Sei ein Segen –
immer und überall!
Selbst zum Segen werden
(FA) Sicher haben Sie selbst schon erlebt oder davon gehört, dass eine Person für ihre Umgebung „ein Segen ist“. Wir sagen auch: „Sie kommen wie gerufen“ oder „Dich hat ein guter Engel geschickt“. Wann wird jemand zum Segen für andere? Was zeichnet solche Personen aus?
In einer kleinen Ferienpension in einem Bergdorf wurde die Inhaberin krank. Sie war alleinerziehende Mutter und hatte eine schulpflichtige Tochter. Sie konnte ob ihrer Erkrankung immer weniger den Betrieb, ihr Kind und sich selbst versorgen. Sie war aber von den Einnahmen aus dem Pensionsbetrieb wirtschaftlich abhängig. Die Zimmer waren gebucht, der Betrieb musste laufen. Das Problem kennen viele Selbstständige: Krank-Werden geht einfach nicht. In dieser größten Not kam eine Freundin der Inhaberin in die Pension und erklärte, sie habe sich unbezahlten Urlaub genommen und werde sich um den Betrieb und die Tochter kümmern. Sie schickte die Mutter in die Klinik und sorgte gut für alles. Sie wurde so zum Segen für die erkrankte Mutter, für ihr Kind und für die Pension.
Der Segen fällt aber immer auch auf den zurück, der zum Segen geworden ist. Diese Freundin, inzwischen älter und allein lebend, bekommt regelmäßig Grüße und auch Besuch von der Tochter. Sie erlebt es als sehr schön, dass es jemanden gibt, der an sie denkt. Und sie erzählt voller Stolz davon, wie sie damals – ohne Wenn und Aber – einfach gehandelt habe: „Dazu sind Freunde da!“
Oft sind Menschen ein Segen, wenn sie einspringen, helfen oder einfach da sind, wenn jemand nicht mehr alleine auskommt. Ich kam in jungen Jahren bei Schneeglätte nachts mit meinem kleinen Auto ins Schleudern und landete im Straßengraben. Ich war unverletzt, stand aber unter Schock. Ein Ehepaar, das dazukam, kümmerte sich um mich und half mir weiter. Ich war so voller Dankbarkeit in meiner damaligen Hilflosigkeit. Zwei Menschen wurden mir zum Segen. Ich könnte auch sagen, mir halfen zwei Engel.
Es ist die Selbstlosigkeit, die Überwindung unserer Bequemlichkeit, wenn wir auf die Not anderer schauen und diese lindern, die uns zum Segen werden lässt. Oft ist es nicht einmal ein praktisches Handeln oder Unterstützen, sondern unsere liebvolle Zuwendung, indem wir wach und wohlwollend da sind. Das aufmerksame Zuhören, wenn jemand in Schwierigkeiten ist, und das Verstehen seiner Lage bringen einen Segen in die Situation. Im Kern ist es die Liebe, die wir für ihn empfinden, die der Betroffene spürt und als segensreich erlebt.
Immer wird der Segen, der wir für andere sind, auch uns selbst zum Segen. Allein das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, erhöht unser Selbstwertgefühl. Wenn wir die Dankbarkeit des anderen spüren, spüren wir auch die Verbindung zu diesem Menschen und nehmen mit ihm gemeinsam an seinem Glück teil. Pfadfinder geloben, nach dem Prinzip zu leben: Jeden Tag ein gutes Werk tun und jederzeit helfen. Sie werden so täglich zum Segen für andere.
Wir werden zum Segen für andere,
indem wir ihre Bedürfnisse erkennen,
ihnen Gutes und das für sie Notwendige tun.
So gesehen sind Eltern, wenn sie für ihre Kinder Zeit haben und sich um sie kümmern, ein Segen für sie. Wenn Kinder nur vor den Fernseher gesetzt werden, damit sie „Ruhe geben“ und die Eltern nicht stören, ist das weniger segensreich. Eine schöne, behütete Kindheit wird von jedem Menschen als segensreich erlebt. Eltern haben Freude an der Entwicklung ihrer Kinder und das kindliche Strahlen und Lachen ist eine tiefe Bereicherung. Wir können in diesem unschuldigen Lachen von Kindern die Liebe Gottes sehen. In der Bibel heißt es dazu im Lukasevangelium: „Jesus aber rief die Kinder zu sich und sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.“24
Manche Menschen sind ein Segen allein schon durch ihr Dasein und So-Sein. Sie haben eine gute Wirkung auf uns, ohne dass sie etwas tun. Sie sind von einer Aura umgeben, die etwas ausstrahlt und ihrer Umgebung guttut. Das trifft für alle Menschen zu, die von ihrem Wesen her eine positive Grundhaltung zum Leben haben.
