FISCHBIOLOGIE LEICHT GEMACHT
Fischarten, Krebse und Pflanzen haben sich ihrer Umwelt in Körperbau, Färbung und Verhalten gut angepasst. Auch im Aquarium entfalten sie die ganze Palette ihrer Verhaltensweisen, wenn man sie artgerecht pflegt. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die natürliche Umwelt der Aquarientiere aussieht und mit welchen »Tricks« sie ihr Leben meistern. Lesen Sie auch den Beitrag zum Natur- und Artenschutz, denn viele Aquarientiere stammen aus gefährdeten Gebieten.
Die Vielfalt der Fischarten
Zurzeit sind der Wissenschaft mehr als 35.000 Fischarten bekannt. Körperbau und Verhalten spiegeln die unterschiedlichen Lebensweisen wider.
NAMEN SIND SCHALL UND RAUCH. Tiere und Pflanzen werden seit etwa 250 Jahren mit einem zweiteiligen wissenschaftlichen Artnamen belegt. Obwohl mit den Regeln der sogenannten Taxonomischen Nomenklatur die Benennung eindeutig sein soll, ändern sich die lateinischen Tiernamen immer wieder. Glücklicherweise ändern sich die Fischarten selbst trotz der ständig wechselnden Benennungen nicht. Nach welchen Regeln die Vielfalt der Fischarten geordnet wird, wie sie annähernd richtig benannt werden und wie ihr Körperbau und ihr Verhalten in Grundzügen aussieht, erfahren Sie ausführlich auf den nächsten Seiten.
Die richtigen Tier- und Pflanzennamen
Alle Tier- und Pflanzenarten werden mit einem zweiteiligen wissenschaftlichen (meist lateinischen) Namen benannt, der immer kursiv geschrieben wird. Der erste ist der Gattungsname, der zweite der Artname. So gehört z. B. der Blaue Neon ebenso wie der Rote Neon in die Gattung Paracheirodon. Der Blaue Neon trägt jedoch den Artnamen simulans, der Rote Neon hingegen den Artnamen axelrodi.
Die Einordnung der einzelnen Arten in die richtige Gattung erfolgt nach ihrer stammesgeschichtlichen Verwandtschaft. Dazu vergleicht man Merkmale wie etwa das Vorhandensein eines blauen Neonstreifens bei allen Arten und ermittelt aufgrund der Analyse der Merkmale die Verwandtschaft. Dabei entstehen leider auch manchmal Fehler, die die Wissenschaftler nur dann entdecken, wenn sie zusätzlich andere Merkmale vergleichen oder auch neue Arten mit in die Analyse einbeziehen.
Die Wissenschaftler korrigieren dann die richtige Gattungszuordnung. So hieß beispielsweise der Rote Neon früher Cheirodon axelrodi, jetzt dagegen wird er unter Paracheirodon axelrodi geführt. Das ist normaler wissenschaftlicher Fortschritt, der sich nicht ändern lässt, auch wenn es natürlich immer wieder bedeutet, dass man umlernen muss.
Leider bieten auch die populären Artnamen keine Sicherheit vor ungenauer Benennung, denn oft haben sich auch mehrere Populärnamen für die gleiche Fischart eingebürgert, oder ein Name umfasst gleich mehrere verschiedene, oft ähnliche Arten.
Eine Wissenschaft für sich
Warum sich die Artnamen von Aquarienfischen überhaupt ändern, hängt auch damit zusammen, dass viele Fischarten sowohl von Aquarianern als auch von Wissenschaftlern immer wieder falsch bestimmt werden.
Zu jeder wissenschaftlich beschriebenen Tierart gibt es in der Regel ein einziges, in einem Forschungsmuseum als Präparat hinterlegtes Exemplar, mit dem die zu bestimmende Art verglichen werden muss, um herauszufinden, ob z. B. ein importierter Fisch zu einer beschriebenen Art gehört oder eine unbeschriebene Art ist. Aus verschiedenen Gründen kommt es hierbei recht oft zu falschen Schlüssen. Häufig wird eine neu importierte Art vorschnell als eine Art bestimmt, obwohl sie mit dem Belegexemplar nicht artlich übereinstimmt. Dann wird diese Fischart zunächst beispielsweise in Aquarienbüchern so bezeichnet. Wenn aber die genaue Bestimmung erfolgt ist, muss natürlich dann der Name entsprechend korrigiert werden.
