So werden Sie zum Spieleprofi
Foto: Neddens Tierfotografie
Haben Sie sich auch schon gefragt, wie viel Beschäftigung Ihr Hund eigentlich braucht? Oder welche Aktivitäten speziell ihm besonders gut tun? Sie möchten wissen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie sich dem Spielespaß widmen? Hier finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen – und die hilfreichsten Spieletipps!
Die tägliche Dosis
Hunde sind so verschieden. Sie alle über einen Kamm zu scheren, funktioniert nicht. Jede Rasse hat ihre besonderen Bedürfnisse. Jede Altersgruppe ebenfalls. Trotzdem können Sie sich eine Faustregel merken, die hilfreich für den Alltag ist. Experten sagen: Ein Durchschnittshund braucht etwa zwei Stunden Bewegung und Beschäftigung am Tag. Darin einzurechnen: Spaziergänge, Ausflüge in neue Umgebungen, Besuch bekommen und Besuche machen, gemeinsames Spiel, Training, Hundesport – kurzum alles, was Abwechslung zum Alltagstrott bringt. Sie merken schon: Das ist machbar und es wird Tage geben, an denen bereits der Job als Familienhund das Beschäftigungspensum abdeckt. Wenn Sie dann noch darauf achten, dass das Programm nicht zu einseitig ausfällt, sondern eine gesunde Mischung aus Körper- und Kopfarbeit umfasst und verschiedene Aktivitätsbereiche abdeckt – ideal!
Wer rastet, der rostet: Auch mit seinen 16 Jahren genießt Senior Zito die Abwechslung – allerdings in kleinen Dosen. Passen Sie Ihr Beschäftigungsprogramm immer den Bedürfnissen Ihres Hundes an.
Welches Spiel für meinen Hund?
Sie lernen in diesem Buch Beschäftigungsideen kennen, die überwiegend den Aktivitätsbereichen Kauen, Schnüffeln, Beweglichkeit und Denksport zugeordnet werden können. Ein wenig gesunden Menschenverstand vorausgesetzt, eignen sie sich für Hunde in allen Lebenslagen. Dennoch: Mit ein bisschen Zusatz-Know-How können Sie das Programm für Ihren speziellen Vierbeiner noch besser zusammenstellen. Das sollten Sie wissen:
• Spiele aus den Bereichen Kauen und (Futter-) Schnüffeln sind besonders alltagstauglich. Füttern müssen Sie Ihren Hund sowieso und es bedarf nur ein paar Handgriffen, um die Mahlzeit interessanter zu gestalten. Ohne dass Sie permanent mitmachen müssen, ist Ihr Hund beschäftigt und glücklich. Dieses Vergnügen können und sollten Sie Ihrem Hund täglich gönnen – auch an Tagen mit wenig Zeit! Und wann immer Sie Lust auf ein intensives Zusammenspiel haben: Dann stürzen Sie sich auf die Spiele, die Teamwork erfordern. Sie finden sie besonders in den Aktivitätsbereichen Denksport und Beweglichkeit.
Es gibt Aktivitäten, die regen an und solche, die besonders beruhigend und entspannend wirken, wie zum Beispiel das Ausschlecken eines Kauspielzeugs. (Foto: Neddens Tierfotografie)
• Ein gesundes Maß an Beschäftigung macht Hunde ausgeglichen und zufrieden. Trotzdem sind viele Hunde direkt nach einer Spiel- und Trainingseinheit in einer etwas „aufgekratzten“ Stimmung. Wenn Sie ihnen den Übergang von der Aktivität zur Entspannung erleichtern wollen: Setzen Sie ans Ende der Einheit ein Kau- oder Schnüffelspiel. Beide Aktivitätsbereiche eignen sich hervorragend dazu, unruhige Geister regelrecht herunterzufahren. Machen Sie sich dieses Wissen in jeder Lebenslage zunutze, wann immer es Ihnen wichtig ist, dass Ihr Hund zur Ruhe kommt.
• Grundsätzlich gilt für alle Aktivitätsbereiche: Mit jeder bewältigten Herausforderung gewinnt Ihr Hund an Selbstvertrauen. Wenn Sie es jedoch speziell fördern möchten, dass Ihr Hund mutiger wird, dann widmen Sie sich besonders den Beweglichkeitsspielen an Fantasiehindernissen, zum Beispiel beim Wohnzimmer-Agility und spielen Sie Denksportspiele mit ihm.
Alles nur für Futter?
Bei den Spielen werden Sie im Regelfall Futter einsetzen, das Ihr Hund sich erarbeiten darf. Keine Angst: Das ist weder grausam, weil Ihr Hund so viel für sein Essen tun muss, noch werden Sie dadurch zum „Futterautomaten“ degradiert. Ganz im Gegenteil: Sie machen Ihren Hund damit sehr glücklich und bieten ihm artgerechte Beschäftigung. Herausforderungen bewältigen, Probleme lösen, ungewohnte Bewegungsabläufe absolvieren und sich eine ganze Weile mit der Mahlzeit beschäftigen – anders funktioniert Nahrungsbeschaffung in der Natur auch nicht. Und wenn dazu noch das gemeinsame Erlebnis mit Ihnen kommt, ist alles perfekt.
