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E-Book

Männer – Freunde – Liebespaare

Biographische Notizen

AutorDieter Allers
VerlagHimmelstürmer Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl132 Seiten
ISBN9783863616106
FSK16
Altersgruppe16 – 
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Männerpaare, die in Freundschaft und Liebe verbunden sind, gibt es seit den antiken Mythen, der griechischen Götterwelt, dem Alten Testament mit David und Jonathan, der Legende frühchristlicher Heiliger und später in Geschichte und Literatur, zuletzt in „Brokeback Mountain“.
Oft kennt man nur den Berühmteren - Michelangelo, Shakespeare, Montaigne, Bacon, Britten oder Isherwood – aber zu jedem gehört auch der andere Partner.

Diese biographischen Porträtskizzen solcher Männerpaare stellen sie als Freunde oder Liebespaare in ihrer meist fruchtbaren Beziehung dar. Auch „tragische Paare“ wie Oscar Wilde und Lord Douglas, Rimbaud und Verlaine, Joe Orton und Kenneth Halliwell oder Francis Bacon und George Dyer werden in ihrem Drama skizziert.

Erst spät tauchen in der Literatur Männerpaare auf, vermutlich wegen der christlichen Tabuisierung von Sexualität, die nicht der Fortpflanzung dient. Walt Whitman, Thomas Mann, Marguerite Yourcenar, Annie Proulx u.a. haben die Sehnsucht und Liebe solcher Paare beschrieben.

Der Autor beleuchtet zwar objektiv, aber auch betroffen die Schicksale der ausgewählten Paare, die ihre Liebe mit dem Partner eint, die damit wachsen und manchmal scheitern.

Aufgewachsen in den 1950 und 1960 Jahren in Berlin arbeitete und lebte der Architekt Dieter Allers mit seinem Partner später in München und auf Elba. 2008 veröffentlichte er sein Buch "Gelber Stern- Rosa Winkel - Schwarze Haut", über die Verfolgung der Juden, Homosexuellen und Schwarzen besonders in der Nazizeit.

Seine weiteren Bücher sind: "Elbaner Porträts", ein "Italienischen Notizbuch „Menschen, Orte und Elbaner Trüffel (2009) und sein "Berlin-(Film)Memoir" (2011), zuletzt "Menschen im Haus" (2014).

Für „Männer-Freunde-Liebespaare“ hat der Autor eine persönliche Auswahl von Paaren getroffen, die bezeichnend für die vielgestaltige Lebensweise zweier auf einander bezogener, sich liebender Männer sind.

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Leseprobe

William Shakespeare und „the fair youth“.


Eines der schönsten Sonette, das 116., lautet:

Let me not to the marriage of true minds
Admit impediments. Love is not love
Which alters when it alteration finds,
Or bends with the remover to remove:
O, no, it is an ever-fixed mark,
That looks on tempests and is never shaken;
It is the star to every wandering bark,
Whose worth unkbown, although his height be taken.
Love’s not time’s fool, though rosy lips and cheeks
Within his bending sickle’s compass come;
Love alters not with his brief hours and weeks,
But bears it out even to the edge of doom.
If this be error and upon me proved
I never writ, nor no man ever loved.

Auf dem Cover des alten Taschenbuchs der Exempla Classica ist ein Faksimile mit Shakespeares Unterschrift „The Sonnets“ „Let me not to the marriage of true minds admit impediments …“

Diese Unverbrüchlichkeit der Liebe wird von Shakespeare entschieden herrlich gepriesen. Dagegen scheint Goethes Liebeslyrik unverbindlicher, unentschieden. Goethe kannte Shakespeares Sonette wohl noch nicht. Später beschrieb sie August Wilhelm Schlegel als „jugendliche Verwirrungen“, während der englische Dichter William Wordworth 1809 meinte, Shakespeare, der in seinen Dramen die Figuren sprechen lässt, spräche in diesen Versen selbst und „schließt in den Sonetten sein Herz auf“.

