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E-Book

Gummitramps

Im Wohnmobil auf dem TransCanada Highway unterwegs

AutorMonika von Borthwick
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl324 Seiten
ISBN9783741259180
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Der Transcanada Highway Der Transcanada Highway (TCH) ist die einzige Bundesstraße (Federal Highway) Kanadas, die mit einigen Verzweigungen ein Verbindungssystem durch zehn Provinzen des Landes bildet. Mit über siebentausend Kilometern stellt der TCH sowohl die einzige durchgehende transkontinentale Straßenverbindung Kanadas als auch die drittlängste Straßenverbindung der Welt dar. Die 'Transsibirische Straße' in Russland und der Highway #1 in Australien sind länger als der TCH. Der Yellowhead Highway bildet den nördlichen Zweig des TCH in den westlichen Provinzen. Der Transcanada Highway wurde zwar schon 1962 eröffnet, aber erst 1970 fertiggestellt. Zwischenzeitlich ist er größtenteils vierspurig und kreuzungsfrei ausgebaut. Gummitramp bedeutet die Klassifizierung eines Trampers, der mit dem Auto unterwegs ist, im Gegensatz zum 'Leather Tramp', der sich auf Schusters Rappen durch die Welt bewegt. Die berühmteste Tramp-Figur wurde von Charlie Chaplin verkörpert, der in seinen Filmen oft das Leben eines Tramps schilderte.

Monika von Borthwick gehört der älteren Generation an und lebt im kulturell reichen Oberbayern. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit betreute sie Busreisende als Reiseleiterin im europäischen Raum. Schon damals schrieb sie ihre Erlebnisse mit Land und Leuten mehr oder weniger ausführlich nieder. Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich auf das alleinige Reisen und erforschte auf eigene Faust mit ihrem neu erworbenen Wohnmobil und ihren beiden Hunden zahlreiche Gebiete in Europa und Nordamerika. Dabei hat sie die Liebe zum Erzählen entdeckt und ausführliche Berichte per Email nach Hause gesandt. Diese Dokumente bilden die Basis zu ihren persönlichen Geschichten aus dem Gastland. In Ihren Büchern tritt die Schriftstellerin immer wieder den Beweis an, dass man auch mit 60+ und alleine noch ausgedehnte Abenteuerreisen unternehmen kann.

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Leseprobe

Vancouver Island und Hauptstadt Victoria von British Columbia, BC


Es geht los!

Unsere faule Zeit in Vancouver/ Burnaby hatte ein Ende gefunden. Wir starteten am frühen Morgen zur dritten Reisephase, dem Transcanada Highway. Dazu mussten wir zu seinem Anfangs- bzw. Endpunkt gelangen, ganz wie man es sehen wollte. Dieser lag in der Stadt Victoria (Hauptstadt von BC), auf Vancouver Island. Ich hatte die Insel bereits vor acht Jahren im späten Herbst auf meiner zweiten Nordamerikarundreise besucht und es regnete mich damals entsetzlich ein. Nach etlichen Tagen ergriff ich die Flucht und setzte mich Richtung Süden in die USA ab. („Highways und Gravel Roads II“ erzählt davon.) Von der Insel bekam ich ehedem herzlich wenig zu Gesicht. Hoffentlich war uns der Wettergott diesmal besser gesonnen.

Mein Wecker warf mich mit seinem Hahnengeschrei erbarmungslos um sechs Uhr aus den Federn. Ich musste spätestens um neun Uhr startklar sein, denn unsere Fähre ging um elf, eine Stunde hatten wir Anfahrt einzuplanen, Präsenz war sechzig Minuten vor der Abfahrtszeit gefordert. Da Sonntag war, ging es auf den Zufahrtsstraßen entsprechend ruhig zu, erst vor dem Terminal in Tsawwassen stauten sich die Fahrzeuge. Ich war gut beraten und hatte reserviert. Das kostete mich zwar einige zusätzliche Dollars, doch ich war damit auf der sicheren Seite. Für rund hundert Bucks beförderte man unser Trio samt WoMo auf die andere Seite, vorbei an zahlreichen bewohnten kleinen Inseln. Die Überfahrt nach Swartzbay nahm neunzig Minuten in Anspruch. Meine Wuffis ließ ich im sicheren Raum unter Deck, denn die vielen Beine an Bord hätten sie nur nervös gemacht. Waren die Passagiere nun hauptsächlich Touristen oder Wochenendrückkehrer? Keine Ahnung, jedenfalls war das Schiff proppenvoll.

