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Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht

Zur Reichweite der deliktischen Generalklausel in Art. 1382f. Code civil

AutorSarah Woyciechowski
VerlagMohr Siebeck
Erscheinungsjahr2017
ReiheStudien zum ausländischen und internationalen Privatrecht 384
Seitenanzahl404 Seiten
ISBN9783161552687
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,00 EUR
Die Frage der adäquaten Formulierung des Schutzbereichs gehört zu den ungeklärten Grundproblemen des europäischen Haftungsrechts. Dem deutschen Modell der 'drei kleinen Generalklauseln' steht die unbeschränkte deliktische Generalklausel in Art. 1382 Code civil gegenüber. Sarah Woyciechowski untersucht, woher dieser Gegensatz stammt und inwieweit die unbeschränkte Formulierung des Schutzbereichs der Haftung das französische Recht von Anfang an geprägt hat. Die Autorin zeigt, wie sich die Reichweite der deliktischen Generalklausel im französischen Recht vom ersten Aufkommen einer solchen Generalklausel im Naturrecht über das ancien droit und den Code civil bis in die Gegenwart entwickelt hat. Dies erfordert zeitweise einen differenzierenden Blick auf Lehre und Rechtsprechung, die für die jeweilige Bestimmung des Schutzbereichs mitunter unterschiedliche 'Techniken' herangezogen haben.

Geboren 1988; Studium der Rechtswissenschaften in Münster und Montréal (LL.M.); Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rechtsgeschichte in Münster; Research Assistant am Institute of Comparative Law in Montréal (McGill University); 2016 Promotion; derzeit Rechtsreferendarin am Kammergericht Berlin.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Vorwort8
Inhaltsübersicht10
Inhaltsverzeichnis12
Abkürzungsverzeichnis20
Einleitung24
I. Ausgangspunkt: zwei verschiedene Regelungsmodelle24
II. Praktische Unterschiede der Regelungen: die Ersatzfähigkeit primärer Vermögensschäden26
1. Konsequenzen der restriktiven Haltung im deutschen Recht27
2. Gründe für den Ausschluss primärer Vermögensschäden27
3. Konsequenzen der offenen Regelung im französischen Recht28
III. Begründung des umfassenden Ersatzes im französischen Recht30
IV. Gegenstand der Arbeit32
V. Gang der Untersuchung35
VI. Terminologie36
Kapitel 1: Die Entwicklung des Prinzips38
A. Die Entwicklung im Naturrecht38
I. Hugo Grotius39
1. De iure praedae commentarius (1604)40
a) Oberste Prinzipien41
b) Gerechter Krieg und subjektive Rechte42
c) Zwischenergebnis43
2. Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-geleerdheid (um 1621)44
a) System des Schadensersatzes und subjektive Rechte44
b) Zwischenergebnis47
3. De iure belli ac pacis (1625)47
a) Grundlagen des Rechtssystems48
b) Subjektive Rechte als zentraler Bestandteil51
c) Das Schadensersatzrecht52
aa) Schaden53
(1) Schwierigkeiten bei der Schadensfeststellung54
(2) Umfang der Ersatzpflicht56
bb) Sonderfall „Nichtigkeit einer irrtümlichen Willens-erklärung“56
cc) faute60
d) Zwischenergebnis60
e) Exkurs: Einflüsse auf Grotius61
4. Zwischenergebnis zu Grotius62
II. Samuel Pufendorf64
1. Naturrechtliches Verständnis und Pflichtenlehre65
2. Schadensersatzrecht67
a) Einzelheiten zur Ersatzpflicht69
b) Haftung für die Nichtigkeit einer irrtumsbehafteten Willenserklärung72
3. Zwischenergebnis zu Pufendorf74
B. (Weiter-)Entwicklung im französischen Recht75
I. Ancien droit (allgemein)76
1. Überblick77
2. Deliktische Haftung82
a) Nur im Zusammenhang mit Strafen/droit criminel83
b) Lex Aquilia erläutert85
c) Haftung für die Nichtigkeit eines Vertrags88
II. Jean Domat89
1. Anliegen Domats91
2. Grundlagen des Rechtssystems und Methode93
3. Schadensersatzrecht97
a) Die deliktische Generalklausel bei Domat98
b) Ersatzpflicht im Falle nichtiger Verträge102
c) Bedeutung der Generalklausel104
4. Zwischenergebnis zu Domat104
5. Ausstrahlung107
a) Henri-François d’Aguesseau109
