„Wo stehen wir, und wo wollen (sollen) wir hin? Das sind die praktischen Grundfragen strategischen Handelns, die sich jedem Unternehmen früher oder später stellen.“ (Moldaschl. 2005. S.13)
Häufig kommt man mit dem Wort der Strategie in Berührung, egal ob im beruflichen Alltag oder in der Freizeit, wie beispielsweise beim Sport. Der Begriff „Strategie“ hat sich fest in unserem Alltag etabliert und begleitet uns tagtäglich. Doch was genau steckt hinter dem Begriff der Strategie?
Gehen wir zunächst auf die historische Entwicklung des Begriffs der Strategie ein. Bekannt wurde der Strategiebegriff in der Kriegs- und Militärsprache durch Schriften des chinesischen General Sun Tsu (ca. 500 v. Chr.), des antiken griechischen Politiker, Feldherrn und Schriftsteller Xenophon (ca. 400 v. Chr.) und den Lehren Cäsars (100 v. Chr.). Strategie lässt sich auf das griechische Wort „Strategós“ zurückführen, was wiederrum aus den Worten „stratos“ und „agein“ besteht. „Stratos“ bedeutet übersetzt „Heer“ und „agein“ bedeutet „führen“. Zusammengefasst verbirgt sich hinter dem Begriff „Strategós“ ein Heerführer, bzw. ein militärischer Befehlshaber (ca. 550 v.Chr.). Später wurden mit der Strategie die Fähigkeiten der Feldherrnkunst beschrieben, womit die Lehre der Truppenführung bis zum ersten Aufeinandertreffen mit dem Gegner gemeint war. In den Bereichen der Politik und Staatsführung hielt der Strategiebegriff erst hunderte Jahre später Einzug. Somit kann man ableiten, dass man mit einer Strategie, ein genau geplantes Vorgehen mit einem Plan entwickelt. Dieser Plan beschreibt, wie man das Ziel „idealerweise“ erreicht. Man berücksichtigt alle negativen oder positiven Faktoren, die von Beginn an einkalkuliert werden können. (vgl. Mussnig/Mödritscher. 2013. S.17-18) Strategie unterscheidet sich deutlich von der Taktik. Taktik beschreibt die Verwendung und Anordnung von Mitteln, die zur Strategieerreichung benötigt werden. (vgl. Stahl. 2013. S.37) Schaut man sich heute die Definition laut Duden an, wird die Strategie wie folgt beschrieben: „genauer Plan des eigenen Vorgehens, der dazu dient, ein militärisches, politisches, psychologisches, wirtschaftliches o. ä. Ziel zu erreichen, und in dem man diejenigen Faktoren, die in die eigene Aktion hineinspielen könnten, von vornherein einzukalkulieren versucht.“ (Duden. 2015) Im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich wird von Johnson, G. u.a. in dem Werk „Strategisches Management“ folgende Definition verwendet: „Strategie beschreibt die langfristige Ausrichtung und Aufgabenbereiche einer Organisation, die in einem verändernden Umfeld Wettbewerbsvorteile durch ihren Einsatz von Ressourcen und Kompetenzen erlangen, mit dem Ziel, die Erwartungen der Interessengruppen zu erfüllen.“ (Johnson. u.a. 2011. S.22) Man möchte mit der Strategie die langfristige Absicherung und Existenz des Unternehmens gewährleisten, sich auf mögliche Gefahren hin vorbereiten bzw. „gegensteuern“ und künftige Chancen auf dem Markt wahrnehmen. Wichtig ist es, auch strategische Entscheidungen jederzeit wieder ändern zu können, um sich an neue Umweltbedingungen anzupassen. Moldaschl beschreibt, dass man auf Dauer nicht an einer best-practice festhalten kann, da man mit der erfolgreichen Routine den Blick auf Sachverhalte außerhalb des Strategie-Modells schnell verlieren kann. (vgl. Moldaschl. 2005. S.14) „Strategien beeinflussen also die grundsätzliche Richtung der Unternehmensentwicklung und die externen und internen Erfolgsbedingungen des Unternehmens maßgeblich und haben die langfristige Sicherung des Erfolgs des Unternehmens sowie die Schaffung und Sicherung von Erfolgspotenzialen zum Ziel.“ (Poeschl. 2010. S.44) Die folgende Abbildung 4 soll verdeutlichen, worum es bei strategischen Entscheidungen geht und welche grundlegenden Merkmale für Strategien gelten.
Abbildung 4: Strategische Entscheidungen. Eigene Erstellung basierend auf Johnson. 2011. Strategisches Management- Eine Einführung, S.27
Strategische Entscheidungen wirken sich auf operative Entscheidungen aus. Mussning beschreibt die strategischen Entscheidungen mit „Die richtigen Dinge tun! Am System arbeiten“ und die operativen Entscheidungen mit „Die Dinge richtig tun! Im System arbeiten“. (vgl. Mussnig. 2013. S.29) Somit kann man ableiten, dass man mit strategischen Entscheidungen den Aufbau von Potentialen betreibt und in der operativen Tätigkeit diese Potentiale genutzt werden. Die wichtigsten Unterschiede zwischen der strategischen Führungsarbeit und der operativen Tätigkeit soll in der Abbildung 5 verdeutlicht werden.
