KAPITEL 1 –
AUSWEGE AUS DEM ZINSTIEF
Unser zeitgleich veröffentlichtes Buch Wie lege ich 5000 € optimal an beginnt mit den Worten »Schluss mit den Mickerzinsen«. Auch in diesem, Ihnen vorliegenden Buch geht es um den Anlagenotstand, der durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken entstanden ist. Die gute Nachricht vorab: Es gibt einen Ausweg aus der Renditefalle! Und dieser Ausweg heißt Aktien.
Dabei geht es nicht darum, jeden freien Euro in Aktien zu investieren. Wenn Sie aber 10 000 Euro für Ihre persönliche Geldanlage zurückgelegt haben und nicht nur das Kapital erhalten wollen, sondern einen spürbaren Vermögenszuwachs anstreben, führt aus unserer Sicht kein Weg an Aktien und Aktienfonds vorbei.
Diese Aussage gilt überdies nicht nur in der aktuellen Niedrigzinsphase, auch wenn aktuell der Leidensdruck der Sparer besonders groß ist, sondern in jeder Marktphase. Aktien (also Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen) sind der Königsweg, wenn es darum geht, kleine bis mittelgroße Geldbeträge renditestark anzulegen. Wer über ein großes Vermögen verfügt, wie die von uns oft zitierte Börsenlegende Warren Buffett, kann auch ganze Unternehmen kaufen und so substanzstarke Renditebringer erwerben.
Wenn Sie jetzt auf Ihr Startkapital von 10 000 Euro blicken, werden Sie sich wahrscheinlich zwei zentrale Fragen stellen: Mit welcher Rendite (mit welchem prozentualen Gewinn pro Jahr) kann ich rechnen? Und wie sicher ist eine Investition in Aktien?
Welche Rendite sich erzielen lässt
Kommen wir zuerst zur Renditefrage. Der Bonner Ökonom Moritz Schularick hat in einer großen Studie die wichtigsten Kapitalanlagen für 16 Industrienationen über einen Zeitraum von 150 Jahren untersucht. Im Analysezeitraum gab es alle Arten von Krisen, die Sie sich vorstellen können: große und kleine Kriege, Schulden-, Bank- und Immobilienkrisen, die große Weltwirtschaftskrise, Inflations- und Deflationsphasen, den Kalten Krieg, Ölpreiskrisen, Terrorakte, Atomunfälle und auch zahlreiche Naturkatastrophen. Die Kapitalmärkte wurden in diesen 150 Jahren mehrfach bis zum Äußersten auf die Probe gestellt. Daher sind die Durchschnittsrenditen, die nach 150 Jahren erzielt wurden, kein »Schönwetterereignis«, sondern ein realistischer Wert in turbulenten Zeiten.
Das einzig rechte Maß: die Realrendite
Bei der Geldanlage allein nur auf die erzielten Zinsen zu schauen, wäre falsch. Sie müssen diese Verzinsung immer zusammen mit dem laufenden und meist unbemerkten Kaufkraftverlust des investierten Geldes betrachten. Eine Geldanlage ist nur dann rentabel, wenn die erzielte Rendite, also die Verzinsung, die eine Geldanlage einbringt, nach Abzug der aktuellen Inflationsrate positiv bleibt. Genau das hat auch Schularick bei seiner Untersuchung getan.
So sehen die Ergebnisse aus: Die bei den deutschen Sparern so beliebten Zinsanlagen haben in den vergangenen 150 Jahren real, also nach Abzug der Inflation, 1 Prozent Rendite pro Jahr abgeworfen. Vermögenszuwachs ist so faktisch nicht zu erreichen, da auch noch Steuern und Gebühren abgezogen werden müssen. Etwas besser sieht es bei Anleihen aus. Diese Anlageform hat im Beobachtungszeitraum rund 2,5 Prozent Gewinn pro Jahr abgeworfen. Das ist schon besser, reicht aber noch immer nicht aus, um einen spürbaren Vermögenszuwachs zu erzielen.
Wer in den vergangenen 150 Jahren mit Geldanlagen in eine höhere Liga aufsteigen wollte, kam an Immobilien und Aktien nicht vorbei. Aktien brachten real 7 Prozent Rendite pro Jahr, Wohnimmobilien sogar 8 Prozent. Wohnimmobilien sind also mit einem knappen Vorsprung vor Aktien die Renditesieger, doch für viele Sparer sind Immobilien als Geldanlage nicht geeignet. Zum einen erfordert der Kauf sehr viel Kapital – 10 000 Euro reichen bei Weitem nicht –, zum anderen können Immobilien im Regelfall nicht kurzfristig zu vernünftigen Konditionen ge- und wieder verkauft werden. Wer eine Immobilie kauft, legt sich für mehrere Jahre oder Jahrzehnte fest. Außerdem sollten Sie die relativ hohen Transaktionskosten beim Immobilienkauf bedenken.
Diese beiden Schwachstellen haben Aktien nicht. Ganz im Gegenteil: 10 000 Euro reichen definitiv aus, um Aktien und/oder aktive und passive Aktienfonds zu kaufen. Hinzu kommt, dass Sie Aktieninvestments börsentäglich kaufen und verkaufen können. Wir empfehlen zwar bei Aktienanlagen eine Haltedauer von fünf, zehn oder noch mehr Jahren, damit sich die Stärken voll entfalten können, aber wenn Sie in einer Notsituation plötzlich und kurzfristig Geld benötigen, dauert der Verkauf über Ihre Depotbank nicht länger als drei Minuten. Und dabei können Sie auch noch zum aktuellen Marktpreis – also zu fairen Bedingungen – aussteigen.