Im Jahr 2014 wurde der 450. Geburtstag von William Shake­speare gefeiert. Auch wenn sich Experten immer wieder darüber streiten, ob William Shakespeare oder kurz „W. S.“, Autor all der 38 Theaterstücke gewesen ist, die seinen Namen tragen, so ist seine Autorenschaft für die „Sonette“ weitgehend unstrittig.

Titelblatt Sonnets von 1609

In den Sonetten gehört zum „Ich“ des Autors das „Du“ des Gegenüber, eines geliebten Menschen. Viele, wenn auch nicht alle der 154 Sonette sind an einen geliebten Mann, „fair youth“ oder auch „sweet boy“ gerichtet. Nur wer der Adressat gewesen ist, weiß man bis heute nicht genau. Der junge Earl of Southampton, als besonders wohlgestaltet beschrieben und Gönner Shakespeares wird vermutet. Shakespeare hatte ihm schon seine Ballade Venus und Adonis gewidmet, etwas weitschweifig, wortreich auf Anerkennung hoffend. Offensichtlich mit Erfolg, denn die Widmung zur Schändung der Lukrezia ein Jahr später, beginnt knapp und entschieden: „The love which I dedicate to your lordship is without end …“

Der „sweet boy“ hat in einem überlieferten Porträt des Earl of Southampton ein feines Gesicht, „weichgezeichnet“, ähnlich wie das verbürgte Porträt von Chistopher Marlowe (s. Seite 30), das bis heute in seinem College in Cambridge hängt. Vielleicht waren diese geschönten Porträts in der Zeit üblich, andererseits waren die Porträtierten ja junge Männer, kaum über zwanzig.

Und die ominöse „dark lady“ der Sonette? Vielleicht war sie die aus Venedig stammende dunkelhäutige Musikerin, deren Finger der Dichter den Tasten des Spinetts überlässt, nicht aber ihre Lippen.

36
Let me confess that we two must be twain,
Although our undivided loves are one:
So shall those blots that do with me remain,
Without thy help, by me be borne alone.
In our two loves there is but one respect,
Though in our lives a separable spite,
Which though it alter not love’s sole effect,
Yet does it steal sweet hours from love’s delight.
I may not evermore acknowledge thee,
Lest my bewailed guilt should do thee shame,
Nor thou with public kindness honour me,
Unless thou take that honour from thy name,
But do not so; I love you in such sort,
As thou being mine, mine is thy good report.

Ich weiß, wir müssen zwei sein, du und ich,
Obschon untrennbar eins in unserem Lieben,
So will ich auch allein und ohne Dich,
Die Flecken tragen, die mir haften blieben.
In unserer Liebe herrscht nur ein Betracht,
In unserem Leben herrscht entzwei’nde Tücke,
Die zwar nichts ändert an der Liebe Macht
Doch süsse Stunden raubt dem Liebesglücke,
Ich darf nicht mehr Dich kennen – meine Schuld,
die viel beweinte würde sonst Dich schänden –,
Noch Du mir Ehr antun mit offener Huld,
Du würdest Deinem Ruf die Ehr’ entwenden.
Nein, tu das nicht; weil Du so lieb mir bist
Dass wie Du mein, mein auch Dein Leumund ist.[3]

18
Shall I compare thee to a summer’s day
Thou art more lovely and more temperate,
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer’s lease has all too short a date:
Sometimes too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm’d;
And every fair from fair sometimes declines,
By chance or nature’s changing course untrimm’d;
But thy eternal summer shall not fade,
Nor lose possession of that fair thou ow’st;
Nor shall death brag thou wanders’t in his shade,
When in eternal lines to time thou grow’st:
So long as men can breathe, or eyes can see,
So long lives this, and gives life to thee.

