Im Rahmen des Themas „Konzepte und Perspektiven der B2C-Paketlogistik - unter besonderer Berücksichtigung der Endkundenzustellung“ wird zu Beginn die Problemstellung erörtert und die Aufgabenstellung definiert. Darauf aufbauend erfolgt eine Darstellung des Aufbaus der Arbeit. Das erste Kapitel wird mit einer Eingrenzung des Untersuchungsraums abgeschlossen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich auf dem Konsumgütermarkt einschneidende Veränderungen ergeben. Der Markt entwickelte sich von einem anbieterorientierten hin zu einem nachfrageorientierten Markt, bei dem die Kundenzufriedenheit Schlüsselfaktor für nachhaltigen unternehmerischen Erfolg ist. Für die Logistik bedeutet dieser Wechsel eine Orientierung weg vom Hersteller und hin zum Kunden.[1]
Seitdem die Möglichkeit besteht, anstatt per Katalog unter Zuhilfenahme von elektronischen Medien Waren auszuwählen und zu bestellen, gewinnt die Attraktivität des Distanzhandels für den Kunden zunehmend an Bedeutung.[2] Fortschritte in der Informationstechnologie bewirken somit einen Wandel im Distanzgeschäft. Das steigende Interesse der Konsumenten am Electronic Shopping lockt neue Käuferschichten an, die hauptsächlich das Ziel verfolgen, kostengünstig, schnell, unproblematisch und zu jeder Zeit bequem Einkäufe zu tätigen. Da in diesem Marktsegment zukünftig mit hohen Wachstumspotentialen gerechnet wird, ist es nicht verwunderlich, daß zahlreiche Anbieter aus den unterschiedlichsten Bereichen - von großen Versandhäusern bis zu Nischenanbietern mit kleinem, spezialisiertem Angebot - versuchen, sich in diesem Umfeld zu etablieren.[3] Angesichts der harten Konkurrenz im Distanzhandel sind zusätzlich zu einer Differenzierung über spezifische Produktmerkmale weitere Profilierungsmaßnahmen gegenüber bestehenden und potentiellen Mitstreitern erforderlich. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt u.a. die logistische Serviceleistung bei Zustellung der Ware erheblich an Bedeutung. Logistik wird somit zu einem maßgeblichen Kriterium im Wettbewerb und zu einem nachhaltigen Werkzeug des strategischen Unternehmenserfolgs.[4]
Zweifellos werden hohe Anforderungen an die logistische Abwicklung gestellt, denn ohne eine gut funktionierende Distributionslogistik hinter dem Distanzhandel kann kein Anbieter langfristig erfolgreich sein.[5] Dies gilt insbesondere für das Privatkundengeschäft mit seinen zahlreichen Klein- und Kleinstpaketen, welches die Paketlogistik vor neue Aufgaben stellt. Damit eine ausgewogene wirtschaftliche Relation zwischen dem Auftragswert und den erforderlichen Logistikkosten bei gleichzeitiger Wahrung der Kundenzufriedenheit erreicht werden kann, besteht die Notwendigkeit einer effektiveren und effizienteren Gestaltung der Logistikprozesse der Paketdienstleister.[6]
Kunden des Distanzhandels tragen somit zur wachsenden Bedeutung der Paketdienstleister bei und zugleich wird die bestehende konventionelle Zustellmethode der Hausbelieferung in Frage gestellt. Die klassische Zustellung soll durch neue Wege mit zum Teil sehr unterschiedlichen Konzepten[7] zur Belieferung von Privatkunden ersetzt werden. Die Palette der neuen Zustellkonzepte reicht von der Auslieferung zu variablen Zeiten oder in engeren Zeitfenstern, über neue Boxensysteme in Kundennähe bis hin zu zentralen Abholstationen, die an stark frequentierten, leicht erreichbaren Plätzen errichtet werden. Diese Abholstellen können sowohl automatisiert, als auch an einen Shop angebunden sein.
Vor diesem Hintergrund ist:
1. der Zusammenhang zwischen dem Distanzhandel und der Logistik zu verdeutlichen, indem einerseits der Distanzhandel genauer betrachtet und andererseits die Bedeutung der Logistik in diesem Segment erläutert wird.
2. auf die Bezeichnung ‘Paketlogistik’ einzugehen. Dabei werden insbesondere die Tätigkeiten eines Paketdienstleisters, die vom Liefer- bis zum Empfangspunkt eines Pakets (und ggf. dessen Rücksendung) anfallen, analysiert und denkbare Perspektiven aufgezeigt.
3. zu erörtern, welche Zustellkonzepte für die Endkundenzustellung bereits existieren, inwieweit diese in der Zukunft realisierbar sind und welche weiteren Möglichkeiten der Endkundenbelieferung denkbar wären.
