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Die Theosophie des Dionysius Areopagita. Eine Einführung in die christliche Theosophie III

AutorJörg Weber
Verlagdisserta Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783959353137
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Die Schriften des Corpus Areopagiticum sind beseelt vom Wurzelbewusstsein des esoterischen Christentums. Sie stehen in der uroffenbarungsgeschichtlichen Tradition einer prisca sapientia, die das verborgene Wesen des Christentums dem Menschen durch eine Geheimlehre zugänglich zu machen beabsichtigt. Die christliche Geistlehre des Dionysius steht damit aber in einem grundlegenden Spannungsverhältnis zur Theologie, die als 'kanonisches Wissen von der Offenbarung' den Hieratismus des kirchlichen Kultsystems selbst für 'Mystagogie', das heißt für das Arkanum des Christentums ausgibt. Nach Dionysius ist Mystagogie aber nur dann von göttlicher Herkunft, wenn die selbstentäußerte Gottheit des Logos sich als Antlitz Jesu im gottförmigen Nous des Mysten selbst inkarniert. Vergöttlichung ist Schau, die der Nous des Mysten von der in ihm fleischgewordenen Gottheit Jesu selbst aktuiert. Sie ist theosophische Erkenntnis der sich im Nous ereignenden Kenosis Jesu, die der Nous selbst macht, weil sie ganz seine ist. Die göttliche Arkanwissenschaft der Mysten Jesu wird von Dionysius in der Schrift 'Über die mystische Theologie' als die 'Theosophie der Christen' (MTh I, 1; 997 A) bezeichnet.

