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E-Book

Seine Kraft hat mich stark gemacht

Die Geschichte meines Lebens

AutorStormie Omartian
VerlagSCM Hänssler im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783775173674
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Die bekannte Autorin, Stormie Omartian, gewährt einen neuen Blick in ihr Leben: Sie erzählt von ihrer gewalttätigen Mutter, ihrem Drogenkonsum, dem Erfolg in Hollywood, Selbstmordabsichten und Okkultismus. Und sie erzählt von dem Wendepunkt, der die Heilung und ein neues Leben brachte. Dieser spannende Bericht zeigt, warum Stormie Omartian auf das Gebet vertraut. Lassen Sie sich hineinnehmen in die bewegende Lebensgeschichte und werden Sie ermutigt, die Kraft Gottes in Ihr Leben einzuladen.

Bestsellerautorin Stormie Omartian lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Tennessee/USA. Bekannt wurde sie mit Büchern über die Macht des Gebets, die sich insgesamt über sieben Millionen Mal verkauften. Ihre Ratschläge stammen aus der Praxis: Denn sie selbst erlebte durch das Gebet Heilung von Misshandlungen, die sie als Kind erfahren hatte, und Befreiung von Alkoholsucht.

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Abstieg


»Rick, könntest du bitte das Frühstücksgeschirr abräumen und schon mal kurz vorspülen? Ich spüle es dann richtig, wenn ich heute Abend nach Hause komme«, rief ich. Es war acht Uhr morgens und ich musste dringend los, wenn ich den Termin mit meiner Sprachtherapeutin nicht verpassen wollte.

»Das ist nicht meine Aufgabe«, entgegnete er.

»Was genau ist eigentlich deine Aufgabe?«, versetzte ich scharf. »Wir sind jetzt seit anderthalb Jahren verheiratet und du hast in dieser Zeit genau vier Tage gearbeitet. Du könntest wenigstens mal eine Stunde aufs Fernsehen verzichten oder einen Abend nicht bei deiner Mutter, sondern zu Hause verbringen und mir bei der Hausarbeit helfen. Ich kann doch nicht immer alles alleine machen!«

Ich hatte von Anfang an gewusst, dass Rick eine ungewöhnlich starke Mutterbindung hatte und seine Mutter mehr liebte, als er mich je lieben würde. Er wollte, dass ich war wie sie, und ich tat auch mein Bestes, ihre guten Eigenschaften zu übernehmen, aber ich konnte nie mit ihr mithalten. Er kritisierte mich, weil er mich ändern wollte, doch ich reagierte darauf meist gekränkt und verkroch mich in mein Schneckenhaus.

»Die Autoversicherung ist heute fällig«, mahnte er und ignorierte einfach, dass ich ihn gerade gebeten hatte, mir bei der Hausarbeit zu helfen.

»O nein! Das sind über sechshundert Dollar! Kannst du nicht die Hälfte zahlen?«, bat ich ihn.

»Das war nicht abgemacht. Ich habe die Anzahlung für das Haus geleistet, du zahlst alles andere«, erinnerte er mich gnadenlos.

Ich hatte bald erkannt, dass unsere finanzielle Abmachung ziemlich ungerecht war. Ich zahlte für sehr viel mehr als er bezahlt hatte, aber ich war einverstanden gewesen und jetzt gab es kein Zurück.

Als ich das Haus verließ, knallte ich die Tür hinter mir zu. Durchs Fenster sah ich, wie Rick sich wieder vor den Fernseher setzte, wo er den Rest des Tages sitzen würde, während das schmutzige Geschirr auf dem Tisch stehen blieb. Bei unseren Absprachen vor der Hochzeit scheine ich mich ziemlich verkalkuliert zu haben«, dachte ich, während ich zu meiner Sprechtrainerin fuhr.

