Vorwort
Im Jahr 1992 konnte ich dem deutschen Leserkreis die »Geistigen Gesetze«*1 erstmals anbieten, doch in der Tat sind sie wesentlich älter. Es handelt sich bei den »geistigen Gesetzen« um ewige und damit auch unveränderliche und unumstößliche Wahrheiten, die zu allen Zeiten galten und stets gelten werden.
Vor langer Zeit gab es im alten China einen Weisen namens Laotse, der die Geistigen Gesetze in seiner Einfachheit auf simple Weise niederschrieb. Das von ihm verfasste »Tao de King« gehört vielleicht zu den schönsten Perlen der Weltliteratur. Doch über viele Jahrhunderte war dieses Wissen nur wenigen Menschen vorbehalten. Erst im letzten Jahrhundert entdeckten und veröffentlichten westliche Wissenschaftler die universelle Wirksamkeit des Tao. Werke wie das »Tao der Physik« (Capra) oder auch das »Tao der Liebe« (Meister Mantak Chia) wurden weltbekannt.
Die »geistigen Gesetze« sind Ausdruck einer universellen Wahrheit, welche die Sterne ebenso bewegt wie die menschliche Psyche. Sie gelten auf dem Mars, der Venus und auf Alpha Centauri. Sie galten im sagenumworbenen alten Atlantis, und sie werden auch in ferner Zukunft weiterhin Gültigkeit besitzen. Daran hat bis zum heutigen Tage weder die Entdeckung der Atomkraft noch die des Internets etwas geändert. Im Gegenteil: Die Kraft des Atoms und die weltweite Vernetzung im Sinne einer Allverbundenheit erweisen sich als Ausdruck dieser Gesetze, die »im Größten wie im Kleinsten« Wirksamkeit besitzen.
Ebenso wie die Menschheit im Außen sucht der Mensch im Inneren seinen Platz im Ganzen, der sich in seiner Einbettung in ein weltweites morphogenetisches Feld darstellt.
Immer geht es um das Gleiche, doch dieses sucht und findet stets neue Formen. Erhobene Bewusstseinszustände wie »Erleuchtung« und »Erwachen« gab es zu allen Zeiten und wird es auch weiterhin geben. Dialoge zwischen Buddhismus und der Wissenschaft bestätigen die Übereinstimmung jahrtausendealten inneren Wissens mit modernsten Erkenntnissen, wie z. B. der Quantenphysik.
Insoweit ist die Idee der »geistigen Gesetze« uralt. Gesetze schützen denjenigen, der mit ihnen kooperiert. Dem Wissen um Gesetzmäßigkeiten liegt demzufolge das berechtigte Schutzbedürfnis der Suchenden zugrunde. Doch erst in der praktischen Anwendung erweist sich der Vorteil, die Gesetze nicht nur zu kennen, sondern auch nach ihnen zu leben.
Auch wenn es sich um ewige Gesetze handelt, so zeigt sich der Ausdruck geistiger Gesetze doch stets als repräsentativ für den Zeitgeist der entsprechenden Kultur, in dem sie ausgedrückt werden. So waren beispielsweise die zehn Gebote Moses von der Notwendigkeit bestimmt, die Stämme Israels bei der Stange zu halten und auf der Reise ins gelobte Land Belastungen zu vermeiden, wie sie z. B. entstehen, wenn einer das Weib des anderen begehrt, Brot stiehlt oder einen kulturfremden Gott anbetet.
Mein Buch »Die geistigen Gesetze« bietet dem Leser eine zeitgenössische Hilfe an, die unserem Kulturkreis und unserer westlichen Mentalität gerecht wird. Es kann jedem Einzelnen helfen, vom »Tanz um das goldene Kalb« (den Illusionen auf der »Bühne des Lebens«) weg und zum »gelobten Land« (der Wahrheit hinter dem Schein) hin zu kommen.
Diese Reise ist eine ureigene. So wie man früher auf der weltlichen Ebene »Alle Wege führen nach Rom« sagte, so gilt auf der geistigen Ebene: »Alle Wege führen zu der Einen Kraft«, wie immer wir sie auch nennen mögen. Zu dieser Essenz wird der Atheist ebenso geführt wie derjenige, der an einen persönlichen Gott glaubt, der Naturliebhaber ebenso wie der Verehrer von Vielgottheiten. Sogar der Zen-Schüler, der in der »Leere« das Wesen aller Dinge sieht, landet letztendlich bei dem einen Gesetz und erkennt, dass Leere und Fülle in Wahrheit dasselbe sind – ist es doch die Leere, welche die Fülle erlaubt.
Auf dem Weg zu den geistigen Gesetzen gibt es verschiedene Stufen:
- Zunächst leben wir unser eigenes Leben gemäß unserer Konditionierungen und Vorlieben, ohne uns um geistige Gesetze zu kümmern. Wir halten uns an die Straßenverkehrsordnung und die anderen bürgerlichen Gesetze. Außerdem entwickeln wir ein »gesundes Ich-Gefühl« und meinen damit das möglichst geschickte Sich-Vorbeimogeln an den eigentlichen »Lektionen des Lebens«, dem Tiefergründigen. Diese Phase ist wichtig und auch wesentlich, denn nur ein »verlorener Sohn« bekommt die Chance, später geläutert wieder heimzukehren.
- Irgendwann spüren wir, dass wir mit unserer bisherigen (Über-)Lebensstrategie nicht mehr so gut durchkommen wie früher. Unsere Gesundheit macht uns zu schaffen, oder wir erleben eine finanzielle Belastung, unsere Beziehung bereitet uns Sorgen, oder wir sind trotz aller Errungenschaften nicht so glücklich, wie wir sein könnten. Etwas lässt uns innehalten. Unsere bisherige Lebensform und unser bisheriges Seinsverständnis haben sich »ausgelebt«, und wir ahnen, dass wir nicht mehr so weiterleben können wie bisher. Dies macht uns erst einmal Angst, denn es stellt unser bisheriges Weltbild in Frage.
