WICHTIGE HILFSÜBUNGEN
Schritt für Schritt
Um Rally-Dogdance-Elemente zu erlernen, können einige Hilfsübungen unglaublich nützlich sein. Sie werden nun in Schritt-für-Schritt-Anleitungen erklärt. Bei den später folgenden konkreten Übungen werden Sie durch entsprechende Verweise hierher zurückgelangen und es ergibt sich ein aufeinander aufbauendes Trainingskonzept. Jede Hilfsübung ist für mehrere Rally-Dogdance-Elemente nützlich. Es lohnt sich also, sie alle durchzutrainieren und etwas mehr Zeit mit der Vorbereitung zu verbringen als vielleicht ursprünglich gedacht.
Nullposition
Je aufmerksamer der Hund innerhalb der Trainingsphase ist, desto besser kann er eine Übung verstehen. Deshalb versuchen wir zu Beginn einer Rally-Dogdance-Karriere daran zu arbeiten, dass der Hund eine logische Normalposition findet, aus der heraus das Training starten kann. Diese Position nennt man auch die Nullposition. Meist schlage ich vor, ein einfaches Stehen vor dem Menschen mit Blickkontakt zu wählen, denn aus dieser Haltung kann man so ziemlich alles trainieren. Ob Sie selbst stehen, sitzen, liegen oder Handstand machen, ist dabei irrelevant. Die Hauptsache ist, dass Ihr Hund erwartungsvoll, aber trotzdem geduldig vor Ihnen steht. Diese Übung können Sie viele Jahre lang als ein Startritual für Ihr Rally-Dogdance-Training betrachten, bevor Sie den eigentlichen Lerninhalt einer Einheit trainieren.
Schritt 1: Umorientierung zum Menschen
Nachdem Ihr Hund auf Training eingestimmt ist, werfen Sie ein Leckerchen etwa zwei bis drei Meter hinter ihn. Sobald er es gefressen hat, wird er sich erwartungsvoll in Ihre Richtung umdrehen. Den Moment des Umdrehens clicken Sie punktgenau und werfen das Leckerchen wieder direkt hinter Ihren Hund. Wiederholen Sie den Ablauf einige Male.
Schritt 2: Laufen zum Menschen
Nun clicken Sie nicht mehr das Umdrehen, sondern kurz danach, während der Hund auf dem Weg zu Ihnen ist. Clicken Sie von Mal zu Mal später, sodass Ihr Hund immer näher zu Ihnen gelaufen kommt. Achten Sie dabei darauf, das Leckerlie weiterhin auf die gleiche Entfernung hinter den Hund zu werfen.
Schritt 3: Stehen vor dem Menschen
Warten Sie mit dem Click, bis der Hund ganz bei Ihnen angekommen ist und für eine Sekunde zum Stehen kommt. Das Leckerli für den Click wird weiterhin hinter den Hund geworfen. Die Nullposition ist zum ersten Mal zu erkennen.
Schritt 4: Das Stehen verlängern
Clicken Sie nun von Versuch zu Versuch etwas später, sodass Ihr Hund ein wenig länger stehen muss. Achtung: Warten Sie zu lange, kann es passieren, dass beim Hund Frust entsteht.
Fido steht in freudiger Erwartungshaltung in seiner Nullposition.
Dadurch wird er vielleicht hibbelig oder stellt seine Kooperation ein. Beides ist wenig hilfreich. Wenn Sie bei etwa fünf Sekunden ruhigem Stehen bis zum Click angekommen sind, haben Sie eine gute Ausgangsbasis geschaffen.
Schritt 5: Die Starthilfe abbauen
Werfen Sie das Leckerchen nur noch zu Beginn hinter Ihren Hund. Ab dem ersten Steh und dem dazugehörigen Click legen Sie ein Futterstück vor ihm auf dem Boden, sodass er seine Position kaum mehr verlässt. Ist Ihr Hund dabei recht standfest, können Sie auch direkt aus der Hand füttern.
Futterlocken
Futterlocken als Trainingstechnik bedeutet genau das, was das Wort aussagt: Sie locken Ihren Hund mit Futter in eine bestimmte Position oder in einen Bewegungsablauf hinein. Diese Technik hat den großen Vorteil, dass sie schnell von Mensch und Hund umgesetzt werden kann und man zügig erste Ergebnisse sieht. Durch die Belohnung vor der Nase ist für viele Hunde die Motivation, überhaupt mitzuarbeiten, oft von Anfang an sehr hoch. Deswegen gibt es immer wieder Übungen und auch generell Hunde- oder Menschentypen, bei denen ich diese Technik gerne einsetze.
