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E-Book

Trainingsintervention durch myofasziale Selbstmassage. Erfassung und Auswertung des sensorischen und affektiven Schmerzempfindens

AutorChristian Blisse
VerlagStudylab
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl116 Seiten
ISBN9783668180802
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Sportler aller Art und verschiedenster Leistungsniveaus kennen das Phänomen Schmerz. Auch Gewebeschädigungen als Folge einer Verletzung sind oft mit Schmerzen verbunden. In der anschließenden Therapie sind Schmerzempfindungen schon lange keine unbekannte Größe mehr. Sie können sogar die Genesung unterstützen, sofern sie therapeutisch bewusst ausgelöst werden. So ist die manualtherapeutische Behandlung von verhärteten Muskelsträngen, von faszialen Strukturen und sogenannten Triggerpunkten, besonders zu Beginn durchaus schmerzhaft. Dies tut dem Behandlungserfolg keinen Abbruch. Im Gegenteil kann der Prozess einer schnellen und effektiven Gesundung durch derartige therapeutische Interventionen angeregt und begleitet werden. Da nur die wenigsten Sportler auf auf eine professionelle Rundumversorgung zurückgreifen können, stellt die Möglichkeit sich selbst behandeln zu können eine attraktive Alternative dar. In dieser Arbeit wird überprüft, ob mit einer sechswöchigen Trainingsintervention durch myofasziale Selbstmassage das affektive und sensorische Schmerzempfinden erfasst und ausgewertet werden kann. Aus dem Inhalt: Schmerz als Nebenprodukt des Sports; Faszien und fasziales System; Das Prinzip der faszialen Selbstmassage; Die Blackroll® als Therapie- und Trainingsgerät

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Leseprobe

2. Theoretischer Hintergrund I: Schmerz und Schmerzempfinden


 

Das zweite Kapitel beleuchtet das erste große Themenfeld, das in den für diese Arbeit aufgestellten Hypothesen behandelt wird. Die folgenden Ausführungen widmen sich den Phänomenen Schmerz und Schmerzempfinden und liefern den ersten Teil des theoretischen Hintergrunds dieser Master-Thesis. An die Begriffsklärung schließen die Pathophysiologie des Muskelschmerzes sowie die physiologischen und psychologischen Komponenten von Schmerz an. Kapitel 2.4 stellt die Unterscheidung des sensorischen und affektiven Schmerzempfindens vor, was insbesondere für die spätere Studie zentral wichtig ist. Das Thema Schmerzen als akzeptiertes Nebenprodukt im Sport liefert den Bezug zum Sport und schließt die Ausführungen des zweiten Kapitels ab.

 

2.1 Schmerzen: Definition und Kategorien


 

Wie Wolfgang Larbig (1982) ganz richtig feststellte, ist der Terminus „Schmerz“ eine Bezeichnung für eine sehr weit gespannte Skala von Erlebnissen und Reaktionen. Je nach Ursache kann Schmerz bekanntlich in verschiedenen Qualitäten erscheinen. Die Art und Intensität von körperlichen Schmerzen stellt sich so mannigfaltig dar, dass eine Klassifikation und alle Bereiche abdeckende Einteilung von Schmerzen nicht möglich oder sinnvoll erscheint. Der Schmerz, der beispielsweise von überdehnten Bändern nach dem Umknicken des Fußgelenkes verursacht wird, unterscheidet sich grundlegend von starken Kopfschmerzen und wiederum jenen, die durch einen Knochenbruch ausgelöst werden.[3] Des Weiteren darf nicht vergessen werden, dass das Schmerzerleben bei zwei Menschen mit gleicher körperlicher Symptomatik dennoch komplett unterschiedlich sein kann. Das Schmerzempfinden variiert von Mensch zu Mensch und wird durch weitere äußere Umstände beeinflusst. Wie bereits angemerkt, werden Spitzensportler einen „geübteren“ Umgang mit Schmerzzuständen und unter Umständen eine höhere Schmerztoleranz als andere Menschen aufweisen. Schmerz muss daher als ein multidimensionales Konstrukt wahrgenommen werden, das durch subjektive Angaben und Verhaltensweisen definiert wird, die mit dem Schmerzerlebnis selbst zusammenhängen und einhergehen. Die Schmerzerhebung erfolgt in aller Regel durch individuelle Angaben des Betroffenen, was wiederum zeigt, wie hochgradig subjektiv sich das Phänomen „Schmerz“ darstellt (Heisel & Jerosch, 2007). Wie kann der Begriff trotzdem klar definiert werden?

