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E-Book

Schmerztherapie mit Lokalanästhetika

Injektionstechniken - einfach und sicher

AutorJürgen Fischer
VerlagGeorg Thieme Verlag KG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783131558039
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
<p><strong>Schmerzen sind die häufigste Ursache des Patienten-Arzt-Kontaktes. Das wichtigste therapeutische Ziel ist neben der Ausschaltung der Schmerzursache die Beseitigung des Schmerzes. Das soll schnell, nebenwirkungsarm, einfach und kostengünstig erfolgen. Eine der effizientesten und schnellsten Behandlungsmöglichkeiten bei Schmerzen ist die Injektionstherapie mit Lokalanästhetika.</strong></p> <p>Dieses Lehr- und Nachschlagewerk vermittelt die effektiven Behandlungsmethoden kompakt, anschaulich und leicht erfassbar:</p> <ul> <li>symptombezogene Anleitung für typische Schmerzbilder in Form eines „Kochbuchs“ zur praktischen Anwendung</li> <li>detaillierte Beschreibung der Injektionstechniken anhand zahlreicher didaktischer Abbildungen</li> <li>Berücksichtigung von komplexen Schmerzsyndromen</li> </ul> <p>Die übersichtliche Darstellung im Doppelseiten-Konzept:</p> <ul> <li>Jede Anwendungsmöglichkeit wird in einer ganzseitigen farbigen Zeichnung und einem gut strukturierten, übersichtlichen Text beschrieben</li> <li>technikbezogene Beschreibung der Gefahren</li> <li>Auflistung der Begleittherapien</li> </ul> <p>Neu in der 3. Auflage sind die sonografiegesteuerte Punktion und verbesserte und angepasste Angaben zu Dosierung und Technik.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit. </p>

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Leseprobe

1 Einleitung


1.1 Physiologie der Schmerzentstehung


Weltweit stellt der Schmerz die Hauptursache dafür dar, dass ein Patient sich in Behandlung begibt.

Treten Erkrankungen ohne Schmerzen auf, so sind die Patienten viel schwerer für Behandlungen zu motivieren.

Die Behandlung des Schmerzes stellt daher auch eine der Hauptaufgaben des Therapeuten dar.

Gleichgültig, ob es sich hierbei um einen Arzt, Krankengymnasten, Heilpraktiker, Sportpädagogen, Psychologen oder ein Kräuterweib handelt, erfährt derjenige, der die schnellste und effektivste Schmerzbehandlung beherrscht, die größte Anerkennung.

Hierbei wird als Schmerz nicht ein einheitliches Bild, sondern eine Ansammlung unterschiedlicher Gefühlswahrnehmungen zusammengefasst. Jedem bekannt sind helle, stechende Schmerzen, gut lokalisierbare Schmerzen, häufig mit Beteiligung der Haut. Diese werden über die schnellen A-Delta-Fasern weitergeleitet. Dem stehen die sehr dumpf ziehenden Schmerzen, die schlecht zu lokalisieren sind, gegenüber. Dieser Schmerz wird durch die C-Fasern – das sind marklose, sehr langsam leitende Nervenfasern – übertragen. Die erste Schmerzumschaltung erfolgt im Rückenmarkhinterhorn. Hierbei können 3 verschiedene Wege geschaltet werden:

Zum einen der direkte und kürzeste Weg zum motorischen Vorderhorn; die Weiterleitung zum Seitenhorn, dem sympathischen Komplex, oder über das Rückenmark und den Hirnstamm aufsteigend zur Hirnrinde, dem Kortex ( ▶ Abb. 1.1).

Schmerzweiterleitung und Schmerzumschaltung.

Abb. 1.1 

Entsprechend der Weiterleitung erfolgt auch eine sehr unterschiedliche Reaktion: Die Umschaltung zum Vorderhorn bewirkt eine Spannungserhöhung der zugehörigen Muskulatur. Hier wird z. B. das Wegziehen der Hand beim Verbrennen bewirkt, ehe der Schmerz wahrgenommen wird.