Als heutigen Programmpunkt hatte ich die „Victoria Butterfly Gardens“ eingeplant. Mein GPS brachte mich sicher ans Ziel und wir fanden sogar für meine große Kutsche einen Parkplatz. Bevor ich jedoch die vielen exotischen Schmetterlinge zu Gesicht bekam, gönnte ich uns dreien ein Mittagessen und die passende Siesta. Uns drängte nichts und am späteren Nachmittag ließen die Besucherströme nach. Die Anlage war nicht groß, sehr ansprechend gestaltet. Es herrschte darin ein tropisches Klima mit achtzig Prozent Luftfeuchtigkeit, in dem sich auch Aras, Flamingos und Schildkröten wohlfühlten. Den Urwaldnebel konnte man förmlich greifen. In einem künstlichen Teich schwammen etliche asiatische Koifische.

Wunderschöne große und kleine, frei fliegende Schmetterlinge waren zu bewundern. Sie saßen entweder in den tropischen Bäumen oder auf angelegten Futterstellen, eingedeckt für sie mit Zitrusscheiben und Bananen. So waren sie hautnah zu beobachten und zu studieren. Manche hatten wunderschöne Flügelinnenseiten, die sie jedoch dezent für Fotografen versteckt hielten. Eine Broschüre berichtete, dass die „Gärtner“ wöchentlich zwischen sechshundert und elfhundert Schmetterlinge in die Freiheit entlassen. Etwa sechzig verschiedene Arten werden laufend importiert, denn ihre Lebenszeit ist unterschiedlich lang, bzw. kurz. Der „Giant Atlas Moth“ wird zum Beispiel nur drei bis fünf Tage alt, benötigt aber Monate, um sich vom Kokon zur Raupe bis hin zum Schmetterling zu verwandeln. Diesen Schmetterling konnten wir verständlicher Weise nur „hinter Gittern“ betrachten. Eine interessante und faszinierende Welt …

Um fünf Uhr schlossen die Tore und ich machte mich mit meinen beiden Herrschaften auf die Suche nach einem Nachtquartier. Aufgrund der vorangegangenen hohen Ausgaben in Vancouver konnte ich hier ein wenig sparen. Vor den „Gardens“ durften wir über Nacht leider nicht stehen bleiben. Zwei Walmart-Adressen hatte ich zur Verfügung. Diejenige im Vorort der Hauptstadt (Saanich) war wegen ihrer Parksituation unbrauchbar. Man versteckte alle Autos in einer Tiefgarage, mitten in einem Einkaufszentrum. Diejenige im westlichen Vorort Langford war wohnmobilfreundlicher. Mit mir tummelten sich nun am Abend mehr als fünfzehn Gleichgesinnte auf dem Parkplatz. Hierher konnte ich immer kommen, wenn alle Stricke reißen würden. Ich wollte jedoch die Straße in Victoria finden, welche mich seinerzeit so gastfreundlich und kostenlos aufgenommen hatte. Mal sehen, ob diese Parkmöglichkeit im Zentrum der Stadt immer noch existierte. Auf dem Stadtplan hatte ich sie in der Zwischenzeit bereits ausfindig gemacht. Ich wollte ein paar Tage bleiben und mir einige Sehenswürdigkeiten noch einmal ansehen oder andere ausfindig machen, welche es mir seinerzeit verregnet hatte. Für morgen fasste ich die Butcharts Gardens ins Auge. Dort hinein durfte ich sogar meine beiden Feger mitnehmen.

Victoria 1. Tag
Soweit die Füße tragen

Programmänderung: Das Wetter schien mir für die Butcharts Gardens ungeeignet. Der Himmel war mir für Außenaufnahmen zu bedeckt – und das bereits am frühen Morgen. Meine beiden Kumpels hatten mich mitsamt Wecker (Ich hatte vergessen, ihn auszuschalten…) um sechs Uhr aus dem Bett geholt. Pfui Teufel! Es eilte doch nichts! Wir hatten hervorragend und ruhig geschlafen. Also spulte ich unser übliches Morgenprogramm ab und war bereits kurz vor neun Uhr auf dem Parkplatz des nahegelegenen „Petsmart“. (Ein Hoch meinem GPS!) Meine beiden Herrschaften benötigten dringend einen ordentlichen Haarschnitt und ein gründliches Bad. Schließlich wollte ich saubere Hunde in meiner Begleitung haben. Also meldete ich sie für morgen um 15.00 Uhr an. Das passte hervorragend, denn bis um diese Zeit hatten wir die weltberühmten Gärten hinter uns gebracht.

