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E-Book

Kann weg!

Frau Fröhlich räumt auf

AutorConstanze Kleis, Susanne Fröhlich
VerlagGräfe und Unzer Autorenverlag, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783833862694
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Weg mit dem Ballast Mehr Platz fürs Glück! Susanne Fröhlich macht klar Schiff. Bügelt Sorgenfalten weg. Entstaubt Diätmythen. Poliert das weibliche Ego auf, stellt Perfektionsdrang auf den Sperrmüll und reorganisiert das Selbstwertgefühl von Frauen. Weniger bringt mehr. Das gilt auch für den Aufwand, den wir Frauen betreiben, um endlich das Leben zu führen, das wir uns wünschen und verdienen. Zum Glück kann man nicht nur Sockenschubladen und Keller ausmisten, sondern auch Kopf, Geist und Seele. In seinem neuen Buch spaziert das Bestseller-Duo Fröhlich und Kleis durch den weiblichen Kosmos und zeigt uns, wo die wahren Ballaststoffe liegen, was weg kann, wovon man sich dringend trennen sollte. Ja, auch von blöden Kerlen, Diät-Irrungen und Gefühlswirrungen. Und natürlich von ein paar dieser dämlichen Ideen, mit denen Frauen sich oft selbst im Weg stehen. Am Ende wird das schöne Leben deutlich leichter sein. Versprochen!

Susanne Fröhlich ist Schriftstellerin und Journalistin. Seit 2005 moderiert sie die MDR-Literatursendung Fröhlich lesen. Ihre Sachbücher und Romane wurden alle zu Bestsellern.

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Leseprobe

DAS HERZ IST EIN MESSIE


Liebe und andere Kaulquappen


Lassen Sie uns über Liebe sprechen. Da muss selbstverständlich gar nichts weg. Im Gegenteil. Da möchte man – wie im Märchen der kleine Häwelmann – immer nur noch »mehr, mehr, mehr!« schreien. Gibt ja immer viel zu wenig davon, und deshalb ist man ständig auf der Suche. Bei Parship & Co, ebenso wie in langjährigen Beziehungen. Das Problem ist ja nicht nur, sie zu finden. Die Schwierigkeit liegt eigentlich darin, sie am Leben und leidlich frisch zu erhalten. Überwiegend verhält es sich mit ihr nämlich wie mit den Kaulquappen, die wir als Kinder aus dem nahen Teich fischten. Statt dankbar zu sein, dass wir ihnen in unserem selbst gemachten Aquarium ein sehr viel schöneres Heim boten als die trübe Brühe, trotz all der Zuneigung, die man einer Kaulquappe nur entgegenbringen kann, entwickelten sie sich nicht etwa prächtig, sondern gingen regelmäßig nach ein paar Tagen ein.

So holen wir uns auch die Liebe in unser hübsch mit den schönsten Hoffnungen und besten Absichten ausgestattetes Herz, füttern sie artgerecht mit romantischen Komödien, ein wenig ›Fifty Shades of Grey‹ und einem Paar Puschel-Handschellen, süßen kleinen Post-its, WhatsApp-Nachrichten voller Herzchen und Küsschen – und der Bereitschaft, sogar Bettwäsche zu bügeln und einen ganzen Bundesligasamstag in einer verrauchten Kneipe zu hocken, damit sie sich auch wirklich heimisch und angenommen fühlt. Dann schauen wir ein paar Wochen später morgens nach, wie es ihr geht, und wieder hat sie sich nicht weiterentwickelt. Schwimmt mit dem Bauch nach oben. Sagt: »Du, ich weiß nicht, mir geht das hier alles irgendwie zu schnell« oder will mehr als nur Puschel-Handschellen, nämlich Swingerklub-Besuche. Oder verbringt halbe Nächte auf Pornoseiten oder braucht ganz dringend eine größere Summe oder meint: »Du könntest auch mal abspecken und dir die Brüste größer operieren.« Oder wählt die AfD und/oder will sich immer nur zum Sex treffen, aber nie in einem Restaurant oder an anderen öffentlichen Plätzen. Oder verschwindet einfach. Löscht uns aus seinen WhatsApp-Kontakten, blockt uns bei Facebook und tut so, als wäre er nie gefallen, dieser wunderbare Satz: »Mit dir will ich alt werden!«

Fröhliche Wirklichkeitsferne


Deshalb kann zwar auf keinen Fall die Liebe, könnte aber sehr gern ihr höllischer Escortservice weg. All die Enttäuschung, Ernüchterung, die kalten Duschen, der Katzenjammer, der Herzschmerz, die blöden, unsensiblen, herzlosen Kerle, die Luftnummern, Typen, die sagen: »Männer haben auch Gefühle. Hunger zum Beispiel und Durst!« – und dann noch »höhöhö«. Leider kann man Männer nicht wie Kühe mit einer Tätowierung versehen, an der man noch vor dem ersten Sex erkennt, ob sie zu denen gehören, die einem mal wieder komplett die Wimperntusche ruinieren (mein Vorschlag wäre: Daumen rauf oder Daumen runter!).

