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E-Book

Der Klang meines Lebens

Erinnerungen an stürmische und sonnige Zeiten

AutorPatricia Kelly
Verlagadeo
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl376 Seiten
ISBN9783863347864
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Patricia Kelly, Mitglied der legendären Kelly Family, erzählt aus ihrem aufregenden Leben. Schon als 5-Jährige stand sie auf der Bühne. Rund 20 Jahre reiste die Kelly Family als Straßenmusiker durch die USA und Europa, bevor ihnen 1994 der große kommerzielle Durchbruch gelang. Anfang der 2000er-Jahre löste sich die Gruppe auf. Ihr Comeback verkündete die Kelly Family Ende 2016 mit mehreren Konzerten, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren, und einem neuen Album. In großer Offenheit und mit viel Empathie teilt Patricia Kelly mit dem Leser die Höhen und Tiefen ihres Lebens und ihres Glaubens. Als sie 12 Jahre alt war, starb ihre Mutter an Brustkrebs. 2009 wurde auch bei Patricia eine aggressive Brustkrebs-Vorstufe diagnostiziert und erfolgreich operiert. Auf den Straßen und Bühnen dieser Welt hat Patricia Kelly tiefe Einsichten gewonnen. In dieser erweiterten Neuausgabe ihrer Biografie erzählt sie mehrere bislang unveröffentlichte Geschichten aus ihrem Familienleben.

Jahrgang 1969, irisch-US-amerikanische Sängerin, Musikerin, Songwriterin und Produzentin. Bekannt wurde sie vor allem als Mitglied der Kelly Family. Mit 5 Jahren lernte sie Gitarre spielen und stand das erste Mal auf der Bühne. 1994 gelang der Kelly Family der große kommerzielle Durchbruch. Es folgten weltweite TV-Auftritte und Konzerte vor bis zu 280.000 Fans. Mit mehr als 20 Millionen verkauften Tonträgern gehören die Kellys zu den erfolgreichsten Musikern in Europa. Patricia Kelly ist verheiratet und Mutter zweier Söhne. Seit 2008 ist sie als Solokünstlerin tätig.

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Leseprobe

Auf den Hund gekommen


unde haben in meinem Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Als wir in Spanien lebten, hatte ich eine Hündin namens Suri, die ich sehr liebte.

Fast jeder im Dorf hatte einen Hund oder eine Katze. Diese Tiere führten ein sehr freies Leben. Den ganzen Tag liefen sie draußen herum und taten, was sie wollten. Das war nicht so wie heute in Deutschland, wo man mit dem Hund an der Leine spazieren geht. Die Schattenseite war, dass öfters einmal ein Tier in den engen Gassen überfahren wurde. Und es war damals auch noch nicht üblich, Hunde und Katzen zu kastrieren. Wenn eine Hündin läufig wurde, sperrte man sie in die Scheune, und dann kamen alle Rüden aus der Nachbarschaft und gaben nachts ein ohrenbetäubendes Jaulkonzert vor der Tür, das Romeo und Julia zu Ehren gereicht hätte. Oft funktionierte diese Verhütungsmethode, aber manchmal auch nicht, sodass es ständig Hunde- und Katzennachwuchs gab.

In unserem Ort gab es einen Mann namens Pedro, genannt „El Mata Perros“ (der Hundekiller). Dieser Pedro sammelte immer die herumstreunenden Katzen- und Hundebabys ein, steckte sie mit einigen schweren Steinen in einen Sack und versenkte diesen im Fluss. Er hatte auch ein Gewehr und ging gern auf die Jagd. Ich konnte diesen Mann nicht ausstehen, aber ich schätze, so hielt man eben damals auf eine reichlich brutale Art die Vermehrung der Haustiere in Grenzen.

Normalerweise lebte Suri in dem kuscheligen Anbau direkt neben dem Weinkeller, den wir im Erdgeschoss für die Tiere eingerichtet hatten. Dort hatten wir auch ein paar Hühner und einen gemütlichen Heuhaufen in der Ecke, auf dem Suri meistens lag, wenn sie nicht auf ihren Rundgängen unterwegs war. Doch manchmal schmuggelte ich sie abends in mein Zimmer, und dann schlief sie an meinem Fußende.

Auch Suri erwartete eines Tages Babys. Ich wusste, wer der Vater war, denn ich hatte die beiden Hunde dabei beobachtet, wie sie es taten. Das war wohl der bildhafteste Biologieunterricht meines Lebens!

