Schon wieder ein Buch über die Liebe?
Gibt es denn nicht schon genug davon?
Nun, meine Erfahrung lehrt mich, dass es durchaus sinnvoll ist, ein und dasselbe Thema von vielen Seiten zu betrachten. Dadurch kommen bei unterschiedlicher Sichtweise und Interpretation auch immer wieder neue Eindrücke sowie Erkenntnisse hinzu, wodurch mehr Menschen sich angesprochen und verstanden fühlen können. Denn Menschen haben ihre jeweils eigenen Wahrnehmungen aufgrund ihrer individuellen Prägung. Insofern suchen sie sich entsprechende Erlebnis-Felder, die mit der persönlichen Sozialisation möglichst übereinstimmen.
Diese Vielfalt an Eindrücken, Erlebnissen und Auffassungen ist wie ein großes Mosaik, welches durch ganz viele unterschiedliche Steinchen seine ganzheitliche Wirkung und Ausstrahlung erst richtig zur Geltung, Entfaltung und Vollendung bringt. Wie oft schauen wir uns Dinge nur von einer, nämlich unserer eigenen Perspektive aus an und erkennen dadurch lediglich einzelne Puzzle-Teile, die für sich betrachtet oftmals bedeutungslos erscheinen, wodurch sie das ganze Schöne in seiner glanzvollen Fülle und Herrlichkeit nicht bzw. noch nicht erkennen lassen.
Um klarer zu sehen, genügt oft schon eine Änderung der Blickrichtung. Sicherlich kennt der eine oder die andere das Bild mit dem Vogelstrauß, der seinen Kopf in den Sand steckt und sich wundert, warum es so dunkel ist.
Ich habe in meinem Leben schon so viel über Liebe gelesen, gehört und natürlich persönlich erfahren. Trotzdem habe ich immer wieder neue Aspekte kennengelernt, weil ich dafür aufgeschlossen war. Und ich bin weiterhin offen für Neues, auch nach diesem Buch. Wir Menschen neigen dazu, Dinge (gedanklich) sehr schnell beiseite zu legen, wenn wir glauben, wir wüssten darüber genug oder hätten schon einmal etwas ähnliches und damit vermeintlich bekanntes davon gehört.
Mit der Liebe beschäftigen sich Menschen überall auf der Welt seit vielen Jahrhunderten, ja vielleicht sogar seit Bestehen der Menschheit. Wer weiß das schon. In Google gibt es derzeit rund 271.000.000 Einträge zu diesem stets aktuellen Thema. Das ist ein klarer Indikator für die besondere und zentrale Bedeutung von Liebe im menschlichen Dasein.
Eine Analyse der Philosophie-, Religions- und Kulturgeschichte lässt uns vermuten, dass der Begriff der „Liebe“ deshalb so entscheidend ist, weil sich darin die drei Grundwerte des Seins vereinen:
GUTES, WAHRES und SCHÖNES.
- GUTES im Sinne des Mitgefühls für alle Lebewesen.
- SCHÖNES im Sinne der Kreativität und Ekstase die in der Inspiration des Miteinanders erblüht.
- WAHRES im Sinne des erforderlichen Bewusstseins, zur Erkenntnis von Liebe als Essenz des Lebens in uns und um uns herum, die mit befreiender Wirkung das Leben bereichert und intensiviert.
In diesem Buch geht es um das eigene SEIN in „WAHRHAFTIGER“ LIEBE, wie die Einleitung verrät.
Wahrhaftig ist hier im Sinne von essenziell, bedingungslos, ehrlich und unverfälscht zu verstehen. Gemeint ist die heilige Liebe. Heilig meint in diesem Zusammenhang das Göttliche (Universelle) als heilende Ganzheitlichkeit. Eine Liebe, die dem Seelen-HEIL dient.
Aber warum gibt es (gefühlt) so wenig Liebe auf dieser Welt? Warum sehnen sich Menschen so sehr nach Liebe und können sie dennoch nicht oder nur unzureichend in ihr Leben integrieren? Warum gibt es häufig lieblose Auseinandersetzungen und Ausgrenzungen in der Familie sowie Hass und Kriege überall? Eine vordergründige Antwort, die man allerorten hört, ist, dass Machthaber und Regierungen für Zwietracht, Hass und Kriege sorgen, um ihre Macht auszubauen. Allerdings stecken dahinter immer einzelne Menschen, die als Individuen handeln und letztlich dafür verantwortlich sind, auch wenn sie die Verantwortung nicht immer übernehmen.
Die Suche nach Gründen im Außen und Schuldzuweisungen führen daher nicht zur Lösung unserer Probleme. Vielmehr können wir nur mehr Liebe in die Welt senden, wenn jeder Einzelne seine eigene, tief verankerte Liebe zur Entfaltung bringt, sie zum elementaren Lebenssinn macht und ihr somit kontinuierlich den notwendigen Raum gibt. Erst dadurch kann sie sich auch auf unserer Erde entsprechend ausbreiten und ihre große Wirkung zeigen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass nur „echte“, aufrichtige Liebe das Chaos unserer Welt heilen kann.
Geht nicht gibt’s nicht.