Im Anschluß an die Einleitung werden im zweiten Kapitel Grundlagen und Voraussetzungen für die weitere Arbeit gelegt. Zu Beginn wird dazu ein Überblick über das Thema Distanzhandel gegeben. Ausgangspunkt sind hierbei die Konsumentenbedürfnisse und die daraus resultierenden Anforderungen an das Distanzgeschäft. Anknüpfend daran werden die verschiedenartigen Vertriebskanäle mit ihren Eigenschaften, Vor- und Nachteilen sowie Entwicklungen und die beteiligten Akteure aufgezeigt. Da für die erfolgreiche Abwicklung eines Distanzgeschäftes der Einsatz der Logistik unabdingbar ist, wird als letzter Punkt in Kapitel 2 der Stellenwert der Logistik im Distanzhandel betrachtet.
Der dritte Abschnitt widmet sich der Paketlogistik. Nach einer Definition des Begriffs ‘Paket’ werden Abgrenzungen und Merkmale der Paketdienstleister, das Beziehungsnetzwerk der Beteiligten, die Bedeutung des Informationsflusses und das Leistungsspektrum von Paketdienstleistern näher beleuchtet. Letzteres läßt sich aufschlüsseln in die Kerntätigkeit des physischen Gütertransports und in die damit verbundenen Serviceleistungen. Hiervon werden Lieferservice und Retourenmanagement näher dargestellt. Bezüglich des Gütertransports wird untersucht (1.) aus welchen Komponenten sich eine Transportkette zusammensetzt, (2.) welche Netzwerkkonzepte realisierbar sind, (3.) welche Kosten für einen Transportprozeß anfallen, (4.) welche Transportmittel gewöhnlich eingesetzt und (5.) wie Touren optimal geplant werden.
Anschließend befaßt sich das vierte Kapitel mit der Zustellung zum Endkunden - der sogenannten ‘letzten Meile’. Nach einer Erläuterung der Bezeichnung ‘Zustellung’ werden verschiedenartige Zustellkonzepte vorgestellt. In diesem Zusammenhang sind unter anderem die Lagerkapazitäten, Standortpräferenzen, mögliche Nutzergruppen, Kosten und Perspektiven der Zustellung zu analysieren und zu bewerten. Des weiteren sind aus Sicht der Paketdienstleister der bestehende Konflikt zwischen geforderten Lieferserviceleistungen und den daraus entstehenden Kosten sowie die Vor- und Nachteile der Zustellkonzepte gegenüberzustellen. Zuletzt werden in diesem Kapitel zwei weitere Perspektiven präsentiert, die sowohl die Endkundenzustellung als auch einem weiter gefaßten Zustellprozeß zugeordnet werden können.
Abgeschlossen wird die Arbeit mit dem fünften Kapitel, in dem zusammenfassend die zentralen Leitgedanken festgehalten sind.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der Aufgabe auseinander, die Absatzseite des Distanzhandels mit den Bedürfnissen der Kunden auf dem deutschen Markt zu verbinden. Das Bindeglied stellt in diesem Fall der Paketdienstleister dar, der die Verantwortung für die physische Distribution der Ware übernimmt und somit alle Aktivitäten ausführt, um das Paket rechtzeitig und ordnungsgemäß an den Ort seiner Bestimmung auszuliefern. Hierbei spielen qualitative und quantitative Veränderungen der Marktbedingungen, wie bspw. steigendes Güter- und Verkehrsaufkommen, höhere Serviceanforderungen, der Einsatz neuer Informationstechnologie, steigender Kostendruck, hohe Belieferungsfrequenzen mit geringeren Sendungsgrößen und flexiblere Transporte innerhalb enger Zeitfenster, eine entscheidende Rolle.[8] Derartige Faktoren geben Paketdienstleistern Anlaß dazu, ihr logistisches Konzept zu überdenken. Da jedes Unternehmen ein individuelles logistisches Konzept besitzt, werden aus diesem Grund in Kapitel 3 verschiedene relevante Faktoren und Tätigkeiten in der Paketlogistik aufgezeigt und erörtert, die letztlich auf die Entstehung von individuellen logistischen Konzepten der einzelnen Paketdienstleister Einfluß nehmen.
Die Paketzustellung kann aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Neben einer logistischen Schwerpunktsetzung kann die Problematik vor allem auch marketingorientiert beleuchtet werden, wodurch der Fokus auf Anbieter, Händler und Kunde liegt. Im folgenden richtet sich der Schwerpunkt auf die logistische Seite - genauer gesagt auf die Distributionslogistik. In der Distributionslogistik sieht Pfohl wiederum den Zusammenhang zum Marketing. Seiner Auffassung nach ist die Distributionslogistik ein Instrument des Marketings, weil durch Serviceleistungen in der Distribution bei den Abnehmern kundenbindende Präferenzen erzeugt werden.[9] Die Distributionslogistik umfaßt alle logistischen Aufgaben der Raum- und Zeitüberbrückung, die den Transfer der Produkte von ihrer Fertigstellung bis zu den Abnehmern betreffen. Zu den Aktivitäten zählen demnach: Lagerhausmanagement, Lagerhaltung, Transport, Kommissionierung, Verpackung und Auftragsabwicklung.[10] Diese Arbeit ist im Rahmen der Distributionslogistik auf den Transport der bereits versandfertigen Ware und den wesentlichen damit verbundenen Serviceleistungen fokussiert.
Grundsätzlich soll in diesem Kontext unter dem Begriff ‘Logistik’ mehr als der reine Transport subsumiert werden. Unter...