Vorwort
Vor ein paar Jahren kam ich nach Madrid, um für ein Jahr an der dortigen Universität zu studieren. Ich hatte bereits einige Jahre an verschiedenen Schulen und an der Uni Hamburg Spanisch gelernt, war also nicht ganz unvorbereitet. An einem der ersten Abende landete ich auf einer Geburtstagsparty. Der anfängliche sprachliche Elan verstummte allerdings recht schnell, denn ich bekam nicht allzu viel mit.
Als ich dies dem Gastgeber erzählte, meinte der: „Nicht aufregen! Du sprichst schon ganz ordentlich, aber irgendwie künstlich, so, als ob du eine Figur aus einem Lehrbuch wärst.“ Damit traf er den Nagel voll auf den Kopf! Bislang hatte ich ja nur Vokabeln und Grammatik gepaukt, aber nicht die Umgangssprache español coloquial oder den Straßenslang argot kennen gelernt.
Glücklicherweise gibt es seit Jahren an der Uni Madrid einen Kurs español coloquial. Das ist immerhin ein erster Versuch, die ausländischen Studenten auf die tatsächlich gesprochene Sprache einzustimmen. Denn wer schon etwas Spanisch spricht, wird zwar problemlos in jeder Bar Kontakte knüpfen können, aber überall wird man auf umgangssprachliche Äußerungen treffen, die im alltäglichen Sprachgebrauch fest verankert sind.
Da die Spanier sehr lebhaft kommunizieren und oftmals mit „Händen und Füßen“ reden, ist es außerdem unerlässlich, die Gestik der Körpersprache zu kennen. In dieser Sammlung habe ich die wichtigsten und alltäglichsten (nicht immer feinen!) Ausdrücke zusammengetragen, damit das erste oder zweite Gespräch in Spanien nicht zu einem akademischen Diskurs, sondern zu einer lockeren Unterhaltung werden kann. Ein gehöriges Maß an Einfühlungsvermögen setze ich dabei natürlich voraus.
Die hier vorgestellten Ausdrücke beziehen sich in erster Linie auf die in Spanien gesprochene Alltagssprache. Lateinamerikanische Slang-Ausdrücke sind nicht besonders berücksichtigt, eine Übereinstimmung wäre reiner Zufall.
Estimados lectores, al leer este libro ruego tener lo siguiente en cuenta: Se sobreentiende que las expresiones utilizadas en este libro no corresponden a mi opinión. Esto se refiere en especial a palabras injuriosas u otras expresiones insultantes. No es mi intención ni pretendo que se utilicen y se disvulguen expresiones menospreciativas. La posibilidad de verse enfrentado por medio de películas, libros o simplemente en la calle a dichas expresiones me lleva a incluirlas ya que es necesario entender lo que se escucha. Esta selección no está completa.
Und nun der letzte Abschnitt auf Deutsch:
Außerdem bitte ich Sie bei der Lektüre dieses Buches Folgendes zu bedenken: Es ist selbstverständlich, dass die Ausdrücke in diesem Buch nichts mit meiner Einstellung zu tun haben. Das gilt besonders für Schimpfwörter und beleidigende Ausdrücke. Es liegt ausdrücklich nicht in meiner Absicht, dass die aufgeführten diskriminierenden Ausdrücke verwendet oder verbreitet werden. Ich habe sie aufgelistet, weil es sein kann, dass man ihnen begegnet (in Filmen, Büchern oder auf der Straße), und verstehen sollte man, was man hört. Diese Sammlung ist nicht vollständig.
Begleitendes Tonmaterial
Zu diesem Buch ist zusätzlich begleitendes Tonmaterial (AUDIO Spanisch Slang) als MP3-Download erhältlich unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-spanisch-slang-mp3-4685
Auch erhältlich auf Audio-CD unter
https://www.reise-know-how.de/produkte/kauderwelsch-aussprachetrainer-und-audio/audio-spanisch-slang-audio-cd-869
Hinweise zur Benutzung
Diese Wort- und Phrasensammlung könnte man in zwei Teile gliedern: Es geht los mit typisch spanischen Ausdrücken, die Ihnen in bestimmten Situationen begegnen werden, z. B. an der Uni, in der Bar, im Straßenverkehr usw. Das sind nicht immer Slang-Ausdrücke.
Im zweiten Teil geht es dann um die echte Umgangssprache. Wiederum grob nach Situationen sortiert, aber Überschneidungen ließen sich nicht vermeiden. Zu diesem zweiten Teil möchte ich einiges anmerken.