Allerdings bringt Futterlocken auch Nachteile mit sich. Einige Hunde sind dabei so auf das Leckerlie fokussiert, dass sie von der eigentlichen Übung wenig mitbekommen. Dadurch ist diese Technik auf dem Weg zu einem perfekt generalisierten Ergebnis manchmal eher ein Umweg als eine Ab kürzung. Schwierig kann es werden, wenn der Mensch mit einem einzigen Keks beim Locken und als Belohnung ein Endergebnis erwartet. Beim Erlernen eines neuen Be wegungsablaufes können viele Clicks und Leckerlies für viele kleine Schritte nötig sein, damit der Hund eine hohe Arbeitsmotivation behält, frei nach dem Motto: „Warum soll ich mich mit dem einen Keks veräppeln lassen, wenn ich ihn doch anscheinend eh nicht bekomme?“ Deshalb üben wir bewusst das richtige Führen mit Futter als separate Übung. Idealerweise baut man das Futterlocken so geschickt ab, dass der Hund nach einiger Zeit nur noch mit einem Handsignal geführt wird statt mit dem Keks in der Hand. Anfangs wird das Futter hin und wieder weggelassen, die Handhaltung bleibt auch ohne Leckerli vorerst gleich. Trotzdem muss die Belohnung bei einer Ausführung ohne Futter in der Hand mindestens genauso gut sein (eher noch besser) als mit dem Futter in der Hand. Ihr Hund soll lernen: „Immer, wenn mein Mensch kein Futter in der Hand hat, ist es noch viel cooler mitzumachen!“
Ich nutze das Futterlocken oft als Grundlage für einen Shaping-Prozess, in dem der Hund dann aktiv Verhalten anbietet. Wenn ich meinem Hund eine Übung mehrere Male in verschiedenen Trainingseinheiten mittels Futterlocken zeige, kann ich versuchen, die Übung danach ohne Hilfestellungen aus dem Ge dächtnis des Hundes abzufragen. Er soll also dann mitdenken und überlegen, wie er sich den Keks verdienen könnte, ohne dass Sie ihm helfen. Das Futterlocken stellt somit nur die Basis dar, damit der Hund eine Idee hat, in welche Richtung er denken könnte. Auf Rally-Dogdance-Turnieren ist es nicht verboten, den Hund mit einem Leckerlie vor der Nase durch den Parcours zu führen, aber es hagelt doch relativ hohe Punktabzüge. Daher empfehle ich Ihnen, erst mit Turnieren anzufangen, wenn Sie vom Bestechen (= Futter locken) weg- und beim Belohnen (= clicken und dann erst zum Futter greifen) angekommen sind.
Schritt 1: Andocken an der Hand
Nehmen Sie mehrere Leckerlis in die Hand und zeigen Ihrem Hund die Kekshand. Wenn er angedockt ist, ziehen Sie die Hand nur ein paar Zentimeter von der Hundenase weg und clicken sofort, wenn er folgt. Er bekommt sein Leckerchen direkt aus der Hand, ohne dass Sie die Position verändern. Aus ein paar Zentimetern werden schnell ein paar mehr. Ein Durchgang geht so lange, bis Sie kein Futter mehr in der Hand halten.
Schritt 2: Strecke trainieren
Sie können den Schwierigkeitsgrad durch immer längere Strecken und damit einer immer längeren Zeitdauer bis zum nächsten Click systematisch erhöhen. Außerdem können Sie die Bewegung ins Spiel bringen und die Geschwindigkeit verändern. Eine einfache Variante ist, dass Sie rückwärts von Ihrem Hund weggehen und er Ihnen, beziehungsweise Ihrer Hand, folgt.
Schritt 3: Kopfbewegung weg vom Menschen
Noch schwerer wird es, wenn Sie den Kopf Ihres Hundes mit der Futterhand von Ihrem Körper weglocken. Versuchen Sie dabei auch den Moment, in dem der Hund seinen Kopf von Ihnen abwenden soll, etwas länger hinauszuzögern, sodass es für Ihren Hund eine normale, angenehme Bewegung wird.
Schritt 4: Erste Bewegungsabläufe
Sie können verschiedene Bewegungen, die später als Trick trainiert werden, schon einmal vortrainieren. Versuchen Sie zum Beispiel Ihrem Hund mit einer langen Armbewegung beizubringen, sich einmal um die eigene Achse zu drehen („Twisten“), ihn durch Ihre gespreizten Beine zu locken („Slalom“) oder lassen Sie ihn einen Kreis um Ihre geschlossenen Beine laufen.
Lena lernt per Futterlocken, den Kopf von Sarah wegzudrehen.
Fangen Sie immer sehr kleinschrittig an und steigern langsam die Dauer der Lockstrecke, bis Sie für die Ausübung einer Bewegung nur noch einen Keks am Ende geben müssen, der Hund aber trotzdem von Anfang bis Ende bei der Sache ist.
Schritt 5: Biegen, Strecken, Dehnen
Bisher musste der Hund nur unterschiedliche Vorwärtsbewegungen ausführen, nun soll er sich biegen, strecken und dehnen. Für eine einfache Kopfdrehung nach links und rechts können Sie Ihren Hund zwischen Ihren Beinen stehen lassen. Er kann seinen Kopf auch nach oben strecken oder unter seinen Bauch schauen. Sie können auch versuchen, ihn in die typische Streckposition vorne (= verbeugen) oder hinten zu locken. Je langsamer, desto besser, denn schnelle ungewohnte Bewegungen können kontra produktiv sein.
„Schönfüttern“
Das Schönfüttern ist eine Technik, bei der wir versuchen, den Hund für eine Berührung, Körperhaltung oder Position so intensiv zu clicken und zu füttern, dass er lernt, sie zu lieben. Auf diese Weise können selbst verhasste Elemente oder Berührungen komplett ins emotionale Gegenteil trainiert werden. Dazu muss man sich aber kleinschrittig an das Ziel herantasten.
Wenn Sie die Hilfsübung „Angefasst werden“ mit Ihrem Hund bis zum Ende trainiert haben, können Sie ihm später jederzeit mit Ihren Händen dabei helfen, eine Übung zu verstehen. Das Üben des Anfassens ist zwingende Voraussetzung für den von Ihnen hergestellten Körperkontakt, im...