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E-Book

Stormy waters

Kuriose und ernste Geschichten aus dem Logbuch

AutorHans Naumann
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783739284576
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
Heitere, besinnliche, kuriose und ernste Geschichten aus meinen Logbüchern, erlebt in 50 Jahren Segeln auf Binnen- und Küstengewässern und Hochsee. Episoden aus über 200 Törns.

Dipl.-Ing. Hans Naumann, geboren 1945, aufgewachsen in Erfurt, mit 17 Jahren 5 Monate auf einem Rahsegler gelernt, später mehrere Fahrten mit Großseglern als Deckshand, ab 1969 Studium Maschinenbau, 1974 abgeschlossen, ab 1977 im Jollensegeln aktiv, mit priv. Jollenkreuzer 8 Jahre die Binnenreviere besegelt, ab 1980 Prüfer für Sportbootführerscheine, ab 1990 selbstständig mit Segelschule,1994 Ausbildung u. Prüfung zum Segellehrer in Glücksburg, über 200 Segeltörns als Skipper bzw. Ausbilder auf Ostsee, Nordsee, westlichem Mittelmeer und Adria absolviert, segelt noch aktiv.

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Leseprobe

Ohne besondere Vorkommnisse


Es sollte ein ruhiger und entspannter Segeltörn an der frühsommerlichen Adria werden.

Wie beim Vorbereitungstreffen gesagt und auch so gemeint: ein ruhiger und entspannter Segeltörn. Das habe ich mir mit fast vierzigtausend Seemeilen auf den Randmeeren Europas auch verdient. Ich bin übrigens Hans, der Skipper, Segellehrer und Navigator, der all das Folgende und noch viel mehr erlebt hat. Nicht alles Erlebte hat den Weg aus dem Logbuch der Yachten in mein Tagebuch gefunden, es war einfach zu viel. Auch die folgende Geschichte stammt aus dem Fundus von zweiundzwanzig Logbüchern.

Meine illustre Crew ist handverlesen, fast alle haben mit Erfolg die Ausbildung zum Sportküstenschiffer absolviert und könnten eigentlich selbstständig chartern und eine Yacht führen. Und ich glaubte, sie auch für einen gemeinsamen Segeltörn ausreichend gut zu kennen, denn ich habe sie fast alle in der einen oder anderen Crew als ruhige und besonnene Segler erlebt, an den felsigen Küsten Kroatiens, Sloweniens, Elbas, Korsikas, aber auch an der kalten Nord- und Ostsee.

Dieses Mal haben wir uns das wirklich traumhafte Segel-Revier der kroatischen Adria ausgesucht, das ich von Umag bis Dubrovnik in über hundert Törns als Skipper besegelt habe. So wird es auch nicht besonders verwundern, dass ich keine großen Überraschungen erwartete.

Zumal ich das Revier wie meine Hosentasche kenne und mir so mancher Wirt schon beim Festmachen freudig hilft. Doch der Reihe nach.

Treffpunkt der Crew ist die schön gelegene ACI-Marina Rovinj an der Westküste Istriens. Rovinj ist mit seiner wuseligen Altstadt in verschiedenen Baustilen, gekrönt von der wuchtigen Kathedrale der heiligen Eufemia auf dem Berg mitten in der Stadt, ein geschichtsträchtiger Ort, genau das Richtige zum Einstimmen auf den Törn.

Samstagnachmittag ist als Treff ausgemacht, aber ich rechne nicht damit, dass alle pünktlich sind. Jo ist schon am Freitag angereist. Sein richtiger Name ist Bert, aber den hört er nicht so gerne. Im normalen Leben ist er ein hervorragender Musiklehrer in einem Jugendorchester. Er erzählte mir einmal, dass er auf einem kleinen idyllischen Teich im tiefen Binnenland die Jolle eines Freundes segeln durfte.

Seitdem hat ihn die „Seefahrt“ nicht mehr losgelassen. Mit dem „Skipperschein“ in der Tasche sammelt er fleißig Seemeilen.