Erstes Zwischenfazit
Wenn es darum geht, Ihre 10 000 Euro renditestark und liquide anzulegen, sind Aktien ein unverzichtbarer Vermögensbaustein!
Wie es um die Sicherheit einer Aktienanlage bestellt ist
Kommen wir zur zweiten Frage, die Sie sich wahrscheinlich stellen: Sind Aktieninvestments auch sicher genug? Die Antwort kurz und bündig vorab: Kurzfristig kann der Aktienmarkt stark schwanken, langfristig strebt der Aktienmarkt stets nach oben. Es kommt also auch auf den Anlagehorizont an und damit auf die Zeit, in der das Geld für Sie arbeiten kann.
Die Studie von Schularick zeigt ganz eindeutig, dass die genannten 7 Prozent Rendite pro Jahr nicht gleichmäßig erreicht wurden. Ganz im Gegenteil: Zweistellige Kursschwankungen auf Jahressicht sind keine Ausnahme. Falls Sie schlaflose Nächte haben, wenn eine Aktienposition kurzzeitig 30 Prozent im Minus liegt, sollten Sie auf andere Anlageformen setzen. In diesem Fall sind Mischfonds ein guter Kompromiss zwischen Rendite und Sicherheit (Mischfonds stellen wir Ihnen in Kapitel 6 vor).
Wer Geld längerfristig in Aktien investiert, kann dagegen ruhig schlafen. Denn alle Studien zeigen: Langfristig steigen die Aktienkurse. Das gilt selbstverständlich nicht für jede einzelne Aktie, aber für den Aktienmarkt, den Sie zum Beispiel ganz einfach und günstig mit einem passenden Indexfonds abdecken können (wie das im Detail funktioniert, erfahren Sie ebenfalls; lesen Sie dazu Kapitel 5).
Besonders beeindruckend ist beim Thema Sicherheit von Aktien die Aussagekraft des Renditedreiecks, herausgegeben vom Deutschen Aktieninstitut DAI (siehe Abbildung 1.1).
Abbildung 1.1: Renditedreieck – Welche Rendite ein DAX-Investment nach … Jahren einbrachte, Stand 31.12.2016 (Quelle: Deutsches Aktieninstitut)
Das Renditedreieck zeigt Ihnen unter anderem an, wann Sie bei einem Kauf in der Vergangenheit spätestens mit einem DAX-Investment (der DAX ist der wichtigste deutsche Aktienindex) in die Gewinnzone vorgestoßen wären. Das Ergebnis in Kurzform: Es war im Zeitraum der zurückliegenden 50 Jahre höchst unwahrscheinlich, mit einem reinen DAX-Investment, also mit einem Aktienkauf in genau der Zusammensetzung und Gewichtung im DAX, nach fünf Jahren noch im Minus zu sein. Noch geringer war die Wahrscheinlichkeit nach zehn Jahren. Im ungünstigsten Fall überhaupt kam ein DAX-Investment erst nach elf Jahren aus den roten Zahlen heraus. Aber diese Zeiträume beschreiben schon die ungünstigsten Einstiegsphasen, die über 50 Jahre überhaupt theoretisch möglich waren. In der Praxis werden Sie auch nach einem Börsengewitter deutlich früher in der Gewinnzone liegen.
Wie Sie anhand der vorgestellten Studien und Zahlen feststellen konnten: Ein dynamischer Vermögensaufbau ist ohne Aktien nicht möglich. In der zweiten Phase müssen Sie sich die Frage stellen, ob Sie die Anlageentscheidungen eigenständig treffen wollen oder ob Sie Ihre Entscheidungen abgeben wollen.
Zweites Zwischenfazit
Je länger Sie Aktieninvestments halten, desto sicherer sind diese.
Ihre Handlungsoptionen
Hier drei mögliche Handlungsoptionen, die auch in diesem Buch behandelt werden:
1. Sie wählen Ihre Aktien eigenständig aus.
2. Sie investieren in aktive oder passive Fonds und setzen so verstärkt auf Risikostreuung. Ein Fonds investiert das Anlegergeld in mehrere Dutzend oder sogar mehrere Hundert Aktien.
3. Sie überlassen alle Entscheidungen einer Maschine, einem sogenannten Robo-Advisor. Mithilfe von künstlicher Intelligenz sollen so die menschlichen Schwächen der Geldanlage (Gier und Angst) ausgeschaltet werden. Viele Banken und Finanzdienstleister bieten diese automatische Hilfe bei Anlageentscheidungen inzwischen an. Als Kunde beantworten Sie einige Fragen zu Anlagebetrag, Anlagehorizont und Risikoneigung, und schon sucht Ihnen das internetgestützte System eine Geldanlage aus, die angeblich perfekt zu Ihnen passt.
Während wir Ihnen den ersten und zweiten Weg bedenkenlos empfehlen können, raten wir Ihnen bei Robo-Advisors (noch) zur Vorsicht. Computerprogramme sind...