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Aristoteles über Getrenntheit und Ursächlichkeit

Der Begriff des »eidos choriston«

AutorJohannes Hübner
VerlagFelix Meiner Verlag
Erscheinungsjahr2000
ReiheParadeigmata 20
Seitenanzahl366 Seiten
ISBN9783787330225
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Im Zentrum von Aristoteles' Kritik an Platon steht der Vorwurf, Platon habe die Ideen zu selbständigen Entitäten erklärt, die von den wahrnehmbaren Dingen getrennt existierten, statt ihnen immanent zu sein. Folgerichtig zeichnen sich die aristotelischen Nachfolger der platonischen Ideen, die Formen, durch Immanenz aus. Aristoteles selbst spricht den Formen jedoch zugleich Getrenntheit zu. Wie ist das zu verstehen? Wie können immanente Formen getrennt sein? Die Frage betrifft den ontologischen Status der Formen bei Aristoteles und damit den Kern seiner Ontologie: Wenn die Formen lediglich in einem abgeschwächten Sinn getrennt sind, verliert Aristoteles die Rechtfertigung dafür, sie als primäre Substanzen, als das eigentlich Wirkliche anzusehen; wenn sie dagegen in einem starken Sinn getrennt sind, droht er, in Platonismus zurückzufallen. In dieser Arbeit wird argumentiert, dass Aristoteles erfolgreich einen genuinen Mittelweg einschlägt: In seiner Theorie können unter den Formen allein die des Lebendigen Getrenntheit beanspruchen, und zwar deshalb, so die These, weil sie ursächlich für ihre eigene Aufrechterhaltung durch Ernährung und Reproduktion sind. Die These wird, in stetiger Auseinandersetzung mit der Forschung, aus sorgfältigen Textanalysen insbesondere zu den zentralen Büchern der Metaphysik gewonnen. Eine Deutung dessen, wie Aristoteles 'getrennt' in Bezug auf die konkreten Dinge versteht, und eine Darstellung seiner Auseinandersetzung mit Platon bereiten die Klärung der Frage vor, was 'getrennt' in Bezug auf die Formen heißt. Die Antwort erfolgt, indem das aristotelische Konzept der lebendigen Form als einer immanenten Ursache genau expliziert wird. Schließlich wird gezeigt, dass dieses Konzept Aristoteles' Behauptung rechtfertigt, die Form erfülle seine strikten Bedingungen für Definierbarkeit.Im Zentrum von Aristoteles' Kritik an Platon steht der Vorwurf, Platon habe die Ideen zu selbständigen Entitäten erklärt, die von den wahrnehmbaren Dingen getrennt existierten, statt ihnen immanent zu sein. Folgerichtig zeichnen sich die aristotelischen Nachfolger der platonischen Ideen, die Formen, durch Immanenz aus. Aristoteles selbst spricht den Formen jedoch zugleich Getrenntheit zu. Wie ist das zu verstehen? Wie können immanente Formen getrennt sein? Die Frage betrifft den ontologischen Status der Formen bei Aristoteles und damit den Kern seiner Ontologie: Wenn die Formen lediglich in einem abgeschwächten Sinn getrennt sind, verliert Aristoteles die Rechtfertigung dafür, sie als primäre Substanzen, als das eigentlich Wirkliche anzusehen; wenn sie dagegen in einem starken Sinn getrennt sind, droht er, in Platonismus zurückzufallen. In dieser Arbeit wird argumentiert, dass Aristoteles erfolgreich einen genuinen Mittelweg einschlägt: In seiner Theorie können unter den Formen allein die des Lebendigen Getrenntheit beanspruchen, und zwar deshalb, so die These, weil sie ursächlich für ihre eigene Aufrechterhaltung durch Ernährung und Reproduktion sind. Die These wird, in stetiger Auseinandersetzung mit der Forschung, aus sorgfältigen Textanalysen insbesondere zu den zentralen Büchern der Metaphysik gewonnen. Eine Deutung dessen, wie Aristoteles 'getrennt' in Bezug auf die konkreten Dinge versteht, und eine Darstellung seiner Auseinandersetzung mit Platon bereiten die Klärung der Frage vor, was 'getrennt' in Bezug auf die Formen heißt. Die Antwort erfolgt, indem das aristotelische Konzept der lebendigen Form als einer immanenten Ursache genau expliziert wird. Schließlich wird gezeigt, dass dieses Konzept Aristoteles' Behauptung rechtfertigt, die Form erfülle seine strikten Bedingungen für Definierbarkeit.

