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KAPITEL 2:
WERTPAPIERE/KAPITALMARKTPRODUKTE
Der heutige globalisierte Börsenhandel ist geprägt von einer Vielzahl an unterschiedlichen Finanzinstrumenten. Das Angebot reicht von sehr transparenten und gesetzlich regulierten Instrumenten bis hin zu aufwändig berechneten, die sich an spezielle Interessenten richten.
Finanzinstrumente unterscheiden sich allgemein darin, ob sie direkt handelbar sind oder über ein speziell dafür entwickeltes Kapitalmarktprodukt. Grundlegend unterteilt sich der Handel all dieser Instrumente in einen börslichen und einen außerbörslichen Handel. Der größte Unterschied hierbei ist die relativ höhere Sicherheit beim Börsenhandel durch eine staatliche Aufsicht und gesetzliche Regulierung. Auch ist im Börsenhandel Transparenz gegeben, im außerbörslichen Handel hingegen nicht. Einige Vorteile des außerbörslichen Handels liegen dagegen in der großen Produktpalette, der niedrigeren Kapitalbindung sowie der Anonymität.
Für den professionellen Handel eignen sich am besten liquide und transparente Finanzinstrumente, deren Preisbildung an einer Börse vor allem auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage vonstattengeht. Dazu gehören vorwiegend börsengehandelte Wertpapiere, Devisen sowie einige Derivate.
1 Börsengehandelte Wertpapiere
Am häufigsten wird ein Trader im Börsenhandel auf direkt handelbare Wertpapiere treffen. Dazu zählen Aktien und Anleihen. Das liegt bei Aktien allein schon an der Vielzahl der an den weltweiten Börsen notierten Unternehmen sowie an den unzähligen Nachrichten über deren Geschäfte. Es liegt aber auch daran, dass in vielen Einzelwerten dieser Anlageklasse hohe Börsenumsätze durch private und institutionelle Anleger erfolgen. Viele börsennotierte Unternehmen begegnen dem Spekulanten auch im täglichen Leben und stellen dadurch nicht nur einen abstrakten Zahlenwert dar. Kurz gesagt, ist die Aktie seit jeher das am meisten anerkannte und das populärste Finanzinstrument.
Aktien sind Beteiligungsrechte an Unternehmen. An der Börse wird dieses Finanzinstrument direkt und allein auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage gehandelt. Zahlreiche Aktien gehören an den Börsen zu den besonders liquiden Finanzinstrumenten. Vor allem amerikanische und große europäische Unternehmen werden intensiv gehandelt. Viele Aktien werden in bekannten Aktienindizes gelistet und zu einem einzigen Kurs zusammengefasst. Aktienindizes geben den allgemeinen Zustand des Aktienmarktes verlässlich wieder.
Für Trader sind Aktien aus mehreren Gründen ein sehr gutes Trading-Instrument. Zu Aktien gibt es unzählige Informationsquellen, die den Kurs selbst oder aber die Kursbildung betreffen. Die fundamentalen Kennzahlen sind aus rechtlichen Gründen zu jeder Aktie abrufbar. Auch gibt es zu fast allen Aktien bereits fertige fundamentale und technische Analysen. Es ist dadurch für jedermann ein Leichtes, Meinungen anderer zu recherchieren und sich mit ausreichender Übung selbst eine Meinung zu bilden und eine Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten. Denn die Aktienkurse und die zugehörigen Chart-Darstellungen, auf deren Grundlage über die meisten Trades entschieden wird, können in großer Anzahl unkompliziert verfolgt und nach Wertigkeit selektiert werden. Für den Trader ist bei Aktien also die Vielfalt ein besonderer Vorteil gegenüber anderen Trading-Instrumenten. Aktien bilden dementsprechend den größten Anteil der von den Autoren gehandelten Wertpapierklasse.
Ein weiteres wichtiges börsengehandeltes Wertpapier ist die Anleihe. Sie kommt nur selten im technischen Trading zum Einsatz und wird von den Autoren nur in Form des deutschen Bund Future oder der US-amerikanischen Bonds gehandelt.
Anleihen stellen Forderungsrechte gegenüber Staaten und Unternehmen dar. Da es sich um festverzinsliche Wertpapiere handelt, kann der direkte Anleihehandel wegen der Zinsen für langfristige Geldanlagen von Interesse sein, jedoch eher nicht fürs kurzfristigere Trading. Der größte Teil des direkten Anleihehandels erfolgt außerbörslich zwischen Banken und Zentralbanken. Anleihen von wirtschaftlich bedeutenden Staaten sind für den professionellen Handel in Form einer finanziellen Kennzahl, dem sogenannten Zinsindex, vorzugswürdig. Nur für große Wirtschaftsnationen, wie z. B. Deutschland und die USA, findet ein liquider Börsenhandel von Staatsanleihen als Derivat (Futures auf Staatsanleihezinsen) statt.
