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Aikido - eine friedvolle Kampfkunst

AutorWolfgang Schwatke
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783743169906
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Aikido ist eine außergewöhnliche Form der Selbstverteidigung gegen unbewaffnete und bewaffnete Angreifer. Die auf den Kriegskünsten der Samurai basierenden Verteidigungstechniken ermöglichen, einen Angriff in einer angemessenen Form entgegentreten zu können. Aufgrund der Erkenntnis, dass ein Konflikt nie mit Kampf dauerhaft beseitigt werden kann, und entsprechend der Geisteshaltung des Aikido, dienen die Verteidigungstechniken nicht zur Zerstörung des Angreifers. Vielmehr soll dem Angreifer mit belehrender Strenge die Nutzlosigkeit seines Tun vor Augen geführt werden, um seine ursprüngliche Aggression aufzugeben. Aikido zeigt daher Wege zur Konfliktvermeidung aber - falls erforderlich - auch zur Konfliktbeseitigung auf. Sie ist eine Kampfkunst mit besonderen geistigen und erzieherischen Inhalten. Die Prinzipien des Aikido und die friedvolle Geisteshaltung der Kampfkunst sind dazu geeignet, diese auch in die zwischenmenschliche Bereiche des Alltags positiv einfließen zu lassen. Aikido wird auch erklärt 'als ein Weg (Do) zur Harmonisierung (Ai) der kosmischen Kraft (Ki)'. In diesem Buch wird Aikido in einer verständlichen Form und in einem überschaubaren Umfang vorgestellt. Es soll zum Erlernen dieser besonderen Kampfkunst anregen. Zugleich vermittelt das Buch den Trainerinnen und Trainern das notwendige Fachwissen, um ihren Schülern die zahlreichen Fragen über die technischen und geistigen Inhalte des Aikido zufriedenstellend beantworten zu können. Der Autor Wolfgang Schwatke betreibt Aikido seit fast 40 Jahren (davon ca. 36 Jahre als Trainer für Kinder/Jugend und Erwachsene) und ist Inhaber des 6. Dan Aikido.

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Leseprobe

04 Ueshiba Morihei – der Begründer des Aikido


In zahlreichen Aikido-Fachbüchern wird bereits mehr oder weniger ausführlich über das Leben von Ueshiba Morihei berichtet. Daher werde ich der Vollständigkeit halber nachfolgend nur kurz auf der Biografie des Begründers eingehen.

Ueshiba Morihei wurde am 14. Dezember 1883 in Tanabe, Provinz Kii ( jetzt Präfektur Wakayama) geboren. In seinem Heimatdorf kam es gegenüber seinem Vater wiederholt zu körperliche Angriffen und Demütigungen von Mitgliedern seiner politischen Gegner. So ist zu vermuten, dass der junge Morihei sich vor diesem Hintergrund neben religiösen Dingen bereits frühzeitig für Budo interessierte.

Mit 19 Jahren – so um 1902 - ging er nach Tokio, um den Beruf des Kaufmannes zu erlernen.

Dort begann er Tenji Shinyo-ryu jujutsu unter Tozawa Tokusaburo zu trainieren, der als sein erster Lehrer gilt. Wegen einer Erkrankung an Beri-Beri musste er nach Hause zurückkehren.

1903 meldete es er sich freiwillig zum Militärdienst und nahm ein Jahr darauf am japanisch-russischen Krieg teil. Vier Jahre später wurde er aus dem Militärdienst entlassen und kehrte dann zu seiner Familie nach Tanabe zurück, wo er dann auch heiratete.

Soweit möglich widmete es sich während des Dienstes den Kampfkünsten und studierte Goto Ha Yagyu Ryu Jujutsu unter Nakai Masakatsu, den er als einen Menschen mit einem "guten Waffengedanken" beschrieb. Im Juli 1908 erhielt Morihei Ueshiba von dieser Schule ein Diplom.

Um 1910 entschloss Ueshiba Morihei sich zu einem Umzug nach Hokkaido. Im Rahmen eines Regierungsprogramms wollte er bei der Urbarmachung und Besiedelung des Landes mitwirken. Aufgrund seiner Persönlichkeit und erfolgreichen Arbeit nahm er unter den Siedlern bald eine vorrangige Stellung ein.

Um 1918 war er Stadtrat von Kamiwakibetsu. Kennzeichnend für seine Führungsrolle nannte man ihn auch "Prinz von Shirataki". Die Bezeichnung bezog sich auf die Region, in der er zum damaligen Zeitpunkt wirkte.

