Die rechtsextremistische Musikszene ist eine breit gefächerte. Gab es zu Beginn Bands; die sich am Oi oder an Rock und Heavy Metal orientierten, so ist rechtes Gedankengut heutzutage in fast allen Musikrichtungen zu finden.
Oft wird den Anhängern der rechtsextremistischen Szene nachgesagt, dass sie in ihrem Zeitgeist stehen geblieben und eher an alten Werten orientiert seien. Bei der Musik kann man das nicht unterstellen. Um gleichgesinnte Jugendliche zu erreichen, orientiert sie sich an aktuellen Trends.
Neben dem klassischen Rechtsrock gibt es zum Beispiel rechten Rap, rechtsextremistische Liedermacher, NS-Black Metal und Hate-Core.
„Die Musik verbindet ideologische Indoktrination mit jugendspezifischen Formen der Unterhaltung und der Freizeitgestaltung unter Gleichaltrigen. Sie ist damit wichtiger Bestandteil einer „Erlebniswelt Rechtsextremismus“.“[123]
Rechter Rap
Auf den ersten Blick klingt es sehr befremdlich, wenn die Musikrichtung Rap, welche einer schwarzen Kultur entstammt, mit Texten in Verbindung gebracht wird, die einen rechtsextremistischen Hintergrund haben. Aber weil diese Musik bei Jugendlichen gut ankommt, entscheiden sich die rechtsextremistischen Interpreten für dieses Genre, auch wenn es innerhalb der Szene immer wieder zu Diskussionen kommt, ob man sich dieser Musik bedienen sollte.[124]
Gerade zwei Namen sind in diesem Bereich sehr wichtig: Julian Fritsch auch bekannt als Makss Damage. Julian Fritsch kommt gebürtig aus Gütersloh und war vor seiner Karriere als NS-Rapper mit Rap in der linken Szene aktiv. Aufgrund seiner sexistischen und antisemitischen Texte wurde er aber für die Szene untragbar. In seinem Lied „Arabisches Geld“ rappt er zum Beispiel Textzeilen wie: „Ich leite Giftgas lyrisch in Siedlungen die jüdisch sind“.[125]
2011 kommt es zum endgültigen Bruch mit der linken Szene. In einem Interview mit zwei Wuppertalern Neonazis, bezeichnet er sich als ehemaligen Stalinisten. Nun habe er sich aber enttäuscht von der linken Szene abgewandt. Dort herrsche kein Gemeinschaftsgefühl, die Mitglieder der Szene können nicht kämpfen und alles sei elitär. Als sein neues Vorbild bezeichnet er Horst Mahler.[126]
Auch er hat die Wichtigkeit der Musik für die Szene, gerade für die Gewinnung von Jugendlichen, erkannt: „Wenn wir politisch und agitatorisch wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir uns den Gegebenheiten zumindest größtenteils anpassen, vor allem was die Jugend angeht. Es gibt momentan überhaupt kein besseres Werbemittel als Rap.“[127]
In seinen Texten, die stellvertretend für die ganze NS-Rap-Szene stehen, bringt Makss Damage seine Einstellung klar zum Ausdruck.„Ich bin ein Rassist“, heißt es:
„Es ist mir egal, was du sagst,
Ich bin ein Rassist und das Tag für Tag,
Ich geb‘ keinen Fick auf die Presse oder auf Israel
Es interessiert mich nicht, halt einfach die Fresse
(…)
Ich werd vollgelabert rund um die Uhr,
mit NSU-Märchen, Dritte Reich-Dokus und, dass Schwul-Sein ganz gut wäre,
null Ehre, Selbsthass und paar Gaskammer-Storys, das ist alles, was deutsche Kinder noch in der Schule lernen, fette Richter wollen mich in den Knast sperren, passt sehr wieder mal ein Deutscher, der die Wahrheit sagt und abfährt, wieder mal ein Deutscher, der gut findet, was Hitler redet, aber keine Meinungsfreiheit kriegt, sondern Gitterstäbe…
Mich kannst du ruhig Nazi nennen,
mach mal, während Mehmet seine Rente mit Sozialzuschüssen durchbringt,
dann sag’s mir, wenn dich was an der Einstellung stört,
sag’s mir ins Gesicht,
und wir regeln das mal eben mittelalterlich
(…)“[128]
Hier werden in einem Lied direkt mehrere Feindbilder abgearbeitet wie Homosexuelle und Ausländer. Es wird abfällig über den Massenmord an den Juden gesprochen, welcher als „Gaskammer-Stories“ abgetan wird. Makks Damage bezeichnet sich selber als Rassisten, Hitler-Fan und Nazi.