Jo hat am Freitag nach der Ankunft in Rovinj bei 17 Grad Wassertemperatur schon ausgiebig gebadet. Unter den entsetzten und zum Teil auch bewundernden Ausrufen der Einheimischen, die oft erst ab 25 Grad ins Wasser gehen. Dann fand er nach einem ausgedehnten Hafenbummel mit einem ausgezeichneten kroatischen Wein sein Ruhelager am Strand.

Als die aufgehende Sonne ihn gegen 5.50 Uhr weckte, schwamm er gleich nochmal eine Runde. Das alles erzählt er mir nun beim gemeinsamen Frühstück mit ham and eggs in „Skippers Bar“, unweit der Rezeption. Danach gehen wir beide in Ruhe den fehlenden Proviant einkaufen. Die Proviant-Liste ist nur zur Sicherheit dabei. Nach so vielen Jahren, immer mit einer großen Crew, weiß ich, was gebraucht wird, muss nur noch die besonderen Eigenheiten der Mitsegler beachten.

Nach dem Einkauf suchen wir uns ein schattiges Plätzchen direkt am Hafen, keine zehn Meter von unserem Steg entfernt in einem Café. Nach einem kurzen Gespräch mit anderen Skippern und ein oder zwei Kava, dem guten kroatischen Kaffee, wohl eher Espresso, sehen Jo und ich dem Check-In entgegen.

Da rollt ein Auto mit bekanntem Kennzeichen auf die Pier, Bea und Michel. „Beatrix“ steht in der Crew-Liste, so ruft sie aber keiner. Blond, quirlig und durchaus dominant marschiert sie auf uns zu, mit Michel im Schlepptau. Sie sind seit langen Jahren befreundet, ab und zu auch ein Paar.

Michel, ein Bär, der segeln und kochen kann. An Bord ist er eher leise, aber immer gut gelaunt. Nun betrachten wir zu viert die ankommenden Crews.

Sehr interessant sind die Profis, die die Segel-Handschuhe aus Ziegenleder schon im Bus anziehen, um die schweren Bierkästen besser tragen zu können. Bei sechs Mann und zwölf 20-er Kästen werden sie nicht viel Zeit zum Segeln haben.

Aus einem ankommenden Kleinbus steigt Peterle aus, seine Kumpels rufen ihn so. Die „alkoholische Gärung“ setzt ihm augenscheinlich mächtig zu. Er marschiert mit seinem Schlafsack im Arm direkt neben dem Steg ins Hafenbecken. Beide werden nass von den Kumpels geborgen, nun liegen sie zum Trocknen auf der Pier. Sein ebenfalls nicht mehr nüchterner Kumpel beugt sich zu ihm, streicht ihm übers Haar und sagt: „Gel, Peterle, jetzt fängt der Urlaub an“. Wir haben Mühe, ein lautes Lachen zu unterdrücken. Hafenkino eben.

Nach und nach trudeln unsere Mitsegler ein. Andy bringt Brit mit. Sie ist durch einen kuriosen Zufall das erste Mal dabei. Und das kam so.

Ich sitze drei Tage vor Törnbeginn im Café und den freien Platz neben mir belegt eine junge Frau. Wir kommen ins Gespräch und sie spricht mich auf mein gebräuntes Gesicht an.

Ich erkläre ihr im Scherz, dass ich eine stark bräunende Schreibtischlampe habe. Danach kommen wir schnell auf das Segeln zu sprechen und ich biete ihr an, mitzukommen. Was ich nicht erwartet habe, Brit sagt sofort zu. Und da ist sie nun, der einzige „Neuling“.

Bea dagegen hat schon „Seebeine“, und was für welche!

Erworben bei fast fünftausend Seemeilen.

Und dazu hat sie auch noch den Sportseeschifferschein.

Jetzt taucht auch mein Co-Skipper Horst auf. Er gönnt sich das Segeln, hat schon neun Reisen mit mir gemacht und immer noch nicht genug vom Segeln.