Als Suris Zeit gekommen war, half ich ihr bei der Geburt (eigentlich war ich nur da), und sie bekam einen großen Wurf mit neun oder zehn Welpen. Ich weiß nicht mehr genau, wie viele es waren, aber ich erinnere mich noch, dass mein Vater rief: „Ach du meine Güte, wie sollen wir die nur alle unterbringen?“

Und seine Sorgen waren berechtigt, da niemand im Dorf noch mehr Hunde brauchte. Doch ich hatte einen Plan, wie ich sie an den Mann bringen wollte: Ich würde Leute einladen, die Welpen anzuschauen, solange sie noch klein und süß waren. Dann würde ich ihnen erzählen, sie sollten sich am besten gleich einen reservieren, da die Nachfrage so groß sei. Das klappte tatsächlich sehr gut und bald hatte ich für fast alle Hündchen adoptionswillige Interessenten.

Und sie waren wirklich extrem niedlich! Ich habe noch das Schmatzgeräusch im Ohr, das die Welpen machten, wenn sie an Suris Zitzen saugten. Und wie vorsichtig Suri sich bewegte, um nicht auf eines ihrer Kinder zu treten!

Doch eines Abends kam Suri nicht von ihrem üblichen Spaziergang zurück. Wir suchten überall nach ihr, ich rief ihren Namen und klopfte an sämtliche Türen im Dorf, um zu fragen, ob jemand sie gesehen hatte. Wieder und wieder. Doch die Suche blieb erfolglos. Zu Hause warteten zehn hungrige Hundewelpen auf ihre Mutter und ich musste mir etwas einfallen lassen.

Meine Mutter gab mir ein altes Babyfläschchen und Milch aus dem Kühlschrank, und mein Vater zeigte mir, wie man die Welpen versorgt. Von da an fütterte ich meine Hundebabys alle vier Stunden, auch in der Nacht. Das war gar nicht so einfach, da ich immer nur eins auf einmal füttern konnte, was eine Weile dauerte, während die anderen auf mir herumkrabbelten und fiepten und winselten, weil sie auch hungrig waren. Ich glaube, in den ersten Nächten habe ich wenig bis gar nicht geschlafen. Aber irgendwie habe ich es geschafft, sie alle großzukriegen. Eines war zuerst ein bisschen kümmerlich, aber im Laufe der Zeit wurde es zum Stärksten von allen.

Manchmal kamen ein paar Freundinnen und halfen mir, aber die meiste Zeit war ich so angebunden wie eine richtige Mutter. Wenn die anderen Kinder zum Schwimmen gingen, musste ich erst organisieren, dass jemand meine Hündchen fütterte, oder ich musste rechtzeitig wieder zurück sein. Langsam konnte ich verstehen, warum Suri immer mal wieder zu einem Spaziergang fortgegangen war. Andererseits waren die Kleinen so niedlich! Wenn ich die Tür zum Anbau öffnete, kamen sie alle auf mich zugestürmt. Und nach dem Füttern taumelten sie mit ihren prallen Bäuchen herum und schliefen dann alle auf mir ein. Ich hatte sie fest in mein Herz geschlossen.

Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, dass Suri nicht mehr zurückkommen würde, auch wenn ich nie erfahren sollte, was mit ihr passiert war. Im Stillen verdächtigte ich Pedro, den Hundekiller, dass er sie auf dem Gewissen hatte. Er hatte mir sogar mitteilen lassen, dass er das „Problem“ mit den Welpen für mich lösen könnte, der skrupellose Kerl.

Nach drei Monaten harter Arbeit wurden die reservierten Welpen einer nach dem anderen abgeholt, und schließlich waren nur noch zwei übrig. „Wir können sie nicht behalten, Patricia“, sagte mein Vater. „Du weißt, dass wir viel unterwegs sind, und wir können der Nachbarin nicht zumuten, auf lauter Hunde aufzupassen, wenn wir weg sind!“

Tatsächlich musste unsere arme Nachbarin immer all unsere Tiere hüten, wenn wir auf Reisen waren, und manchmal kamen wir erst nach Jahren zurück. Die Ärmste!

Schließlich erlaubte mir mein Vater, einen Welpen zu behalten. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass es damals ein großes Opfer für meine Eltern war, über drei Monate die Milch für so viele Hunde zu kaufen, denn das Geld war damals knapp. Sie haben das klaglos getan, um meine zarte Kinderseele nicht zu verletzen.

