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E-Book

Praxis Heilpflanzenkunde

AutorMichaela Girsch, Ursel Bühring
VerlagHaug
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl392 Seiten
ISBN9783132206113
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis64,99 EUR
Dieses praktische Nachschlagewerk zeigt Ihnen, wie Sie die natürlichen Wirkstoffe von Pflanzen bei verschiedensten Erkrankungen gezielt einsetzen können. Der strukturierte Aufbau veranschaulicht die wichtigsten Phytotherapeutika mit ihrem Wirkspektrum - passend zur jeweiligen Indikation. Konkrete Therapiekonzepte mit zahlreichen Fertigarzneimitteln, Tees usw. erleichtern Ihnen die praktische Umsetzung. Zusätzlich werden die verschiedenen Pflanzeninhaltsstoffe grafisch dargestellt und wichtige Praxishinweise zu Kontraindikation, Dosierung, Besonderheiten und Risiken in der Anwendung gegeben. Die Autorin ist eine ausgewiesene Expertin in der Phytotherapie, die traditionelles Wissen aus der Heilpflanzenkunde mit der modernen Phytotherapie verbindet. Profitieren Sie vom Wissen der Gründerin der ältesten Schule für Heilpflanzenkunde Deutschlands!

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Leseprobe

2 Magenerkrankungen


Der Magen nimmt das Essen – am besten „gut gekaut ist halb verdaut“ – mechanisch fein zerkleinert über die Speiseröhre auf. Dort wird der Nahrungsbrei durchgeknetet, vermengt, mit Sekreten und Enzymen gemischt und durch konzentrierte Salzsäure desinfiziert. Dann geht es portionsweise weiter in den Dünndarm, ordentlich geregelt durch den Magenpförtner.

Der komplexe Verdauungsvorgang ist eng verbunden mit dem vegetativen Nervensystem: Ob wir köstliches Essen riechen oder Appetit verspüren, die Verdauungssäfte beginnen schon vorbereitend zu fließen. Das vegetative Nervensystem, zuständig für die Sekretion und Muskelbewegung mit denen der Speisebrei durchknetet wird, reagiert auch auf Stress, der „auf den Magen schlägt“. Deshalb bei der Suche nach Ursachen immer auch die Psyche im Blick haben!

Grundvoraussetzung, um Krankheiten der Verdauungsorgane vorzubeugen, ist eine gesunde Ernährung: abwechslungsreich, naturbelassen und vollwertig, gewürzt mit aromareichen und bitteren Kräutern, damit der Körper die nötigen Nährstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Enzyme auch gut verdauen und resorbieren kann.

2.1 Unkomplizierte akute Magenerkrankung


Symptome „Bauchweh“, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit oder Magenkrämpfe – typische Symptome einer „Magenverstimmung“, wie sie in jeder Familie bei Groß und Klein immer wieder vorkommen. In den meisten Fällen sind solche Beschwerden durch Heilpflanzen aus der Hausapotheke (wie Kamillen- oder Pfefferminztee) rasch zu lindern. Persistieren allerdings die Beschwerden länger als 4–7 Tage, sind abklärende Untersuchungen erforderlich, um die Ursachen zu analysieren und entsprechend die Therapie danach auszurichten. Die erste Therapie ist meist das Weglassen der auslösenden Faktoren.

Ursachen Auf akute Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Überladung des Magens (sprich: verdorbene Nahrungsmittel oder zu viel gegessen), Stress oder übermäßiger Alkohol-/Nikotingenuss reagiert der Magen mit Unwohlsein und Krämpfen, mit Übelkeit und Erbrechen. Der Magen möchte sinnvollerweise das Unbekömmliche am liebsten schnellstmöglich wieder loswerden. Oft ist dies eine Art „natürliche, heilsame Spontantherapie“.

Reisekrankheit (Kinetosen): Übelkeit und Erbrechen mit Kreislaufschwäche und Erschöpfung während einer Auto- oder Schifffahrt.

2.1.1 Phytotherapeutika


Die wichtigsten Informationen auf einen Blick finden sich in ( ▶ Tab. 2.1).

Praxistipp

Feuchtwarme Dampfkompressen auf den Magen (Kamille, Heublumen) lindern die Beschwerden von unkomplizierten akuten Magenerkrankungen.

Tab. 2.1 Phytotherapie bei unkomplizierten akuten Magenerkrankungen.

Heilpflanzen

Wirkungen dieser Phytotherapeutika

Gänsefingerkraut: „Krampfkraut“

  • krampflösend bei krampfartigen Magenbeschwerden

Ingwer

  • brechreizlindernd

  • verdauungsfördernd

  • in der Schwangerschaft vorsichtig, eher in kulinarischen Dosen einsetzen

  • bei Reiseübelkeit und verdorbenem Magen

Kamille

  • entzündungshemmend

  • krampflösend

  • leicht beruhigend

  • karminativ durch Spasmolyse bei gereizter, entzündeter Schleimhaut

Melisse

  • beruhigend

  • krampflösend

  • leicht karminativ

  • bei psychosomatisch bedingten Magenbeschwerden

Pfefferminze

  • krampflösend

  • schmerzlindernd

  • brechreizlindernd

  • gallefördernd

  • gärungswidrig

  • desinfizierend bei verdorbenem Magen

2.1.1.1 Ingwer, Zingiber officinalis, Zingiberis rhizoma, Zingiberaceae

Die Pflanze mit ihren wichtigsten Inhaltsstoffen auf einen Blick ▶ Abb. 2.1.

Abb. 2.1 Ingwer.

Inhaltsstoffe

  • 1,5–3 % ätherisches Öl

  • 5–8 % bittere Scharfstoffe, (v.a. Gingerole und Shogaole)

  • Fette, Zucker, Schleime

Wirkungen

  • antiemetisch (TOP 1 bei Reisekrankheit, postoperativer Übelkeit, Übelkeit während einer Chemotherapie)

  • verdauungsfördernd, appetitanregend, fördert Speichel- und Magensaftsekretion

  • spasmolytisch, steigert Darm-Tonus/-Peristaltik, blähungswidrig

  • cholagog, leberschützend, antihepatotoxisch

  • antimikrobiell (Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten)

  • auswurffördernd, diaphoretisch, wärmend (Erkältungskrankheiten)

  • positiv inotrop (steigert Herzmuskelkontraktion)

  • äußerlich: schmerzlindernd und entzündungshemmend (Rheuma)

Indikationen

  • Übelkeit: Reisekrankheit (Schwindel, Übelkeit, Erbrechen)

  • postoperative Übelkeit, Schwangerschaftsübelkeit

  • Verdauungsstörungen: Übelkeit, Appetitlosigkeit, Blähungen

  • exokrine Pankreasinsuffizienz, Dysbiose, Darmmykose

  • Erkältungen

  • rheumatische Beschwerden (äußerliche und innerliche Anwendung)

Beachte

Da für die Schwangerschaftsübelkeit nicht genügend Daten über die Unbedenklichkeit vorliegen, sollte Ingwer sicherheitshalber nur kulinarisch bzw. nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.

Nebenwirkungen Nicht bekannt.

Gegenanzeigen Bei Gallensteinleiden nur nach ärztlicher Anweisung.

Anwendungen

  • Tee/Infus: ½ TL (1 g) frisch zerkleinerte Ingwerwurzel mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen, nach 7 Min. abgießen. Bei Reiseübelkeit 1–2 Tassen 30 Min. vor Reiseantritt trinken.

  • Ingwer äußerlich angewendet erwärmt – für die Hausapotheke hier einige bewährte Ingweranwendungen:

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