1915 traf er im Alter von 32 Jahren mit Takeda Sokaku zusammen und wurde für die nächsten sieben Jahre sein Schüler. Ohne weiter darauf einzugehen, wird von Schülern des Begründers nur berichtet, dass Takeda in dieser Zeit das erste Mal in seinem Leben "schwach" war, was immer dies auch bedeuten soll.

Was wohl ein Grund dafür sein kann, dass Ueshiba Morihei in der Zeit von 1915-1916 nur weniger als hundert Tage mit ihm gemeinsam trainieren konnte.

Angeblich zahlte er seinem Lehrer ca. dreißig Yen für jede vorgestellte Technik.

Dazu arbeitete Ueshiba Morihei hart beim Holzfällen und Wassertragen für seinen Lehrer, bevor das eigentliche Training begann. Laut dem Sohn des Begründers, Ueshiba Kisshomaru, übergab sein Vater sein Vermögen, welches er von seinen Eltern empfing, an Takeda Sokaku.

1922 erreichte Ueshiba Morihei mit nur zweiundzwanzig Schülern die Position eines "Kyoyu Dairi". Diese bescheinigte ihm die Meisterschaft über das Beherrschen von Daito Ryu - Techniken (118 Grundformen, 80 Aikijujutsu Okugi - Techn., 60 Hiden Okugi - Techn. und 84 Yoshin yo no - Techn.). Nur zwei Schüler erhielten eine höhere Auszeichnung.

So erreichten Hisa Takuma die Position „Kaiden“ und Sagawa Yokiyoshi sogar die Position „Soden“, welche alle Techniken des Daito Ryu Aikijujutsu umfasst (2884 Waza-Formen, einschließlich dem Umgang mit dem Schwert, mit dem Stab, mit zwei Schwertern, dem Speer, mit Stöcken, mit dem Stahlfächer, dem Wurfgeschoss und dem Kurzschwert).

Jahre später wurde Sagawa zum Nachfolger von Sokaku Takeda als das 36. Oberhaupt des Daito Ryu Aikijujutsu eingesetzt. Er gab diese Position aber an den Sohn seines Meisters, Takeda Tokimure, weiter, nach dessen später Rückkehr aus dem 2. Weltkrieg.)

1919 erhielt Ueshiba Morihei die Nachricht von einer Erkrankung seines Vaters. Er verließ daraufhin Hokkaido und überließ sein einstöckiges Wohnhaus mit dem gesamten Hausrat Takeda Sokaku.

Auf seiner Heimfahrt erfuhr er von Deguchi Onisaburo.

Dieser war Führer der Omotokyo-Vereinigung, der in Ayabe (Präfektur Kyoto) ansässig war.

Der seit seiner Kindheit mit den Lehren des Zen-Buddhismus eng verbundene Ueshiba Morihei unterbrach seine Heimreise und suchte den Ort der Vereinigung auf, um dort für die Gesundheit seines kranken Vater zu beten. Als er nun in Ayabe die Lehren von Deguchi vernahm, hinterließen diese bei ihm einen tiefen Eindruck.

Als er jedoch nach Hause kam, war sein Vater bereits verstorben. Sein Tod ging ihm so nahe, dass er sich in seinem Wesen und in seiner Lebensart veränderte. Er verbrachte, wie berichtet wird, die nachfolgende Zeit oft auf der Spitze eines Felsens, in einer weißen Robe sitzend, mit der Rezitierung von religiösen Shinto-Gebeten. Die Veränderung war so stark, dass die Freunde in seinem Heimatdorf um seine Gesundheit fürchteten.

1920 zog er mit seiner gesamten Familie nach Ayabe, um dem Hauptsitz der Omotokyo- Vereinigung nahe zu sein.

Dort lehrte er bis 1926 Jujutsu und studierte unter Deguchi dessen Botschaft, die Welt in einer Religion zu vereinigen.

Während seines Aufenthalts in Ayabe suchte ihn 1922 Takeda Sokaku mit seiner Familie für mehrere Monate auf, um Ueshiba abschließend das Zertifikat eines Daito-ryu - Lehrers (Kyoja Dairi) zu überreichen.

