibt eine lustige Geschichte über einen Mann, der seinen Schatten begraben wollte. Er grub eine tiefe Grube, und als er seinen Schatten auf deren Grund sah, war er froh, dass er ihn so tief eingraben konnte. Er füllte die Grube auf, doch als er damit fertig war, war er erstaunt und enttäuscht, als er sah, dass sein Schatten nun obenauf lag. Ebenso ist es mit den Objekten und den Gedanken an sie. Sie begleiten dich, bis du das Selbst verwirklichst.«

17.3.1945 Nachmittag


T.P. Ramachandra Aiyar fragte Bhagavan nach der Bedeutung von ›Licht‹ in Vers 1 von Ulladu Narpadu. [Der Vers lautet: »Da wir die Welt wahrnehmen, steht es außer Frage, dass es eine erste Ursache gibt, eine kreative Energie (Shakti), die sich mannigfach manifestiert. Das Bild, das aus Namen und Form besteht, der Betrachter, die Leinwand und das Licht, das sie beleuchtet, all das ist das Selbst.«]6

Bhagavan: »Licht meint hier das Licht des Geistes, durch das wir die ganze Welt wahrnehmen. Zuerst ist das so genannte ›weiße Licht‹ des Selbst da, das sowohl Licht als auch Dunkelheit überschreitet. In ihm kann kein Objekt wahrgenommen werden und es gibt weder einen Sehenden noch ein Gesehenes. Dann gibt es die völlige Dunkelheit oder Avidya, in der ebenfalls keine Objekte wahrgenommen werden. Aber vom Selbst geht ein reflektiertes Licht aus, das Licht des reinen Geistes. Es ist dieses Licht, das den ganzen Film der Welt erst ermöglicht, der weder im völligen Licht noch in völliger Dunkelheit gesehen werden kann, sondern nur im gedämpften bzw. reflektierten Licht. Es ist dieses Licht, auf das der Vers Bezug nimmt.«

18.3.1945


Vor einigen Tagen hatte Bhagavan jemanden gebeten, die Geschichte von Tulsidas7 im Bhakta Vijayam vorzulesen. Tulsidas hatte ein Leben voller sinnlicher Freuden geführt und war dann plötzlich zum anderen Extrem eines sehr religiösen Lebens übergewechselt. Er verließ seine Frau und sein Heim, weil er von Hari [Vishnu] besessen war. Seine Frau und seine Mutter flehten ihn an zurückzukommen und erinnerten ihn, wie sehr er sie alle einst geliebt hatte. Er aber schenkte ihnen keine Beachtung und war nur an Hari interessiert.

Bhagavan sagte: »Als ich in Madurai war, ging es mir ebenso. Wenn ich mit den Büchern in der Hand zur Schule ging, erwartete ich sehnsuchtsvoll, dass Gott mir plötzlich am Himmel erscheinen würde. Deshalb sah ich immer zum Himmel hinauf. Welchen Fortschritt kann so einer schon in der Schule machen?«

19.3.1945 Vormittag


Ein Besucher fragte: »Es heißt, dass die Welt und die Objekte, die wir wahrnehmen, so unwirklich sind wie die Schlange, die in Wirklichkeit ein Seil ist. An anderer Stelle steht, dass der Sehende und das Gesehene dasselbe sind. Wenn beide dasselbe sind, wie kann dann das Gesehene unwirklich sein?«

Bhagavan: »Damit ist lediglich gemeint, dass es nicht der Wirklichkeit entspricht, wenn man das, was man sieht, als etwas Eigenständiges und vom Selbst Unabhängiges betrachtet. Das Gesehene ist vom Sehenden nicht verschieden. Es gibt nur das eine Selbst und nicht ein Sehender und ein Gesehenes. Wenn man das Gesehene als Selbst betrachtet, ist es wirklich.«

Besucher: »Es heißt, dass die Welt wie ein Traum ist. Aber zwischen Träumen und Wachen gibt es einen Unterschied. Im Traum sehe ich meine Freunde und Verwandten und erlebe etwas mit ihnen. Wenn ich aufwache und sie über mein Traumerlebnis frage, wissen sie nichts davon. Aber das, was ich im wachen Zustand sehe und höre, wird auch von vielen anderen bestätigt.«

