Vor der Empfängnis
WENN SICH EI- UND SAMENZELLE TREFFEN …
Wenn Sie bis über beide Ohren verliebt sind, fühlt sich das ganz besonders an. Viele Biologen betrachten Verliebtheit ganz schnöde als den Zustand, der dafür sorgt, dass die Menschen aktiv auf die Suche nach einem DNA-Träger gehen, der zu ihnen passt, damit sie gesunde Kinder bekommen. Vergessen Sie »Oh, er macht mich so glücklich!« – die wissenschaftliche Variante lautet: »Oh, wir kriegen gesunde Kinder!«
Die Nase entscheidet über die Partnerwahl
Frauen haben eine ganz besondere Nase. Wenn sie den Schweiß eines Mannes riechen, entscheiden sie nämlich unbewusst, ob ihre DNA unter dem Aspekt der Fortpflanzung gut zu der des Mannes passt.
Pheromone signalisieren: Ich will Sex
Sowohl Männer als auch Frauen sondern Pheromone ab. Das sind Geruchsstoffe, mit denen Sexualpartner angelockt werden sollen. Bei Tieren, die weder die Antibabypille nehmen noch Kondome benutzen können, ist Geschlechtsverkehr gleichbedeutend mit Kinderkriegen. Beim Menschen ist das anders. Wir werden zwar auch unbewusst von dem Wunsch getrieben, unsere DNA weiterzugeben, aber wir sondern auch just for fun Pheromone ab.
Diese Merkmale machen einen Menschen besonders attraktiv:
vollere Lippen (bei Frauen)
kürzerer Abstand zwischen Nase und Unterkante des Kinns (bei Frauen)
größerer Abstand zwischen Nase und Unterkante des Kinns (bei Männern)
eine im Verhältnis zu den Hüften schmalere Taille (bei Frauen)
Eros versus Wissenschaft
Die Wissenschaft behauptet im Grunde, dass Verliebtheit nichts anderes ist als die Suche nach guter und gesunder DNA. Für alle, die mit dieser unromantischen Behauptung nicht so glücklich sind, gibt es immer noch Eros, den Gott der Liebe und Romantik. Oder lässt der uns jetzt auch noch im Stich? Nun, schon Plato wies uns darauf hin, dass Eros, Sohn des Poros (Reichtum) und der Penia (Armut), eigentlich nur »Verlangen« ist.
Komisch, aber wahr: Aus Studien ging hervor, dass Attraktivität (insbesondere der symmetrische Körperbau) erblich ist, vor allem bei Männern. Behalten Sie das im Hinterkopf, wenn Sie das nächste Mal Ihre Schwiegereltern treffen …
Eizelle trifft Eizelle oder Samenzelle trifft Samenzelle
Früher war es normal, dass die Prinzessin irgendwann ihren Prinzen fand, mit dem sie ein langes, glückliches Leben führte. Heute wissen wir es besser: Homosexuelle Paare wünschen sich genauso Kinder wie heterosexuelle. Vom biologischen Standpunkt betrachtet ist das schwierig. Aber es gibt unzählige Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem, aus denen glückliche Familien entstehen können.
Gut zu wissen:
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Frauen berücksichtigen bei der Partnerwahl oft den sozio-ökonomischen Status, Männer gehen vor allem nach dem Äußeren.
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45 Prozent der Partner lernen sich beim Weggehen oder im Urlaub kennen, 13 Prozent über Freunde, 11 Prozent am Arbeitsplatz, 11 Prozent in einem Verein oder einer anderen Gruppe, 6 Prozent über die Familie und nur
0,5 Prozent übers Internet (vielleicht, weil man da die DNA nicht riechen kann?).
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Im Schnitt treffen wir unseren Lebenspartner mit 30 Jahren.
EI UND SAMEN:
EINE PRIMA KOMBINATION
Ein Baby entsteht, wenn die Samenzelle in die Eizelle eindringt. Offiziell wird es dann zwar noch nicht als Baby bezeichnet, aber in diesem Keim sind bereits alle menschlichen Eigenschaften angelegt. Bei der Befruchtung herrscht Gleichberechtigung: ein bisschen von ihr, ein bisschen von ihm. Oder doch mehr von dem einen – oder von dem anderen?
Praktizierte Gleichberechtigung
Im Gegensatz zu allen anderen Zellen des menschlichen Körpers haben Ei- und Samenzellen nur 23 Chromosomen. Die Chromosomen enthalten die Eigenschaften, die man von Mutter und Vater mitbekommen hat. Jede normale Körperzelle vervielfältigt sich selbst durch Herstellung einer exakten Kopie, ohne jegliche Veränderungen. Wenn die Ei- und die Samenzelle verschmelzen, ergibt sich wieder der vollständige Satz mit 46 Chromosomen – eine Hälfte vom Vater, eine Hälfte von der Mutter. Ein Baby ist also das beste Beispiel für praktizierte Gleichberechtigung.