Die tausend Kilometer mit dem Motorrad ist er nonstop gefahren und hat ebenfalls am Strand übernachtet. Freunde nennen ihn auf Grund seiner Haarfarbe „Der weiße Hai“; groß, weißhaarig und vom Wesen her „vierkant“, d.h. gerade, ehrlich und humorvoll. Als er uns sieht, zeigt er sein komödiantisches Können. Nicht zum ersten Mal, schon bei vorangegangenen Törns hat er diese Show abgezogen. Also fragt er erst mal, wer der Skipper ist. Alle kennen das Spiel schon, nur Brit nicht. Als die anderen auf mich zeigen, beginnt er fürchterlich zu jammern. „ Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich zu Hause geblieben. Habe nur schlimme Sachen über den Skipper gehört, Meuterei usw.“ Brit ist ganz blass geworden. Man sieht ihr an, dass sie gleich wieder abreisen möchte. Erst das schallende Gelächter der Crew bringt ihr wieder etwas Farbe ins Gesicht. Aber sie bleibt misstrauisch.

Wir sollten uns aber im Verlauf des Törns noch gut verstehen.

Andy ist noch in der Stadt, ein paar Überraschungen einzukaufen, die meisten in Flaschen. Andy ist der intelligente trockene Typ, immer bereit anzufassen. Und nie missgestimmt, kocht mit Lust, was für die Crew kein Nachteil ist.

Unterwegs trifft er Susi und bringt sie gleich mit. Damit ist die Crew komplett. Die Übergabe der Yacht ist Routine, zumal der Stützpunktchef mich gut kennt. Jetzt beginnt das Verstauen des Gepäcks und des Proviants. Als das geschafft ist und die Sonne den Horizont küsst, gibt es einen Sundowner. Der Sekt ist zwar noch nicht kalt, aber das stört uns heute mal nicht.

Zum Abendessen machen wir uns auf den kurzen Weg zu unsrer Lieblings-Gaststätte, dem „PASTRIK“ unten am Hafen.

Als wir die breite Treppe zur Terrasse hoch steigen, kommt uns schon der Chef entgegen: Wie immer Tisch 1?

Selbstverständlich! Es ist wirklich mit Abstand der beste Tisch, mit direktem Blick auf das 30 m entfernte Hafenbecken. Nach dem leckeren Begrüßungsschnaps „vom Haus“ ist die Stimmung schon ausgezeichnet. Alle freuen sich auf die nächsten Tage.

Jetzt noch ein gutes mediterranes Essen und dann bringt uns der Anreisestress bald zurück zur Yacht und in die Kojen. Während die Crew heute sicher traumlos schläft, kann ich unsere Yacht vorstellen.

Es ist ein ungewöhnliches Schiff, bezogen auf den Schiffstyp Mikado 58, aber auch auf seine Geschichte. Diese sehr kräftige Mittelcockpit-Ketsch gibt es in Europa nur noch zwei Mal.

Sie hat zwei Masten mit jeweils einem Segel und drei Vorsegel am Bug bzw. Bugspriet. Ein Fiat-Aifo-Motor mit 145 PS dient zum An- und Ablegen. Die Yacht wiegt fast 35 Tonnen, da Rumpf und Kiel sind aus einem Stück gefertigt sind. Dieses Exemplar hat aktuell 12 Kojen in 2-Bett-Kabinen.

Und der große Salon ist quer eingebaut, bei 5,00 m Breite ist das möglich. Bei dem Tiefgang von 2,50 Meter können wir jedoch einige Häfen nicht anlaufen. Das Teakdeck ist bei dieser Yacht selbstverständlich. Dass man im Maschinenraum um den Motor gehen kann wohl eher nicht. Die Ketsch wurde 1982 in Frankreich als Eigner-Schiff gebaut. Die Raumaufteilung auf Eigner-Yachten ist wirklich sehr speziell. Bei dieser gibt es eine Suite für den Skipper, zwei Gäste-Kabinen und drei „Wandschränke“ für die restliche Besatzung.

Da muss man sich schon sehr gut kennen, damit es nicht zu Problemen kommt. Es sind eine ausreichend große Kombüse und zwei Duschen und Toiletten vorhanden. Das Prunkstück ist jedoch der Salon, mit ca. 20 Quadratmetern sehr...

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