Die Weiterleitung in den sympathischen Komplex im Seitenhorn bewirkt eine vegetative Antwort, d. h. Veränderungen der Durchblutung, des Bindegewebsquellzustandes sowie Veränderungen der Schmerzschwelle.

Die Weiterleitung in den Hirnstamm, den Thalamus und den Kortex, bewirkt die eigentliche Schmerzwahrnehmung sowie die gefühlsbetonte Bewertung und gleichzeitig Phänomene der Schmerzprojektion sowie die sehr komplizierten bahnenden und hemmenden Begleitphänomene.

1.2 Therapeutische Möglichkeiten


Die therapeutischen Ansätze zur Behandlung des Schmerzes sind so vielfältig wie ihre Therapeuten.

Hierbei sind 4 unterschiedliche Ansätze möglich:

  • Behandlung des Schmerzes am Ort des Entstehens.

  • Behandlung des Schmerzes an den Bahnen, in denen er weitergeleitet wird.

  • Behandlung des Schmerzes am Ort der Wahrnehmung.

  • Behandlung des Schmerzes am Ort der Sekundärwirkung.

Eine zentrale Stellung in der Schmerzbehandlung nehmen die sog. Reflextherapien ein, bei denen der wirksame therapeutische Reiz außerhalb des Ortes der Schmerzentstehung gesetzt wird und auf diesen zurückwirkt. Beispielhaft sind hier zu nennen die manuelle Medizin, die Akupunkturbehandlung, die physikalisch-balneologische Behandlung und Injektionsbehandlungen.

Während man sich vielfältig noch um die Begriffsbestimmung streitet – hierbei werden Triggerpunkte, Reflexpunkte, Verquellungszonen, Akupunkturpunkte, Wirkungskreis und Zentralfeld oft für synonyme Bereiche gewählt –, wird darüber hinaus vergessen, dass man sich gemeinsam oft auf ein und das selbe Reflexphänomen zur Erzielung eines Erfolgs bezieht.

Wir möchten im Folgenden weder versuchen, diese strittigen Punkte zu klären, noch uns in Begriffsabgrenzungen verlieren, sondern vielmehr einen konkreten Extrakt der Erfahrung verschiedenster Bezirke zur praktischen Anwendung am Patienten bieten.

1.3 Anwendungsformen von Lokalanästhetika


Bei der Schmerztherapie mittels Lokalanästhesie unterscheidet man 4 verschiedene Anwendungsformen:

  1. Segmenttherapie,

  2. lokale Therapie,

  3. Störfeldtherapie (spezielle lokale Therapie),

  4. Leitungsbahnblockaden.

Die Segmenttherapie legt zugrunde, dass jeder Wirbelsäulennervenetage des Rückenmarks entwicklungsphysiologisch eine entsprechende Zone der Haut und des Bindegewebes (Dermatom), eine bestimmte Zone der Muskulatur (Myotom) und eine bestimmte Zone des Knochensystems (Sklerotom) zugeordnet sind ( ▶ Abb. 1.2). Durch die Verschaltung der Nervenfasern im Segment ist eine kreuzweise Beeinflussung möglich. So werden durch die Behandlung des entsprechenden Dermatoms, z. B. durch Quaddelbehandlungen, die dem Segment zugeordneten inneren Organe beeinflusst. Umgekehrt werden durch Erkrankungen der segmental zugeordneten Organe die entsprechenden Myotome oder Dermatome irritiert. Ebenso ist es möglich, durch Einwirkung über das Myotom oder Sklerotom eine Beeinflussung der inneren Organe zu erzielen.

Infiltrationstechnik zur segmentalten Therapie.

Abb. 1.2 Beachte die segmentalte Zuordnung von Haut, Unterhaut und Muskulatur zum jeweiligen Spinalnerv.

Die lokale Therapie erfolgt am erkrankten Gewebe bzw. am erkrankten Organ. Typisches Beispiel ist die Infiltration von Sehnen- oder Muskelansätzen oder die Infiltration bei gestörter Gelenkkapselreaktion ( ▶ Abb. 1.3).

Technik der lokalen Infiltration.

