Mit Heilpflanzen können Sie bei fast allen Erkrankungen den Heilungsprozess unterstützen und eine große Bandbreite an Beschwerden lindern. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Sie Heilpflanzen sammeln und verschiedene Kräuterarzneimittel selbst zubereiten können. Sie erhalten Anleitungen für die Herstellung von Tees, Tinkturen und Kräuterweinen sowie Informationen über Wickel und Kräuterbäder. Folgen Sie mir in die Welt der Pflanzenheilkunde!
Schon immer haben Menschen Pflanzen genutzt, um Krankheiten und Beschwerden zu behandeln. Das Heilen mit Pflanzen ist die älteste Heilkunde der Welt, in der medizinische Zubereitungen gebraucht werden. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand die Bezeichnung Phytotherapie als Fachbegriff für Pflanzenheilkunde.
In der Pflanzenheilkunde werden Heilkräuter gegessen, als Tee zubereitet oder zu Heilkräuterarzneien weiterverarbeitet angewendet. Je nach Erkrankung und Pflanze werden unterschiedliche Pflanzenteile verwendet: Blätter, Blüten, Wurzeln, Früchte, Samen, Rinde oder das Kraut. Jede Heilpflanze und jeder Pflanzenteil enthält eine Vielzahl an Inhaltsstoffen, die selbst wiederum aus zahlreichen Einzelsubstanzen bestehen. Die Wirksamkeit ist meist besser, wenn jeweils der gesamte Pflanzenteil verwendet wird und nicht nur eine isolierte Einzelsubstanz. Außerdem ist die Pflanze so aufgebaut, dass Nebenwirkungen des Hauptwirkstoffes durch andere Inhaltsstoffe aufgehoben oder abgeschwächt werden.
Phytopharmaka sind pflanzliche Arzneimittel. Ihr Wirkstoff wird aus Pflanzen bzw. Pflanzenteilen hergestellt, im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Medikamenten. |
Sie können Heilkräutermedizin selbst zubereiten oder kaufen. Beim Kauf pflanzlicher Arzneimittel sollten Sie darauf achten, ob sie mit ganzen Pflanzenteilen oder mit chemisch extrahierten Einzelsubstanzen produziert wurden. Wenn Sie die Kräuterarznei selbst zubereiten, verwenden Sie sowieso den gesamten Pflanzenteil. Andererseits können Sie keine Untersuchungen über die tatsächliche Menge und Zusammensetzung der Inhaltsstoffe machen wie die pharmazeutischen Unternehmen.
Die Wirkung nicht unterschätzen
Jedes Heilkraut hat eine medizinische Wirkung. Deswegen sollen Sie ohne einen medizinischen Grund keinen Kräutertee täglich über lange Zeit trinken. Sonst entstehen manchmal Nebenwirkungen oder gegenteilige Wirkungen. Wenn Sie zum Beispiel länger als fünf Monate jeden Tag einen Liter Kamillentee trinken, kann dies eine chronische Bindehautentzündung hervorrufen: Die Wirkung der entzündungshemmenden Stoffe der Kamille verkehrt sich durch den Dauergebrauch ins Gegenteil.
Einige Heilpflanzen haben Nebenwirkungen oder es gibt Gegenanzeigen. So können grundsätzlich gegen alle Heilkräuter Allergien entstehen. Deswegen ist es wichtig, vor der Anwendung einer Heilkräuterarznei abzuklären, ob die eigene gesundheitliche Konstitution gegen diese Pflanze spricht. Zum Beispiel erhöht Salbei Bluthochdruck und sollte daher nicht oft und langfristig von Menschen mit hohem Blutdruck angewendet werden.
Auch Heilpflanzen haben Nebenwirkungen. Es kann auch Umstände geben, die die Einnahme verbieten. Diese werden als Gegenanzeigen aufgeführt. |
Inzwischen wird zu Heilpflanzen und deren Wirkung verstärkt wissenschaftlich geforscht. Dennoch ist die Pflanzenheilkunde immer noch eine Erfahrungsmedizin. Wir kennen zwar die Wirkungen und Anwendungsbereiche der Heilkräuter, aber nicht jede Pflanze wirkt bei jedem Menschen gleich. Zum Beispiel hilft der einen Frau in den Wechseljahren Lavendel, um zur Ruhe zu kommen und die Ängste zu lösen, bei der nächsten wirkt Lavendel kaum, sie spricht aber sehr gut auf Melisse an. Heilpflanzen müssen also individuell ausgewählt werden. Geben Sie daher nicht auf, wenn der Erfolg erst einmal ausbleibt, sondern probieren Sie die nächste Pflanze mit ähnlichem Wirkungsspektrum aus. So werden Sie mit Geduld die für Sie geeigneten Heilkräuter finden.
