Kapitel 2:
Chancen und Risiken der einzelnen Siebener Lebensschritte
Im folgenden »Stärke-Schwäche-Spiegel der Siebener Lebensschritte« sind die Reifemerkmale (Stärken) im Einzelnen dargestellt. Mit einem Zuviel oder einem Zuwenig kommen wir aus der Balance und damit in unsere Schwäche. Die Begriffe für das Zuviel oder Zuwenig einer Stärke entsprechen Indikatoren, die zum Handeln Anlass geben. Sie zeigen an, in welchem der drei Lebenskapitel und bei welchem Siebener Lebensschritt Nachholbedarf besteht.
Wenn eine zeitliche Zuordnung der Themen aus der biografischen Entwicklung erfolgt ist, erleichtern Reflexionen und Interventionen ein Coaching oder therapeutisches Begleiten. Im privaten Coaching und im Unternehmenscoaching werden Motivationsprobleme, die auf Grundeinstellungen dem Leben gegenüber zurückzuführen sind, dem I. Lebenskapitel zugeschrieben. Gefühle der Überlastung und fehlende Fokussierung haben hingegen ihre Ursache oft im II. Lebenskapitel, in welchem es um das Erlernen von Strukturen geht. Während Gefühle von Sinnlosigkeit und Erschöpfung sehr oft in das III. Lebenskapitel gehören.
Im I. Lebenskapitel liegt die Aufgabe des Erkennens und Ausgleichens von Ungleichgewichten vorwiegend bei Eltern, Erziehern, Lehrern und sonstigen Erwachsenen. Im II. Lebenskapitel entwickeln wir unsere Eigenverantwortlichkeit, während wir im III. Lebenskapitel unser Leben vervollkommnen können.
Ein Ausgleich des Mangels in einer Entwicklungsstufe ist grundsätzlich immer möglich. Es ist nie zu spät, manchmal aber zu früh!
Für jeden Siebener Lebensschritt behandeln wir nun in Beispielen die wesentlichen Stärken und Schwächen, um das Augenmerk auf das Wichtige in den neun Lebensschritten zu legen. Mit den ausgewählten Beispielen erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber auf Klarheit und Übersichtlichkeit, damit der Leser praktisch mit ihnen arbeiten kann. Die Stärken und Schwächen entsprechen der Licht- und Schattenseite eines Menschen. Die Schlüsselbegriffe zu den Wesensmerkmalen der Zahlenqualitäten der einzelnen Siebener Lebensschritte haben wir bereits am Anfang erläutert und jeweils unter »Facetten und Indikatoren« aufgelistet.
Unsere Vorgehensweise in der Darstellung der Siebener Lebensschritte:
Am Anfang jedes Siebener Lebensschritts steht ein Gedicht, eine Weisheit oder ein Sinnspruch, um den Gehalt dieser Lebensphase zu verdeutlichen. Damit man inhaltlich Wesentliches gut behält, folgt eine Affirmation. Das lateinische »firmare« bedeutet befestigen, bekräftigen, bestätigen. Inhaltlich differenziert werden die einzelnen Siebener Lebensschritte anschließend mithilfe des Stärke-Schwäche-Spiegels der Zahlenqualität, das heißt Chancen und Risiken dieses Zeitraums werden in Schlüsselwörter gefasst. Dem folgt eine inhaltliche Beschreibung, des Weiteren Praxisbeispiele, Übungen und Empfehlungen, wie die Stärken des jeweiligen Jahrsiebts gestärkt und die Schwächen transformiert werden können.
Unser Rat: Machen Sie nur die Übungen, die zu Ihrem Wesen passen und Ihnen Freude bereiten!
I. Lebenskapitel: Einstellen auf das Leben
1. Jahrsiebt
Angst klopfte an,
Vertrauen öffnete,
und niemand war draußen.
– Chinesische Weisheit –
Affirmation
Ich vertraue dem Leben.
Der Stärke-Schwäche-Spiegel für das 1. Lebenskapitel, 1. Jahrsiebt
zu viel SCHWÄCHEN Schattenseite | richtig dosiert/mittig STÄRKEN im 1. Jahrsiebt Lichtseite | zu wenig SCHWÄCHEN Schattenseite |
überbehütet sein, abhängig sein | sich geborgen fühlen | sich verlassen fühlen, sich fallen gelassen fühlen |
gutgläubig sein | vertrauen | misstrauisch sein |
Themen allgemein
Am Anfang ihres Lebens brauchen Embryos, Babys und Kleinkinder das Gefühl, geborgen zu sein und besonders ihren Eltern und dem Leben vertrauen zu können. Das im 1. Lebensjahrsiebt erworbene Vertrauen ist die Basis für das spätere Selbstvertrauen im 2. Jahrsiebt.
