2. Ausgerechnet UnternehmerIn
Viele UnternehmerInnen haben sich bewusst entschieden ihr Unternehmen alleine zu führen oder organisatorisch klein zu halten. Es gibt zahlreiche gute Gründe für diese Entscheidung: z.B. Unabhängigkeit, kreative Umsetzung der eigenen Ideen, Entscheidungsfreiheit usw.
Für andere gab es so manche Zwänge, die zu dieser Entscheidung geführt haben können: z.B. finanzielle Umstände, kein passendes Personal usw.
Ganz egal, warum die Entscheidung für ein kleines oder ein Einzel-Unternehmen gefallen ist: es ist eine gute Entscheidung, schon alleine, weil sie gefallen ist und natürlich weil darin viele Chancen und Möglichkeiten für eine weitere Entwicklung liegen. Entwicklung bedeutet nicht unbedingt, dass es ein Wachstum in der Größe des Unternehmens geben muss. Wachstum kann auch im Inneren stattfinden: ein Zunehmen an Wissen, Sicherheit, Freude und ebenso gut Gewinn.
In der traditionellen Unternehmensdefinition spricht man erst dann von einem Unternehmen, wenn es zahlreiche Angestellte und riesige Unternehmensumsätze gibt. Der aktuelle Trend geht aber in eine andere Richtung: Der größte Teil aller Gründungen im europäischen Raum sind kleine und mittlere Unternehmen und wollen das auch bleiben. Auch Einzel-UnternehmerInnen sind „richtige“ UnternehmerInnen. Warum ist diese Definition so wichtig? Es ändert das eigene Selbstbewusstsein und damit den Auftritt nach außen und somit wiederum die Kontakte zu KundInnen, KooperationspartnerInnen usw.
Sigrid hat zum Beispiel einen erfolgreichen Laden für Kinderbekleidung aufgebaut. Sie führt den Laden allein und hat nur für etwaige Zeitnotfälle, wenn eines ihrer Kinder krank ist oder sie Urlaub machen möchte, eine Aushilfe. Lange hat sie sich als Verkäuferin bezeichnet und sich insgeheim geärgert, wenn jemand kein weiteres Interesse an ihrem Beruf gezeigt hat, denn sie sei ja „nur“ Verkäuferin. Jetzt sagt sie selbstbewusst „UnternehmerIn“, wenn jemand nach ihrem Beruf fragt. Es ist leicht vorstellbar, dass es zu ganz anderen Reaktionen ihrer Mitmenschen kommt. Sie erntet viel Bewunderung und auch viele Nachfragen. Sie weckt mit ihrem Sein als Unternehmerin Interesse bei einigen anderen, die auch daran interessiert wären, ein Leben als UnternehmerIn zu führen. Das stärkt natürlich wieder ihr Selbstbewusstsein und ihre Freude an der Arbeit im Laden. Die Auswirkung davon: die KundInnen kommen noch lieber zu Sigrid einkaufen.
UnternehmerIn
Wie geht es dir mit der Bezeichnung UnternehmerIn?
Würdest du dich selbst als UnternehmerIn bezeichnen?
Oder verwendest du lieber den Begriff „selbständig“, „FreiberuflerIn“ oder gar „EinzelkämpferIn“?
Warum? Was beinhalten all die Begriff für dich persönlich?
Welche Bilder über Unternehmen und UnternehmerInnen hast du im Kopf?
Tipp: Der Begriff des Unternehmers ist in Ländern wie Großbritannien oder Frankreich sehr positiv mit Aspekten wie Freiheit, Kreativität, Risikofreudigkeit, Eigeninitiative und Innovation besetzt. Im deutschen Sprachgebrauch hat dieser Ausdruck manchmal noch eine eher negative Konnotation. Es werden damit eher Erfolgszwang, Anpassung an Marktmechanismen und Ausbeutung assoziiert. Die UnternehmerInnen werden manchmal sogar als besonders arme Gruppe gesehen: aus Mangel an Alternativen müssen sie sich selbständig durch das Leben wursteln.
Es ist an der Zeit, an diesen wenig hilfreichen Überzeugungen etwas zu ändern. Schaffen wir hier gemeinsam ein positives Bild der UnternehmerIn, ein Bild, das dich in deiner Arbeit und in deinem täglichen Tun stärkt und unterstützt.
All unsere inneren Vorstellungen - unsere Glaubenssätze und inneren Bilder - wirken stark nach außen. Wir leben sozusagen im Außen, was wir im Inneren vorwegnehmen. Das können wir uns zunutze machen, indem wir unsere inneren Überzeugungen und Bilder überprüfen und gegebenenfalls verändern. Das wirkt wiederum in unser alltägliches Leben hinein und so ist es wertvoll, ein wenig Zeit und Energie für die Überprüfung deiner Motivation, deiner inneren Glaubenssätze und deiner inneren Bilder zu verwenden.
Tipp: Noch ein kurzer Blick in die Forschung: hier werden Unternehmen als der Sektor betrachtet, der sich am stärksten und schnellsten entwickelt. Viele der neuen Unternehmen verfolgen – außer den finanziellen Gewinnzielen –gesellschaftliche, gemeinnützige und ethische Ziele. Diese UnternehmerInnen tragen einen guten Teil dazu bei, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln und neue Richtungen einschlagen.