2 Wechselkurse und Waren
Neben Wertpapieren werden an Börsen auch Wechselkurse von Währungspaaren1 und verschiedenste Waren direkt gehandelt. Wechselkurse sind das liquideste und flexibelste Handelsinstrument für Trader. Das ist darauf zurückzuführen, dass der größte Teil dieses Handels durch Banken und Investmentgesellschaften betrieben wird. Dazu kommt als Besonderheit die zeitlich fast ununterbrochene Handelbarkeit. Somit bewirkt hier der Nachrichtenfluss einen schnelleren Ausgleich von Angebot und Nachfrage und eine genauere Kursbildung. Dadurch ergeben sich unter Umständen viele für den Trader vorteilhafte technische Situationen. Allerdings geht die flexible Handelbarkeit einher mit einem sehr anspruchsvollen Niveau für den Trader. Denn regional bedeutsame Einflüsse oder die Handlungen besonders finanzstarker Marktteilnehmer wie Investmentbanken und das finanzpolitische Vorgehen von Zentralbanken können große Auswirkungen auf Kursbewegungen einzelner Währungen haben. Mit den richtigen Fertigkeiten verfügt ein Trader trotzdem mit Wechselkursen über eines der lukrativsten Trading-Instrumente.
Der Warenhandel an den Börsen betrifft vorwiegend Welthandelsgüter wie Erdöl, Agrarprodukte, aber auch Metalle. Die historisch gewachsene Bedeutung als direkter Handelsgegenstand ist mittlerweile gegenüber Aktien und Wechselkursen stark in den Hintergrund getreten und für private Trader unpraktisch. Allein der Handel mit Derivaten auf Waren ist praktikabel.
Beide Anlageklassen sind im Vergleich zu Aktien stärker von Spekulationen verschiedenster globaler Interessenrichtungen sowie der weltweiten Nachrichtenlage beeinflusst. Das macht deren Handel für Trader anspruchsvoller, jedoch nicht minder attraktiv.
3 Derivate
Neben den oben vorgestellten direkt handelbaren Finanzinstrumenten aus der Realwirtschaft sind die zahlreichen, zusätzlich vom Kapitalmarkt geschaffenen Finanzprodukte, die sogenannten Derivate, das zweite große Gebiet, auf dem Trader aktiv sind. Insgesamt hat der Derivatemarkt sogar weitaus mehr Handelsvolumen als der Aktienmarkt.
Derivate sind extra geschaffene Kapitalmarktprodukte, die sich auf andere Finanzinstrumente oder sonstige Zahlengrößen des Kapitalmarktes beziehen. Sie können zum Beispiel Wertpapiere, Devisen, Waren oder finanzielle Kennzahlen wie Zinssätze und Kurse von Aktienindizes als Basiswert haben. Einerseits werden für den Trader auf diese Weise finanzielle Kennzahlen überhaupt erst zu handelbaren Finanzinstrumenten geformt; hauptsächlich sind hier Kurse von Aktienindizes sowie Zinsen von Anleihen für Trader von Interesse. Andererseits werden die bereits direkt handelbaren Finanzinstrumente mit zusätzlichen Eigenschaften ausgestattet. Sie sind damit flexibler und lassen sich strategisch besser einsetzen. Oft kommt noch hinzu, dass der Kapitaleinsatz geringer ist als bei einem direkten Handel des zugrunde liegenden Finanzinstruments.2
Letztlich sind Derivate extra für Trader und für sonstige, intensiv im Börsenhandel tätige Institutionen entwickelt worden. Der Trader kann so Anlagealternativen finden, die an seine persönliche Markterwartung und Risikoneigung angepasst sind.
Das häufigste Derivat (gegenseitiger Vertrag) ist ein zu einem zukünftigen, festen Termin festgelegter Preis des Basiswerts (Terminkontrakt). Sofern keine weitere Bedingung für dieses Finanzinstrument gilt, werden diese Derivate im börslichen Handel Futures genannt. Ihre Kursbildung findet ebenfalls allein auf der Grundlage von Angebot und Nachfrage statt und ist an keine weiteren Bedingungen geknüpft als an den festen Endtermin für die Preisbildung. Bis zum Endtermin, dem Verfall, wird vom Trader die Preisbildung des Futures für den Basiswert gehandelt. Der am Verfallstag festgestellte Kurs für den Preis des Basiswerts hat hingegen kaum Relevanz für den Trader. Er profitiert ausschließlich von den Kursbewegungen bis zum Erreichen dieses Verfallstags.
Wegen dieser transparenten Gestaltung sind liquide, also häufig gehandelte Futures für den Trader besonders geeignete derivative Finanzinstrumente. Das gilt insbesondere für Futures auf große Aktienindizes wie Dax, Dow Jones Industrial Average, S&P 500 oder EuroStoxx 50, auf bedeutende Zinsindizes wie deutsche und US-amerikanische Anleihen (Euro-Bund-Future, 10 Year T-Note Futures) sowie auf Devisen und Waren.
Gerade die Futures auf Aktienindizes sind ein praktisches Handelsinstrument für den Trader. Kursbewegungen von Aktienindizes sind meist ausgeglichen und gut handelbar, da sie die Schwankungen von Angebot und Nachfrage aller im Index zusammengefassten...