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E-Book

Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs in Kuba

AutorFritz Finkenzeller
Verlagepubli
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl277 Seiten
ISBN9783844278750
Altersgruppe1 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,49 EUR
Rum und Zigarren - Mit dem Fahrrad unterwegs auf Kuba Wir sind zwei leidenschaftliche Radfahrer und haben große Freude daran, unsere Urlaubsziele mit dem Fahrrad zu erkunden. Im März 2015 zog es uns nach Kuba. Spontan verbindet man mit Kuba neben Fidel Castro, Revolution, amerikanische Oldtimer, Che Guevara, Karibikstrände, Zuckerrohrplantagen, Musik und Tanz natürlich auch Rum und Zigarren. Das Reisemittel Fahrrad ermöglicht uns, näher bei den Menschen zu sein, als die zahlreichen Pauschalurlauber. Auf Kuba haben wir gut 800 Kilometer und 9000 Höhenmeter im Sattel unserer Räder verbracht. Begleiten Sie uns auf unserer Radtour durch Kuba und lernen Sie viel Interessantes über Land und Leute. Erfahren Sie mehr über die Natur, das Leben und die Politik. Kuba wird, so scheint es, in den nächsten Jahren einen Wandel erfahren. Umso interessanter war es für uns, das 'alte' Kuba noch erlebt zu haben.

Fritz Finkenzeller ist ein leidenschaftlicher Radsportler. Neben Wettkämpfen und Training ist er, meist in Begleitung seiner Frau, häufig auf Radreisen. Bei diesen Touren fahren die beiden durch die verschiedensten Länder, die sie mit offenen Augen betrachten. Das Reisemittel Fahrrad ermöglicht es ihnen, näher bei den Menschen zu sein, als Pauschalurlauber. Sie 'er-fahren' dabei viel über das Leben und die Welt an sich.