 

Die Verschiedenartigkeit von Schmerzzuständen und deren subjektive Wahrnehmung macht eine einheitliche und vor allem allumfassende Begriffsdefinition sehr schwierig. Figge (1989) macht darauf aufmerksam, dass das deutsche Wort „Schmerz“ für unterschiedlichste Phänomenkomplexe verwendet wird und auch in der Fachliteratur eine entsprechende Begriffsverwirrung vorzufinden ist. Schmerz ist in seiner Charakterisierung und Begriffsbestimmung demnach noch nicht eindeutig geklärt. Die vorliegende Master-Thesis folgt der Definition des Medizinischen Wörterbuchs Pschyrembel, das Schmerz als „eine komplexe Sinneswahrnehmung unterschiedlicher Qualität [definiert], die i.d.R. durch Störung des Wohlbefindens als lebenswichtiges Symptom von Bedeutung ist und in chronischer Form einen eigenständigen Krankheitswert erlangt“. (Pschyrembel, 2001, S. 1500) Der Pschyrembel-Eintrag basiert demnach auf der Komplexität und Vielschichtigkeit des Schmerzbegriffs. Er stellt aber ebenso die übergeordnete Funktion des Schmerzes als lebenswichtiges Symptom heraus. Für das Verhalten und das Befinden der Menschen besitzt das Wahrnehmen von Schmerz eine elementare Bedeutung. Dem „Frühwarnsystem“ Schmerz kommt eine lebenserhaltende Aufgabe zu, denn es macht auf gefährliche äußere Reize wie zum Beispiel Hitze, Druck oder Gewebeverletzungen aufmerksam. Auch weisen Schmerzen oft auf verschiedene Erkrankungen hin, die zum Beispiel durch mangelnde Durchblutung, Entzündungen oder Tumore entstehen (Nopper, 2003). Die betroffenen Patienten werden meistens durch die verursachten Schmerzen am stärksten beeinträchtigt. Schmerzen können daher auch als die „roten Verkehrsampeln“ verstanden werden, an denen es zu halten gilt und deren Aufleuchten nicht ignoriert werden darf (Droh, 1988). Und dennoch existieren auf der anderen Seite auch Erkrankungen, die eben nicht mit Schmerzzuständen verbunden sind und deswegen vorerst unentdeckt bleiben. Die Gefährlichkeit von einigen Krebserkrankungen liegt nicht zuletzt in diesem Umstand begründet (Schaible, 2003). Als weiteren Aspekt weist die Definition des Medizinischen Wörterbuchs auf die Chronifizierung von Schmerzen hin. In solchen Fällen fungiert der Schmerz nicht mehr als Alarmsignal über eine drohende oder bereits vorhandene Körperschädigung, sondern hat sich als Symptom verselbständigt. Der Bezug zur ursprünglich auslösenden Erkrankung ist bei chronischen Schmerzen verloren gegangen (Schaible, 2003). Dieser Umstand zeigt ein weiteres Mal, wie komplex und weitreichend der Bereich des menschlichen Schmerzempfindens ist. Die internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (International Association for the study of pain, IASP) stellt die Subjektivität der Schmerzempfindung in ihrer Begriffsdefinition von 1979 daher extra heraus. Schmerz wird dort verstanden als ein „unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer akuten oder potentiellen Gewebeschädigung einhergeht oder als solches beschrieben wird. Schmerz ist immer subjektiv.“ (zit. nach Heisel & Jerosch, S. 3) Auch die tatsächliche oder potentiell mögliche Gewebeschädigung wird hier als fester Bestandteil des Schmerzbegriffes verwendet. All dies zeigt, wie hoch individuell und subjektiv das Thema „Schmerz“ begriffen werden muss.