Ganz schön viel Arbeit, ans Futter zu gelangen – aber um Längen spannender, als einfach nur den Napf zu leeren. (Foto: Neddens Tierfotografie)
Tipps für den Futtereinsatz
• Damit die schlanke Linie nicht leidet: Planen Sie von vornherein einen Teil der Tagesration für Spiel und Training ein.
• Wenn Sie gezielt an einer Aufgabe trainieren und häufig belohnen müssen: Schneiden oder brechen Sie die Futterstückchen so klein, dass sie maximal erbsengroß sind.
• Die Herausforderung ist besonders groß oder die Ablenkung hoch? Dann müssen Sie schwere Geschütze auffahren. Besonders attraktiv sind Fleischwurst, Putenfleisch, Käse.
• Ihr Hund dreht auf, wenn es zu lecker ist? Dann verwenden Sie für Ihre Spieleinheiten weniger attraktives Futter, zum Beispiel trockene Hundekeksstückchen oder Knäckebrot.
Die ideale Spieleinheit
Egal, in welchen Aktivitätsbereichen Sie spielen – die folgenden Tipps sorgen dafür, dass Sie und Ihr Hund mit Spaß und Erfol g dabei sind:
• Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck: Das ist Ihr Merksatz für den Start in jedes neue Spiel. Gestalten Sie den Einstieg immer so, dass Ihr Hund sofort Erfolg hat.
• Salamitaktik ist Trumpf: Schritt für Schritt erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad – immer so, dass Ihr Hund gut klar kommt. Wann immer Sie feststecken: Überlegen Sie, in welche weiteren Einzelschritte Sie die Herausforderung herunterbrechen können.
• Freiwilligkeit wird großgeschrieben und Freundlichkeit auch: Was in Ihrem gemeinsamen Spiel nichts zu suchen hat, sind Verbissenheit und Ungeduld, böse Worte und Handgreiflichkeiten. Versuchen Sie doch mal, ganz auf Unmutsäußerungen wie „Nein“, „Pfui“ und Co. zu verzichten. Vermitteln Sie Ihrem Hund lieber, was genau Sie von ihm möchten. Anstatt ihn durch Anfassen oder Ziehen an der Leine in die gewünschte Position zu manövrieren: Bringen Sie ihm bei, Ihrer Hand wie einem Magneten zu folgen. So können Sie ihm jederzeit den Weg weisen.
• In der Kürze liegt die Würze – das gilt für alle Spiele, die viel Konzentration erfordern, sei es durch Kopfarbeit oder Körperbeherrschung. Kurze Einheiten von wenigen Minuten Länge reichen. Kau- und Schnüffelspiele, bei denen sich Ihr Hund alleine damit beschäftigt, an Futter zu kommen, dürfen hingegen richtig lange dauern.
• Ende gut, alles gut: Ihre Spieleinheit sollte immer mit einem Erfolgserlebnis enden und nie mit Frust. Wenn einmal gar nichts mehr geht, sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund zum Abschluss noch etwas tun kann, was er gut beherrscht.
Trainingstipp: Die Magnethand
Ob Spiel oder Alltag: Es ist unschlagbar praktisch, wenn Sie Ihrem Hund mit der Hand den Weg weisen können. So bringen Sie es ihm bei:
• Überlegen Sie sich zunächst eine Handhaltung, die Ihrem Hund zukünftig sagt: Bitte folgen! Das könnte zum Beispiel das Ausstrecken des Daumens oder von Zeige- und Mittelfinger sein. Diese Handhaltung nehmen Sie ab jetzt immer ein, wenn Sie mit Ihrem Hund die Magnethand üben.
• Nehmen Sie mehrere duftende Bröckchen Futter in die Magnethand. Halten Sie Ihrem Hund die Hand vor die Nase. Nimmt er den Duft auf und zeigt Interesse, bewegt sich die Hand langsam von der Hundenase weg. Folgt Ihr Hund? Dann markieren Sie diesen Moment mit Lobwort oder Clicker und geben Sie ein Stückchen Futter frei.
• Probieren Sie es aus, Ihren Hund über eine kurze Distanz zu führen, ohne dass der Kontakt zur Magnethand abreißt. Füttern Sie Ihren Hund zu Beginn regelrecht an der Hand fest! Alle paar Schritte ertönen Lobwort oder Clicker und Sie geben ein Stück Futter frei.
• Das klappt gut? Dann lassen Sie mitten im Übungsfluss unauffällig das Futter aus der Magnethand verschwinden. Nehmen Sie es in die andere Hand oder packen Sie es in eine Gürteltasche. Mit Sicherheit wird Ihr Hund der Magnethand aus alter Gewohnheit trotzdem folgen – was Sie sofort mit Lobwort oder Clicker markieren und blitzschnell mit der anderen Hand belohnen. Ihr Hund lernt so: Das Folgen der Magnethand lohnt sich auch, wenn kein Futter darin ist!
• Übung macht den Meister: Lassen Sie Ihren Hund nach und nach immer längere Strecken hinter Ihrer leeren Magnethand herlaufen und reichen Sie das Belohnungsfutter mit der anderen Hand. Achten Sie darauf, dass Lobwort oder Clicker immer genau in der Bewegung hinter der Hand her...