Das Zusammenleben mit einem Mann entsprach definitiv nicht meinen Erwartungen. Meine Einsamkeit war von Tag zu Tag gewachsen und mit ihr meine Angst und meine Selbstzweifel. Inzwischen war ich der Ansicht, dass es mir wahrscheinlich besser ginge, wenn ich allein geblieben wäre. Wenigstens hatte ich damals finanziell nur für mich selbst sorgen und nur meine eigene Unordnung aufräumen müssen. Da ich ständig einen übervollen Terminkalender hatte und Rick mich in keiner Weise unterstützte, war ich immer öfter wütend auf ihn. Wir redeten kaum noch miteinander, und obwohl wir miteinander schliefen, gab es abgesehen von diesen Gelegenheiten keinerlei Zuneigung oder Zärtlichkeit zwischen uns. Ich brauchte mehr von ihm, als er mir geben konnte, und nahm ihm übel, dass er es mir nicht geben konnte. Im Grunde wollte ich, dass er mich liebte und bewunderte, doch das konnte er nicht. Er hatte seine eigenen Probleme, seine eigene Depression und ich war so tief in meiner gefangen, dass ich mich nicht mit seiner befassen konnte. Ich hatte keine Ahnung, was er sich von unserer Beziehung wünschte – doch ganz sicher bekam er es nicht.

»Hi Gloria«, begrüßte ich meine Sprechtrainerin. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme.« Ich ging hinter ihr her in das gemütliche, rustikale Wohnzimmer, das damals typisch für so viele Häuser in den Hügeln von Beverly Hills war.

»Du siehst müde aus, Stormie. Und warum nuschelst du so?«, fragte sie tadelnd.

»Ich bin müde und außerdem habe ich mich gerade mit Rick gestritten.« Ich versuchte, langsam zu sprechen und zu beherzigen, was sie mir beigebracht hatte.

Jahrelang nahm ich nun schon bei verschiedenen Spezialisten Sprachtherapie und hatte den Sprachfehler, unter dem ich seit meiner Kindheit litt, ganz gut in den Griff bekommen. Unzählige Stunden mühseliger, langweiliger Übungen hatten anfangs nur minimale Verbesserungen gebracht. Als Kind hatte ich versucht, das Problem zu verbergen, indem ich entweder still war oder alles, was ich sagen wollte, sorgfältig einstudierte. Deshalb erschien mir auch die Schauspielerei so verlockend: Ich konnte meinen Text üben, mit meinen Sprachtherapeuten einstudieren und dann klar und deutlich sprechen.

Gloria hatte mir mehr geholfen als alle anderen. Neben unseren regelmäßigen, zweimal wöchentlich stattfindenden Sitzungen übte sie fast jede meiner Rollen sorgfältig mit mir ein. Heute Morgen sollte sie mir helfen, den Text für die nächste Comedy-Folge zu lernen. Die Probe war für zehn Uhr im CBS-Studio angesetzt.

»Beruhige dich erst einmal! Du redest viel zu schnell«, ermahnte sie mich, als ich begann. »Und du nuschelst.«

Ich versuchte es erneut. »Nein. Das ist zu nasal. Fang noch mal an.«

Eine Minute später unterbrach sie mich abermals. »Stormie, deine Kehle ist viel zu angespannt. Nimm einen Weinkorken zwischen die Zähne und probiere es noch einmal.« Ich öffnete pflichtschuldigst den Mund, damit sie mir den Korken geben konnte. »Jetzt sprich aus dem Zwerchfell heraus, nicht aus der Kehle.«

Beharrlich wiederholte ich den Text. Falsche oder schlechte Sprechgewohnheiten abzulegen, ist sehr viel schwieriger, als von Anfang an die richtigen zu lernen. Wir arbeiteten eine gute Stunde, dann war ich so erschöpft, dass ich zitterte. Die Depression und eine wachsende Verbitterung gegenüber Rick forderten ihren Tribut. Ich war häufig krank und fühlte mich alt und hässlich. Es war, als stürbe ich innerlich ab. Alle Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen hatte, weil ich dachte, dass sie mich retten könnten, führten stattdessen innerlich zu meinem Tod. Manchmal fühlte ich mich, als lebten andere Personen in mir, die ich nicht kontrollieren konnte. Das lag möglicherweise an den Drogen, die ich im Laufe der Jahre genommen hatte, oder an der Beschäftigung mit okkulten Praktiken, die bei mir nicht selten zu außerkörperlichen Erfahrungen geführt hatten.