Ausreden, wie „ich bin zu bedeutungslos“, „habe keine Macht“ oder „werde manipuliert“, sind vorgeschobene Gründe, um sich nicht zu bewegen. Die Haltung, dass sich erst der Andere ändern muss, damit ich selbst anfangen kann, liebevoll zu handeln, führt zur Fremdbestimmung, Stagnation und somit ins Leere. Die hohe Kunst ist es, nicht auf die anderen zu schauen, sondern JETZT bei sich anzufangen, ohne WENN und ABER. Das erfordert freilich eine ordentliche Portion Mut, weil man sich vom Strom der „Lemminge“ verabschieden muss.
Das Individuum ist der zentrale Schlüssel, um Liebe ganzheitlich in der Gesellschaft stärken zu können, damit überall Heilung stattfinden kann. Es beginnt im kleinsten zu wirken und zieht dann immer größere Kreise. In der Partnerschaft, in der Familie, im Beruf etc. Was wir im Kleinen verändern, wirkt sich durch persönliche Begegnungen dann im Großen aus. Das ist wie bei dem „Schneeballeffekt.“ Ein kleiner Schneeball, der den Hang herunterrollt und dabei immer mehr Schnee einwickelt, wird irgendwann zu einer großen Lawine, die den ganzen Hass, das ganze Leid wegrollt.
Was wäre die Welt ohne Liebe?
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden führende Kinderärzte auf die Problematik der Findelhäuser aufmerksam. Damals prägten die Mediziner den Begriff „psychischer Hospitalismus". Trotz guter hygienischer Bedingungen war nämlich die Säuglingssterblichkeit in Säuglingsheimen besonders hoch, in denen es an Zuwendung fehlte. Diejenigen, die überlebten, zeigten im Laufe des Heranwachsens starke Verhaltensauffälligkeiten. Sobald sich das Pflegepersonal den Säuglingen ausreichend widmete, ging die Sterblichkeit erheblich zurück. Diese damalige Beobachtung ist ein klares Indiz dafür, wie wichtig Geborgenheit, menschliche Wärme und Zuwendung (Liebe) für eine gesunde Entwicklung ist.
Sicher ist eines: Die Liebe ist in ihrem Facettenreichtum über heilige Schriften aller Religionen, Gedichte, Romane, Filme, Gesänge etc. auf vielfältige Weise immer wieder beschrieben, aber auch verherrlicht worden, seitdem sich Menschen über Sprache und Schrift verständigen können. Und doch bleibt sie für viele Menschen ein großes rätselhaftes Geheimnis. Manche haben sie in ihrem Leben nicht wirklich gespürt oder in ihrer wunderbaren Kraft und Fülle kennengelernt, weil sie sie nicht oder nur zeitweise bzw. nicht in ihrer vollen Blüte zugelassen haben. Aufgrund ihrer persönlichen Enttäuschungen, Abgeklärtheit oder kopfgesteuerten nüchternen Sachlichkeit führt dies zu dem Trugschluss, sie existiere deshalb nicht oder sei nur etwas für hoffnungslos romantische Träumer, denen der Sinn für jegliche Realität fehlt oder abhanden gekommen ist. Diese Menschen haben sich täuschen lassen und können daher das „Liebesgesäusel“ nicht mehr hören. Auch wenn der Begriff „Liebe“ abgegriffen und verbraucht erscheint, so gibt es nur dieses eine Wort, das in allen Sprachen der Welt zu finden ist. Aus meiner Sicht ist JETZT die Zeit reif, dieses Wort wieder mit seinem wahrhaftigen Sinngehalt zu füllen und dies entsprechend zu leben.
Oder ist die Liebe doch nur eine Idee der Menschheit und somit eine Illusion, eine tiefe Sehnsucht in uns nach Verschmelzung, der wir hinterherlaufen und die wir verherrlichen?
Nun, es gibt nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Man muss sich auf dieses Gefühl, diese besondere Energie einlassen und dieses außergewöhnliche Phänomen auf sich wirken lassen. Doch in der modernen Welt der Wissenschaften und Datensammlungen wird oftmals abgelehnt, was sich nicht mit dem Verstand beweisen lässt. Und wenn man etwas ablehnt, kann man es nicht erfahren. Das sind ganz banale Gesetzmäßigkeiten.
Ich beobachte dieses grundsätzliche Dilemma bei uns Menschen in Bezug auf alle Sachverhalte: Wir leugnen in der Regel die Existenz dessen, was wir nicht selbst erfahren bzw. erlebt haben oder plappern einfach etwas nach, was wir mehrfach gehört oder gelesen haben und deshalb für die absolute Wahrheit halten. Die starre Festlegung auf die eigene kleine Welt lässt Vorstellungen über andere Realitäten oftmals nicht zu. Diejenigen, die sich über diese Zusammenhänge nicht bewusst sind, werden das beschriebene Phänomen natürlich vehement bestreiten. Das ist für sie auch folgerichtig, denn sie leben gedanklich in einem geschlossenen Käfig und können gar nicht anders.
Die vielfältige Deutung von Liebe führt leider auch dazu, dass sie missverstanden und...