Wir können Stärken stärken und Schwächen transformieren, die nicht nur im 1. Jahrsiebt entstehen beziehungsweise entstanden sind, sondern bereits während der Schwangerschaft eine Rolle spielten. Ein Großteil der Probleme und negativen Einstellungen und Verhaltensmuster, die wir im Erwachsenenalter haben, gehen auf Prägungen in der ersten Lebensphase zurück. Das ist ein Grund, warum dieser Aspekt umfassender beschrieben wird.
In der Regel sind Schwächen und gravierende Mängel im ersten Siebener Lebensschritt nur mit therapeutischer Hilfe aufzuarbeiten. Oft fehlen den Klienten die Erinnerungen und auch die Sprache für das, was nicht gut gelaufen ist. Experten, die erinnern helfen, sind wichtig.
Themen aus der Zeit der Schwangerschaft
Durch neuere Forschung aus dem Bereich der embryonalen Entwicklung weiß man heute, dass der sich entwickelnde Embryo schon sehr früh Impulse aus seiner Umgebung aufnimmt und in sich als Erfahrung integriert. Das erste Organ, das sich beim Embryo ausbildet, ist das Ohr. Es steht für Zugehörigkeit. Die Zugehörigkeit des kleinen Menschen zu seinem Familiensystem wird hier in markanter Weise durch die körperliche Entwicklung demonstriert. »Ich höre euch und ich nehme Teil« ist die erste Botschaft im Mutterleib. Erst danach bilden sich die anderen Organe aus.
Bei meiner Praxiserfahrung (Michaela Suchomel) mit Klienten, mit denen ich kinesiologische Rückführungen gemacht habe, kam es oft zu Erinnerungen an die frühe Zeit im Mutterleib. Der Embryo bildete durch die Wahrnehmung des Außen emotionale Muster aus, die im späteren Leben prägend auf seine Handlungen und sein Sein einwirken. Da diese Muster im Nonverbalen entstanden sind, hat man keine Sprache dafür. Sie wirken nur im emotionalen Bereich. Um an die Erinnerungen heranzukommen, bedarf es Methoden, die in dieses Milieu hineinreichen können, wie Hypnose, Kinesiologie, Systemische Aufstellungsarbeit, Atemtherapie und Ähnliches.
Praxisbeispiele zu Geburtsthemen
Praxisbeispiel 1
Ein Klient tat sich sehr schwer, neue Projekte mit voller Kraft anzugehen. Er blieb stets zögerlich und abwartend. Es erstaunte nicht, dass seine Geburt speziell verlaufen war. Er war per Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden. Einer eigenen Anstrengung bedurfte es nicht. Es fehlte ihm so der Impuls der ersten Kraft, sich ins Leben zu bringen und sich mit neuen Projekten immer wieder selbst zu gebären. Seine Mutter war bereits zwei Wochen über der Zeit. Sie hatte Probleme, sich dem Gebären zu stellen und das Kind loszulassen.
Praxisbeispiel 2
Ein Klient berichtete von seinem lebenslangen Gefühl, alleine und verlassen zu sein. In seinem aktuellen Leben sah er dafür keinen Grund, auch in seiner Herkunft gab es keine Hinweise auf Vernachlässigung oder andere Umstände, die dieses Gefühl erklärbar machten. Jahrelange Therapien hatte dieser Klient schon durchlaufen. Er wirkte dennoch resigniert und zeigte aggressive Schübe, da er nicht mehr weiterwusste. Bei einer Aufstellung stellte sich heraus, dass er in den ersten Schwangerschaftsmonaten einen Zwilling hatte, der sich nach einigen Wochen wieder verabschiedete.7 Nachdem dieser zum Klienten gestellt wurde, veränderte sich unmittelbar dessen Haltung. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, wirklich da und wach zu sein und auch alles wahrnehmen zu können. Es war, als ob ein Schalter umgedreht worden war und neue Energien zu fließen begannen. Die bewusste Trauerarbeit um den verstorbenen Zwilling und das Wissen darum veränderten die Realität dieses Klienten signifikant. Er berichtete, dass seitdem das Gefühl des Alleinseins nicht mehr vorhanden sei und er sich öfter seinem Zwilling zuwenden und ihn mit in seine Welt nehmen würde.
Praxisbeispiel 3
Eine Klientin erzählte von Träumen, in denen sie fällt, was eine große Angst in ihr erzeugt. Sie berichtete, dass ihre Mutter, als sie mit ihr im sechsten Monat schwanger war, eine steile Treppe hinabgestürzt war. Die Angst der Mutter, dass ihrem Kind etwas passiert sein könnte, hatte sich auf das Kind übertragen.
Empfehlungen
Atemübungen, Atemtherapie, Meditation wie im Kapitel...