Als ich Gloria bezahlt hatte und gehen wollte, schaute sie mich mit dem gleichen Ausdruck an, den ich schon bei so vielen Menschen gesehen hatte. Er schien zu sagen: »Stormie ist so ein nettes Mädchen mit so viel Potenzial. Ich frage mich, was für ein Problem sie hat.«

Ich fuhr über den Canyon zu CBS, voller Vorfreude auf die Arbeit, aber gleichzeitig wie immer auch voller Angst. Da ich in meinem Privatleben so unglücklich war, stürzte ich mich mehr denn je in die Arbeit. Wir fingen gerade mit einer neuen Staffel der Glen Campbell Goodtime Hour an und ich hatte im ersten Beitrag einen ziemlich großen Part erhalten. Darüber hinaus machte ich so viele Studioaufnahmen und Werbesendungen wie möglich und hin und wieder hatte ich auch kleine Film- und Fernsehrollen. Vor allem Letztere machten mir großen Spaß. Damals war CBS mein eigentliches Zuhause, mehr jedenfalls als unser Haus am Benedict Canyon.

An diesem Abend kam ich früher als sonst aus dem CBS-Studio nach Hause. Rick saß natürlich wieder vor dem Fernseher. »Ich bin völlig erledigt, ich lege mich erst mal ein bisschen hin«, sagte ich und ging die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. »Weck mich um acht, dann mache ich uns etwas zu essen.«

Ich legte mich aufs Bett und zog mir die Decke über den Kopf, um das Tageslicht auszuschließen. Das Nächste, woran ich mich erinnere, war, dass Rick mir die Decke vom Gesicht zog. Meine Augen waren offen und ich starrte auf die Wand. Er rief meinen Namen, doch ich sah und hörte nichts.

Als er mich an der Schulter packte und schüttelte, kam ich mit einem Ruck zu mir – und als ich merkte, was geschehen war, bekam ich einen hysterischen Anfall. Es war, als hätte mein Geist meinen Körper verlassen und sei an einen Ort größter Qualen gegangen. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl, ich hätte die Kontrolle über mich verloren und könnte sie nie zurückgewinnen. Es war schrecklich und ich schluchzte verzweifelt.

In dem Versuch, mich zu beruhigen, sagte Rick: »Ich hol dir einen Schluck Wasser.« Er drehte sich um und wollte hinausgehen.

»Nein! Nein, lass mich nicht allein!«, flehte ich. »Bitte. Ich komme mit.«

Er half mir die Treppe hinunter und half mir, mich auf die vorletzte Stufe zu setzen. Ich schlug die Hände vors Gesicht und weinte weiter, deshalb sah ich nicht, dass er in die Küche ging. Als ich Schritte im Flur hörte, blickte ich auf und sah eine dunkle Gestalt auf mich zukommen. Sie sah aus wie meine Mutter und hatte ein Messer in der Hand. Ich war überzeugt, dass sie mich umbringen wollte. »Hilfe! Bitte, helft mir!«, schrie ich völlig hysterisch.

Rick merkte, dass ich halluzinierte, packte mich an der Schulter und schüttelte mich. »Stormie, ich bin’s, Rick!«, schrie er mir ins Gesicht.

Ich starrte ihn fassungslos an. »Rick!«, schluchzte ich. »Ich dachte, es sei …« Meine Stimme brach. Anscheinend hatte das Glas Wasser, das er trug, das Licht so reflektiert, dass es aussah wie ein Messer. Aber das konnte ich ihm nicht sagen. Ich hatte noch keinem Menschen davon erzählt. »Ich weiß gar nicht, was mit mir los war«, murmelte ich zitternd.

Nach diesem Erlebnis hatte ich sogar tagsüber Angst, allein zu sein. Rick selbst erwähnte den Zwischenfall später mit keinem Wort mehr. Vielleicht dachte er, ich sei im Begriff, den Verstand zu verlieren, aber vielleicht war es ihm auch einfach egal. Genau genommen sprach er überhaupt nur selten mit mir.

Ein paar Tage später bekam ich schmerzhafte Geschwüre im Mund. Ich konnte...

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