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E-Book

Mit dem Rad und zu Fuß

Gemütlich, aber nicht ohne Anspruch

AutorMau Winter
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783743122321
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Rad- und Wandertouren über mehrere Tage, mit und ohne Gepäck, können sehr entspannend und unterhaltsam sein. Man muss kein Profi sein, um mit dem Rad oder auf Schusters Rappen Land und Leute kennenzulernen. Lange Touren teilen, oder auch nur Teile auszuwählen, wie es die eigene Fitness erlaubt - das Erlebnis ist in jedem Fall garantiert.

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Leseprobe

Der Schwarze-Elster-Radweg


Wieder einmal hatte uns ein Logo in seinen Bann gezogen: Eine Elster, stilisiert auf einem Flusslauf, das Logo für den „Schwarze-Elster-Radweg“.

Die Schwarze Elster entspringt am Hochstein bei dem Ort Kindisch in der Lausitz und mündet bei Elster in Sachsen-Anhalt in die Elbe. Der Radweg beginnt am Geierswalder See und endet offiziell in Gorsdorf kurz vor der Mündung des Flusses in die Elbe. Gudi und ich entschieden uns für die Strecke zwischen Senftenberg und Jessen. Zwei Tage hatten wir für diese Distanz von über 110 Kilometern eingeplant. Gudi hatte wie immer alles gut vorbereitet und so stand dem Tourenbeginn nichts mehr im Wege.

Mittwoch, 1. Juni 2016


Heute beginnt unsere Fahrt. Als ich aus dem Fenster schaue, regnet es. Die Wetterprognose ist nicht besonders positiv. Schon seit Tagen hängt über Deutschland ein Tief, eingeklemmt in zwei Hochdruckgebiete. Aber was soll es, die Tour ist geplant und wir müssen los. Regensachen habe ich genügend eingepackt. Bei Gudi brauche ich mir darüber keine Gedanken zu machen. Sie ist in solchen Dingen immer perfekt.

Unser Treffpunkt ist der S-Bhf Schöneweide. Ab da geht es gemeinsam weiter Richtung Königs Wusterhausen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, bis Schöneweide zu radeln. Aber als ich los will, regnet es immer noch. Kurzentschlossen wähle ich für meine Anreise die S-Bahn und das bedeutet mehrmaliges Umsteigen. Das wollte ich eigentlich vermeiden, nehme es aber nun in Kauf, mit allem, was der Service der DB zu bieten hat. Beide Aufzüge in Karlshorst sind außer Betrieb und am Ostkreuz Berufsverkehr. Doch es gibt keine nennenswerten Probleme. In Baumschulenweg stelle ich fest, dass die S-Bahn nach Königs Wusterhausen auf dem selben Bahnsteig verkehrt, also steige ich spontan aus. Vielleicht erspare ich mir mit dieser Entscheidung ein weiteres Fahrradtragen.

Ich bin zu früh und kann mich nun ganz entspannt auf die Weiterreise konzentrieren. Aber da ist noch jemand auf dem Bahnsteig, Gudi. Auch sie ist heute zu früh. Und so steht schon ab Baumschulenweg einer gemeinsamen Weiterreise nichts mehr im Wege. Für den Anschluss in Königs Wusterhausen ist genügend Zeit und auch die Weiterfahrt ab Cottbus klappt perfekt.