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Leseprobe

2. Tag - Die Grande Dame der Karibik


Sonntag, 08.März 2015

Murmeltiere schlafen auch nicht besser, aber sie stehen bestimmt zeitiger auf als wir nach der langen Anreise. Gut, dass wir Frühstück erst für halb zehn bestellt haben. Jede Stunde Schlaf können wir gut gebrauchen. Noch vor dem Frühstück baue ich die Räder zusammen. Den Lenker habe ich zu Hause abmontiert, in Luftpolsterfolie eingewickelt und senkrecht an das Rad mit Packband geklebt. Jetzt wird er wieder an den Vorbau geschraubt. Sattel, Pedale und das abmontierte Schaltwerk werden angebracht. Zuletzt noch Luft in die Reifen und schon stehen die zwei Drahtesel fahrbereit vor uns. Langsam realisieren wir, dass wir wirklich da sind. Jetzt beginnt unsere langersehnte Reise durch Kuba. 
Auf der Terrasse ist das Frühstück gedeckt. Wir setzen uns auf alte Stühle aus Metall. Auch der Tisch besteht aus filigranen Metallarbeiten. Es wird Kaffee mit Milch serviert. Das scheint auf Kuba genauso üblich zu sein, wie in Europa. Dann wird es exotischer. Als erstes gibt es für jeden von uns einen Teller mit frischen Früchten. Darauf sind Papayastücke, eine große Scheibe frische Ananas, aufgeschnittene Bananen und ein paar Stücke Guave. Diese Frucht ist bei uns weniger bekannt. Eine Guavenschorle findet man hin und wieder in einem Asiarestaurant auf der Karte. Als rohe Frucht sieht man sie in Deutschland nur selten. Sie stammt aus den tropischen Gebieten Amerikas. Aber auch im Mittelmeerraum, Südafrika oder in Westindien werden sie heute angebaut. Sie schmecken süß-säuerlich, fast wie ein Mix aus Erdbeere, Stachelbeere und Birne. Beim Essen spürt man viele kleine Kerne, so dass man nicht einfach drauf los kauen kann. Guaven sind sehr gesund. Ihr Anteil an Vitamin C ist viermal höher als der einer Kiwi. Hier bekommen wir die Früchte reif auf den Tisch. Wenn wir sie bei uns im Supermarkt fänden, wären sie unreif geerntet und mit dem Flieger verschickt worden. Das macht sie sehr teuer und der Vitamingehalt ist aufgrund der frühen Ernte sicher nicht so hoch. Als wir noch einen Krug mit Guavenschorle von Alma vorgesetzt bekommen, kann gar nichts mehr schiefgehen. Das Frühstück deckt den Vitamin-C-Gehalt einer Woche. 
Zum Frühstück gibt es aber noch mehr. Wir bekommen getrocknetes Weißbrot, gelben Zwieback, Marmeladen und Honig serviert. Dazu noch ein Stück Kuchen. Nach dem üppigen Frühstück ist mir klar, dass ich erst am Abend wieder etwas zu Essen brauche. Zur Verdauung steige ich noch die steilen Stufen einer Metalltreppe auf das Dach des Hauses empor. Hier habe ich einen guten Blick über die Stadt. Es ist der erste Blick in die Ferne auf Kuba bei Tageslicht. Im Hintergrund erkenne ich ein paar kleinere Hügel. Die Stadt ist groß. Sie besteht aus vielen kleineren Häusern, alten Kolonialbauten und ein paar Plattenbauten am Stadtrand. Dazwischen wachsen Palmen. Die meisten Häuser könnten einen neuen Anstrich vertragen. Auffällig sind die vielen, blauen Wassertanks auf den Dächern. 
Wir zahlen unsere Rechnung und deponieren die zwei Radkartons und eine Reisetasche bei Alma. So müssen wir sie auf unserem langen Weg nicht dauernd mitnehmen. Das haben wir bereits im Vorfeld vereinbart und geben der netten Dame noch etwas extra für den nicht selbstverständlichen Dienst. 
Jetzt holen wir das Auto vom Plaza, damit wir unsere Sachen einladen können. Als wir unseren Wagen besteigen, fegt ein alter Mann Blätter vom Autodach und hofft auf ein Trinkgeld. Wir geben ihm ein paar Groschen. Er scheint unzufrieden, zumindest verrät uns dies sein Gesichtsausdruck. Wir müssen erst noch rauskriegen, wer überhaupt und wie viel Trinkgeld für was bekommen soll. 
100 Kilometer Autofahrt nach Havanna liegen vor uns. Die Räder und das Gepäck sind schnell verstaut und wir auf dem Weg raus aus Matanzas. Elke lotst mich mit der Landkarte perfekt auf die Hauptstraße. Jetzt am Tag ist das Fahren ein Kinderspiel. Im Vergleich zu Deutschland geht es auf den Straßen gemütlich zu. Auf der Strecke nach Havanna kommen uns viele amerikanische Oldtimer entgegen. Man denkt sofort an das Kuba der 40er und 50er Jahre. 
Die Straße von Matanzas nach Havanna ist über weite Strecken zweispurig. Es fahren nur wenig Autos. Dafür sehen wir viele Pferdewagen. Sie sind meist einspännig und besitzen nur eine Achse wie ein Sulky. Auf dem einfachen Bock haben zwei bis drei Personen Platz. Man sieht vorwiegend kleinere Pferderassen. Sehr oft stehen Menschen an der Straße und wollen als Anhalter mitgenommen werden. Sie winken schon von weitem mit Pesoscheinen in der Hand. Das ist üblich auf Kuba. Da die Leute des Öfteren ein bis zwei Stunden zur Arbeit fahren müssen, der öffentliche Verkehr bei weitem nicht ausreicht, die wenigsten aber ein Auto besitzen, warten sie am Straßenrand, um mitgenommen zu werden. Wir haben leider keinen Platz. Unser Auto ist bis unter das Dach mit Rädern und Taschen aufgefüllt. Sonst würden wir den einen oder anderen mitnehmen. 
