Prolog
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.
Charlie Chaplin
Der kleine Mann im eleganten grauen Anzug stolpert über seinen Spazierstock und verliert beinahe die Balance. Hunderte Kinder schreien erschrocken auf. Er taumelt, fängt sich wieder, geschickt wie ein Zirkusartist – und geht vergnügt weiter. Dabei verlagert er sein Gewicht von einem Bein auf das andere, fast wie eine Ente. Sein Hinterteil wackelt hin und her.
Nun glättet er mit der linken Hand seinen Sakko, während die Rechte über die silbern glänzenden Haare streicht. Dann greift er mit einer eleganten Handbewegung nach der Rose, im Knopfloch seines Anzugs, streckt beide Arme vor sich aus und lächelt die Blume verliebt an. Sanft zieht er sie zu sich und hält sie vorsichtig unter seine Nase. Lange und tief atmet er ein, schließt die Augen und lächelt.
Jetzt spaziert er wie ein eleganter Herr auf der Uferpromenade der Themse auf und ab. Dabei blinzelt er die Kinder schelmisch an, die vor Freude strahlen, und – stolpert erneut! Auch diesmal fängt er sich wieder, und die Kinder lachen, jubeln und hüpfen vor Freude.
Dieser Mann ist Charlie Chaplin, mein Großvater.
Die Szene ereignete sich 1931 im Speisesaal des Hanwell-Kinderheims in London. Charlie Chaplin, der in seine Heimatstadt London zurückgekehrt war, um seinen Film Lichter der Großstadt vorzustellen, stahl sich allein aus dem Hotel Ritz, um ins Armenhaus zurückzukehren, wo er zeitweise seine Kindheit verbracht hatte. Hier spielte er für die Kinder den Clown. Sie wuchsen, wie er einst selbst, in schwierigsten Verhältnissen auf. An diesem Tag ließ er die Kleinen all ihre Ängste, Sorgen und die Armut vergessen.
Seine berühmteste Rolle, der »Tramp«, die Rolle des Wanderarbeiters und des Vagabunden, beruht auf den Erfahrungen in diesem Kinderheim. Sadistische Erzieher hatten den Siebenjährigen vor allen anderen Kindern im Turnsaal des Heims verprügelt. Während der Rohrstab immer wieder auf das nackte Hinterteil des Jungen krachte, zischte der kleine Charlie zwischen zusammengepressten Zähnen: »Eines Tages werde ich ein berühmter Schauspieler!«
Charlie Chaplin wurde nicht nur berühmt, sondern der berühmteste Schauspieler seiner Zeit überhaupt und gehört heute zu den weltweit berühmtesten Menschen des 20. Jahrhunderts. Menschen aller Nationen lieben ihn, leben, weinen und lachen bis heute mit seiner Figur des Tramps.
Als Chaplin 1931 in seine Heimatstadt London zurückkehrte, empfing man ihn, der hier als Kind um Brot betteln musste, wie einen König. Ohne Frage war er der König von Hollywood und gilt bis heute als König der Clowns.
»Lachen hilft gegen die Unbill des Lebens«, sagte mein Großvater. Und sein Leitspruch »Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag«, ist einer der meistzitierten Sätze unserer Zeit geworden. Chaplin lebte danach, er brachte die Menschen zum Lachen und machte die Welt damit zu einem besseren Ort.
Mein Großvater war für mich stets Vorbild, ob als Künstler, Humanist oder als Mensch. Vielleicht liegt es an meinen Genen, ganz sicher aber an meiner unbeschwerten Kindheit, dass auch ich eine fröhliche, lebensbejahende Einstellung zum Leben habe. Diese gebe ich gerne an meine Familie und meine Freunde weiter, aber auch an alle Menschen, denen ich begegne und die meine Hilfe brauchen.
Es ist mir ein wichtiges persönliches Anliegen, Lachen und Humor zu fördern und zu verbreiten. Vor allem bei Menschen, die in nachteiligen Verhältnissen leben oder in schwierige Situationen geraten sind. Aber ich denke dabei auch an alle, die in unserer hektischen Zeit unter Stress, Einsamkeit oder sogar Burnout leiden. Mit meinem Team möchte ich dazu beitragen, unsere Welt fröhlicher und heiterer und damit die Menschen gelassener zu machen. Der erste Schritt dahin ist dieses Buch, mit dem ich Sie auf eine Reise in die Welt des Lachens und Humors entführen möchte.
Lachen reinigt sowohl die Seele als auch den Körper. Es hilft, nicht nur schwierige Stunden zu bewältigen, sondern schützt auch vor Krankheiten. Lachen löst eine Kaskade von biochemischen Prozessen aus, die unsere Psyche und unseren Körper positiv beeinflussen.
Ich frage mich oft, warum Lachen nicht wesentlich häufiger zum Wohl der Menschen eingesetzt wird. Denn Lachen ist eine Art Wundermittel: Lachen löst Blockaden aller Art und stärkt das Immunsystem. Es vermehrt die T-Zellen in unserem Körper, weiße Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen und den Organismus somit vor schweren Krankheiten schützen. Lachen stärkt Herz und Lunge. Es hilft gegen hohen Blutdruck und baut Cholesterin ab. Lachen lindert Schmerzen und kann sie sogar vertreiben. Außerdem schützt es sogar vor Vergesslichkeit.