Jörg Weber wurde 1956 in Erding geboren. Von 1976 bis 1983 studierte er Philosophie, Geschichte und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Er schloss das Studium mit einer Arbeit über Franz Overbecks Kritik des Christentums ab. Danach promovierte er in Religionswissenschaft über die Funktion des Kanons im Denken der vorchristlichen Antike und in der christlichen Apologetik der alexandrinischen Schule (Origenes, Klemens von Alexandrien). Es folgten Lehraufträge an der Freien Universität und an verschiedenen Bildungseinrichtungen. 1996 nahm Weber in München das Studium der orthodoxen Theologie auf und schloss es 2001 ab. Im Jahre 2013 promovierte er in orthodoxer Theologie.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel »NOUS JESU« UND GEISTIGES SCHRIFTVERSTÄNDNIS: Es ist die »Intentionalität« [...], durch welche die Hierarchien der Engelsgeister - versinnbildlicht durch die Ikonographie des Seraphs in der Berufungsvision des Propheten Jesaja - als analoge Wesensstruktur des Gott in sich fassenden Nous von diesem selbst aktuiert werden. Dies drückt Dionysius mit dem geheimnisvollen Wort von der »thearchischen Einjochung« [...] der Engelsgeister aus [...]. Diese »Einjochung« [...] der heiligen Geister 'endet' nicht einfach in der »mens hierarchizata« des vergöttlichten Menschen, sondern wird vielmehr zur Analogie der hierarchischen Wesens-Ausformung des Nous selbst erhoben, welche der in der Mystagogie Jesu unmittelbar gründende Nous durch die Aktuierung seines Wesens an sich selbst vollzieht. Die Engelsgeister und das Wesen des Geistes bilden eine in der Menschwerdung Jesu selbst begründete mystagogische Wesens-Gemeinschaft. Der Nous vermag nicht eher in das mystagogische Geheimnis der Kenosis Gottes eingeweiht zu werden [...], als dass er sich selbst der Mystagogie Jesu in Form der intentionalen Kontraktion seines eigenen Wesens zugrunde legt, um sich der Gottheit Jesu selbst als deren kenomatische Wesenheit darzubringen. Nur so weiß sich der Geist selbst als authypostatische Wesensform der Kenosis Jesu. Der Nous muss sich durch seine »Intentionalität« [...] in seinem »Gott in sich fassenden« Wesen aktuieren. Denn diese schafft Wesenheit, in welche die selbstentäußerte Gottheit des Logos eingehen kann, um sich darin als in der Wesensform ihrer Authypostasie selbst zu verwirklichen. Dies aber kann nur geschehen, insofern der Nous sich selbst als reine apophatische Intentionalität begreift und sich als »Kenoma« [...] oder Gott in sich fassende Wesenheit aktuiert. Nur wenn der Nous sich selbst als reine »Intentionalität« entäußert, welche aus sich selbst »Gott empfangende« Wesenheit zu schaffen vermag, wird er durch göttliche Erleuchtung zum Verständnis der Heiligen Schrift emporgeführt. Die Hl. Schrift ist keine Quelle der Erleuchtung und Vergöttlichung für den, der seinen Nous nicht schon zur Mystenschaft Jesu geführt hat. Denn der Nous muss diese in sich selbst aktuieren, damit er sich in dem Wesen seiner gottheitlichen Intentionalität selbst und selbsttätig schauen kann als Wurzel aller Theosophie. Selbsttätigkeit ist das vom Nous selbst geschaute und aktuierte Wesen des Nous. So ist der Nous reine Intentionalität, in der sein selbstaktuiertes Wesen steht, unvergänglich und von göttlicher Art. Der Nous aktuiert sein verborgenes Wesen durch Entäußerung des Lichtes seiner gottheitlichen Intentionalität, um in dieser Aktuierung seines apophatischen Wesens zugleich außer sich zu sein und »Opfer«, in das der authypostatische Same des selbstentäußerten Logos sich einsenkt, um sich den Leib seiner Wesenspräsenz zu bereiten. Das geistige Wort der Hl. Schrift, in dem das Licht der Gottheit selbst verborgen liegt, es wird zu Licht nur, wenn es als Photagogie der mystagogischen Wesenspräsenz Jesu im Nous durch diesen selbst begründet ist. Das geistige Wort der Hl. Schrift bleibt in seinem Lichte unvernommen, solange der Nous nicht durch die Selbsttätigkeit seines Wesens sich selbst ins Licht des Wortes Gottes einführt, um aus solcher Erleuchtung das Mysterium der Mystagogie Jesu in sich selbst zu gottheitlicher Selbstwirklichkeit zu erheben. Nur der Nous, der sich im Lichte seiner Selbstschau in der Allwirklichkeit seines erhabenen Wesens aktuiert, wird zu jenem Geistwort der Hl. Schrift emporgeführt, in dem die Geburt aus Gott sich ereignet. So ist der Nous der Ort, an dem die Selbstentäußerung des Göttlichen Logos sich als theosophisches Urbewusstsein des Mysten begreift. So ist es allein der sich in seiner Wesens-Aktuierung selbst schauende Nous, welcher sich der selbstentäußerten Gottheit als mystagogische Substanz darbringt. Denn das Fleisch der Kenosis Jesu ist jene Selbstwirklichkeit, die der Nous aus sich selbst aktuiert, um sie als Opfer der selbstentäußerten Gottheit selbst darzubringen, welche wiederum sich durch dieses Opfer in das selbstaktuierte Wesen des Nous einführt und daraus selbst zeugt.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Die Theosophie des Dionysius Areopagita. Eine Einführung in die christliche Theosophie III1
VORWORT3
INHALT5
»EPIKLESE JESU«6
ZUR MÄEUTIK DER ENGEL IM NOUS DES EINGEWEIHTEN11
DIE ENGEL IM DIENST DER VERGÖTTLICHUNG DES MENSCHEN14
VOM WESEN UND ZWECK DER »HIERARCHIE«15
DIE MYSTAGOGISCHE WESENSSTRUKTUR DES NOUS20
EXEGESE DER JESAJA-VISION36
IKONOGRAPHIE ALS ANAGOGIE41
ZUR MYSTAGOGISCHEN FUNKTION DER GÖTTLICHEN NAMEN43
DIE KENOSIS GOTTES IM SPIEGEL DES SELBSTTÄTIGEN NOUS45
»NOUS JESU« UND GEISTIGES SCHRIFTVERSTÄNDNIS47
DIE THEOSOPHISCHEN ERFAHRUNGSEBENEN DES SYMBOLS50
VOM MYSTAGOGISCHEN WIRKLICHKEITSGRUND JESU IM NOUS DES MYSTEN57
DIE »KOIMESIS« ALS SCHLÜSSEL DER THEOSOPHIE64
DER »NOUS JESU« UND DIE GENESE DES SYMBOLS67
»HIERARCHIE« ALS URSPRUNG GÖTTLICHER EINWEIHUNG72
VERGÖTTLICHUNG UND SYMBOLBILDENDE VOLLMACHT77
GEMEINDE ALS MYSTENSCHAFT JESU80
ZUR MYSTAGOGIE DER TAUFE83
ZUR MYSTAGOGIE DER EUCHARISTIE89
ZUR MYSTAGOGIE DER MYRONSALBUNG97
ZUR SYMBOLTHEORIE DES 9. BRIEFES102
ZUSAMMENFASSUNG110
BIBLIOGRAPHIE118

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