Vergleich ich Dich mit einem Sommertage?
Er ist so lieblich nicht und so gelind;
Der Sturm zerzaust des Maien Blütenhage,
Und allzu bald des Sommers Pracht zerrinnt.
Oft strahlt zu heiß des Himmels Aug hernieder,
Und manchmal ist sein Goldblick trübe nur,
Und jede Schönheit weicht vom Schönsten wieder
Durch Zufall oder Wandel der Natur.
Nie aber wird dein ew’ger Sommer schwinden,
Noch jene Schönheit missen, die Du hast;
Nie wird der Tod im Schattenreich Dich finden
Wann sich die Zeit in ew’ge Verse fasst.
Solang noch Menschen atmen, Augen sehn,
Lebt dies und gibt Dir Leben und Bestehn.

Das enigma Shakespeare hat kreative Künstler unsere Tage immer wieder inspiriert. „Shakespeare in Love“, vor 20 Jahren ein großer Film­erfolg, war eine gut gemachte romantische Fantasie, wie Shakespeare (Joseph Fiennes) von einer Viola (Gwyneth Paltrow) historisch korrekt im Knabenköstüm, als Schauspielerin der Truppe den Dichter zum Schreiben von „Romeo und Julia“ inspiriert. Dabei ist historisch verbürgt, dass die Geschichte der Liebenden von Verona schon 30 Jahre früher ins Englische übersetzt und also sicherlich Shakespeare bekannt war. Auch wenn die fantastische Gwyneth Paltrow im Knabenkostüm auftritt, will das Drehbuch von Sam Stoppard vergessen lassen, was auch viele Forscher und Biographen nicht sehen wollen: Shakespeare hat – auch – junge Männer geliebt. Es fällt vielen Experten schwer, ihre eigenen sexuellen Wertvorstellungen bei ihrer Forschungsarbeit hintanzustellen. Shakespeares ambivalente Sexualität, in vielen Bühnenfiguren sichtbar, ist wohl eine richtige Einschätzung seiner Person.

Wer die Sonette mit Gefühl und offenem Herzen liest, wie dies auch Oscar Wilde, André Gide und W. H. Auden bestätigen, hat über Shakespeares Neigungen wenig Zweifel.

Roland Emmerichs Film Anonymous, ein Hollywood Erfolgskrimi mit Vanessa Redgrave als Elisabeth I. versucht in diesen Tagen die inzwischen eigentlich widerlegte These aufzuwärmen, dass Shake­speare unmöglich all diese Dramen verfasst haben könnte.

Neun der Sonette, darunter das folgende Take all my Loves, hat der amerikanische Sänger und Komponist Rufus Wainright in dem für ihn typischen Mix aus Rock-Pop und Klassik zu einem Album mit Gesang, Soloinstrumenten und Orchester zusammengestellt, „eine himmlische Hochzeit“, meint er. Er hat das Album im April 2015 zu Shakespeares 400. Todestag in Berlin vorgestellt. Zu Berlin hat er eine besondere Affinität, seit er 2009 am Berliner Ensemble für die Produktion „Die Shakespeare Sonette“ des Theatermachers Robert Wilson die Musik schrieb. Dabei hat Wainright auch seinen Partner Jörn kennengelernt mit dem er seit 2012 verheiratet ist. Auf dem Cover zeigt sich Wainright in einem Porträtfoto kostümiert als Elisabeth I.

40
Take all my loves, my love, yea, take them all,
What hast thou then more than thou hadst before?
No love, my love, that thou mayst true love call;
All mine was thine before thou hadst this more.
Then, if for my love thou my love receivest,
I cannot blame you for my love thou usest;
But yet be blam’d, if thou thyself deceivest
By wilful taste of what thyself refusest.
I do forgive thy robbery, gentle thief,
Although thou steal thee all my property;
And yet, love knows, it is a greater grief
To bear love’s wrong than hate’s known injury.
Lascivious grace, in whom all ill well...

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