Deguchi träumte von dem Entstehen eines friedvollen Königreiches in der Mongolei, frei von der Knechtschaft alter Sitten. Aufgrund des sogenannten "Omotokyo-Skandal" (wegen mangelndem Respekt vor dem Kaiser) war Deguchi mit seiner Gefolgschaft gezwungen, im Februar 1924 heimlich in die Mongolei abzureisen. Auch Ueshiba Morihei gehörte zu seinem Geleit. Aufgrund der damaligen innenpolitischen Probleme Chinas, geriet die Gruppe um Deguchi in Gefangenschaft. Nur der Initiative der japanisches Konsulates war es zu verdanken, dass die Mitglieder der Omotokyo- Vereinigung nicht exekutiert wurden und nach Japan zurückkehren durften.

Im Juli 1925 nach Ayabe zurückgekehrt, nahm er sein körperliches Training wieder auf und führte seine Sinnsuche über Budo fort. In dieser Zeit kam es wegen einer Nichtigkeit zu einem ernsthaften Kampf mit Holzschwertern (Bokken) zwischen einem Marineoffizier, der als Kendo-Lehrer erfahren war, und Ueshiba Morihei. Wie überliefert wird, griff der Offizier vehement an. Er konnte Ueshiba aber nie ernsthaft treffen. Nachdem der Offizier aus Erschöpfung die Angriffe einstellte, erklärte ihm Ueshiba, dass er die Bewegungen des Angreifers gespürt hatte, bevor dieser sie ausführte.

Hierzu erklärte der Begründer später:

"Ich konzentrierte mein Geist auf das Budo, als ich etwa 15 Jahre alt war und besuchte Lehrer der Schwertkunst und des Jujutsu in verschiedenen Provinzen. Ich erlernte die Geheimnisse der jeweiligen alten Traditionen in wenigen Monaten. Aber es gab niemand, der mich die Essenz des Budo lehren konnte, was das einzige gewesen wäre, meinen Geist zufrieden zu stellen. So klopfte ich an die Türen verschiedener Religionen, aber ich bekam keine konkrete Antwort.

Dann im Frühjahr 1925, wenn ich mich recht erinnere, als ich im Garten spazieren ging, fühlte ich, dass die Erde bebte, und dass eine goldene Wolke aus dem Boden stieg, meinen Körper umhüllte und ihn vergoldete.

Zur gleichen Zeit wurde mein Geist und mein Körper zu Licht. Ich war fähig, das Gezwitscher der Vögel zu verstehen und mir völlig Gottes Geist, dem Schöpfer des Universums, bewusst. Die Grenze zwischen der geistigen und materiellen Welt war in sich zusammengefallen. In diesem Augenblick war ich erleuchtet. Die Quelle des Budo ist die Liebe Gottes - der Geist des liebevollen Schutzes für alle Lebewesen. Endlose Freudentränen flossen über meine Wangen.

Seit dieser Zeit wächst in mir das Gefühl, dass die ganze Welt mein Haus ist, und die Sonne, der Mond und die Sterne sind alle mein eigen. Von nun an wurde ich frei von allen Wünschen. Nicht nur Positionen, Ruhm und Besitz, sondern auch davon, stark zu sein.

Ich erkannte: Budo bedeutet weder den Angreifer durch unsere Stärke zu unterwerfen, noch ist es ein Werkzeug, um die Welt mit Waffen zur Zerstörung zu führen. Wahres Budo ist es, den Geist des Universums zu akzeptieren, den Frieden in der Welt zu halten und alles Leben in der Natur zu schützen und zu kultivieren. Ich verstand: Budo-Training ist Gottes Liebe in unserem Geist und Körper aufzunehmen. Eine Liebe, die alle Dinge in der Natur kreiert, beschützt und entwickelt."

Wohl aufgrund seiner Erlebnisse in lebensbedrohlichen Situationen, den human geprägten Grundsätzen der Omotokyo-Vereinigung und den Folgen des – vielleicht etwas pathetisch wiedergegebenen – gefährlichen Zweikampfes, entschloss sich Ueshiba Morihei eine neue Kampfkunst mit einer humanen Geisteshaltung entstehen zu lassen.

Zwischen 1925 und 1926 lehrte Ueshiba vorwiegend in Tokio. Nach der Genesung einer Krankheit und auf Anraten von Deguchi entschloss er sich hauptsächlich dort zu unterrichten. Offensichtlich übernahm Ueshiba die Thesen von Deguchi für seine neue Kampfkunst und entfernte sich damit von seinem...

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