Sie vermehren den Segen, den Sie von anderen empfangen haben, wenn Sie ihn mit persönlichem Dank verbinden. Oft machen wir das spontan, indem wir sagen: „Das hat mir jetzt gutgetan.“ Manchmal ist aber dazu keine Gelegenheit, oder wir sind so mit uns selbst beschäftigt, dass wir daran nicht denken. Dann sollten wir es nachholen, sobald die nächste Gelegenheit da ist. Es ist ein einfacher und äußerst effektiver Weg, den Segen und damit das Gute in der Welt zu vermehren.
Eine Einladung
(FA) Erinnern Sie sich an verschiedene Momente, in denen Ihnen jemand gutgetan hat. Jemand hat Sie in den Arm genommen, Sie getröstet, Sie ermuntert …
- In jeder der Situationen waren andere Menschen beteiligt.
- Wählen Sie etwas davon aus und lassen Sie es genauso jemand anderem zukommen – bewusst, liebevoll und wohlwollend.
- Beachten Sie dabei, was der andere annehmen kann.
- Seien Sie vorsichtig, damit es nicht aufdringlich erscheint.
- Machen Sie sich das zur Gewohnheit, etwa einmal pro Woche – oder auch öfter.
Der Segen im „du sollst …“
(AG) Die schönste Zusage, die Gott einem Menschen machen kann, ist die an Abraham: „Ein Segen sollst du sein.“25 Wir dürfen das auch als Zusage an uns verstehen. Unsere Aufgabe ist es, ein Segen zu sein. Oft sagen wir von einem anderen Menschen, dass er ein Segen für uns sei. Aber wenn wir die Zusage Gottes wörtlich nehmen und sagen: „Ich bin ein Segen“, dann wehrt sich vieles in uns. Wir denken: Ich bin doch nichts Besonderes! Ich bin doch kein Segen! Ich habe doch so viele Fehler und Schwächen! Und dennoch dürfen wir von uns selbst behaupten, ein Segen zu sein. Wir können damit zwar nicht angeben, aber wir dürfen dankbar bekennen, selbst schon für andere ein Segen gewesen zu sein. Und wir können es immer wieder sein. Das verwandelt unser Selbstwertgefühl; es befreit uns von Selbstentwertungen. Aber es bewahrt uns auch davor, uns selbst zu überschätzen, wenn wir in Dankbarkeit dieses Wort von uns sagen.
Wir können auch die Zehn Gebote, die Gott dem Volk Israel gegeben hat, als Ausdruck des Segens verstehen. Für die Israeliten waren die Zehn Gebote keine Last, sondern Wege in die Freiheit. Und sie waren Ausdruck einer tiefen Gotteserfahrung. Von Moses wird gesagt, dass sein Gesicht davon leuchtete. Er spürte, dass die Gebote die Freiheit der Israeliten schützen sollten, die sie in Gott und mit Gott erfahren hatten. Die Zehn Gebote sind Ausdruck einer neuen Erfahrung Gottes und einer neuen Selbsterfahrung. Wer diese Erfahrung Gottes nicht macht, erlebt sie eher als Last. Die Juden sprechen nicht von Geboten, sondern von „Weisungen“. Und sie haben diese Weisungen selbst als Segen erfahren.
Gott weist uns einen Weg, wie das Leben gelingen kann.
Wenn wir diesen Weg gehen, wird der Weg für uns selbst und für die Gemeinschaft zum Segen. Die Weisungen werden zum Segen für das menschliche Miteinander.
Wir haben jedoch die Zehn Gebote zu oft nur moralisierend ausgelegt. „Du sollst …“ haben wir als „Wenn du das nicht tust, bist du nicht gut, wirst du bestraft“ interpretiert. Solche Deutungen widersprechen der ursprünglichen Absicht der Zehn Gebote. Das deutsche Wort „Gebot“ hat übrigens die gleiche Wurzel wie das Wort „Buddha“. Es kommt von „bieten“. Die indogermanische Wurzel ist „bheudh“ und meint „erwachen“. Buddha heißt: „der Erweckte“. Die Gebote sind also keine Last, die wir auf uns nehmen, keine Pflicht, die wir erfüllen müssen, sondern Wege zum Aufwachen. Und wenn wir aufwachen und wach und achtsam durch die Welt gehen, dann sind wir auch ein Segen für die Welt.
(FA) Das Wort „Segen“ spielt in der biblischen Heilsgeschichte eine große Rolle; es kommt in der Bibel 92-mal vor. Bereits in der Schöpfungsgeschichte im 1. Buch Mose heißt es bei allem, was Gott geschaffen hat: „Gott segnete sie“ oder „Ich will dich segnen“. Eine besondere Bedeutung kommt dem Segen am siebten Tag zu, dem Sabbat: „Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.“26
Der Sonntag ist gemäß Gottes Wort und Wille ein...