Es gibt auf der Fahrt viel zu sehen. So haben wir schnell die 100 Kilometer bis Havanna geschafft. Jetzt müssen wir ins Zentrum. Im gleichnamigen Stadtteil „Centro“ liegt unsere Unterkunft. Es ist ein privates Haus. Ich hoffe, dass es heute bei Tageslicht einfacher ist, es ausfindig zu machen. Jetzt müssten wir schon wissen, wo die Straßennamen zu finden sind und wie die Hausnummern aussehen. Von Osten kommend fahren wir erst unter der Naturbucht von „La Habana“ hindurch. Dies ist möglich, weil zwischen 1955 und 1958 ein aufwändiger Straßentunnel gebaut wurde. 
Die Anzahl der Fahrzeuge und der Trubel auf den Straßen steigt zunehmend, je weiter wir uns dem Zentrum von Havanna nähern. Dank Karte können wir uns gut orientieren. Wir fahren gemütlich. Trotzdem drängelt fast keiner der anderen Verkehrsteilnehmer. Es scheint im Verkehr so etwas wie eine kubanische Gelassenheit zu geben. Die vielen alten Autos stinken ganz schön, wenn man hinter ihnen herfährt. Kein Wunder, denn wenn die alten Karossen mal Gas geben, kommt eine schwarze Wolke aus ihrem Auspuff. Gehupt wird andauernd und das von allen Verkehrsteilnehmern, außer natürlich von den Fußgängern und den Reitern. Letztere sind in der Stadt aber selten. Gehupt wird nicht um zu Drängeln, sondern nur, um freundlich auf sich aufmerksam zu machen. 
Unsere Unterkunft ist schnell gefunden. Eine schmale Tür an einer etwas heruntergekommenen Fassade ist es. Ein kleines Schild mit dem Namen des Eigentümers zeigt uns, dass wir richtig sind. Wir läuten und der Türsummer ertönt. Das Auto haben wir auf der recht breiten Straße einfach vor der Haustüre geparkt. Wir gehen eine Treppe nach oben in den ersten Stock. Die Vermieter, ein älteres Ehepaar, begrüßen uns freundlich. Wir finden gepflegte Räume eines circa 100 bis 150 Jahre alten Gebäudes vor. Die Zimmer sind hoch. Die Einrichtung ist alt, aber gut erhalten und gepflegt. Die Kubaner achten sehr auf ihr Hab und Gut. Eine Wiederbeschaffung ist eben nicht so einfach möglich. Man kann nicht in den nächsten Laden gehen und sich zum Beispiel neues Geschirr besorgen. Zum einen ist nicht alles verfügbar, zum anderen sind die finanziellen Mittel begrenzt. Also hütet man seinen Besitz, auch wenn er alt geworden ist. Antiquitätenhändler hätten auf Kuba vermutlich ihre wahre Freude. 
Die Herrschaften vermieten drei Zimmer in ihrem Haus. Sie zeigen uns das Gemach, in dem wir zwei Tage residieren dürfen. Wir haben das mittlere Zimmer ohne Fenster. Das stimmt nicht ganz. Im angrenzenden Bad ist eines, das zum Innenhof gerichtet ist. Klimaanlage, Kühlschrank und ein kleiner Fernseher sind auch vorhanden. Wir erzählen, dass wir Räder im Auto haben und diese gerne im Haus deponieren wollen. Das ist kein Problem. Der Hausherr zeigt uns gleich einen guten Platz. Außerdem gibt er uns ein paar grundlegende Tipps für den Besuch der Stadt. Auf einem kleinen Stadtplan zeichnet er uns den Weg zum historischen Zentrum auf und markiert wichtige Sehenswürdigkeiten. Außerdem erklärt er uns die zwei Währungen es Landes. Dafür hat er sogar ein Plakat, auf dem die Scheine abgebildet sind. Wir würden uns gerne am nächsten Abend von der Hausherrin bekochen lassen, was scheinbar kein Problem ist. Sehr gut, dann haben wir für morgen gleich gesorgt. 
Ich habe mir überlegt, dass wir heute Nachmittag zu Fuß die Altstadt von Havanna erkunden. Morgen können wir mit dem Rad durch die Stadt streifen und unseren Radius vergrößern. Jetzt laden wir unsere Habe erst einmal aus und bringen die Taschen und die Räder auf das Zimmer. Mit den Rädern sind wir sehr vorsichtig, damit wir Wände und Einrichtung nicht beschädigen oder verschmutzen. Für den Transport müssen wir zweimal klingeln. Einmal an der Haustür und dann noch einmal an einem Zwischengitter, das sich auf halber Höhe der Treppe befindet. Die Haustür wird von den Hausherren immer blind geöffnet. Das Gitter wird nur dann geöffnet, wenn die Besitzer erkennen, dass der Besucher zum Haus gehört. Am Ende der Treppe ist noch ein niedriges Gitter, an dem Glöckchen befestigt sind. Es scheint so, als würde man es Eindringlingen so schwer wie möglich machen wollen. 
Es ist erst Mittag und wir beschließen uns gleich auf den Weg zu machen. Wir wollen die Stadt erkunden, Oldtimer bewundern und fotografieren. Das reizt mich schon seit dem Entschluss für die Reise. Es sind eben die Bilder, die man im Kopf hat, wenn man an Kuba denkt. 
Bevor wir gehen, sehen wir uns noch im Haus um. Gemälde, Möbel, Fußböden und das Gebäude an sich sind antiquarisch. Gleich fällt uns ein großer, über hundert Jahre alter, gusseiserner Aschenbecher auf. Er ist knapp einen Meter hoch und wirkt wuchtig und alt. Hier sind sicher schon so einige Zigarren in Asche...

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