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Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen: Die Beispiele Stettin und Lublin

AutorJulia Roos
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783842800175
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,99 EUR
Durch die Ermordung der polnischen Juden durch die Nationalsozialisten, durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung der Deutschen und Ukrainer sowie durch den Verlust der sehr stark multinational geprägten Gebiete östlich der Curzon-Linie entstand in Folge des 2.Weltkriegs ein polnischer Staat, der zu 98% von Polen bewohnt war – von denen 97% dem katholischen Glauben angehörten. Doch das bauliche Erbe des einstigen Vielvölkerstaates blieb dem Nationalstaat Polen erhalten.

Beim Wiederaufbau nach dem 2.Weltkrieg stand weniger ein konservatorischer Ansatz, sondern eine Betonung der eigenen, rein polnischen Geschichte im Vordergrund. Das multikulturelle Erbe, das Zugang zu der vielschichtigen Vergangenheit des polnischen Staats ermöglicht hätte, wurde hierbei national überformt.

Wie man im Nachkriegspolen mit dem als deutsch wahrgenommenen Erbe umging, wird anhand der Stadt Stettin aufgezeigt: Während man in der Propaganda eine Abkehr von den Zeugnissen der „Jahrhunderte langen Fremdherrschaft“ sprach, griff man auf viele städtebauliche Konzepte der Vorkriegszeit zurück. Dagegen zeigt das Beispiel der Stadt Lublin, dass das als „pozydowski“ (nach den Juden) bezeichnete Erbe vollständig aus dem Stadtbild verdrängt wurde – ohne thematisiert zu werden. Das Gebiet der jüdischen Stadt wurde vollkommen ahistorisch überformt: Ein in den 1950er Jahren angelegter Schlossplatz mit einer „Pseudo-Renaissance“-Architektur gaukelt dem kunsthistorischen Laien eine Kontinuität der Stadtstruktur vor.

Dies erklärt auch, warum die Bemühungen im Zuge einer Wiederentdeckung des multikulturellen Erbes in den ehemals deutschen Gebiete viel weiter gediehen sind, als der Umgang mit der jüdischen Vergangenheit im Osten Polens.

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Inhaltsverzeichnis
Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen1
I Inhaltsverzeichnis3
II Abbildungsverzeichnis7
III Abkürzungsverzeichnis8
1. Einleitung9
1.1 Fragestellung der Ausarbeitung10
1.2 Methodisches Vorgehen: Vergleich Stettin – Lublin11
1.3 Definitionsbestimmung: Was ist ‚deutsches’, was ‚jüdisches’ Bauerbe?13
1.4 Aktueller Forschungsstand, Literatur- und Quellenanalyse13
1.5 Aufbau der Arbeit16
1.6 Eingrenzung des Themas17
1.7 Anmerkungen zur Verwendung polnischer Städtenamen und geographischer Bezeichnungen17
2. Das multikulturelle Erbe Polens18
2.1 Vor dem Zweiten Weltkrieg: Polen als Vielvölkerrepublik18
2.2 Zäsur Zweiter Weltkrieg: Polens Weg zum homogenen Nationalstaat19
2.3 Kriegszerstörungen und Migrationbewegungen in Polen22
3. Wie Feuer und Wasser: Nationale Propaganda und Kommunismus25
3.1 Die kommunistische Machtübernahme25
3.2 Hindernisse und Widerstände27
3.3 ‚Kommunismus mit nationalem Gesicht’29
4. Geschichte im Dienst der Machtstabilisierung31
4.1 Polens Flucht in die Geschichte31
4.2 Kommunistische Geschichtspolitik33
5. Denkmalpflege und Wiederaufbau in Polen38
5.1 Denkmalpflege vor dem Zweiten Weltkrieg38
5.2 Denkmalpflege im Kommunismus40
5.3 Vergleich zu den westlichen Staaten47
5.4 Denkmalpflege und das multikulturelle Erbe48
6. Wiederaufbau50
6.1 Das Konzept der sozialistischen Stadt51
6.2 ‚National im Inhalt’52
7. Das deutsche Erbe in den Nord- und Westgebieten56
7.1 Integrierende Wirkung der Angst vor den Deutschen56
7.2 Piastenpolitik: Legitimierung der Besiedlung der West- und Nordgebiete59
7.3 Identifikations- und Sicherheitsangebot für die Umgesiedelten61
7.4 Die oberflächliche Zerstörungen des Deutschen62
8. Das Beispiel Stettin64
8.1 Rahmenbedingungen des Wiederaufbaus64
8.2 Der Bruch mit dem Deutschen im Wiederaufbau67
9. Brüche in der Stadtplanung69
9.1 Der Umgang mit Denkmälern69
9.2 Denkmalschutz in Stettin70
9.3 Brüche in der Stadtstruktur74
10. Kontinuitäten zur deutschen Zeit76
10.1 Der Umgang mit Denkmälern76
10.2 Denkmalschutz und der Erhalt des deutschen Erbes77
10.3 Kontinuitäten in der Stadtstruktur: Vergleich zu den Planungen aus deutscher Zeit83
11. Fazit: Der Wiederaufbau Stettins zwischen Propaganda und Wirklichkeit87
12. Das jüdische Erbe in Ostpolen89
12.1 Jüdische Siedlungen in Polen: Ostjuden als Nation?89
12.2 Die Vernichtung des jüdischen Lebens durch die Nationalsozialisten90
12.3 Das polnisch-jüdische Verhältnis91
12.4 Das bauliche Erbe der Juden in Polen96
13. Das Beispiel Lublin100
13.1 Siedlungsstrukturen innerhalb der Stadt Lublin100
13.2 Rahmenbedingungen des Wiederaufbaus103
13.3 Kompetenz- und Finanzverteilung im Wiederaufbau104
14. Brüche in der Stadtplanung106
14.1 Überbauung der jüdischen Stadt106
14.2 Betonung des Polnischen: Sorgfältige Sanierung der Altstadt110
15. Frage nach Kontinuitäten112
15.1 Erhaltene Zeugnisse jüdischer Kultur112
15.2 Erinnerung an die jüdische Vergangenheit Lublins114
16. Fazit115
17. Schlussbetrachtungen118
17. 1 Zusammenfassung: Die Verdrängung des multikulturellen Erbes in Stettin und Lublin118
17.2 Aktuelle Entwicklungen119
18. Literaturverzeichnis122

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