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Inhaltsverzeichnis
Cover1
Vorwort7
Inhaltsverzeichnis9
Einleitung13
§ 1 Die Fragestellung13
§ 2 Zur Problemgeschichte17
§ 3 Zum Vorgehen21
I Der Begriff der uneingeschränkten Getrenntheit25
1 Eine konservative Deutung25
§ 1 Die verschiedenen Spielarten von Getrenntheit (H 1)25
§ 2 Uneingeschränkte und örtliche Getrenntheit27
§ 3 Das Getrennte als Zugrundeliegendes (Phys. I 2)29
§ 4 Das Getrennte als selbstverursachte Einheit (APo. I 4)38
2 Alternative Deutungen43
§ 5 Uneingeschränkte Getrenntheit als Fähigkeit zur unabhängigen Existenz43
§ 6 Probleme für die Unabhängigkeits-Deutungen54
§ 7 Uneingeschränkte Getrenntheit als numerische Distinktheit56
3 Das neue Verhältnis der Begriffe des Getrennten und Zugrundeliegenden60
§ 8 Die Lösung des Begriffs der Getrenntheit vom Subjekt-Kriterium (? 8)60
§ 9 Die Unzulänglichkeit des Subjekt-Kriteriums (Z 3)65
§ 10 Konsequenzen für die Interpretation von >getrennt<77
§ 11 Der Begriff des bestimmten Dies (???? ??)80
§ 12 Die Ungetrenntheit der Materie und die Getrenntheit der Körper84
II Interpretationsansätze zum Begriff der getrennten Form89
1 Ansätze aus der Forschung89
§ 1 Die Bedeutung von >begrifflich getrennt< (???? ????????)89
§ 2 Die ontologische Dignität der Getrenntheit der Form92
2 Die platonischen Ideen bei Aristoteles99
§ 3 Das Verfahren und die Motivation der Platoniker99
§ 4 Die Kritik an den platonischen Ideen104
§ 5 Die Substanzen neben den wahrnehmbaren Dingen107
3 Die Frage nach einer getrennten Form in den Aporien111
§ 6 Die getrennte Form als irreduzible Ursache (B1)111
§ 7 Platonische Motive für eine getrennte Form (B 4)113
§ 8 Die Auszeichnung der physischen Formen (Z17, H3)124
§ 9 Zum Begriff der Physis (Phys. II 1, ? 4)129
4 Die Bedingungen für Definition und Definierbarkeit in Z und H136
§ 10 Die Allgemeinheits-, die Identitäts- und die Einheits-Bedingung (Z 4)136
§ 11 Form und Spezies147
§ 12 Die Immaterialitäts-Bedingung (E 1, Z 6)151
§ 13 Die Existenz-Bedingung (Z 4)156
§ 14 Die Komplexitäts-Bedingung (H 3)159
III Die Form als Ursache163
1 Die allgemeine Analyse des Werdens163
§ 1 Der Ort der Werdeanalyse in Z163
§ 2 Die Faktoren des Werdens167
§ 3 Die Unbewegbarkeit der Form (Z 8)176
§ 4 Die Immaterialität der Form (Z 17)185
§ 5 Die Komplexität des Werdenden (Z 8)191
§ 6 Die Persistenz der Materie (Z 7)196
2 Die physische Form als Ursache der Ernährung und Zunahme203
§ 7 Physis, Selbsterhaltung und Aktivität203
§ 8 Elementare Körper207
§ 9 Gemischte Körper (GC I 10, II 7)210
§ 10 Sich nährende und zunehmde Körper (GC I 5)220
§ 11 Die physische Form als >>Form in Materie<<225
§ 12 Die physische Form als Aktivität228
3 Die physische Form als Ursache des Werdens235
§ 13 Physisches Werden und spontanes Werden (Z 7)235
§ 14 Die Organisation des physischen Werdens (Z 7)239
§ 15 Zur Frage der Individualität oder Allgemeinheit der Form246
§ 16 Die Form und Ursache des Werdens als primäre Substanz (Z 7)255
§ 17 Die Ewigkeit des Physischen (An. II 4, GA II 1)262
IV Ursächlichkeit und Definierbarkeit der Form275
1 Die Getrenntheit der physischen Form275
§ 1 Die zentrale These275
§ 2 Getrenntheit der Form und Reproduktion (Phys. II 2)277
§ 3 Getrenntheit und Wirklichkeit (? 6, ? 5)279
2 Die Definitionsproblematik in Z 10-11288
§ 4 Die Undefinierbarkeit der Einzeldinge (Z 10, 15)288
§ 5 Die Undefinierbarkeit der Klassen von Einzeldingen (Z 10)295
§ 6 Die Unterscheidung der Form als Ursache gegenüber der Materie (Z 11)301
3 Die Erfüllung der Definitions-Bedingungen310
§ 7 Die Allgemeinheits-Bedingung, die Existenz-Bedingung und die Z 6 These310
§ 8 Gattungsbegriff und generische Form314
§ 9 Die Einheit der Form (Z 12, H 6)323
§ 10 Die Unteilbarkeit der Form (I 8)334
Schlussbemerkung339
Anhang: Die Modalität von ????????343
Abkürzungen der Aristotelischen Werke347
Verzeichnis der zitierten Literatur und der verwendeten Hilfsmittel349
Stellenregister361
Sach- und Personenregister369

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