Wissenschaftlich gesehen ist Slang eine „Low-Level-Sprache“, die ausschließlich von unteren sozialen Schichten gesprochen wird, da ihnen die „Hochsprache“ nicht geläufig ist. Ich verstehe Slang anders und zwar als die Sprache, die von den Leuten im alltäglichen Leben gesprochen wird, wenn man nicht auf Etikette achten muss. Da wimmelt es von „Spezialausdrücken“ und „unfeinen“ Wörtern. Gerade bei Letzteren ist es nötig, recht genau zu differenzieren. Auch bei uns kann ja z. B. das Wort „Scheißkerl“ (je nach Situation und angesprochener Person) mal durchaus freundlich, mal höchst beleidigend sein. Auch werden sich zwei Männer an der Theke anderer Ausdrücke für Frauen bedienen, als dann, wenn eine Vertreterin des anderen Geschlechts zuhört.
Solange man in einer Gruppe diese Sprache versteht, hat sie auch ihre Berechtigung. Wenn man erst einmal die Grundregeln verstanden und sich in die Sprache eingehört hat, fällt es auch nicht mehr so schwer, sein Gegenüber zu verstehen.
Ich habe stets versucht, die deutsche Übersetzung der Ausdrücke auf dem gleichen Sprachlevel zu halten. Trotzdem ist bei der Anwendung manchmal Vorsicht geboten. Abwertende Ausdrücke und Beleidigungen sind eh nicht zum Gebrauch, sondern lediglich zum Verstehen aufgeführt (siehe hierzu auch im Vorwort). In diesem Zusammenhang auch ein Zitat aus „Das Wörterbuch“ von den Gebrüdern Grimm: „Ein Wörterbuch ist nicht dazu da, die Wörter zu verbergen, sondern um sie hervorzubringen“.
Völlig vulgäre Ausdrücke sind durch ein „Bömbchen“ gekennzeichnet.
Im Anhang dieses Buches sind alle Ausdrücke, die vorkommen, noch einmal stichwortartig und alphabetisch geordnet aufgelistet.
Ich habe mir zwar alle Mühe gegeben, doch dass dieses Buch vollständig ist, das will ich nicht behaupten. Aber es ist aktuell. Nur solche Ausdrücke habe ich aufgenommen, die heute gebräuchlich sind. Und dadurch unterscheidet sich dieses Bändchen sicherlich wohltuend von dicken, wissenschaftlichen Slang-Wörterbüchern.
Aber ich möchte dieses Buch erweitern und vor allen Dingen soll es aktuell bleiben. Dafür brauche ich Ihre Hilfe! Täglich entstehen neue Ausdrücke, andere werden altmodisch. Teilen Sie mir bitte weitere Redewendungen mit, die Sie auf Ihrer Reise hören. Schreiben Sie mir auch, wo (in welcher Region Spaniens) Sie diese gehört haben. Für verwertete Ergänzungen zeigt sich der Verlag mit einem Freiexemplar der nächsten Auflage erkenntlich. Sie erreichen mich über die Verlagsadresse.
Po Mu Fásil – Allgemeines zum Thema spanischer Slang
Was ist eigentlich unter spanischem Slang zu verstehen? Eine verbindliche Antwort kann ich hier nicht geben, streiten sich doch schon Generationen von Wissenschaftlern über das Thema. In jedem Fall sind mehrere Begriffe zu finden, die die Umgangssprache charakterisieren. Da ist die Rede vom español coloquial (Umgangssprache), dem argot (ursprünglich mal die Gaunersprache, heute allgemeiner: Straßenslang) und dem cheli. Der letzte Begriff wird, wenn er denn in einem Wörterbuch überhaupt auftaucht, als „Sprache der Jugendlichen, speziell in Madrid“ definiert.
Über all dem wacht eine altehrwürdige Instanz, die Real Academia Española (R.A.E.). Diese Akademie ist besetzt von meist in die Jahre gekommenen Literaten, die nun die spanische Sprache begutachten. Jedes Mitglied hat einen Platz inne, der mit einem Buchstaben des Alphabetes verbunden ist. Ab und zu liest man in der Zeitung, dass der „angesehene Schriftsteller XY den Platz des Buchstaben Z eingenommen hat, und nun über die Wörter, die mit Z beginnen, wacht“. Die R.A.E. publiziert regelmäßig ein offizielles Wörterbuch, das als sprachliche Norm gilt, das Diccionario de la Real Academia Española (D.R.A.E.). Diese ehrwürdigen Herren sind gegenüber Neuerungen, (wen wundert’s?) natürlich nicht sonderlich aufgeschlossen. So existieren unzählige Begriffe in der gesprochenen und geschriebenen Sprache, die von der R.A.E. nicht autorisiert sind.
Ein Beispiel: Der Ausdruck hacer la cusqui, auch von mir in diesem Büchlein vorgestellt, ist in dem wohl umfangreichsten Wörterbuch der spanischen Sprache, dem Diccionario de Uso del Español (Wörterbuch zum Gebrauch der spanischen Sprache) von María Moliner (zwei Bände, insgesamt 3000 Seiten, einsprachig) zu finden mit der Anmerkung: „no figura en el D.R.A.E.“ (nicht im D.R.A.E. aufgeführt). Das...