So wurde beispielsweise jahrzehntelang der beliebte Blaue Antennenwels (>) als Ancistrus dolichopterus bezeichnet. Seitdem aber ein Vergleich mit dem Belegexemplar für diese Art vorgenommen wurde, ist klar, dass der Artname für eine andere Art, nämlich den Schlafanzugwels ( >), zutrifft und der Blaue Antennenwels eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art ist.
Der Blaue Antennenwels muss deshalb korrekterweise als Ancistrus species (Abkürzung »sp.«) bezeichnet werden – und diese Benennung gilt so lange, bis ein Wissenschaftler eine korrekte Artbeschreibung vornimmt und damit dem Blauen Antennenwels einen wissenschaftlichen Artnamen geben kann.
Viele populäre Artnamen
Besonders Aquarienfische, die seit langer Zeit in der Aquaristik etabliert sind, tragen oft mehr als einen populären Artnamen. Wie auch bei den lateinischen Artnamen hilft hier nur: anhand von Bildern genau vergleichen, welche Art gemeint ist, und die Pflegebedingungen in der Folge entsprechend ausrichten.
Körperbau und Sinne
»Stumm wie der Fisch im Wasser«, sagt der Volksmund. Wie viele andere Scheinwahrheiten über Fische stimmt diese Aussage nicht. Gezielte Untersuchungen haben gezeigt, dass fast alle Fischarten sehr wohl Laute von sich geben, die sie auch zur Kommunikation einsetzen. Auch sind manche Fische alles andere als dumm, selbst wenn Fische allgemein nicht gerade als intelligent gelten. Zu welchen außergewöhnlichen Leistungen die Tiere aufgrund ihres Körperbaus und ihres Verhaltens fähig sind, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
Körperbau
• Die Körperform: Sie ist vor allem darauf ausgerichtet, den Fisch im Wasser zu stabilisieren. Je nachdem, wo der Fisch lebt und von welcher Strömung er umgeben ist, variiert sie. Die klassische Fischform ist seitlich abgeplattet und leicht hochrückig. Sie zeichnet viele Fische des Freiwassers aus, die nicht mit einer zu starken Strömung zurechtkommen müssen (z. B. Küssende Guramis, >). Besonders hochrückige Fische wie etwa Skalare (>) stammen oft aus Stillwassergebieten. Freischwimmende Fische, die gelegentlich schnell schwimmen (Jäger) oder die sich in schneller fließenden Gewässerabschnitten aufhalten, haben einen kompakten, eher drehrunden Körperquerschnitt (z. B. Zebrabärblinge, >). Bodenfische wie viele Welse (ab >) sind meist bauchseitig abgeflacht und wenig hochrückig. Schließlich sind Fische, die direkt unter der Wasseroberfläche leben, um z. B. Insekten zu erhaschen, oben stark abgeflacht, wie beispielsweise Ringelhechtlinge (>). Viele passen nicht ins Schema, weil sie anders spezialisiert sind, wie beispielsweise Rochen und Kugelfische (> und >).
• Die Beflossung: Die ▶ FLOSSEN (>) dienen der Fortbewegung und Stabilisierung des Fischkörpers. Man unterscheidet dabei Rücken-, Schwanz- und Afterflosse sowie die paarigen Bauch- und Brustflossen. Bei manchen Fischen fehlen einige Flossen, andere haben mehrere Rückenflossen oder eine zusätzliche kleine Flosse zwischen Kiemen und Schwanzflosse, die Fettflosse. Bis auf letztere werden Flossen von knöchernen Flossenstrahlen gestützt.
• Die Maulstellung: Fische mit oberständigem Maul fressen meist Insekten von der Wasseroberfläche, z. B....