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E-Book

Karl John wird Manager

Für alle, die etwas erreichen wollen

AutorChristian Munger
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl220 Seiten
ISBN9783738692518
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Karl John ist jetzt 86 und hellwach, aus seinem Gedächtnis steigen Bilder auf. Hier lesen Sie über sein Leben. Die hier aufgezeichneten Erinnerungen enthalten einen großen Erfahrungsschatz. Wer Manager werden will, soll vorerst im Ausland sein Glück suchen, hier lesen Sie, wie es gemacht wird. Für ein solches Leben braucht es eine gehörige Portion Mut, Menschenkenntnis, Anpassungswillen und eine positive Einstellung zu Mitmenschen. Wichtig ist auch ein Talent, sich selber zu führen und andere mitzuziehen. In diesem Buch erfährt der Leser viel über Management unter schwierigen Umständen.

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Leseprobe

4.   Liberia


Während den drei folgenden Monaten in der Schweiz fühlt sich Karl eingeengt. Eine Stelle, die seinen Qualifikationen entsprach, war nicht zu finden. Weder eine Werkhalle mit vielen Mitarbeitern noch ein Haus mit Pool und Garten. Mittels freundschaftlicher Kontakte des Rotary Clubs wurde ihm endlich eine Stelle bei John Holt in Monrovia (Liberia) angeboten. Es war die Position eines Leiters der Verkaufsorganisation und der Garagenbetriebe der Gesellschaft United Trading Company (UTC). Also wieder auf nach Afrika (1966). Im Büro von Karl hängen noch heute die Wimpel der Clubs:

  • Port Harcourt Rotary Club
  • Englewood, New Jersey Rotary Club
  • Dhonburi, Thailand Rotary Club
  • Ebadan (Accra), Ghana Rotary Club
  • usw.

Er ist immer noch Mitglied des Rotary und hat die gelbe Karte.

Auszeichnung eines Mitgliedes im Rotary Liberia

Nach der Ankunft in Monrovia wurde Karl am Flugplatz von einem Mitarbeiter der UTC abgeholt. Und wieder ein glücklicher Zufall: Es handelte sich um Bob Leuthold aus Egnach, dem gleichen Dorf am Bodensee, aus dem Karl in die Welt gezogen war. Der andere Egnacher arbeitete bei der UTC als Buchhalter. Welch ein guter Beginn im neuen Umfeld!

Die „UTC“ (später mehr über diese Gesellschaft) hatte unter Anderem auch die Vertretung der Ford Motor Company für Liberia. Wenig später sandte man Karl zur Weiterbildung nach USA, an das Institut von Ford Motor in Inglewood Cliffs, New Jersey. Dort erarbeitete er die Qualifikation „Business Management“ und danach in San Francisco die Qualifikation „Advanced Sales Management“. Aufgrund dieser in Amerika hoch angesehenen Diplome wurde er in die renommierte „Society of Automotive Engineers (SAE)“ aufgenommen.

Liberia, Westafrika

Die UTC in Monrovia war ursprünglich aus der Basler Mission hervorgegangen. Gegründet durch die Mission im Jahre 1854 mit dem Namen Missions-Handels-Gesellschaft (MHG). Das Ziel war, der Ausbeutung der schwarzen Bevölkerung entgegen zu treten und den christlichen Glauben zu verbreiten. Die Küsten Westafrikas hatten bei den Seefahrern den Übernamen Pfefferküste oder Goldküste. Die Seeleute tauschten das Gold des Landes gegen ihren Alkoholfusel und Glasperlen ein. Mit Alkohol wurden auch die Gehilfen der Sklavenhändler angeworben. Junge und muskulöse Eingeborene wurden von den Sklavenhändlern brutal aus ihren Dörfern herausgeholt, angekettet und eng auf Transportschiffe zusammengepfercht, um nach Nord- und Südamerika verkauft zu werden. Die christlichen Missionen versuchten, gegen diese Zustände anzugehen. Sie sammelten Spenden aus Kreisen der Basler Aristokratie und über die Jahre wurde eine grosse Anmzahl Missionare aus dem süddeutschen Raum (Schwaben) und aus der Schweiz nach Westafrika gesandt. Bald wurde den Missionaren aber klar, dass wenig gegen die Kulte der Eingeborenen und das Geschäft mit den Sklaven auszurichten war. Ein neues Konzept musste her, ein wichtiger Entscheid: „Der Handel mit Alkohol und Waffen unterbinden und die Sklaverei bekämpfen“.