Das Zentrum von Victoria war mein nächstes Ziel. Ich wollte mir neue Übernachtungsmöglichkeiten erschließen. Tatsächlich fand ich die Straße von meiner vergangenen Reise wieder. Alzheimer ist doch noch nicht so weit fortgeschritten! Etliche Hinweisschilder wiesen darauf hin, dass von acht Uhr bis siebzehn Uhr die Parkmöglichkeiten den Anwohnern vorbehalten waren. Also wäre es ab fünf Uhr nachmittags kein Problem, sich dort niederzulassen. Heute jedoch zog ich aus programmtechnischen Gründen noch einmal unseren WALMART vor. Wir ließen uns beim Kilometer „0“ des Transcanada Highways nieder. Ich denke, ich habe einige nette Auswahlbilder für das hypothetische Titelbild der dritten Reise geschossen. Hier ein Beispiel. Sogar mein WoMo ist im Hintergrund noch auszumachen …

Anschließend nahm ich meine beiden Vierbeiner wie gewohnt an die Kandare. Wurschtel war besonders aktiv und in seinem Erkundungseifer nicht zu bremsen. Wahrscheinlich steckten ihm noch die vielen Freigänge vom Park in Burnaby im Gedächtnis. Normaler Weise bin ich nach etwa einer Viertelstunde Herr des Gespanns. Heute uferten die Zug- und Stoppaktionen zeitlich aus. Schließlich riss mir der Geduldsfaden und ich zwang ihn an der extrem kurzen Leine stets bei Fuß zu laufen. Das war für beide Seiten unerfreulich und anstrengend. Na ja, er wird sich wieder daran gewöhnen!

Es ging los: Beacon Hill Park entlang der Douglas Road bis zum Museum, Parlament, Uferpromenade mit Blick zum berühmten Empress Hotel, Laurel Point Park, Fisherman’s Wharf mit den Hausbooten und zurück entlang der ewig langen Dallas Road (Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe) zum Ausgangspunkt. Dieser Weg war in wenigen Zeilen skizziert, nahm jedoch mehr als drei Stunden in Anspruch! Ich hatte lange Arme und spürte kaum noch meine Beine. Jedenfalls war dieser Rundgang ein Beweis für mich, dass meine Pumpe den Anforderungen wieder gewachsen war. Das war trotz der Müdigkeit äußerst beruhigend.

Zurück im WoMo streckte ich mich erst einmal eine halbe Stunde aufs Lager aus und erholte mich. Anschließend nahm ich Fort Rodd Hill und den Leuchtturm von Fisgard in unser fortgeschrittenes Tagesprogramm auf. Beide Sehenswürdigkeiten waren „National Historic Sites“ und mit meinem noch gültigen Jahrespass kostenlos. Das musste ich ausnützen. Außerdem lagen die Lokalitäten nicht weit von unserem Schlafplatz entfernt, also außerhalb von Victoria.

Das Fort diente für den Ernstfall im ersten und zweiten Weltkrieg (1878 bis 1956) der Verteidigung Victorias. Es wurde niemals wirklich aktiv eingesetzt und dient heute als Beispiel vieler gleich konstruierter Verteidigungsanlagen entlang der Küste. Aus diesem Grunde wurden die drei Batterien kaum restauriert, waren angeblich noch voll einsatzfähig.

Das Fisgard Lighthouse (erbaut 1860) ist das älteste Bauwerk seiner Art an Kanadas Westküste. An klaren Tagen ist sein Licht bis zu sechzehn Kilometer weit zu sehen. Aufgrund meines heutigen Wandertages verzichtete ich auf das Erklimmen des Turmes und begnügte mich mit einem gemütlichen Bummel durch den Park. Den Hunden war es verwehrt, mich zu begleiten und so hatte ich einige ruhige Minuten für mich.

Die einzelnen Gebäude der Verteidigungsanlage sah ich mir nur sporadisch von außen an. Kriegsausstattungen hatten mich noch nie zu...

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