So ist das Buch aufgebaut
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Sachbuch zu schreiben. Wir haben uns entschieden, ein Buch so zu schreiben, dass wir es selber gerne lesen würden: unkompliziert, frisch und wie ein belauschtes Gespräch.
Deswegen beginnen wir mit einer Einführung in Form eines Gesprächs. Darin erfahren Sie, woher workhacks kommen und wie sie funktionieren. In diesem Gespräch sind sechs Kurzgeschichten eingeflochten, die jeweils einen workhack in den Mittelpunkt stellen (Kapitel 1 bis 6). Dabei geht es nur selten darum, die innere Mechanik der einzelnen workhacks zu erklären – oft gibt es da nicht viel zu sagen, so minimalistisch wie workhacks sind.
Uns geht es vor allem um die Praxis: Was kann schiefgehen, worauf muss man achten, welche Einwände gibt es, mit welchen Rückschlägen muss man rechnen? Unsere Protagonisten sind auch keine Angestellten mit Superkräften, sondern gewöhnliche Beschäftigte in einem von uns ausgedachten Unternehmen: der Krageltec GmbH. Das ist eine klassische deutsche, mittelständische Maschinenbaufirma, inhabergeführt in der dritten Generation mit 637 Mitarbeitern. Wie viele Mittelständler heute steht sie unter großem Innovationsdruck. Die workhacks werden in unterschiedlichen Abteilungen der Krageltec GmbH eingeführt und ihr Einsatz in einem lebendigen Unternehmensumfeld erläutert.
Nach jeder Kurzgeschichte nehmen wir unser (fiktives) Gespräch wieder auf und reflektieren unsere Erfahrungen mit dem jeweils vorgestellten workhack. Anschließend erhalten Sie eine Kurzübersicht mit wichtigen Hinweisen zum jeweiligen workhack.
Ein Gespräch zur Einführung: Wirksame Transformation an der Basis
Das folgende fiktive Gespräch reflektiert die häufigsten Fragen rund um workhacks seit ihrer Erfindung. Die Antworten werden von Lydia Schültken gegeben.
Wenn man workhacks in zwei Sätzen erklären müsste, wie würden diese lauten?
Ein workhack ist eine erprobte, minimalinvasive Regel oder Methode, um die bestehende Zusammenarbeit und die Arbeitsergebnisse zu verbessern. Mit ihm helfen wir, ungünstige Verhaltensmuster und Routinen zu unterbrechen, und zeigen Teams spannende und unterhaltsame Alternativen zu eingefahrenen Arbeitsabläufen.
Und was genau ist der „hack” daran? Warum heißt es nicht einfach „Methode”?
Mir gefällt der Wikipedia-Eintrag zum Thema „Hack”: „Tüfteln im Kontext einer verspielten selbstbezüglichen Hingabe im Umgang mit Technik wird Hacken genannt; eine Art einfallsreiche Experimentierfreudigkeit („playful cleverness”) mit einem besonderen Sinn für Kreativität und Originalität („hack value”).”
Workhacks sind genau solche einfallsreichen und originellen Methoden, die Zusammenarbeit und Arbeitsergebnisse von Teams verbessern können. Das „Hackige” dabei ist auch, dass der Einsatz von workhacks nicht einhergeht mit unternehmensweiten Change-Prozessen, inklusive monatelanger Analysen. Nein, workhacks werden einfach eingesetzt, jetzt, heute. Teams können sich von einem workhack begeistern lassen und ihn bereits am nächsten Tag in ihrer Arbeit ausprobieren.
Workhacks sind kleine Anschubser für Veränderungen. Das habe ich verstanden. Aber müssen wir immer überall verändern, überall verbessern, ist das wirklich nötig? Wir optimieren uns doch schon fast zu Tode.
Ja, bei den Produkten und Prozessen mag das stimmen. Aber in der Zusammenarbeit ist es ja nicht so, dass diese immer weiter verbessert wird. In vielen Konzernen, Behörden und auch im Mittelstand arbeiten wir seit Jahrzehnten unverändert miteinander. Eine systematische Verbesserung der Zusammenarbeit wird dort selten in Angriff genommen. Dabei gibt es viele gute Methoden, die durch Praxistests wieder und wieder bestätigt wurden.
Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass richtig gut funktionierende Methoden nicht konsequenter eingeführt werden, und zudem, dass so wenig von wirklich großartigen Teams gelernt wird. Die sind ja nicht zufällig großartig. Ganz im Gegenteil: Sie tun sehr viel dafür. Häufig intuitiv und wenig bewusst – dennoch mit sehr guten Ergebnissen.
Welche Unternehmen können denn davon profitieren? Gibt es spezifische Branchen oder Unternehmenssituationen?
