Ein Heim für Laufenten
Enten brauchen einen sicheren Stall für die Nacht. (Foto: Schneider)
Möchte man Laufenten bei sich aufnehmen, sind einige Vorbereitungen nötig, damit einem die Freude an der Entenhaltung nicht schnell wieder vergeht. Enten machen Lärm und Dreck – das kann in einem reinen Wohngebiet schon einmal Streit auslösen. Darum führt der erste Weg in solchen Siedlungen zu den Nachbarn. Sind die gegen den Einzug der Wasservögel, muss man leider Abstand von seinem Vorhaben nehmen.
Falls nicht, muss man die Nutztierhaltung als Nächstes vom Ordnungsamt beziehungsweise der Gemeindeverwaltung genehmigen lassen. Auch dann gilt aber: Beschwert sich ein Nachbar anschließend doch, müssen die Tiere in reinen Wohngebieten wieder abgeschafft werden – es sei denn, sie wurden schon mehrere Jahre lang dort geduldet.
Das neue Zuhause der Enten will ebenfalls gut vorbereitet sein. Nichts ist schlimmer, als Enten in unpraktischen Provisorien zu halten, die jegliche Pflege unnötig erschweren. Dabei stellen Enten relativ geringe Anforderungen an ihr Heim. Ein sicherer Stall für die Nacht, ein ausreichend großer Auslauf und eine Bademöglichkeit sowie eine pflegende Hand, die regelmäßig für Ordnung und genug Futter sorgt – schon sind die Schwimmvögel wunschlos glücklich.
Der Stall
Stockenten schlafen in der Natur immer draußen, was nicht ganz ungefährlich ist. Schließlich sind die meisten ihrer Fressfeinde nachts aktiv, und eine schlafende Ente ist leichte Beute. Darum haben Enten einige Mechanismen entwickelt, die sie vor Räubern schützen sollen. So behalten sie durch ihre ganz besondere Art zu schlafen immer die Kontrolle über das Geschehen. Sie beherrschen die hohe Kunst des Halbseitenschlafs: Während ein Auge und die damit verbundene Gehirnhälfte schlafen, hält die andere Seite Wache. Und falls sich tatsächlich eine Gefahr nähert, ist die Flucht durch die Luft das Mittel der Wahl.
Um gar nicht erst wegfliegen zu müssen, halten sich Enten zudem gern im nassen Element auf. Wasserscheue Raubtiere lassen sich dadurch oft schon abschrecken. Und auch Tarnung spielt beim Schutz vor Raubtieren eine wichtige Rolle: Vor allem wildfarbige Stockentenweibchen sind dank ihres unauffälligen Äußeren im Dunkeln kaum zu erkennen.
Laufenten und andere vom Menschen gezüchtete und gehaltene Enten jedoch können sich auf diese Strategien nicht verlassen. Durch ihre manchmal doch recht auffällige Farbe sind sie auch im Dunkeln recht leicht zu erkennen – besonders gilt das für weiße Tiere. In menschlicher Obhut und nicht von einer immer besorgten wilden Entenmutter aufgezogen, haben sie außerdem einen Teil ihrer natürlichen Scheu und Wachsamkeit verloren. Hinzu kommt, dass sie in eingezäuntem Gebiet wie auf dem Präsentierteller sitzen und diesen Bereich nur schwer oder gar nicht ohne menschliche Hilfe verlassen können. Und vor Gefahr einfach wegfliegen können die meisten domestizierten Enten auch nicht mehr. Möchte man also länger etwas von seinen Tieren haben, ist ein sicherer Stall für die Nacht absolute Pflicht.
Ein sicherer Stall schützt in der Nacht vor Raubtieren. (Foto: Gomez Ringe)
Wohngemeinschaft mit Huhn, Gans und Co.?
Wer mehrere Geflügelarten hält, wird schnell mit dem Gedanken spielen, alle seine Tiere in einem Stall unterzubringen. Das ist jedoch nicht immer empfehlenswert. Wasservögel wie Enten bringen sehr viel Feuchtigkeit in den Stall, was beispielsweise Hühnern nicht besonders gut bekommt. Anderes Wassergeflügel wie Gänse kann zwar im selben Stallgebäude untergebracht werden, sollte aber von den körperlich unterlegenen Enten räumlich getrennt sein. Verschiedene Entenrassen können sich bedenkenlos eine Stallfläche teilen.
Standort
An welcher Stelle der Stall platziert wird, hängt von den individuellen Gegebenheiten vor Ort ab. Manchmal ist schon ein Gebäude vorhanden, das zum Entenstall umfunktioniert werden kann. Manchmal muss eine neue und gelegentlich auch eine mobile Lösung her. Idealerweise steht der Stall in einer ruhigen Ecke, also beispielsweise nicht in der Nähe einer viel befahrenen Straße. Auch sollte die Entfernung zum unabdingbaren Misthaufen nicht zu groß gewählt werden, damit keine unnötig weiten Wege entstehen. Der Misthaufen wiederum grenzt idealerweise nicht direkt an den Nachbarsgarten an, um Streit zu vermeiden. Der Auslauf mit Wasserfläche sollte direkt an den Stall anbinden, damit die Enten nicht täglich dorthin getrieben werden müssen.