Den Kleinbauern soll gelehrt werden, wie Kakao, Palmöl, Kautschuk und Tabak angebaut wird, damit sie ein Einkommen erzielen können. Gleichzeitig würden die Einkäufer, Kleinhändler und Transporteure der Produkte etwas verdienen.

Den Kakao hatte 1857 der Baselbieter Agronom Johannes Haas nach Westafrika gebracht. Ein Jahrhundert nachdem die spanischen Kolonisatoren die aus dem Inkareich stammenden Kakao-Setzlinge in Äquatorial-Guinea angepflanzt hatten. Die Missionsgebäude wurden zu Lagern und Läden umfunktioniert. Aus Europa importierte man einfache Geräte für Landwirtschaft, Haushalt und den alltäglichen Bedarf. Im Laufe der Jahre wurde die MHG zu einem wichtigen Kakaolieferanten an die schweizerische Schokoladenindustrie.

Es gelang der Gesellschaft, mit diesem Konzept einigen Afrikanern den christlichen Glauben näher zu bringen, denn dieser Glaube hatte jetzt konkrete Vorteile. Neben den Kirchen wurden auch Schulen und Pflegeeinrichtungen in den Dörfern gebaut. Über die Jahre wuchs der Handel und die Gesellschaft breitete sich in Westafrika aus. Die Preise in den Missionsläden waren frei von Wucher, die Einheimischen wurden dadurch vor Ausbeutung geschützt. Im Zeitalter der Motorisierung benötigten die Missionare später auch Fahrzeuge, mehrere Autogaragen entstand, was uns wieder zu Karl bringt.

Während des ersten Weltkrieges wurden die Missionare der MHG durch die Franzosen und Engländer als deutschfreundlich aus Afrika ausgewiesen. Ihr Eigentum wurde beschlagnahmt. Ein neuer, besser passender Name musste her: 1921 wurde die MHG in „United Trading Company“ (UTC) umbenannt. Trotz Blockaden und Kriegswirtschaft gelang es mit diplomatischem Geschick, weiterhin Kakao in die Schweiz zu liefern. Heute ist Westafrika der grösste Kakaoproduzent der Erde.

Im ersten Weltkrieg lieferte Nestle grosse Mengen Kondensmilch in Dosen und auch als Trockensubstanz an die britischen Streitkräfte in Flandern (Hersteller Milchsüdi in Cham). Die Milchbauern in der Umgebung des Kantons Zug produzierten immer mehr. Es gibt historische Fotos, auf denen zu sehen ist, wie die Milch in Kannen auf vierspännigen Wagen nach Cham gebracht wurde. Nestle und andere Unternehmen stellten mit Kakao aus Westafrika und mit Milch nun in grossem Stile auch Schokolade her. Bis zum heutigen Tag enthält die Schokolade aus der Schweiz hauptsächlich das braune Pulver aus Westafrika.

