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E-Book

Gunter Gabriel

Wer einmal tief im Keller saß

AutorGunter Gabriel, Oliver Flesch
VerlagEdel Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783841900319
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Wie kann ein Mensch, der einmal so erfolgreich war, so dermaßen abstürzen? Das ist die Frage, die den jungen Reporter Oliver Flesch 1996 dazu bewegt, ein Interview mit Gunter Gabriel zu arrangieren - in einer Kneipe im Hamburger Dammtorbahnhof. Nun scheint alles klar: Wer sich frühmorgens in einer Bahnhofskneipe verabredet, nimmt sein Frühstück flüssig zu sich - oder? 10 Jahre treffen die beiden sich wieder, auf Gunter Gabriels Hausboot im Hamburger Hafen, und Gunter Gabriel erzählt Oliver Flesch sein ganzes Leben - mit allen seinen Höhen, Tiefen und Brüchen.

Gunter Gabriel, geboren am 11. Juni 1942 in Kirchlengen/Westfalen, Sänger, Komponist, Texter, Produzent, Fernsehmoderator, viermal verheiratet, lebt heute auf einem Hausboot im Hamburger Hafen.

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Leseprobe

24 »Damen wollen Kerle« – oder was von ihnen übrig geblieben ist (S. 152-153)

Damen, die wolln Kerle
Männer aus echtem Schrot und Korn
die raufen und die saufen
und die küssen, wie noch nie
Damen, die wolln Kerle
Und die Kerle, die wolln sie

(Aus: Damen wollen Kerle, 1980)

Ein Unglück kommt selten allein. Wenn erst mal ein Stein ins Rollen gekommen ist, dann sieh zu, dass du Land gewinnst. Und so war es auch bei mir. Diese ganzen Geschichten, die mich vom Kurs abbrachten, machten mich anfällig für Dinge, auf die ich früher nie was gegeben hätte. Zum Beispiel Folgendes:

Eines Morgens lud mich ein ZDF-Kamerateam ein, in einer Horoskop-Dokumentation den Zweifler zu spielen, der auf so was nicht abfährt. Für mich war die Astrologie ein ausgemachter Blödsinn. Doch die Dinge, die mir die bekannte Wahrsagerin Gaby Hoffmann in der Sendung prophezeite, klangen so interessant und beeinflussten mich indirekt so stark, dass sie mir ständig irgendwie im Kopf rumschwirrten. Ihre Prophezeiung, für die ich damals so anfällig war: Schon bald würde ich meine Traumfrau kennenlernen, mit ihr vier Kinder haben und bis an mein Lebensende mit ihr zusammen bleiben.

Damit hatte sie – Klischee hin, Klischee her – meinen Nerv getroffen. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken und gab wie vereinbart den ruppigen Skeptiker. Der war ich inzwischen allerdings längst nicht mehr. Ich wollte an die Prophezeiung glauben und so entwickelte sich das Ganze zu einer fixen Idee. Sah ich irgendwo eine Frau, die mir gefiel, dachte ich: »Ob sie es wohl ist?« Und tatsächlich: Nur ein paar Tage später fand ich sie, meine Traumfrau. Ich saß mit einigen Musikern, nach anstrengenden Proben für eine anstehende Tournee, in einem Hamburger Steakhaus. Sie saß am Tisch gegenüber.

Ein bisschen sah sie so aus wie Ali McGraw aus »Love Story«. Ich glotzte und mir fielen die Augen fast aus dem Kopf in meine Gulaschsuppe. Was war das denn? Was war das für eine Frau da drüben? So was hatte ich ja noch nie gesehen. Und schon schwirrte mir Gaby Hoffmanns Prophezeiung in der Birne herum. Wir schauten uns an, lächelten, sie zwinkerte mir zu und setzte sich dann ganz frech an unseren Tisch. Das gefiel mir schon mal sehr. Was sie nach einem kurzen Beschnupperungs-Smalltalk sagte, dagegen weniger: »Morgen fliege ich nach Los Angeles zu meinem Verlobten Albert Lee!« Ich fragte:

»Albert Lee? Der Gitarrist von Clapton?« Genauso war es. Das warf mich um Jahre zurück. Da half kein Flirten und kein Balzen und kein Schleimen und kein Baggern. Ich war komplett in meinem Prophezeiungswahn gefangen und hatte mir tatsächlich eingebildet, die Frau meines Lebens gefunden zu haben. Und diesen Traum wollte ich mir angesichts der Traumfrau so schnell nicht kaputt machen lassen. Auch nicht von Eric Claptons Gitarristen, auch wenn er einer der besten der Welt war. Wäre es Slowhand persönlich gewesen, hätte ich vielleicht das Handtuch geschmissen.

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