Lachen baut Stress ab und steigert die Lernfähigkeit, Kreativität und Motivation. Es unterstützt Heilungsprozesse und gibt kranken Menschen neue Kraft und Lebensmut. Es ist die stärkste und preiswerteste Medizin der Welt und die beste Gesundheitsvorsorge.
Warum gibt es so wenig Clowns in unseren Krankenhäusern? Warum werden nicht mehr verpflichtet? In vielen Kliniken gibt es überhaupt keine. Dort, wo sie sind, bewirken sie Wunder.
Ein Baby lacht bis zu 500 Mal am Tag, Erwachsene hingegen nur fünfzehn Mal. Ich stelle mir die Frage, ob und warum im Laufe des Lebens Fröhlichkeit, Heiterkeit und Gelassenheit verlorengehen. Was hindert uns – bei aller Unbill auf der Welt – daran, uns anzulächeln? Auf der Straße, im Bus, in der Bahn, im Büro und jeden Tag im Spiegel! Ein Lächeln macht uns attraktiver für das andere Geschlecht. Es wirkt nicht nur anziehend, sondern es verbessert auch Ihr Liebesleben. Doch nicht nur das. Wenn Sie lachen, werden Sie in allen Lebenslagen erfolgreicher sein.
Ganz nebenbei ist Lachen auch ein tolles Fitnesstraining. Wenn Sie lachen, trainieren Sie siebzehn Gesichtsmuskeln und achtzig weitere Muskeln in Ihrem Körper. Lachen ist einfach die beste Anti-Aging-Methode.
Warum steht Lachen noch nicht auf dem Lehrplan unserer Schulen und Universitäten? Lachen verbessert das Arbeitsklima und steigert die Konzentration und Motivation. Glückliche und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für jedes Unternehmen eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Warum beschäftigen nicht viel mehr Firmen Feel Good Manager?
Wenn wir die zahlreichen positiven Aspekte des Lachens betrachten, müssen wir uns fragen, warum nicht wesentlich häufiger gelacht wird. Man könnte auf die Idee kommen, dass Lachen mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden ist. Und vielleicht liegt darin ein Körnchen Wahrheit. Denn Lachen ist auch eine Form des Widerstands. Sowohl im Kleinen, wenn Sie übel gesinnte Menschen mit Lachen entwaffnen, als auch im Großen: auf gesellschaftlich-politischer Ebene. Lachen ist eine starke Waffe im Kampf gegen Diktatoren, politische und religiöse Fanatiker sowie Autoritäten aller Art. Diese Menschen können Humor nicht ausstehen, vor allem dann nicht, wenn er ihren Machtanspruch als unangemessen entlarvt und ihre vermeintliche Autorität der Lächerlichkeit preisgibt.
Mit seinem Film Der große Diktator hat Charlie Chaplin ein Mahnmal für die Ewigkeit geschaffen. Die Satire auf Adolf Hitler und den deutschen Nationalsozialismus war, so wie die anderen Filme meines Großvaters, während des Dritten Reichs natürlich verboten.
Dies ist nur ein Beispiel aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts, als die Menschen für einige Jahre nichts mehr zu lachen hatten und noch nicht einmal Galgenhumor zeigen durften.
Sie werden staunen und vielleicht schmunzeln, welche Lachverbote und Regulierungsversuche von Humor es auch heute noch in vielen Ländern gibt. Weniger lustig ist, dass Menschen, die Humor haben und gern lachen, deswegen auch heute noch bedroht werden. Lachen ist also mitunter eine ernste, ja sogar lebensgefährliche Angelegenheit. Lachen und der Versuch, andere Menschen zum Lachen zu bringen, ist ein Grundrecht, das längst in der Charta der Menschenrechte verankert sein sollte. Auch davon handelt dieses Buch.
Doch wenden wir unseren Blick von der globalen Lage der Welt zurück zu unserem Alltag.
Mit seinem Film Modern Times hat Charlie Chaplin in den dreißiger Jahren die irrwitzige, menschenverachtende Gier des Industriezeitalters angeprangert. Wie geht es uns heute, über achtzig Jahre danach in den »Postmodern Times«? Wir stehen eher unter einem noch größeren Perfektionierungs-, Optimierungs- und Leistungsdruck. Viele Menschen leiden unter Dauerstress und stehen kurz vor einem Burnout. Neurosen, zwanghaftes Verhalten, Existenz- und Zukunftsängste dominieren den Alltag vieler Menschen.
Die Verhältnisse in den »Postmodern Times« sind also noch schlimmer als die von Charlie Chaplin in Modern Times beschriebenen. Doch es gibt damals wie heute eine einfache Lösung, das Leben lebenswerter zu machen. Lächeln Sie Ihre Mitmenschen an, ob in der Familie, auf der Straße oder im Büro. Sie werden sich wundern, was Sie damit in Gang setzen.
Es ist Ihr Lächeln, das die Welt verändert und zu einem heiteren und besseren Ort für uns alle macht. Sie benötigen nur etwas Mut, um jemanden anzulächeln, und schon tragen Sie dazu bei, die Welt positiv zu verändern. Sie brauchen nur ein wenig Muße und einen kleinen Anlass, um in schallendes Gelächter auszubrechen, und Ihr Leben wird sofort und langfristig angenehmer und schöner.
»Dein Lachen verändert die...