Bhagavan: »Du solltest die beiden Zustände von Träumen und Wachen nicht vermischen. Ebenso wie du dir deine Erlebnisse, die du mit den Leuten im Wachzustand hast, von ihnen im Wachen bestätigen lässt, musst du auch die entsprechenden Leute fragen, während du träumst. Sie werden es dir dann in deinem Traum bestätigen. Es geht dabei um folgendes: Sagst du im Wachzustand, dass deine Erfahrungen im Traum wirklich waren? Ebenso ist es, wenn ein Mensch zur Erkenntnis (Jnana) erwacht. Er kann nicht mehr sagen, dass die Erfahrungen im Wachzustand wirklich sind. Aus seiner Sicht ist der Wachzustand ein Traum.«

Besucher: »Es heißt, dass nur wenige für die Selbstverwirklichung erwählt sind und sie erlangen können. Das ist sehr entmutigend.«

Bhagavan: »Damit ist nur gemeint, dass wir mit unserem eigenen Intellekt ohne Gottes Gnade die Verwirklichung des Selbst nicht erlangen können.«

Ich ergänzte: »Bhagavan sagt sogar, dass die Gnade nicht unbegründet kommt, sondern weil man sie sich durch eigene Anstrengungen in diesem oder in einem früheren Leben verdient hat.«

F.: »Aber es heißt, dass menschliche Anstrengung nutzlos ist. Welchen Ansporn hat dann ein Mensch, sich zu bessern?«

Ich: »Wo steht, dass du dich nicht anstrengen sollst oder dass deine Anstrengung nutzlos ist?«

Der Besucher zitierte die Stelle in ›Wer bin ich?‹: »Da eine göttliche Macht alles kontrolliert, was geschieht, warum sollten wir uns dann darum kümmern, was wir tun sollen?«

Ich machte ihm klar, dass damit nicht gemeint sei, man soll sich nicht anstrengen, sondern dass man nicht das Gefühl haben soll, der Täter zu sein. Ich fragte Bhagavan, ob das so richtig sei, und er bestätigte es.

19.3.1945 Nachmittag


Bhagavan erzählte, er habe geträumt, dass er bei Gott Subramanya in den Tempeln von Palni und Tiruchendur gewesen sei. An mehr konnte er sich nicht erinnern.

Einmal fragten Leute, ob ein Jivanmukta auch träumen könne. Der Einwand ist berechtigt, da wir glauben, dass die Jnanis nicht wie gewöhnliche Leute schlafen und deshalb vielleicht auch nicht träumen. Als ich Bhagavan fragte, antwortete er: »Wenn der Jnani den Wachzustand kennt, wie könnte er da nicht auch träumen? Aber da sein Wachzustand von dem der gewöhnlichen Leute verschieden ist, ist das auch beim Träumen der Fall. Ob er wacht oder träumt, er weicht nicht von seinem wirklichen Zustand ab, den man auch den ›vierten Zustand‹ (Turiya) nennt.«

24.3.1945 Nachmittag


Ich hatte ›Vichara Sangraha‹ (Selbstergründung) gelesen. Dort heißt es: »Etwas erstrahlt als ›Ich-Ich‹ im Herzen.8 Ich habe mich stets gefragt, was mit dem Wort ›Sphurana‹ gemeint ist. Also fragte ich Bhagavan.

Er antwortete: »Es bedeutet etwas, das scheint oder erstrahlt.«

Ich fragte: »Ist es nicht ein Klang, den wir hören?«

Bhagavan: »Ja, es ist ein Klang, den wir spüren oder dessen wir uns gewahr werden.«

Er wies auf die Bedeutung im Wörterbuch hin: »Sphurana bedeutet pochen, ins Gedächtnis springen, aufblitzen. Es beinhaltet sowohl Klang als auch Licht. Alles ist aus Licht und Klang entstanden.«

Ich fragte Bhagavan, ob das, was erstrahlt, das Ego oder das Selbst sei. Er antwortete, es sei weder das eine noch das andere, sondern etwas dazwischen, eine Kombination aus dem absoluten Ich und dem individuellen Ich-Gedanken und dass das Selbst an sich ohne dieses Sphurana sei. »Der Mensch hat drei Körper: den materiellen, der aus den fünf Elementen besteht, den feinstofflichen, der aus Geist und Atem besteht, und die Seele. Ebenso hat auch Ishwara diese drei Körper. Das Universum ist sein materieller Leib, Licht und Klang sind Sein feinstofflicher Leib, und das Selbst ist Seine Seele.«

31.3.1945


An einem Abend geschah etwas Lustiges. Kaum hatte sich Bhagavan draußen auf der Veranda auf seine Liege gesetzt und sich auf seine Kissen zurückgelehnt, begann Chadwick9, der hinter ihm saß, ihm heimlich Luft zuzufächeln. Als Bhagavan sich umwandte, zog Chadwick den Fächer zurück und verharrte unbeweglich. Sobald er sich wieder umdrehte,...

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