3. Lebensart der Kelten
Häuser
Wie alle Jäger und Hirtenvölker wohnten die Kelten ursprünglich in Erdhöhlen, Kellern, in Holz- und Steinhütten, in Pfahlbauten und wandelten mit Zeltwagen, Karrenhäusern. Die Hütten teils rund, teils viereckig, die ein Grieche mit dem Fassbau, dem Tholos vergleicht, bestanden aus Holzstämmen, Pfählen, Weidengeflechten, Brettern, mit Lehm gefügt und mit Stroh oder Rohr bedeckt, dann auch aus Ton und Stein. Holzschlösser bewohnten noch später die Helden und Häuptlinge, wie Bricriu, dessen Haus ein mächtiger Held in die Höhe hob, sodass jener selbst und seine Frau in den Kot fielen mitten unter die Hunde des Hofes.
Solange Viehzucht vorherrschte, genügten die Hütten, so selbst noch zur Zeit Cäsars, nur dass Rückzugsburgen, und zwar Burgen in runder Form ihnen zur Not Aufnahme gewährten. Noch im Mittelalter bezogen in Wales die Hirten im Sommer Berghütten und im Winter weite, wohlgeschützte Hallen. Die Burghäuser mussten der Gäste wegen größere Räume umschließen und sie dehnten sich, wie es scheint, in der Regel seitwärts flügelartig aus. So wie das Herrenhaus der Sage uns entgegentritt, glich es dem oberdeutschen Haus: In der Mitte der Langseite öffnete sich die Tür auf die Herdstatt und rechts und links davon erstreckten sich die Lagerräume. Noch stärker aber überwog das Tiefhaus, Schiffhaus, dem sächsischen Bauernhaus vergleichbar, das uns noch weiter beschäftigen soll. Hier wohnten ganze Geschlechter zusammen; eine den Kelten höchstens noch mit den Trojanern gemeinsame Sitte.
Innerhalb ihrer rauchgeschwärzten Hütten dienten Tierfelle, Hund- oder Wolfhäute oder Bündel von Heu, Stroh, Geflecht oder Wolle zum Lager. Noch im tiefen Mittelalter lagerten sich die Kelten von Wales auf Binsen und Stroh und bedeckten sich mit einem Mantel; selbst Könige hatten kein Bett, doch kannten wenigstens die Gallier Bänke und Bettgestelle mit Polstern und Teppichen und stammen die Wollpolster und wahrscheinlich auch die Federpolster von ihnen. Auch als die Kelten wie andere Völker sich Tische und Bänke schufen, erhoben sich diese nicht weit über die Erde — hat man doch schon vermutet, dass Tisch und Schüssel zusammenfiel — und erreichten nur bei Reicheren eine ansehnlichere Gestalt. Als eine volkstümlich keltische Sitte erschien auch zur Zeit des hl. Martin der Gebrauch von Dreifüßen zum Sitzen. Ihre Tische, Bänke, Truhen füllten Reiche mit bronzenen, silbernen und goldenen Gefäßen, bedeckten sie mit kostbaren Decken und Teppichen mit Purpursaum. Winkelhaken und Wandbretter nahmen Waffen, Geräte und Spielzeug auf. Kessel, Mantel und Harfe kennzeichnet in Wales den Edelmann, Trog, Bohrer und Quersack den Hörigen, wozu wir Korbgeräte hinzufügen können. Den Kessel, vermutlich den Bierkessel bekam bei Scheidungen die Frau.
Kleider
Wie die Römer zogen die Kelten auf den bloßen Leib ein Unterkleid an, das aus Leinen gewoben sich deutlich von der Wolltunika der Römer unterschied und mehr unserem Hemd glich; auf der Seite geschlitzt, hatte es Ärmel und reichte nicht bis an die Füße, sondern nur bis über die Hälfte des Körpers. Die Füße deckten Hosen, Beinbinden, Bracken, eine den Römern fremde, den Kelten und Germanen gemeinsame Tracht, die vielleicht durch die Skythen von den Persern herüberkam; denn an den Persern fielen schon den Griechen die Hosen auf. Aber die Hosen der Perser waren enganschließend, meist ledern, die nordischen Hosen im Allgemeinen schlaff, bauschig, sackartig, weshalb ein römischer Dichter die Haut einer alten Frau vergleichen konnte mit den faltigen Hosen eines armen Briten. Oft lagen sie aber eng an und reichten, wie es scheint, als eine Art Schenkelbinden nicht weit über den Schenkel hinauf oder hinab, schlossen sich oben ans Hemd, unten an eine Fußbedeckung an. Für den Fuß genügten in der Regel Sandalen und eine Art Pantoffel, die die Römer als etwas Neues die gallischen hießen; daher kommt die Bezeichnung Galoschen. Hemd und Hosen bestanden meist aus Leinwand, der die nordischen Völker viel mehr ergeben waren, als die südlichen, während zu Rock und Mantel wohl die Wolle einen glatten oder haarigen Stoff lieferte.