Abbildung 5: Abgrenzung Strategie zu Tagesgeschäft, Mussnig. 2013. S.30
Unter 3.4 werden die grundsätzlichen Begrifflichkeiten und Widersprüche in Bezug auf die Strategiearbeit eingegrenzt, behandelt und erklärt. Je nach Literatur und Autor gibt es hierbei unterschiedliche Ansätze hinsichtlich des Umfangs und der Definition, bspw. ist „Der Begriff Unternehmensführung…eine wissenschaftliche Teildisziplin der Managementlehre, deren angelsächsischen Herkunftsnamen strategic management man zunehmend auch im deutschsprachigen Raum benutzt. Sie gilt hier gewissermaßen als Königsdisziplin der BWL (oder sieht sich zumindest gerne als solche), zusammen mit der Unternehmenstheorie (theory of the firm), wobei die Abgrenzung zwischen beidem äußerst vage gehandhabt wird. „Strategisches Management“ als akademische Disziplin befasst sich empirisch und theoretisch vorrangig mit der praktischen Frage, welche Managementstrategien erfolgreich seien..“ (Moldaschl. 2005. S.1)
Strategisches Management ist noch recht jung und hat sich erst in den 80er Jahren in Praxis und Wirtschaft etabliert, doch natürlich wurde auch in der vorherigen Zeit entsprechend geplant, was unter „3.3 Entwicklungsphasen des strategischen Managements“ behandelt wird. Durch Veränderungen der Unternehmensumwelt und die dadurch entstandenen Anforderungen für Unternehmen wurde die Positionierung der Strategischen Arbeit gefestigt. Grundsätzlich haben sich im Laufe der Zeit durch die zunehmende Globalisierung, beschleunigten Technologiewandel, sozio-kulturelle Entwicklungen, gesetzliche Regelungen und veränderte Kaufeigenschaften der Kunden, die Anforderungen an die Unternehmen sehr stark verändert, wie in Tabelle 5 dargestellt.
Tabelle 5: Veränderungen der Unternehmenswelt. Eigene Erstellung basierend auf Bea/Haas. 2013, S. 8
„Dynamik und Komplexität von Umweltveränderungen haben zugenommen. Die Unternehmen geraten in immer stärkerem Maße in die Abhängigkeit von der Umwelt. Daraus erwachsen neue Anforderungen an die Unternehmen.“ (Bea/Haas. 2013. S.10)
Damit die Unternehmen auch in der Zukunft erfolgreich sind, muss man die Anforderungen kennen. Man unterscheidet zwischen zwei Kategorien:
1. Anforderungen an die Beziehungen zur Umwelt (Außenorientierung)
2. Anforderungen an die Binnenstruktur des Unternehmens (Binnenorientierung)
In der Außenorientierung muss eine „Umweltsensibilität“ vorhanden sein, um auf die Veränderungen der Umwelt reagieren zu können (Bspw. Kundenorientierung, Marktnähe, Kooperationsfähigkeit, u.a.). Während man sich bei der Binnenorientierung auf die eigene Entwicklung von Potentialen, Kompetenzen, der Kreativität und der Innovationsfähigkeit des Unternehmens fokussiert. (vgl. Bea/Haas. 2013. S.7 ff.)
Schauen wir uns die historische Entstehung und unterschiedlichen Entwicklungsphasen des strategischen Managements an, gibt es in der Fachliteratur unterschiedliche Auffassungen darüber, was genau das strategische Management beinhaltet und wann es seine Geburtsstunde hatte und sich im Laufe der Zeit weiterentwickelte. Bea und Hass teilen den Entwicklungsprozess zeitlich grob in vier unterschiedliche Phasen auf. Durch die Zunahme von der internen und externen Komplexität für Unternehmen, entwickelte sich die einfache Finanzplanung bis zum heutigen strategischen Management.
(vgl. Bea/Hass. 2013. Strategisches Management. S.12-ff.)
Phase 1: Planung (1945-1960) / Rationalistischer Ansatz
Das zentrale Instrument der Phase 1 war die klassische Budgetierung bzw. Jahresbudgetierung, die sich an den finanzwirtschaftlichen Größen orientierte und zugleich als Kontrolle mittels Soll-Ist-Vergleich diente. Man sah die Planung als praktisches Hilfsmittel an, welcher einen funktionalen Schwerpunkt für Planung und Kontrolle des Unternehmens bildete.
Phase 2: Langfristige Planung (1960-1973) / Marktorientierter Ansatz
Durch die Änderung der Unternehmensumwelt wurde eine langfristige Planung notwendig, die sich einem Zeithorizont von bis 5 Jahren unterzog. Die langfristige Planung basierte auf Verlängerung der bisherigen Trends in die Zukunft hinein und unterstützte die Mehrjahres-Budgetierung. Als Instrument wurde hierbei die...