Workhacks sind nicht branchenspezifisch, jede Branche kann sie einsetzen. Ihr Effekt ist so grundsätzlich, weil sich die Qualität von Zusammenarbeit, egal in welcher Branche, immer auch auf die Qualität der Arbeitsergebnisse auswirkt. Das kann in der Forschung und Entwicklung sein, in der Marketingabteilung, im Bereich Personal, im Vertrieb, in allen Kreativbereichen, in allen Projektstrukturen. Wir haben auch schon workhacks im Bereich Rechnungswesen und Controlling eingesetzt. Auch wenn man sagen muss, dass dort natürlich viel Routine herrscht und deshalb nur manche workhacks wirklich Sinn machen. Ungeeignet sind sie für Arbeitsabläufe, die stark durchgetaktet sind und bei denen wenig im Team gearbeitet wird. Wenn es wenig bis keinen Spielraum für Ideen und Veränderung gibt, können auch workhacks nicht greifen.
Nochmal grundsätzlich und weil ja jede Unternehmensberatung behauptet, etwas zu bewirken, zu verändern: Gibt es denn nicht schon genug Angebote, die Unternehmen helfen sollen? Was ist das Besondere an workhacks?
Ja, es gibt tatsächlich eine Menge Angebote. Viele davon sind auch sehr gut. Was uns anders oder besonders macht, ist Folgendes:
Bei workhacks geht es um die nachhaltige Veränderung von Routinen, die sich eingeschlichen haben, aber nicht mehr hilfreich sind. Wir haben uns daher intensiv mit Verhaltensveränderung und Routinen beschäftigt. Eine Routine zu verändern, ist sehr hart. Jeder, der das schon einmal versucht hat, weiß das. Ernährungsumstellungen, regelmäßiges Training oder die Aufgabe des Rauchens sind bekannte Alltagsbeispiele. Den Wenigsten gelingt eine Verhaltensumstellung in diesem Bereich im ersten Anlauf und ganz allein – dafür braucht man schon eine gehörige Portion Willenskraft. Wir haben workhacks so konzipiert, dass der Einzelne nicht so furchtbar viel Willenskraft braucht. Es sollen ihm möglichst wenig Steine im Weg liegen. Das beginnt damit, dass ein Team oder eine Abteilung sich ihren Veränderungsbereich selbst aussucht und ihn nicht von oben verordnet bekommt. Zudem haben viele unserer workhacks einen spielerischen und kreativen Anteil, der einladend wirkt und motiviert, sofort damit anzufangen. Wir wenden uns nicht an den Einzelnen, sondern immer an ein Team, damit sich die Mitglieder gegenseitig erinnern. Schließlich thematisieren und reflektieren wir regelmäßig die Veränderung.
Viele Unternehmen wollen einen Kulturwandel. Die junge Generation fordert mehr Freiraum und Selbstverwirklichung, Der Führungsstil „command and control” ist nicht hilfreich, wenn man die Kundenorientierung verbessern oder Innovationen einführen will. Mitarbeiter wollen generell stärker in Entscheidungen einbezogen werden. Die Frage ist immer nur: Wie findet man den Einstieg? Was kann im Unternehmen konkret und pragmatisch verändert werden? Workhacks geben darauf Antworten. Sie können einfach in jedem Team eingesetzt werden – ohne großen gesamtunternehmerischen Change-Prozess – und dennoch gibt es einen Rahmen mit workhacks, denn es sind ja nicht unendlich viele, sondern wir bieten derzeit 25 workhacks an. Zur Verdeutlichung: Im Unterschied zu den üblichen Change-Ansätzen wirken workhacks lokal, im jeweiligen Teamkontext. Und erst dann firmenübergreifend. Also vom Kleinen ins Große, nicht umgekehrt.
Wir verstehen uns nicht nur als Berater, sondern vor allem auch als Researcher – wir suchen unermüdlich in Theorie und Praxis nach guten Wegen, die Zusammenarbeit produktiver, agiler, reflektierter und befriedigender zu gestalten. Das klingt jetzt vielleicht nur nach einem neuen Buzzword: „Researcher” statt „Consultant”. Die eklatante Differenz liegt aber in der Offenheit, sprich: in der grundsätzlichen Bereitschaft, unerwartete Erkenntnisse nicht als Fehler zu brandmarken, sondern im Gegenteil willkommen zu heißen. Das ist es, was wir mit unserer Forschermentalität meinen. Wir führen mit vielen Mitarbeitern immer auch Interviews und fragen sie danach, wie sie neue Methoden und Instrumente für Zusammenarbeit und moderne Führung finden. Die Antwort ist meist, dass sie dafür bedauerlicherweise zu wenig Zeit haben und auf die Recherche nach neuen Arbeitsmethoden häufig als Erstes verzichtet wird. Deshalb suchen und finden wir diese Instrumente, entschlacken und prüfen sie. Mittlerweile haben wir ein sehr gutes Gespür dafür, was ein workhack ist und was nicht.
Die Anwendung von workhacks schult die Teilnehmer automatisch, Probleme genauer zu definieren und selbst passgenaue Lösungen dafür zu finden. Am Anfang helfen wir am besten, indem wir selbst viele workhacks mitbringen und dadurch inspirieren. Aber mit der Zeit machen die Teilnehmer ihre Erfahrungen mit den workhacks und können ihre Probleme auch selbst „hacken”. Es geht ja letztlich darum, die Ursache für ein schlechtes Muster zu finden und dieses Muster zu unterbrechen. Wenn man das in der Praxis immer wieder anwendet, kommt man selbst auf kreative Lösungen. Auch hier besteht also ein deutlicher...