Manche Heilpflanzen sind noch nicht wissenschaftlich erforscht, ihre Wirkungen beruhen auf Erfahrung. Auch diese Heilpflanzen können Sie erfolgreich einsetzen. |
Sie können mit einzelnen Heilpflanzen arbeiten, das hat den Vorteil, dass Sie wissen, ob diese Pflanze hilft oder nicht. Natürlich können Sie auch mehrere Heilkräuter für einen Tee oder eine Tinktur zusammenstellen. Damit erhöht sich in der Regel die Wirksamkeit, die dann entweder durch die sinnvoll gewählte Mischung entsteht oder durch eine oder mehrere enthaltene Pflanzen. Wählen Sie den Weg, der Ihnen entspricht. Ich persönlich genieße es, eine Pflanze einzeln als Tee zu trinken, und so ihren Geschmack und ihre Wirkung kennenzulernen.
Wildpflanzen wählen sich ihren Standort selbst und haben dadurch mehr Inhaltsstoffe als angebaute Pflanzen. |
Heute haben viele Menschen die besonderen Kräfte der wild wachsenden Pflanzen wiederentdeckt. Durch die idealen Voraussetzungen am Wuchsort, den nicht ein Gärtner, sondern die Pflanze selbst bestimmt, besitzen wild wachsende Kräuter eine größere Vielfalt an Inhaltsstoffen. Nicht zu vergessen ist die Zuwendung und Aufmerksamkeit, die wir den Pflanzen beim Sammeln schenken. Sie verleiht den Heilkräutern einen ganz besonderen Wert, den wir schmecken und manchmal auch spüren können.
Sammeln Sie nur Pflanzen, die Sie sicher und zweifelsfrei erkennen! |
Natürlich müssen Sie die Wildpflanzen, die Sie sammeln möchten, genau kennen, damit keine Verwechslung passiert. Im besten Fall haben Sie dann eine andere Pflanze gesammelt, die nicht die gewünschte Wirkung hat, im schlechtesten Fall haben Sie eine der wenigen tödlich giftigen Pflanzen erwischt. Im Zweifelsfall ist es immer sicherer, das benötigte Heilkraut zu kaufen. Erweitern Sie Ihre Wildpflanzenkenntnisse über angeleitete Kräuterspaziergänge, üben Sie immer wieder mit Bestimmungsbüchern und in der Natur! Da einige Pflanzen nur saisonal vorhanden sind, zum Beispiel Holunderblüten oder blühender Beifuß, lohnt es sich sowieso, die geeigneten Sammelgebiete im Jahreslauf immer wieder entlangzugehen. Zum einen bekommen Sie dabei mit, welches die passenden Sammelzeiten für die jeweiligen Kräuter sind. Zum anderen lernen Sie so die Wildpflanzen in ihren unterschiedlichen Wachstumsstadien vom Keimling bis zum Samenstand genau kennen und unterscheiden. Pflanzen geben uns den Kontakt zur Natur und den Jahreszeiten zurück: Frische Luft und Bewegung unterstützen Ihre Gesundheit, und das Grün der Wiesen und Wälder beruhigt die Nerven, entspannt und stärkt die Seele! Genießen Sie diese Zeit für sich selbst!
Wild wachsende Kräuter besitzen eine größere Vielfalt an Inhaltsstoffen.
Wie erkenne ich einen geeigneten Sammelplatz?
Sammeln Sie möglichst weitab von stark befahrenen Straßen und Feldern, um die Belastung durch Abgase und Ackergifte zu minimieren. Meiden Sie Gegenden, in denen viele Hunde ausgeführt werden und die Wegränder dementsprechend belastet sind. Ideal sind mehrere beieinander liegende Wiesen. Doch auch Wiesen werden mit Düngemitteln behandelt, damit das Gras schneller wächst und häufiger gemäht werden kann. Schauen Sie deshalb genau hin: Eine Wiese gilt als geeigneter Sammelort, wenn dort mindestens fünf unterschiedliche Pflanzenarten wachsen. Je größer die Pflanzenvielfalt ist, umso weniger belastet ist die Wiese. Bedenken Sie bitte, dass in Naturschutzgebieten nicht gesammelt werden darf!
Wenn Sie die Möglichkeit haben, sammeln Sie die Heilpflanzen in Ihrem Garten! Dort wissen Sie genau, welche Belastungen vorhanden sind bzw. können diese vermeiden. Erlauben Sie dafür Wildwuchs, der zugleich vielen Tieren zugutekommt, zum Beispiel leben viele Schmetterlingsraupen nur von Brennnesselblättern.
Möchten Sie sich die Heilkräuter in Ihren Garten pflanzen, dann brauchen Sie stets die Wildform der Pflanze. Durch Züchtungen sind bei vielen Heilkräutern (z. B. Schafgarbe, Frauenmantel, Johanniskraut, Gänseblümchen) größere Blätter und/oder Blüten sowie andere Färbungen entstanden. Dadurch verändern sich natürlich auch die heilwirksamen Stoffe, die diese Pflanzen enthalten. Achten Sie beim Kauf also auf den lateinischen Namen der Heilpflanze, der diese eindeutig bezeichnet.
Der beste Sammelzeitpunkt hängt davon ab, wofür die Heilpflanzen bestimmt sind. Möchten Sie die Pflanzen trocknen oder zu Tinktur, Medizinalwein etc. weiterverarbeiten, dann sollten Sie dafür an einem Sonnentag kurz vor der Mittagszeit losziehen: Der Morgentau soll abgetrocknet sein, die Temperaturen nicht zu hoch...