- Inmitten dieser Unsicherheit tauchen neue Erkenntnisse auf, die wir vorher nicht hatten. Wir machen eine Psychoanalyse, besuchen ein Seminar über die Macht der Gedanken, verbringen zwecks »Visionssuche« ein Wochenende in der Wildnis oder lernen zu meditieren. Wir schließen uns der einen oder anderen Gruppierung an, werden Anhänger einer neuen oder alten spirituellen Bewegung und fühlen uns sicher im Kreis von Gleichgesinnten. Die Fährten sind unzählige, doch haben sie alle eines gemeinsam: Aus uns, dem »Konsumenten von Welt«, ist ein Sucher geworden.
- Neue Erkenntnisse geben dem Ego neuen Glanz. Wir wissen auf einmal mehr als andere, fühlen uns auserwählt und berufen, das Erkannte mit ihnen zu teilen. Doch die erwartete Huldigung bleibt letztendlich aus und auch die Gefolgschaft. Langfristig tauchen neue Herausforderungen auf, die uns dazu zwingen, die eigene Positionierung noch einmal zu überdenken.
- Mehr und mehr öffnet sich ein Pfad zu dem Einen. Wir erkennen Gesetzmäßigkeiten, die unabhängig von Moral und Gesellschaft gelten, und erfahren Erleichterung und Befreiung, indem wir nach ihnen leben. Wir entdecken das »Gesetz, nach dem wir angetreten«. Dieses liegt aber oftmals in Kollision mit der etablierten moralischen, spirituellen oder religiösen Lehrmeinung, und so fühlen wir uns immer wieder befremdet, alleine. Doch wir spüren, dass hier ein wahrhaftiger Weg ist, den wir gehen müssen, unser inneres Licht in sich bergend, wie der Eremit in der gleichnamigen 9. Karte der großen Arkana des Tarot, welches in Wahrheit eine Widerspiegelung unseres Lebensweges ist.
- Indem wir auf diesem Weg voranschreiten, schleift sich unsere Persönlichkeit immer mehr ab, bis wir das »Gesetz, nach dem wir angetreten« als repräsentativen Ausfluss des einen Gesetzes erkennen und anerkennen. Wir kommen in Kontakt mit der Wurzel des Wissens und erkennen, dass alle Menschen, auch jene, die völlig anders denken und leben als wir, auf dem einen Weg sind in der ihnen gemäßen Form, dass es gar keine Menschen gibt, die nicht auf dem Weg sind – egal wie engstirnig oder borniert, gewalttätig oder lieblos sie erscheinen mögen. Überall wirkt das Leben als der beste Therapeut, den es gibt: Es heilt jeden – den einen früher, den anderen später, den einen angenehmer, den anderen auf unangenehmere Weise.
Zunächst stehen die geistigen Gesetze vor uns, und wir versuchen ihnen zu folgen. Dann stehen die Gesetze hinter uns und decken uns den Rücken, während wir viele Entscheidungen aus uns selbst heraus treffen müssen. Und letztendlich erleben wir uns selbst als den Ausdruck der Einen Meisterkraft, des Einen Gesetzes, das wir selbst sind. Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir selber zum Gesetz werden. Unsere Persönlichkeit löst sich in dem einen Gesetz auf, so wie Zucker sich in Wasser auflöst. Wir sind nicht mehr von dem Gesetz getrennt, der Mensch ist am Ziel seiner Reise.
Der Punkt, an dem viele Suchende heute stehen, ist der, dass sie für sich einen Schimmer der Wahrheit erlebt haben, etwas, auf das sie sich verlassen können. Beim einen ist es die Liebe, beim anderen die Gnade und bei einem Dritten der Wohlstand. Hier bietet mein Buch »Die geistigen Gesetze« einen ganz besonderen Schatz an, denn jeder kann sich aus den ca. 30 Gesetzen, die ich dort dargestellt habe, den Ausdruck des Gesetzes heraussuchen, der ihm am sympathischsten ist und der am besten mit ihm und seinem Wesen kooperiert.
Wenn Ihnen beispielsweise die Liebe auf Ihrem Weg besonders wichtig ist, empfehle ich Ihnen, diesen Weg zu gehen. In dem Fall wird das »Gesetz der Liebe« die Fackel sein, die Sie insbesondere auch in der Dunkelheit hochhalten. Das »Gesetz der Liebe« wird Sie durch die Untiefen des Lebens führen, bis Sie am Ziel sind, dort, wo alle Gesetze miteinander verschmelzen. Um die anderen von mir beschriebenen Gesetzesformen brauchen Sie sich dabei nicht in dem gleichen Maße zu kümmern. Die Liebe wird Sie automatisch zu dem Gesetz führen, da die Liebe alles enthält. Wenn Sie sich natürlich auch zu anderen Gesetzen hingezogen fühlen, umso besser für Sie, doch die Liebe als Leuchtfeuer genügt. Im Laufe Ihres Lebens werden Sie sich dann automatisch immer mehr unangenehmer Handlungen, Worte und Gedanken enthalten, weil Sie Bösartigkeit als zu schmerzhaft empfinden werden, als dass diese mit der Liebe im gleichen Bett liegen könnte. Und so schaffen Sie früher oder später auch neue Ursachen, nicht aus Berechnung, nicht aus Vorteilsdenken, sondern ganz natürlich aus Ihrem inneren...