Man könnte aber dem Herz einen kleinen Schutzhelm verpassen. Zum Beispiel: nicht länger da etwas sehen zu wollen, wo nachweislich nichts ist. Nicht mal Spurenelemente von Zuneigung. Das tun wir nämlich dauernd. »Der war ganz sicher interessiert!«, glaubt etwa Martina, 42 und von Beruf Floristin, nachdem sie mal wieder bei einer Ü40-Party war. »Der hat mich den ganzen Abend so angeschaut. Da war so eine intensive Spannung zwischen uns. Ich konnte spüren, wie wir magisch zueinander hingezogen wurden.« Auf den berechtigten Einwand, weshalb er sie dann nicht angesprochen hat, ahnt sie: »Der ist bestimmt schüchtern.« Was ihn ja nur noch sympathischer macht! »Aber warum geht er dann auf eine Singleparty? Wenn er gar nicht vorhat, eine Frau anzusprechen?«, frage ich. »Dass er es NICHT getan hat, zeigt doch nur, dass er vielleicht auch ein bisschen verliebt ist. Kennst du doch auch. Da, wo es um etwas geht, kneifen wir viel eher«, läuft Martina nun zu Fantasie-Hochform auf. Sie sieht die Lovestory schon vor sich: Wie er bereut, zu scheu gewesen zu sein, und es nun kaum erwarten kann, am nächsten Samstag wieder zu der Party zu gehen. Wie er hofft und bangt, ob er sie dort wohl wiedersehen wird. Wie er überlegt, was zu tun wäre, nur für den Fall, dass sie vielleicht wegen eines schweren Unfalls oder einer üblen Krankheit fernbleiben muss (selbstverständlich wäre sie sonst da). Und schon mal durchkalkuliert, wie viel er für sein Auto bekommt, damit er sich ganzseitige Suchanzeigen in den größten deutschen Tageszeitungen leisten kann. Übertrieben? Nein. Eher noch tiefgestapelt.

Erst kürzlich wurde eine ganz ähnliche Geschichte in einer Fernsehreportage des SWR thematisiert: Laura, eine junge Frau, lernt im Urlaub den Italiener Peppe kennen. Sie gibt ihm ihre Telefonnummer. Als sie wieder daheim ist, ruft er an. Sie kann das Gespräch nicht annehmen und auch seine Mailboxnachricht nicht abhören. Selbst der Versuch, ihn zurückzurufen, schlägt fehl: ›Unbekannte Nummer‹ lautet die Ansage. Sieben Jahre später hat sie ihn immer noch nicht vergessen. Obwohl sie zwischendurch mal nach ihm geforscht hatte, kam sie nicht weiter. Deshalb beauftragt sie eine professionelle Personensucherin: Susanne Panter (wiedersehenmachtfreude.de). Die fährt mit ihr und einem Fernsehteam nach einigen sehr aufwendigen Vorrecherchen nach Italien. In den vermutlichen Wohnort von Peppe, von dem man immer noch nicht mehr hat, als den Vornamen und einen Urlaubsschnappschuss, auf dem er lachend Laura umarmt. Das Foto prangt jetzt auf den Hunderten von Flugblättern, die die kleine Reisegruppe mit nach Sizilien nimmt. Ebenso wie Adressen von Presse, Hörfunk und TV und einem Lied. Laura ist Fotografin und Musikerin. Sie hat einen Song über ihre Suche nach Peppe geschrieben: ›Salvation‹, Rettung heißt es. Sie singt ihn live im italienischen Hörfunk, wo sie von ihrer Suche erzählt. Peppe wird tatsächlich gefunden und zwar ganz zufällig, als der ›Suchtrupp‹ in einem Café gegenüber des Senders einmal wieder das Bild herumzeigt. Der Besitzer kennt den jungen Mann, er ruft ihn an. Und nein, es gibt kein ekstatisches Wiedersehen. Peppe kann sich zwar an die Begegnung vor sieben Jahren erinnern. Für ihn war sie aber eher beiläufig. Sie hätten sich doch nur zwei-, dreimal unterhalten. Er hat zwischendurch geheiratet und schon ein Kind. Das Telefonat? Das kann er sich auch nicht erklären. Ihm sei damals im Schwimmbad das Handy gestohlen worden. Vermutlich hatte der Dieb einfach mal alle Telefonnummern durchprobiert.