In dem Lied „Die Faust geht zum Kopf“ lässt er seiner antisemitischen Einstellung noch einmal freien Lauf. Dort heißt es unter anderem:
„Setzte mich für mein Blut und unsere Tugend ein.
Das Zeckenpack wollte mich brechen, sie haben es sicher gut gemeint, ich steckte sie alle gemeinsam in den nächsten Zug nach Buchenwald.
Wasch mich mit der Seife ab, genieß den Lampenschirm“[129]
Gerade der letzte Satz ist besonders makaber, da es eine Anspielung auf das grausame Schicksal der Juden in Buchenwald ist. Dort wurden aus ihrem Körperfett Seife und aus ihrer Haut Lampenschirme hergestellt.
Wie man an den Beispielen sieht, unterscheidet sich der NS-Rap nur musikalisch vom Rechtsrock, in den Texten sind beide Musikrichtungen sehr ähnlich.
Rechtsextremistische Liedermacher
Während Musikrichtungen wie der klassische Rechtsrock und der NS-Rap eher jüngere Hörer anziehen, schaffen es rechtsextremistische Liedermacher, ein breites Publikum über alle Altersgrenzen hinweg anzusprechen, besonders die ältere Generation. Musikalisch orientieren sich die Liedermacher meistens an Volksliedern oder Balladen, wie es auch linke Liedermacher wie Hannes Wader oder Reinhard May tun.
Textlich geht es jedoch in eine andere Richtung. Diese sind zumeist nationalistisch oder rassistisch.[130]
Zu den bekanntesten Liedermachern in der Szene zählt Frank Rennicke. Rennicke veröffentlichte in seiner Karriere bisher 29 CDs.[131] Er war in seiner Jugend Mitglied der 1994 verbotenen Wiking-Jugend. Danach trat er in die NPD ein und ist seither fester musikalischer Bestandteil der NPD-Veranstaltungen.[132] Laut seiner Homepage war er auch der NPD-Kandidat für die Bundespräsidentschaft.[133] „In seinen Liedern geht es unter anderem um Wehrmachtssoldaten, um das Vaterland und die Liebe zu "deutschen Mädels".“[134]
Um die Liebe zum Vaterland und um das deutsche Mädel geht es zum Beispiel in dem Lied „Das Mädel mit der Fahne“:
Im Mai '45 in Hamburg es war
Ich sing Euch ein Lied von dem was geschah
Es ist die Geschichte und viele sind gleich
Von dem Mädchen mit der Fahne vom deutschem Reich
Das Mädel war fünfzehn als der Feind im Reich stand
Doch ihr Herz gab nicht auf Ihren Kampf für das Land
Und so nahm sie zur Hand in der bittersten Not
Die Fahne des Reiches SCHWARZ, WEISS und ROT
Auf einem Motorrad ein Engländer kam
Und sah nun das Mädel mit der Fahne im Arm
Doch es durfte nicht sein - das in seinem Bereich
Man die Fahne noch zeigte vom deutschem Reich
Er lacht aber sie, noch mahnend er schreit
Komm, gib mir die Fahne, sei brav und gescheit
Komm, gib mir die Fahne, hör' auf mein Gebot
Hier zeigt niemand die Farben SCHWARZ, WEISS und ROT
Von der Fahne zu lassen das zwingst Du mich nicht
Eher färbt sie mein Blut, so trotzig sie spricht
Noch trag ich ein Messer, und das Leben ist gleich
Wenn ich sterbe so fall' ich für die Fahne vom Reich
(…)“[135]
In dem Lied „Heldengedenken“, geht es um die Verherrlichung der gefallenen Wehrmachtssoldaten:
Sie liegen im Westen und Osten.
Sie liegen in aller Welt -
und ihre Helme verrosten und Kreuz und Hügel zerfällt.
Sie liegen verscharrt und versunken, im Massengrab und im Meer.
Aber es leben Halunken, und die ziehen noch über sie her!
Heute tobt mit frechen Gebaren man durch Flitter und Lüge und Glanz:
Sie fielen mit achtzehn Jahren - in einem anderen Tanz!
Heute tobt mit frechen Gebaren man durch Flitter und Lüge und Glanz:
Sie fielen mit achtzehn...