Abb. 1.3 

Unter Störfeldtherapie wird eine Körperzone mit entgleister Gewebsreaktion behandelt. Es ist ebenfalls eine lokale Therapie, die meist verletzte, narbige oder chronisch-entzündlich veränderte Regionen behandelt. Der Unterschied zur klassischen lokalen Therapie besteht darin, dass diese lokalen Störfelder (Herde) fernab des eigentlichen Störfeldes ohne direkte nervale Verbindungen Erkrankungen verursachen können. Häufig werden solche chronischen Störfelder im Bereich des Zahn-Mund-Rachen-Raumes gefunden, z. B. Tonsillitis chronica, Zahnwurzelherde u. ä. Auch Narben nach operativer Behandlung können Fernstörungen verursachen. Durch die Unter- und Umspritzung des Herdes werden die Folgestörungen beseitigt ( ▶ Abb. 1.4).

Technik der Störfeldbehandlung durch Umflutung des lokalisierten Störfeldes.

Abb. 1.4 

Die Lokalanästhesie an Leitungsbahnen umfasst die Infiltration und Umflutung mit Lokalanästhetika direkt an den Nervenleitungen. Hierbei wird durch die Infiltration der peripheren Nerven die Schmerzweiterleitung unterbrochen ( ▶ Abb. 1.5).

Leitungsbahntherapie.

Abb. 1.5 Hier perineurale Umflutung des Nervs. In gleicher Weise erfolgt die Behandlung der venösen und arteriellen Bahnen. Vorsicht: Vermeidung intraneuraler und intraarterieller Injektion.

1.4 Wirkungen von Lokalanästhetika


Wenn wir auch durch die Injektion von Lokalanästhetika zunächst eine Schmerzausschaltung anstreben, müssen wir uns bewusst sein, dass wir eine ganze Reihe von zusätzlichen Wirkungen durch das Lokalanästhetikum hervorrufen.

Die wichtigsten Wirkungen der Lokalanästhetika sind im Einzelnen:

  • Schmerzausschaltung,

  • Entzündungshemmung,

  • Kapillargefäßabdichtung,

  • antihistaminische Wirkung,

  • antiallergische Wirkung.

1.5 Injektionstechniken


Wer Reflextherapien durch Lokalanästhetika-Injektionen beginnt, wird sehr rasch von der Wirksamkeit der Methode überzeugt werden und sie in die Palette der Routinebehandlungen einbeziehen. Trotz aller Routine und Alltäglichkeit in der Anwendung sollte jede Injektion jedoch mit großer Sorgfalt durchgeführt werden.

Zu den effektivsten Reflextherapien zählt die Behandlung mit Hilfe von Injektionen. Zur erfolgreichen Injektionstherapie sind folgende 6 Grundsätze zu beachten:

  1. Jede Injektion ist juristisch eine vorsätzliche, gefährliche Körperverletzung und wird erst durch die Aufklärung und Zustimmung des Patienten und die Ausführung Lege artis zur „Therapie“.