Als ich klein war, hatten wir keinen Fernseher, aber ab und zu durfte ich bei Freunden oder Nachbarn ein wenig fernsehen. Meine Lieblingsserien waren „Heidi“ und „Lassie“. Und seitdem wünschte ich mir immer einen Collie.

Lange Zeit war es nicht möglich, einen Hund zu halten, da wir ständig unterwegs waren und meist nur sehr wenig Platz in unserem Bus hatten. Aber als das später besser wurde, sagte mein Vater zu mir: „Also gut, Patricia, du darfst dir einen Hund anschaffen. Aber es muss ein großer Hund sein, der wirklich abschreckend aussieht, am besten ein Irischer Wolfshund!“

Irische Wolfshunde sind die größten Hunde der Welt, sie werden über einen Meter hoch und wiegen mehr als ein durchschnittlicher Mann. Damals hatten wir schon viel Bühnen-Equipment und wertvolle Instrumente, die wir in Extra-Lastwagen mit uns führten, und da war ein richtiger Wachhund wohl wirklich eine gute Anschaffung.

Bei einem Züchter suchte ich mir einen Irischen Wolfshund-Welpen aus und nannte ihn Colin. Colin war zwar nicht der ersehnte Collie, aber eine Seele von Hund. Er passte besser auf meine kleineren Geschwister auf, als jede Nanny das gekonnt hätte.

Einmal spielten meine jüngeren Geschwister mit ihren Playmobil-Sachen auf einer Hafenmole, wo wir mit dem Hausboot vor Anker lagen. Nebenan war ein Schrottplatz, der von einem wirklich scharfen Dobermann bewacht wurde. Aus irgendeinem Grund war das Tor nicht richtig geschlossen. Der Dobermann kam herausgerast und stürzte sich auf die Kinder, doch Colin sah ihn, sprang ihm in den Weg, packte ihn im Nacken und schüttelte ihn so wild hin und her, als wäre er eine Stoffpuppe.

Überhaupt war Colin für uns alle mehr als ein Hund. Er war unser Schutzengel und der beste Freund der Kleinen, die auf ihm ritten und sich an ihn kuschelten, wenn wir abends am Kamin saßen. Man konnte ihm alle seine Sorgen anvertrauen, und ich bin sicher, dass er jedes Wort verstanden hat. Wir alle liebten ihn genauso wie ein Familienmitglied und für mich war er der Hund meines Lebens.

Meine Söhne sind mit den Geschichten über Colin aufgewachsen, und natürlich fragten sie auch immer und immer wieder, ob wir nicht auch einen Hund haben könnten. Ich hatte ihnen versprochen, dass wir uns einen Vierbeiner anschaffen, wenn wir einmal nicht mehr so viel auf Reisen wären. Ich bin überzeugt davon, dass Haustiere Kindern unendlich guttun und wichtig für ihre Entwicklung sind. Besonders Hunde sind wirkliche Seelenfreunde, und ich glaube, dass sie heilsame Kräfte besitzen.

Nachdem wir dann unser Häuschen gekauft haben und „sesshaft“ wurden, war es endlich soweit. Als ich unsere kleine Linda zum ersten Mal sah, wusste ich gleich, dass sie unser Leben ebenso bereichern würde wie meine früheren Hunde. Sie ist eine perfekt gelungene Kreuzung aus Cavalier-King-Charles-Spaniel und Malteser, nicht zu groß und nicht zu klein, und praktischerweise verliert sie kaum Haare. Zwar dachte ich, dass sie Colins Platz niemals ausfüllen könnte, doch sie hatte von Anfang an so viel positive Energie und gute Laune in unser Haus gebracht, dass ich mir da inzwischen nicht mehr so sicher bin. Den ganzen Tag läuft sie schwanzwedelnd herum und freut sich über alles und jeden. Wir alle lieben sie, besonders die Jungs, und sie liebt uns ebenso. Ein echtes Geschenk!

Die Spaziergänge mit Linda sind mir heilig. Da wir beide die einzigen Mädels im Haus sind, sind wir ein Team. Linda darf bei den Kindern im Bett schlafen, da ich noch weiß, wie wichtig es früher für mich war, dass meine Hunde ganz nah bei mir waren. In unserem Bett darf sie allerdings nicht sein – wobei sie dieses Verbot sehr geschickt zu umgehen weiß und ich oft eine kleine hundeförmige Mulde auf dem Bett vorfinde, die noch warm ist, wenn ich ins Schlafzimmer...

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