Röcke und Mäntel verschiedener Form zu erfinden, gefiel sich die Fantasie der Kelten. So begegnen uns neben der rockartigen Bigerra, dem Sagum und der dicken Läna, einem an der Schulter gehefteten breiten viereckigen Tuch, verschiedene Mäntel, der Reno, der vorn geheftet nur den Rücken und die Schultern bedeckte, die Kukulle mit Kapuze, die über den Kopf ging, wie die Hosen manchmal über den Fuß, der Pelzmantel, die Mastruca. Die Hallstattsitulen2 zeigen die mannigfachsten, auffallendsten Trachten, die uns viel moderner anmuten, als die römischen Kleider. Das Raue, Umschließende, Grellfarbige dieser Kleider gefiel sogar den Römern so, dass sie sich selbst damit kleideten.
Die keltische Vorliebe für das Bunt- und Grellfarbige, das Malerische können wir nicht nur an Kleidern, sondern auch an Tonarbeiten beobachten. Am meisten liebten die Kelten das Rot, wie alle Indoeuropäer, auch die Germanen und Römer, bei denen die Vornehmen ihre Mäntel mit Rot schmückten.
Gekerbter Armring mit Knoten (Hallstatt). Württ. Landesmuseum. Foto: privat
Nur die Veneter, ein eigenartiger Volksstamm, scheinen Blau bevorzugt zu haben. Ihre Kleider noch mehr herauszuheben, versahen sie sie mit den buntesten Mustern, mit Streifen, Bändern, Rauten, Würfeln, Mäandern, Verschlingungen, verzierten sie mit Gold-, Seide- und Purpurfäden, mit Zeichnungen, die uns an ihren Tongefäßen begegnen und die wohl auch ihr Haus zierten. In den buntesten Trachten gefielen sich namentlich die Vornehmen: Gelbe Kleider mit grüner oder roter Seide, rote Kleider mit gelber Seide gestickt, weiße Mäntel mit schwarzem Rand, grüne Mäntel mit Goldagraffe an der rechten Schulter festgehalten, verschiedenfarbige Socken deckten die Helden an Arturs Hof.
Wo es nur ging, hängten sie Goldschmuck an; unerlässlich schien ihnen ein Halsring, der Torques; um ihr Handgelenk, um Arme und Füße wanden sich kostbare Spangen, Viriä, aus Silber und Gold; an ihrem Mittelfinger glänzte ein Goldring; da ihnen aber ein Ring nicht genügte, ließen sie den Mittelfinger frei und belasteten alle übrigen Finger. An ihrer Stirn blitzten Mondhörner; um ihre Hüften liefen silberne und goldene Gürtel und ihre Brust deckten goldene Harnische, und goldene Waffen, trugen sie. Ihre mannshohen Schilde bemalten und zierten sie wie ihre Helme mit Tiergestalten in erhabener Arbeit, mit Hörnern, Vogelköpfen, Fischen.
Gürtel (Hallstatt) 7./6. Jh. v. Chr.; Württ. Landesmuseum; Foto: privat
Je weiter nach Norden, desto lieber kämpften sie nackt, nur mit einem Schild versehen, mit Spangen an ihren Armen und Füßen, Kränzen auf dem Haupt, die Briten mit Eisenringen um Hals und Hüften. Ihren Körper haben Briten wie Pikten grün, blau, rot angestrichen oder mit allerlei Figuren namentlich Tiergestalten bemalt, um fürchterlicher auszusehen. Die Nacktheit stach besonders ins Auge, wenn die Kelten, wie es einmal in einer punischen Schlacht geschah, neben Iberern kämpften, deren lange Linnenröcke ein Purpursaum zierte. Bei den Briten stellten auch die Frauen bei religiösen Festen ihre bemalten Leiber zur Schau. Die Tätowierung hatte bei einfachen Völkern eine höhere Bedeutung, die Bedeutung eines heraldischen Zeichens, Erkennungszeichen. Deshalb tragen noch heute im Norden Seefahrer auf ihrer Haut eingemalte Zeichen.
Wie an den Kleidern liebten sie an den Haaren Rot und suchten die Farbe, die ihnen der Rötel lieferte, noch durch künstliche Mittel, durch Salbung mit Kalkwasser zu erhöhen. Die Frauen, in Toilettekünsten geübt, wuschen ihr Gesicht mit Bier oder Bierschaum, schminkten sich mit Kreide und Kalk, legten auf ihre Wangen Zinnober, auf ihre Brauen Ruß, strichen ihre Wangen rot, seltener blau an und putzten eifrig ihre Zähne. Zu salben, schminken, färben, bereitete den Frauen und Männern eine Lust. Wie sie es überhaupt liebten, verschiedene Stoffe und Formen zu verbinden, so mischten sie Salben und Wohlgerüche, erfanden eine Seife aus Asche und Talg, auf die wohl ein römischer Dichter anspielt, wenn er Mattiakische Kugeln und Chattischen Schaum erwähnt. Die Seife Sapo brauchten...