aa) Exkurs: Das Schadensersatzrecht bei Christian Wolff111
bb) Parallelen bei d’Aguesseau114
b) Michel Prévost de la Jannès115
III. Robert Joseph Pothier117
1. Einstellung zum römischen Recht118
2. Werke120
3. Traité des obligations122
a) Ausführungen zur deliktischen Haftung122
b) Ersatzpflicht bei nichtigen Verträgen124
aa) Verkauf nicht verkehrsfähiger Sachen124
bb) Andere Fälle „vorvertraglichen Verschuldens“125
c) Umfang der deliktischen Haftung127
4. Zwischenergebnis zu Pothier128
IV. Entstehung des Code civil131
1. (Verfassungs-)Rechtliche Vorgaben und Zuständigkeit131
2. Entwürfe133
a) Die Entwürfe von Cambacérès135
b) Zwischenergebnis140
3. Der „finale“ Entwurf141
a) Regelung der deliktischen Haftung143
b) Begründungen und Motive144
aa) Treilhard (Corps législatif)144
bb) Bertrand de Greuille (Tribunal)145
cc) Tarrible (Corps législatif)146
4. Zwischenergebnis zur Entstehung des Code civil147
C. Ergebnis zu Kapitel 1149
Kapitel 2: Die Entwicklung im 19. Jahrhundert: Der Umfang der deliktischen Haftung von 1804–1900151
A. Herangehensweise an das neue Gesetz152
I. Rückgriff auf das Ancien droit153
II. Natürliche Billigkeit, équité156
III. Rechtsvergleichende Auslegung157
IV. Der Wille des Gesetzgebers158
1. Gesetzesmaterialien158
2. École de l’exégèse159
3. Das Verhältnis zur Rechtsprechung161
V. Zwischenergebnis zur Herangehensweise an das neue Gesetz162
B. Verständnis in Lehre und Rechtsprechung163
I. Behandlung durch die Lehre163
1. Eigenständige Bedeutung von fait illicite und faute165
a) Fait illicite166
b) Faute168
2. Erfordernis einer Rechtsverletzung170
a) Rechtsverletzung als Grenze erlaubten Verhaltens170
b) Verständnis in der Lehre171
aa) Ausgangspunkt: Toullier172
bb) Weiterführung in der französischen Lehre174
cc) Zachariae und Übersetzungen176
dd) Ausdehnung bei Laurent179
c) Verortung innerhalb der deliktischen Generalklausel182
d) Zwischenergebnis zur Rechtsverletzung183
3. Rechtsgebrauch184
a) Beispielsfälle186
b) Einschränkungen189
4. Praxisbezug191
a) Häufige Fallgruppen im Rahmen der Art. 1382 f. Cc191
b) Spezialfall: Haftung von Notaren194
c) Spezielle Haftungstatbestände198
aa) Schäden durch wilde Tiere198
bb) Arbeitsunfälle199
d) Zwischenergebnis201
5. Ersatz vertraglicher Schäden über die Art. 1382 f. Cc202
6. Haftung für vorvertragliche Pflichtverletzungen204
a) Verkauf nicht verkehrsfähiger Sachen205
b) Error in persona206
c) Widerruf eines Angebots208
d) Zwischenergebnis209
7. Zwischenergebnis zur Behandlung durch die Lehre210
II. Rechtsprechungspraxis213
1. Vorbemerkungen zur Analyse213
a) Untersuchungsgegenstand213
b) Besonderheiten des französischen Urteilsstils215
2. Fallgruppen218
a) Eigentum219
aa) Beeinträchtigungen nachbarlicher Grundstücke219
bb) Feuerschäden221
cc) Bergbau und Minen222
dd) Kaninchen, Wild223
ee) Gewerbliches/geistiges Eigentum224
ff) Sonstige Eigentumsverletzungen225
b) Leben, Körper, Gesundheit227
aa) Duelle227
bb) Unfälle durch öffentliche Verkehrsmittel228
cc) Arbeitsunfälle229
dd) Exkurs 1: Ersatzberechtigte im Todesfall231
ee) Exkurs 2: Das Verhältnis zu strafrechtlichen Ur-teilen233
c) Ansehen, Ehre234
aa) Heiratsversprechen Verführung, Ehebruch234
bb) (Öffentliche) Beleidigungen235
cc) Prozessführung236
dd) Exkurs 3: Ersatz moralischen Schadens236
d) „Vermögen“237
aa) Notarhaftung237
bb) Aufsichtsrat/Verwaltungsrat Gesellschaft240
cc) Sonstige Fälle242
e) Verletzung von Vertragspflichten242
3. Zwischenergebnis zur Rechtsprechungspraxis245
III. Vergleichende Auswertung248
C. Der Code civil in Deutschland250
I. Die Rezeption des Code civil in Deutschland250
1. Gesetzliche Besonderheiten in Deutschland252
a) Die deliktische Generalklausel im Badischen Landrecht252
b) Spezialgesetzliche reichseinheitliche Regelungen254
2. Der Umgang mit dem Code civil/Badischen Landrecht256