  2. ...
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Widmung6
Vorwort7
Abkürzungsverzeichnis11
1 Einleitung12
Physiologie der Schmerzentstehung12
Therapeutische Möglichkeiten13
Anwendungsformen von Lokalanästhetika13
Wirkungen von Lokalanästhetika14
Injektionstechniken16
Sonografiegesteuerte Injektionen19
Bildgebende Verfahren zur Verbesserung der Injektionspräzision19
Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Behandlung mit Lokalanästhetika19
2 Kopf23
Komplexe Schmerzen23
Temporaler/parietaler Kopfschmerz23
Parietookzipitaler Kopfschmerz25
Parietale Verriegelung27
Okzipitaler Kopfschmerz29
Schmerzen im Ohrbereich31
Behandlungen an Muskeln, Bändern und Sehnen33
Musculus temporalis33
Musculus masseter und Kiefergelenk35
Behandlung der Nerven37
Nervus supraorbitalis37
Nervus infraorbitalis39
Behandlung über der Haut41
Dornenkranz41
3 Halswirbelsäule43
Komplexe Schmerzen43
Unspezifische Nackenschmerzen43
Nearthrosis interspinalis/Irritation des Musculus interspinalis45
Behandlung an Muskeln, Bändern und Sehnen47
Musculus levator scapulae47
Musculus sternocleidomastoideus49
Musculus trapezius51
Musculi recti capitis posterior minor et major53
Behandlung über den Nerven55
Nervi occipitales major et minor55
Behandlung über den Gelenken57
Zervikale Wirbelgelenke der Segmente C4, C5 und C657
4 Obere Extremität59
Komplexe Schmerzen59
Ventraler Schulter- und Subakromialschmerz59
Schmerzen im Bereich des Processus coracoideus61
Epicondylopathia humeroradialis (Tennisellenbogen)63
Epicondylopathia humeroulnaris (Golferellenbogen)65
Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen67
Musculus deltoideus67
Musculus rhomboideus69
Musculus supraspinatus71
Musculus infraspinatus73
Musculus biceps brachii75
Musculus triceps brachii77
Musculus supinator79
Schnellender Finger/schnellender Daumen81
Schmerzen im Bereich des Processus styloideus radii83
Schmerzen im Bereich des Processus styloideus ulnae85
Tendovaginitis stenosans87
Therapie über den Nerven89
Nervus suprascapularis89
Nervus medianus91
Intraartikuläre Therapie93
Schultergelenk (Articulatio humeroscapularis)93
Ellenbogengelenk (Articulatio humeroradialis/ulnaris)95
Handgelenk (Articulatio radiocarpalis)97
Rhizarthrose und Schmerzsyndrome des Daumensattelgelenks99
5 Thorax und Abdomen101
Komplexe Schmerzen101
Xiphoid-SC-Dreieck101
Interskapularschmerz103
Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen105
Musculus pectoralis105
Musculus sternocostalis107
Musculus rectus abdominis109
Musculus transversus abdominis111
Therapie über der Haut113
Magen- und Duodenalerkrankungen113
Schmerzsyndrome des Pankreas115
Nieren und harnableitendes System117
Ovarien und Eileiter119
Dysmenorrhoe121
Leber- und Gallenschmerzen123
6 Lendenwirbelsäule und Becken125
Komplexe Schmerzen125
Lumbalgie125
Piriformissyndrom127
Periarthrosis coxae129
Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen131
Musculi adductores131
Schmerzen der langen Rückenstreckmuskulatur (Musculus longissimus, Musculus iliocostalis)133
Therapie über den Nerven135
Nervus obturatorius135
Nervus cutaneus femoris lateralis137
Therapien der Gelenke139
Lumbale Wirbelgelenke139
7 Untere Extremität141
Komplexe Schmerzen141
Femoropatellares Schmerzsyndrom141
Schmerzsyndrome des M. gracilis und Pes anserinus143
Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen145
Musculus biceps femoris145
Musculus quadriceps femoris147
Musculus triceps surae149
Musculi peronaei151
Ligamentum collaterale mediale153
Ligamentum collaterale laterale155
Therapie über den Nerven157
Nervus infrapatellaris157
Tarsaltunnel und Loge des Musculus tibialis posterior159
Nervus interdigitalis (Morton-Neuralgie)161
Kalkaneusschmerzen163
Therapie über der Haut165
Kniekreis165
Innenmeniskusschmerzen167
Außenmeniskusschmerzen169
Schmerzen entlang der Tibia171
Therapie und Gelenkinjektion173
Hüftgelenk173
Kniegelenk175
Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis)177
Großzehengrundgelenk (Articulatio metatarsophalangealis I)179
8 Myofaziale Schmerzsyndrome181
Frontoparietale Dysfunktionssyndrome181
Indikationen181
Differenzialdiagnosen181
Material181
Technik181
Gefahren181
Begleittherapien181
Okzipitodorsale Dysfunktionssyndrome183
Indikationen183
Differenzialdiagnosen183
Material183
Technik183
Gefahren183
Begleittherapien183
9 Literatur185
10 Sachverzeichnis187

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