Nach dem 1. Weltkrieg übernahm UTC in Liberia die Vertretung von Ford Motor Co. Neben Personenwagen wurden Traktoren für die Landwirtschaft und geländegängige Pickups verkauft und gewartet. Bei der UTC arbeiteten neben 4000 Angestellten auch um die 60 schweizerische Abenteurer. Es gab eine eigene Wursterei und eine eigene Bäckerei. In den Warenhäusern gab es importierte Konserven, Wein, gepökelte Schweinefüsse (in Europa wollt sie niemand verspeisen), nordischen Stockfisch im Fass, Maryland-Tabak in Holzkisten und sogar Zahnbürsten. Die Missionare aus der Schweiz oder aus Schwaben waren aber unter rigider Kontrolle, ihnen wurde verboten romantische Beziehungen aufzubauen. Mischlingskinder mussten in Afrika gelassen werden. Ferner hatten sie langärmlige Hemden und Krawatte zu tragen. Hielten sie sich nicht an die Regeln sandte ein Vorgesetzter geheime Berichte nach Basel.

Im Staat Liberia geriet UTC später unter die Kontrolle von Firestone Tires, die Firma hatte im Hinterland riesige Gummiplantagen aufgebaut (die grössten der Welt). Firestone erstellte ebenfalls Schulen und Spitäler für die eingeborenen Arbeiter. Ein guter Eindruck sollte bei den Mitarbeitern und den politischen Machthabern erreicht werden. Natürlich gab es für die Expats von Firestone schöne Villen mit Pool. Auch in anderen westafrikanischen Ländern unterhielt UTC Handelshäuser mit europäischen und schweizerischen Artikeln im Sortiment. Heute noch können in diesen Läden die beliebten schweizerischen Zervelatwürste oder der St. Galler Schüblig gekauft werden.

Der langsame Untergang von UTC kam mit den Kriegen in den nun selbständigen Staaten und mit dem Import billiger chinesischer Produkte durch meist libanesische Händler. Heute sind die meisten Aktivitäten der ehemals florierenden Gesellschaft aufgelöst.

In neuerer Zeit gibt es vermehrt Spannungen zwischen den verbliebenen Missionaren und den Ethnologen über das Thema: „Ist es klug, die einheimische, magische Kultur zu zerstören und das Christentum einzuführen?“ Magier und Zauberer stehen in Opposition zu den Missionaren. Sie hetzen gegen europäischen Priester, so mancher hat im Verlaufe der Jahre sein Leben gewaltsam verloren. Als grösste Errungenschaft der Missionstätigkeit werden heute aber eine funktionierende, bäuerliche Infrastruktur und die Vermittlung von Sprachkenntnissen anerkannt.

Karls Tätigkeit in Liberia brachte ihn auch in Kontakt mit den Behörden. Die gebildete, schwarze Oberschicht des Landes bestand aus Nachkommen von ehemals nach Amerika verschleppten Sklaven. Anfang des 19. Jh. begann ein amerikanischer, wohltätiger Verein, freigelassene Sklaven aus den USA nach der Pfefferküste (heute Liberia) zurückzubringen. Mitglieder des Vereines waren auch Sklavenhalter, die auf diesem Wege ihre unehelichen Kinder los werden wollten. Der Verein kaufte von den Stammesfürsten an der Pfefferküste mit dubiosen Methoden Land und gründete Monrovia. Die meisten Rückkehrer hatten in den USA eine gute Schulung genossen, waren gebildet und konnten lesen und schreiben. Viele von ihnen waren Mischlinge. Auch neue Religionen brachten sie mit. Ein von Zuwanderern erstellter Mormonen-Tempel ist vom Meer aus gut zu erkennen. Auch die Freimaurer haben ihren Tempel. Die Geschichte Liberias unterscheidet sich aber nicht viel von den benachbarten ehemaligen Kolonien, die neuen Herren, obschon auch farbig, brachen Verträge, hatten überlegene Bewaffnung und verübten Übergriffe nach Belieben.

Ebenso kamen auch Quäker aus Pennsylvanien sowie Abstinenzler und Pazifisten. Sie verliessen sich auf ihre Gebete, wurden aber deshalb von den einheimischen Stämmen oder bei Angriffen der spanischen Sklavenhändler ohne Widerstand massakriert.

An einem...

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