Einzig das Wetter bereitet uns Sorge. Während der Zugfahrt schauen wir immer wieder aus dem Fenster. Nicht die Landschaft hat unsere Aufmerksamkeit, es ist das Wetter. Mal regnet es, mal ist es trocken, der Himmel ist tief verhangen mit Regenwolken. Als wir in Senftenberg ankommen, nieselt es. Ehe wir uns nach draußen wagen, wird das Gepäck regensicher eingepackt. Immer noch auf besseres Wetter hoffend, bleiben die Regencapes erst mal im Gepäck. Dann geht es los! Schließlich sind es 57 Kilometer bis zu unserem Tagesziel. Das Wetter ist für eine Stadtbesichtigung nicht optimal. Und so entschließen wir uns, direkt zum Senftenberger See zu fahren. Auf dem kurzen Weg durch die Stadt ist zu spüren, dass Senftenberg auf kulturellem Gebiet einiges zu bieten hat. Auch an einigen Bildungseinrichtungen fahren wir vorbei, die darauf hinweisen, dass Senftenberg Hochschulstadt ist. Außerdem treffen sich hier fünf Radfernrouten.

Bevor wir den See erreichen, tangiert ein Fluss unseren Weg. Auf dem Schild steht „Schwarze Elster“. Wir verlieren ihren Lauf wieder. Unmittelbar in Nähe des Sees stehen Reste der ehemaligen Amtsmühle von Senftenberg. Selbst das, was von der Mühle übriggeblieben ist, beeindruckt. Dann sind wir am See. Kurzes Verweilen am Stadthafen und der Seebrücke.

Dass der Senftenberger See einer der größten künstlich angelegten Seen ist, wird durch den Blick auf das Wasser, trotz des diesigen Wetters, deutlich. Auf der Uferpromenade entdecken wir auch das Logo der „Elster“. Entlang der Uferpromenade fahren wir in Richtung Gartenstadt „Marga“. Diese Siedlung wurde in den Jahren 1907–1915 von der ILSE Bergbau AG als Werksiedlung für die Stammbelegschaft gebaut. Heute steht die gesamte Gartenstadt unter Denkmalschutz.

Noch immer fahren wir im Uferbereich des Senftenberger Sees, tangieren einen Campingplatz und dann weist uns die „Elster“ den Weg in Richtung Niemtsch mit der ersten Herausforderung. An einer Weggabelung keine Beschilderung und so landen wir erst einmal am Wasserwerk von Senftenberg. Zurück bis zur Weggabelung und über eine Holzbrücke in Richtung Ruhland.

Der Radweg, umsäumt von Bäumen, ist gut ausgebaut. Es hat aufgehört zu nieseln und das Tief scheint sich für heute zurückzuziehen. Wir begleiten eine kurze Strecke den Lauf des Flusses. Dann führt uns der Radweg über offene Wiesen mit kleinen eingestreuten Waldflächen. Bald schon sehen wir am Horizont die Dächer von Ruhland. Auf dem Marktplatz von Ruhland halten wir an. Es ist Markttag und eine gewisse Geschäftigkeit nicht zu übersehen. Wir machen die erste Rast. Gegenüber der alten restaurierten Postsäule entdecken wir ein Bäcker-Café. Mit etwas Herzhaftem und einem Kaffee stärken wir uns. Danach schieben wir die Räder und entschließen uns zu einem Rundgang durch die Stadt. Wir werden nicht enttäuscht. Die restaurierte Altstadt ist einen kurzen Aufenthalt wert. Aus Ruhland wieder auf den Radweg zu finden ist nicht ganz einfach. Aber wir schaffen es, wieder in „Begleitung der Elster“ zu fahren.

Nächstes Ziel ist Plessa. An einer Weggabelung das Gleiche wie in Niemtsch. Die Beschilderung fehlt und wir fahren – in die falsche Richtung. Gudi hat ein Gespür dafür und stoppt nach etwa einem Kilometer. Die Frage, ob wir in die richtige Richtung fahren, scheitert daran, dass der Radweg entlang der Bundesstraße 169 führt. Die Autos fahren mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei und Fußgänger sind nirgends zu entdecken. Wir fahren zurück. Endlich entdecken wir einen Angler am Fluss. Er bestätigt uns, dass wir nun den richtigen Weg eingeschlagen haben. Der Radweg folgt dem Flusslauf, der sich durch ein stetig wechselndes Landschaftsbild windet. Andere Radler treffen wir kaum. Die Ruhe, der Duft der Natur und die einzigartige Landschaft lassen uns in aller Ruhe dahin radeln.