Alte Glaubenssätze und neue Wachstumsschritte
Nicht jede Herausforderung im Leben als UnternehmerIn kann von uns gesteuert und beeinflusst werden. Doch so manche schwierige Situation in unserem UnternehmerInnen-Leben hat durchaus einen Zusammenhang mit unseren innersten Glaubensmustern und Überzeugungen. Diese Überzeugungen sind nicht unbedingt logisch. Sie kommen sehr wahrscheinlich nicht aus dem Jetzt, sondern aus einer früheren Zeit, wo sie als passend von unserem Unbewussten abgespeichert wurden und heute noch reproduziert werden.
Eine dieser weit verbreiteten Überzeugungen ist „Ich bin nicht gut genug“. Wer diesen Satz genügend tief abgespeichert hat, wird sich immer wieder Gelegenheiten suchen, um den Beweis dafür anzutreten. Die Erfolge, die wir als UnternehmerInnen haben, werden vielleicht als Zufälle abgetan und jeder kleine Misserfolg als Beweis für den lange schon bestehenden Glaubenssatz angenommen.
Vielleicht kennst du auch diesen Glaubenssatz: „Kreative Menschen haben keinen guten Überblick über die Finanzen.“ Das ist eine durchaus fatale Überzeugung, wenn du ein Unternehmen mit kreativem Schwerpunkt leiten willst.
Falls du eine Tätigkeit ausübst, die dir Freude bereitet, hast du ziemlich sicher schon diesen Satz gehört: „Damit kannst du kein Geld verdienen“. Dieser Satz birgt eine weit verbreitete Meinung, dass Arbeit mühsam, schwer und vernünftig sein müsste. Was leicht geht, Freude macht und kreativ ist, bringt daher kein Geld.
Vielleicht erkennst du dich auch in einem der folgenden Sätze wieder:
UnternehmerIn sein ist Selbstausbeutung.
Ich werde es nie zu etwas bringen.
Ich muss noch härter arbeiten, sonst kann ich nicht überleben.
Wenn ich zu große Vorhaben anstrebe, werde ich enttäuscht.
Ich muss dankbar sein, dass ich überhaupt Arbeit habe.
Ich bin nicht kreativ genug, um etwas Eigenes zu machen.
Der Konkurs steht sowieso schon vor der Tür.
Usw.
Was könnte dein alter Glaubenssatz sein?
Um deinen persönlichen Glaubenssatz zu finden, brauchst du wahrscheinlich nicht lange zu suchen. Höre einfach bewusst hin, welche innere Stimme dir manchmal zuflüstert, wenn du über deine Ziele als UnternehmerIn nachdenkst, deine Produkte vor anderen präsentierst oder etwas in deinem Unternehmen entwickelst.
Vielleicht machst du dir einfach ein paar Notizen, welche gedanklichen Einschränkungen zu dir passen könnten. Es geht nicht darum, dass wir im Detail wissen, wo unsere inneren Glaubenssätze herkommen, in welcher Situation sie entstanden sind oder mit welcher Erfahrung sie zusammenhängen.
Allerdings lohnt es sich genauer hinzusehen, alte Glaubenssätze und Überzeugungen zu erkennen und ihnen ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Denn wir können alles verändern, was wir kennen. Wir können alles gestalten, was uns bewusst ist. Jene Glaubenssätze, die sich unbewusst äußerst unangenehm auswirken, können sich ganz leicht in motivierende Energie wandeln, wenn wir zur Auseinandersetzung bereit sind. Wenn wir nicht hinschauen, können sich diese Glaubenssätze und inneren Blockaden allerdings sehr nachteilig auswirken, denn sie sind da und beeinflussen uns permanent.
Die destruktivsten Glaubenssätze zeigen sich immer dann, wenn wir etwas Neues beginnen, sei es unser Unternehmen, sei es ein neuer Unternehmenszweig oder nur eine kleine Abweichung von unserer täglichen Routine. Wenn wir etwas Neues starten, kommen die alten Überzeugungen und Einschränkungen hoch, versuchen uns mehr oder weniger bewusst zu bremsen oder zu hindern.
Wir können uns zurückziehen und bei dem bleiben, wo wir uns sicher fühlen. Der Glaubenssatz hat sich wieder einmal bestätigt und wir werden wohl bald aufhören, neue Dinge zu probieren oder wagen uns nur zögerlich an sie heran.
Setzen wir einen bewussten Schritt und gehen unsere Glaubenssätze und inneren Blockaden bewusst an, so schaffen wir daraus neue Möglichkeiten.
Übung Glaubenssätze verändern
Nimm einen Glaubenssatz aus der obigen Liste oder einen, den du für sich selbst gefunden hast und formuliere den Satz positiv um. Wichtig ist, dass zentrale Inhalte des Satzes noch erhalten bleiben. Wenn du völlig von der Botschaft weggehen, kann das Unbewusste den Zusammenhang nicht mehr herstellen.
Hier ein paar Vorschläge:
„Ich bin nicht gut genug“ wird zu: „Ich bin gut in der Erfüllung meiner Aufgaben“
„Kreative Menschen haben keinen Überblick über die Finanzen“ wird zu: „Ich lerne täglich besser mit meinen Finanzen umzugehen“
„Damit kannst du kein Geld verdienen“ wird zu: „Ich verdiene mein Geld mit Tätigkeiten, die ich mit Freude mache“
„Ich werde es nie zu etwas bringen“ wird zu: „Ich entwickle mich immer weiter“
„Ich muss noch härter arbeiten, sonst kann ich nicht...