Frauen sind effektiver
Bei der Vereinigung, die zur Entstehung eines neuen Menschenlebens führt, stellt die Frau genau eine Eizelle zur Verfügung (bei zweieiigen Zwillingen zwei). Ein Mann dagegen setzt 500 Millionen Samenzellen ein, um eine erfolgreiche Befruchtung zu gewährleisten! Sollten wir daraus folgern, dass Frauen selbst bei der Empfängnis noch effektiver sind als Männer?
Komisch, aber wahr: Die Eizelle ist die größte Zelle des menschlichen Körpers, die Samenzelle die kleinste.
Männer sind auf Konkurrenz gepolt
Männer (oder zumindest ihre Samenzellen) sind auf Konkurrenz gepolt. Während die Eizelle in aller Ruhe abwartet, kämpfen sich die Samenzellen durch den Gebärmutterhals, die Gebärmutter und den Eileiter. Sie legen gut 3 Millimeter pro Minute zurück, aber nur wenige überleben die Reise. Und währenddessen tut die Eizelle nichts anderes als warten, warten … und warten.
Auf die Größe kommt es an
Für das Vergnügen beim Sex ist die Größe nicht entscheidend – doch für die Effektivität unseres genetischen Materials sehr wohl. Eine Eizelle ist viel größer als eine Samenzelle, denn das Spermium muss zum einen in sie hineinpassen, zum anderen muss ihre Oberfläche groß genug sein, um Hunderten von konkurrierenden Samenzellen Platz zu bieten. Das erste Spermium, das in sie eindringt, hat gewonnen. Für die anderen gibt es keine Gnade: Sie sterben im sauren Milieu der Vagina ab.
Rezept für Mehrlinge:
2 Eizellen und 2 Samenzellen oder
1 Eizelle und 1 Samenzelle und eine sehr mysteriöse Mutation
Mythen rund um die Empfängnis:
Männer können eine Frau nur durch Ejakulation schwängern – 30 Prozent der Menschen glauben dieses Märchen immer noch.
20 Prozent der Frauen denken noch immer, dass sie zum Orgasmus kommen müssen, um schwanger werden zu können.
Gut zu wissen:
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Die Bildung einer Samenzelle dauert ungefähr drei Monate.
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Das Spermium muss eine Strecke von etwa 17 Zentimetern zurücklegen, ehe es die Eizelle erreicht.
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Den neuesten Forschungsergebnissen zufolge »erriecht« eine Samenzelle, wo sie die Eizelle findet.
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Direkt nachdem der Kopf des Spermiums in die Eizelle eingedrungen ist, verändert sich deren Membran, so dass kein zweites Spermium mehr eindringen kann.
DNA: DIE VORLAGE FÜRS ICH
Im Moment der Befruchtung ist schon alles festgelegt. Das Wörtchen »alles« finden die zukünftigen Eltern oft schockierend – das klingt, als ob die Erziehung und das Umfeld, in dem das Kind aufwächst, keinen Einfluss haben würden. Tatsächlich sieht die biologische Wahrheit so aus, dass der überwiegende Teil des Aussehens und Charakters Ihres Babys schon feststeht, lange bevor Sie überhaupt wissen, dass Sie schwanger sind.
Ein bisschen der Papa, ein bisschen die Mama
Zu jeder Eigenschaft, die Sie an das Kind weitergeben, trägt es das Gegenstück in sich, das es von Ihrem Partner mitbekommen hat. In jedem Zellkern liegen also Ihre Eigenschaften und die Ihres Partners. Diejenigen Eigenschaften, die später am Kind in Erscheinung treten, werden als dominant bezeichnet. Die anderen, die genetisch zwar vorhanden sind, aber nicht sichtbar werden, nennt man rezessiv.
Farbe bekennen
Am deutlichsten tritt der Kampf zwischen dominanten und rezessiven Eigenschaften in der Haut-, Augen- und Haarfarbe zutage. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die dunkleren Farben dominant und die helleren rezessiv sind – doch auch hier verfährt die Natur wieder ganz gleichberechtigt und entscheidet sich für die ideale Zwischenform zwischen Mama und Papa.
Farbenblindheit: typisch für Jungs
Es gibt viel mehr Männer als Frauen, die an einer Farbschwäche leiden oder ganz farbenblind sind. Diese abweichende Erbanlage liegt auf dem X-Chromosom. Ein Junge hat nur ein X-Chromosom, daher tritt diese Eigenschaft bei ihm in Erscheinung. Ein Mädchen hat zwei X-Chromosomen. Wenn eines der beiden gesund ist, kommt die Abweichung selten zum Tragen. Ein Mädchen ist also nur dann farbenblind, wenn beide X-Chromosomen Träger dieser Anlage sind.
Rezepte für
gelocktes Haar: Sowohl Papa als auch Mama müssen auf ihren Chromosomen das Gen für Locken haben.
welliges Haar: Papa oder Mama müssen die Wellen vererben.
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