 

Schmerzen können aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und Komplexität in unterschiedlichste Kategorien eingeteilt werden. Einteilungskriterien können dabei die Schmerzdauer, die Schmerzqualität, die Schmerzumstände oder auch die Schmerzlokalisation sein. Im Folgenden soll der Einteilung nach der Schmerzursache gefolgt werden, wonach Schmerzen in drei Kategorien eingeteilt werden können. Es handelt sich dabei erstens um den akuten Warnschmerz. Er tritt auf, wenn noxische Reize auf das gesunde Gewebe einwirken. Wie bereits angesprochen ist er es, der für die Unversehrtheit des Körpers verantwortlich ist (Schaible, 2003). Die Notwendigkeit der Genesungsruhe wird durch akute Schmerzen unterstrichen, sollten sie bereits eine eingetretene Gewebeschädigung signalisieren. Ist ihr Auftreten mit dem Erreichen der Belastungsgrenze des Körpers verbunden, klingen akute Schmerzen meist von selbst ab, sobald die auslösende Ursache beseitigt werden konnte (Nopper, 2003). In die zweite Kategorie fällt der Entzündungsschmerz, der die Verletzung oder Entzündung eines Organs repräsentiert. Er kann sich als Spontanschmerz und/oder als Hyperalgesie (erhöhte Schmerzempfindung bei noxischen Reizen) und Allodynie (Senkung der Schmerzschwelle, sodass normalerweise nicht schmerzhafte Reize Schmerzen auslösen) äußern (Schaible, 2003). Das Gewebe ist in diesem Fall zwar pathologisch verändert, das Nervensystem selbst ist jedoch noch intakt – ein Umstand, der auf die dritte Kategorie nicht mehr zutrifft. Beim neuropathischen Schmerz ist eine Verletzung oder Schädigung des Nervensystems aufgetreten.[4] Schmerzen dieser Art äußern sich häufig als Spontanschmerzen mit brennendem Charakter oder ebenso als Hyperalgesie oder Allodynie. Sogar die Berührung der Haut mit einem Wattebausch kann bei der neuropathisch bedingten Allodynie Schmerzen auslösen. Dies verdeutlicht, dass der neuropathische Schmerz weder eine Warnfunktion übernimmt, noch eine Gewebeschädigung anzeigt und daher als abnormal eingestuft werden muss (Schaible, 2003). Gleiches gilt für den chronischen Schmerz, bei dem der Schmerz seine Funktion als Alarmsignal ebenso verloren hat und ihm keine biologische Aufgabe mehr zukommt (Nopper, 2003). Eine weitere und detaillierte Darstellung von möglichen Definitionen, Verständnissen und Einteilungsmöglichkeiten zum Schmerzbegriff würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen und stellt sich darüber hinaus als nicht zielführend dar. Vielmehr soll im folgenden Kapitel auf die pathophysiologische Entstehung des Muskelschmerzes – dem dieser Untersuchung zugrunde liegenden Schmerz – eingegangen werden.

 

2.2 Pathophysiologische Grundlagen des Muskelschmerzes


 

Was Schmerz ist und was genau darunter zu verstehen ist, wirft auch die Frage nach der Entstehung von Schmerz auf. Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit der Entstehung und den pathophysiologischen Grundlagen des Muskelschmerzes.

 

Der menschliche Organismus verfügt über ein System zur Wahrnehmung von Schmerzen aller Art. Wie schon aus Kapitel 2.1 hervorgegangen ist, können drohende oder bereits eingetretene Gewebeschäden (wie z. B. Prellungen, Distorsionen, Hautverletzungen oder Knochenbrüche) mit unterschiedlichsten Schmerzempfindungen verbunden sein. Den Ausgangspunkt dieser Schmerzempfindung bilden entsprechende, im peripheren Gewebe liegende Sinnesfühler (Rezeptoren), die eigens für die Erfassung von Schmerz vorhanden sind (Heisel & Jerosch, 2007). Es handelt sich dabei um sogenannte Nozizeptoren, die in ihrer Gesamtheit das nozizeptive System bilden. Der Oxforder Physiologe Sir Charles Sherrington[5] prägte bereits vor über einhundert Jahren den Begriff des Nozizeptors, der sich vom lateinischen Verb „nocere“ ableiten lässt, was mit „schaden“ übersetzt werden...

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