Größe
Bei der Größengestaltung des Stalls sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. Der entscheidende ist dabei die Anzahl der Enten, die im Stall leben sollen. Ist bereits eine Räumlichkeit vorhanden, muss sich die Anzahl der Enten selbstverständlich nach dem vorhandenen Platzangebot richten. Man rechnet mit mindestens einem halben Quadratmeter pro Tier. Möchte man also vier Tiere halten, wäre ein Stall von mindestens zwei Quadratmetern Größe ausreichend. Ideal ist das jedoch nicht. Schließlich muss man bedenken, dass die Tiere nicht nur im Sommer die Nacht darin verbringen, sondern in der dunklen Jahreszeit mitunter mehr als die Hälfte des Tages.
Wer sich für einen fertigen Stall entscheidet, sollte auf gute Qualität achten. (Foto: Gomez Ringe)
Außerdem muss man immer damit rechnen, dass man seine Entengruppe vielleicht doch einmal vergrößern will oder ein oder mehrere Tiere separieren muss. Besonders wenn eine Ente brüten soll, hat man schnell zwei Entengruppen mit mehreren Tieren, die jeweils ausreichend Platz benötigen. Hierfür sollte in jedem Fall genügend Raum eingeplant werden.
Ein über die Mindestmaße hinausgehender Stall hat noch weitere Vorteile. Zum einen verdreckt er nicht ganz so schnell, weil sich der Mist etwas verteilen kann. Und auch Reinigungsarbeiten fallen leichter, wenn neben den Enten ein Mensch mit Mistgabel bequem im Stall agieren kann. Praktisch ist außerdem, wenn man im Stallgebäude Futter, Reinigungszubehör und Ähnliches unterbringen kann, um sich Arbeitswege zu verkürzen.
Beschaffenheit
Entenställe kann man selbst bauen oder fertig kaufen. Die fertigen Ställe bestehen meist aus Holz und sind auch für den handwerklichen Laien in der Regel leicht aufzubauen. Doch Bequemlichkeit hat ihren Preis. Selbst die auf den ersten Blick günstigen Exemplare sind recht teuer für die gebotene Qualität und den Nutzen, den man von ihnen hat. Dabei handelt es sich oft um sehr kleine Ställe, die nur wenigen Enten Platz bieten und sich schwer reinigen lassen. Bevor man zu solch einem vermeintlichen Schnäppchen greift, sollte man sich überlegen, welche Anforderungen man selbst an den Stall hat und ob diese durch das fertige Exemplar erfüllt werden. Nützlich ist, wenn man sich zu diesem Zweck das entsprechende Modell vor Ort ansehen kann und sich nicht nur auf oft sehr schmeichelhafte Bilder im Internet verlassen muss.
Wer trotzdem einem fertigen Stall eine Chance geben und dabei nicht in zweifelhafte Sperrholzkonstruktionen investieren möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Viele Schreiner bieten qualitativ hochwertige Ställe an beziehungsweise fertigen diese nach Wunsch. So kann man auch seine eigenen Ideen und Anforderungen mit einbringen und hat am Ende genau den Stall, den man sich vorgestellt hat – in einer entsprechend guten Qualität.
Auch Geräte- oder Gartenhäuser lassen sich als Stall nutzen. Diese bestehen ebenfalls oft aus Holz, was für den Zweck der Entenhaltung ausreichend ist. Gemauerte Ställe haben zwar unter anderem den Vorteil, dass Ratten und andere Tiere sich nicht so leicht einnisten können, sind aber auch weniger flexibel. Einmal gebaut lässt der Stall sich nur schwer verändern. Das heißt nun nicht, dass ein Holzstall dem festen, gemauerten Stall vorzuziehen ist. Ganz im Gegenteil ist eine feste Behausung ideal, wenn man die Voraussetzungen dafür hat.
Eine große Hundehütte lässt sich leicht und schnell zu einem kleinen und einfachen Stall umfunktionieren. Diese kann man mit ein wenig Glück schon recht günstig gebraucht oder als zweite Wahl erstehen. Wichtig ist, dass sich die Hütte zum Reinigen öffnen lässt. Je nach Ausgangsmaterial sind nur einige wenige Veränderungen nötig, um aus einer Hütte einen Entenstall zu machen. So braucht eine Hundehütte in jedem Fall ein verschließbares Türchen und einen Lüftungsschlitz sowie eventuell ein kleines Fenster. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Boden durchgängig ist und auch etwas Feuchtigkeit gut verträgt.
Mit etwas handwerklichem Geschick lässt sich eine Hundehütte schnell in einen Entenstall verwandeln. (Foto: Gomez Ringe)
Bei allen Neubauten sollte man nicht vergessen, zuvor einen Blick in die örtlichen Baubestimmungen zu werfen, ob der geplante Stall genehmigt werden muss oder nicht, und gegebenenfalls eine Genehmigung einzuholen.
Egal ob Holz oder Stein, ein Entenstall muss nager- und mardersicher sein, einen leicht zu reinigenden, stabilen Bodenaufbau haben und ein paar Lüftungsgitter besitzen, jedoch frei von Zugluft sein. Natürlich dürfen auch ein Fenster und eine Tür nicht...