Die Romantikerin in uns will sich an dieser Stelle natürlich sofort ihr Prinzessinnenkleid überwerfen und mit einem über und über mit Swarovski-Steinen besetzten Megaphon auf den Balkon ihres Barbietraumschlosses treten und all den anderen Prinzessinnen da draußen verkünden: »Lasst euch nichts erzählen. Das hätte ja auch GAAAANZ anders ausgehen können. Und wer weiß, möglicherweise ist es ja ganz anders ausgegangen. Sicher hat Peppe nach der Sendung seine Familie verlassen, weil er erkannte, dass keine andere Frau jemals so viel für ihn tun würde wie Laura! Ich lass mir jedenfalls nicht ausreden, dass ich am Ende doch IMMER den Prinzen bekomme!«

Manchmal denke ich, kein Wunder, wenn Mädchen weniger kiffen als Jungs. Es liegt nicht nur daran, dass man davon (angeblich) sehr viel Appetit bekommt und ganz viele Dickmacher essen muss. Es liegt daran, dass bei Frauen das High, die fröhliche Wirklichkeitsferne, die engagierte Verkennung beinharter Tatsachen ohnehin serienmäßig eingebaut ist. Jedenfalls wenn es um Liebe geht. Frauen brauchen kein Gras und kein Marihuana. Unsere Drogen sind Hoffnungen, Illusionen, Fantasie.

Nicole, 51, sieht deshalb gar keinen Grund, an Svens Liebe zu zweifeln. Sie hatte den Architekten vor ein paar Wochen über Parship kennengelernt. Beim zweiten Treffen gestand er ihr, dass er – wenn auch »bloß auf dem Papier« – noch verheiratet sei. Aber sie liebt ihn halt, und das bedeutet für sie, ihm quasi unbegrenzten emotionalen Kredit zu gewähren. Den kündigt sie selbst dann nicht, als er dauernd kurzfristig Treffen absagt, manchmal tagelang abtaucht und daheim auf keinen Fall angerufen werden darf. Seine Begründung: »Aus Rücksicht auf meine Frau. Sie leidet auch so schon genug unter der Trennung. Es würde sie fertigmachen, wenn sie erfährt, dass es dich gibt und wie glücklich ich mit dir bin!« Letzte Woche traf Nicole eine ehemalige Schulfreundin. Strahlend berichtete Bettina ihr, sie habe da gerade einen tollen Mann kennengelernt. Wie sie nun wieder ausgesöhnt sei mit diesem ganzen Online-Dating, mit dem sie vorher so schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Sven heißt er, und er hat sein eigenes Architekturbüro. Er ist zwar noch verheiratet. Aber nur auf dem Papier. Wir werden bald zusammenziehen. Und nein, Nicole hat Sven nicht aus ihrer WhatsApp-Liste gestrichen. Sie wird um ihn kämpfen, sagt sie. Sie weiß einfach, dass sie füreinander gedacht sind.

Mit unseren Herzen gehen wir so fahrlässig um wie mit einem Koffer, den wir so lange unbeaufsichtigt auf den Bahnsteig stellen, bis sich endlich jemand erbarmt, ihn zu klauen. Damit wir uns nachher darüber beschweren können, dass die Welt immer schlechter wird. Wir sind es ja oft selbst, die den Schlüssel im Auto stecken lassen, das Portemonnaie gut sichtbar für alle Taschendiebe im offenen Einkaufsbeutel mit uns herumtragen – uns ganz allein das Blaue vom Himmel und das Gelbe vom Ei von Männern wie Sven versprechen. Wider alle eindeutigen Indizien. Uneindeutigen Aussagen, vagen Versprechungen, deutlichen Zeichen von Desinteresse und allenfalls lauwarmen Gefühlen.

Würde man nach einer weiteren Enttäuschung knallhart Bilanz ziehen, wären sicher Punkte wie die dabei: »Er hat zwar gesagt, dass er mich liebt, aber erst nachdem ich ihn ungefähr...

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