a) Lehre256
b) Gerichte258
II. Das Verständnis der deutschen Lehre vom Umfang der de-liktischen Haftung260
1. Badisches Landrecht260
2. Rheinisches Recht265
3. Vergleichende Ergebnisse266
III. Die Rechtsprechung deutscher Gerichte267
1. Genereller Überblick: Rechtsverletzungen und Fallgruppen268
a) Leben und Körper268
b) Eigentum270
c) Ehre und Ansehen271
d) Vermögen als solches272
e) Vorvertragliches Verschulden273
f) Ersatz vertraglicher Pflichtverletzungen275
2. Abweichende Rechtsprechung zu Einzelfragen276
a) Verlöbnisbruch und Verführung zum Beischlaf276
b) Beeinträchtigungen nachbarlicher Grundstücke277
c) Ersatz moralischen Schadens278
3. Fälle, die gerade nicht über die Art. 1382 f. Cc/LRS entschieden wurden279
IV. Ergebnis zum deutschen und französischen Verständnis281
D. Ergebnis zur Entwicklung im 19. Jahrhundert282
Kapitel 3: Die Entwicklung im 20. und 21. Jahrhundert284
A. Faute und fait illicite285
I. Die Bedeutung der faute für die deliktische Haftung285
1. Notwendigkeit des Erfordernisses: théories du risque und objektive Haftung285
2. Beweiserleichterungen in bestimmten Situationen288
a) Strikte Haftung bei bestimmten Verletzungen288
b) Haftung des gardien289
3. Autonomer Schutz subjektiver Rechte291
4. Beibehaltung der faute292
II. Die faute in der Lehre292
1. Anknüpfung an Rechtsverletzung und fait illicite294
2. Die faute als Verletzung einer Pflicht297
a) Ausgangspunkt Planiol: manquement à une obligation préexistante298
b) Kritik und abweichendes Verständnis299
c) Konkretisierungen der Pflichtverletzung300
aa) Obligations déterminées301
bb) Obligation générale de prudence et de diligence301
cc) Übertragung der im Vertragsrecht üblichen Einteilung der Obligationen auf das Deliktsrecht?302
3. Die faute als „erreur de conduite“305
a) Beurteilungsperspektive306
b) Vergleichsmaßstab306
c) Einwände der Lehre308
4. Zwischenergebnis zur faute in der Lehre309
III. Verständnis der Rechtsprechung309
1. Pflichtverletzung als Element der faute310
a) Obligations déterminées310
b) Obligation générale de prudence et de diligence311
aa) Beurteilungsperspektive312
bb) Anerkannte Kategorien313
2. Zwischenergebnis zum Verständnis der Rechtsprechung314
IV. Ausdehnung der faute durch die théorie de l’abus du droit314
V. Exkurs: Die Bedeutung der Pflichtverletzung im kanadischen Recht (Québec)320
VI. Zwischenergebnis zu faute und fait illicite323
B. Ersatzfähiger Schaden324
I. Generelle Unbegrenztheit des Schadensbegriffs324
II. Rechtsverletzung als Begrenzung326
III. Erneuter Verzicht auf einschränkende Kriterien332
1. Veranschaulichung des weiten Verständnisses333
a) Ersatz emotionaler Schäden334
b) Primäre Vermögensschäden337
aa) Verlust einer Chance338
bb) Vorvertragliches Verschulden343
(1) Widerruf eines Angebots343
(2) Nichtige Verträge345
(3) Abbruch von Vertragsverhandlungen346
2. Entwicklung einschränkender Kriterien348
IV. Zwischenergebnis zum ersatzfähigen Schaden350
C. Kausalität352
I. Bezugspunkte der Kausalität353
II. Auslegung in Lehre und Rechtsprechung354
1. Ansätze der Lehre355
a) Äquivalenztheorie355
b) Adäquanztheorie355
c) Proximité des causes conséquence immédiate356
2. Vorgehen der Rechtsprechung356
a) Ausgangspunkt: ein weites Verständnis356
b) Einschränkungen357
aa) Bestimmung nach dem Grad der faute357
bb) Exklusive Ursachen358
cc) Relativität358
III. Beweislast und Kausalitätsvermutungen359
IV. Anwendung der perte d’une chance-Doktrin?360
V. Ausschlussgründe361
VI. Zwischenergebnis zur Kausalität362
D. „Techniken“ zur Einschränkung der Haftung363
I. Non-cumul des responsabilités363
II. Ausdehnung vertraglicher Pflichten366
E. Einige Ergebnisse zu Teil 3368
Gesamtergebnis371
Schrifttumsverzeichnis376
A. Quellen zu Kapitel 1376
B. Literatur379
C. Urteilsanmerkungen400
Sachregister402

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