Eine pinkfarbene Stele weist auf ein Denkmal hin, die Elstermühle Plessa. Nicht zu übersehen ist das sechs Meter große Wasserrad der Mühle. Sie wurde 1420 erbaut und ist sehr gut erhalten. Neben einer Gaststätte befindet sich auch ein Museum in dem Gebäude. Wir verzichten auf eine Besichtigung und begnügen uns mit der Information an der Holzstele. Weiter geht es in Richtung Elsterwerda.

Kurz hinter Plessa müssen wir laut Karte die Schwarze Elster überqueren. Wieder ist die Beschilderung nicht eindeutig. Wir wählen den Weg geradeaus über die Straße zum Deich am linken Flussufer. Der Weg scheint naturbelassen, ist aber durchaus als Radweg zu akzeptieren. Am anderen Ufer an der Flussböschung ein Meer von Mohnblumen, Natur pur. Wir sind von der Schönheit dieser Landschaft so beeindruckt, dass wir gar nicht realisieren, dass der Weg fast nicht mehr befahrbar ist, hohes Gras, holprig, sehr viel Natur. Aber wir fahren irgendwie weiter. Als der Pfad, es ist schon kein Weg mehr, den Damm verlässt und am Rand eines Feldes in einer Ackerfurche endet, werden wir stutzig. Gudi kramt die Karte aus ihrer Tasche und stellt fest, wir sind verkehrt. Wir müssen auf die andere Seite des Flusses, zu den Mohnblumen. Zurück schieben wir die Räder, bis der Weg wieder einigermaßen befahrbar ist und wundern uns, dass man hier überhaupt Radfahren kann. Wieder an der Straße angekommen, überqueren wir den Fluss und erreichen den wahren Radweg, asphaltiert in bestem Zustand. Die Mohnblumen, die wir aus der Ferne so bewundert haben, säumen nun direkt unseren Weg. Und so erleben wir diese beeindruckende Landschaft noch einmal.

Beim Wetter hat sich Sonnenschein durchgesetzt, so dass wir unsere Jacken im Gepäck verstauen können. Der Radweg tangiert die Ländergrenze zu Sachsen und damit ist Elsterwerda schon sehr nahe. Am Stadteingang sind die Bockwindmühle und der Miniaturenpark nicht zu übersehen. Rund 8.500 Einwohner hat Elsterwerda. Im Zentrum überragt die Stadtkirche Sankt Catharina alle anderen Gebäude. Der Marktplatz, umgeben von restaurierten Häusern, lädt zum Verweilen ein. Aber wir müssen weiter. Denn durch unser unfreiwilliges Verlassen der Radroute zeigt unser Tacho, dass unsere Tagesetappe mindestens zehn Kilometer länger werden wird. Aber für eine Einkehr in einem netten Café reicht die Zeit doch noch.

Das Logo der „Elster“ verlässt uns in der Stadt oft, aber wir finden es immer wieder. Dabei sind die Auskünfte der Einheimischen nicht sehr hilfreich. So unterschiedlich sie uns den Weg beschreiben, von einer Bahnunterführung, die wir dann auch schließlich finden, sprechen alle. Auf geht es nach Saathain. In Saathain neue Irritationen. Laut Karte folgt der Radweg dem Flusslauf, aber es geht nicht weiter. Eine Brückensperrung und damit Sperrung des Radweges ist angezeigt, aber eine ausgeschilderte Umleitungfehlt. Wir verlassen den Radweg und fahren über Haida nach Zeischa. Trotz aller Umwege und Irrungen haben wir Zeischa gegen 17:00 Uhr erreicht, aber nicht, ohne uns noch einmal zu verfahren. Die Straße ist abschüssig und wir rollen am Friedhof vorbei, vorbei...

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